Hier diskutieren wir Kapitel V. ab "Brotgeberinnen" zu Ende. (In meiner Ausgabe S. 242-330).
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Und es verdeutlicht auch wieder die Bürde, dass sie diejenige ist, die die Schwestern und auch den Vater retten muss. Schrecklich!Iris Schicksal nimmt mich richtig mit. Sie sieht keinen anderen Ausweg, als Richard zu heiraten.
Das ist eben nur möglich, weil Iris so absolut kein Selbstbewusstsein hat.Man bringt einen Menschen dazu, dass er seinen eigenen Gefühlen nicht mehr traut, dass er sich selbst als dumm und unfähig bewertet. Dieser Prozess wird hier sehr gut beschrieben.
Ich fand auch besonders schlimm, dass Richard offenkundig nicht erwartet, dass Iris Spaß daran findet. Damit sie nicht auf den Geschmack kommt - auch hier will er sie dominieren.In der Schilderung der ersten sexuellen Kontakte zwischen den Eheleuten wird sehr viel deutlich. Man leidet mit dem jungen Mädchen mit.
Seine Schwester deutet ja auch deutlich an, dass er sich die Hörner bereits abgestoßen hat und es wohl auch Gerede deshalb gab....Ich fand auch besonders schlimm, dass Richard offenkundig nicht erwartet, dass Iris Spaß daran findet. Damit sie nicht auf den Geschmack kommt - auch hier will er sie dominieren.
Den Report der Magd gab es schon, als ich in der Oberstufe war. Er muss deutlich älter sein. Das ist eine wuttuge Erklärung...Hat Atwood den Report vor oder nach dem Mörder geschrieben?
Da habe ich auch ein ! am Rand. 243: „Alle, die älter waren als ich, hatten es sich zum Lebensziel gesetzt, mich abzulehnen.
Blau wirkt kühl, sachlich. Das würde ja passen. ich habe im ersten Moment an der Stelle an Ertrinken gedacht, dass sie keine Luft mehr bekommt. @MRO1975Laura hat Iris blau koloriert, „weil sie schläft“. Was hat sie damit wohl gemeint?
Sehr schöne Zusammenfassung von dir, liebe @Querleserin ! Ich danke Dir!Jetzt also das Dinner am Labour Day, zu dem Laura Alex eingeladen hat. Reenie zieht das einzige Kochbuch, das sie hat, zu Rate, in dem Frauen u.a. als Brotgeberinnen bezeichnet werden - sie sind es, die gleichzeitig unnahbar, geheimnisvoll sein sollen, in Männern Leidenschaft wecken und natürlich für das tägliche Brot sorgen - das Frauenbild der Jahrhundertwende.
Kulinarisch misslingt das Dinner, da Reenie es nicht gewohnt ist, für so viele Menschen auf diesem Niveau zu kochen - das Essen spiegelt das sinkende Schiff der Chases wider. Mit der Knopffabrik geht es bergab. Richard Griffen und seine Schwester sind anwesend - man ahnt, dass die Ehe zwischen Iris und Richard angebahnt werden soll. Letzterer macht "Inventur" und nimmt das Haus genau in Augenschein. Alex hingegen gibt kaum etwas preis von sich - man erfährt lediglich, dass er ein Kriegswaise ist und nicht weiß, woher er kommt - irgendwo aus Europa...
Nach dem Dinner beschließt Laura beim Zeitungsreporter Murray in die "Lehre", um zu lernen, wie man Fotos entwickelt und koloriert. Ihr eigentliches Ziel ist das Negativ, auf dem sie, Iris und Alex während des Picknicks zu sehen sind. Nachdem sie es entwendet hat und zwei Abzüge gemacht hat, beendet sie ihre "Arbeit" dort - sie hat ihr Ziel erreicht. Danach wendet sie ihre Aufmerksamkeit der Suppenküche für die Armen zu. Es scheint so, als komme Laura ganz nach ihrer Mutter - ein barmherziger Engel, dem man immer weniger zutraut, diesen Roman geschrieben zu haben. Allerdings trifft sie sich heimlich mit Alex...wie im Roman.
Währenddessen zieht Iris Vater sie als Nachfolgerin der Firma heran, sie muss mit in die Knopffabrik und begleitet ihn - etwas, das sie eigentlich nicht möchte - aber hat sie eine Wahl?
Doch dann wird die Fabrik stillgelegt, es kommt zu Ausschreitungen, einem Generalstreik, das, was man auch schon in den Zeitungsausschnitten erfahren hat und letztlich steht die Knopffabrik in Flammen. Angeblich steckt Alex dahinter, der auch einen Wachmann erschlagen haben soll. Nichtsdestotrotz versteckt Laura ihn zunächst im Kühlkeller und danach mit Iris Hilfe auf dem Dachboden.
Mehrere Ereignisse bringen die Vermutung, wer denn nun den Roman "Der blinde Mörder" geschrieben hat und wer das Liebespaar ist, wieder ins Wanken. Zunächst erfährt man, dass Alex Schreibhefte verlangt und auf dem Dachboden in Schulhefte (!) schreibt. Dann kommt es zu einem Kuss zwischen Iris und Alex, bevor er schließlich das Haus verlässt. Offensichtlich ist, dass beide Mädchen in ihn verliebt sind - er jedoch eher Iris begehrt. Ist er der Verfasser des Romans? Beide Mädchen besitzen zudem ein Foto, auf dem jeweils die Hand der anderen zu sehen ist...
Iris wird von ihrem Vater mit Richard verheiratet - eine Vernunftentscheidung, denn schließlich muss sie für sich und ihre Schwester sorgen. Winifred nimmt sich ihrer an und macht ihr unmissverständlich deutlich, wer das Sagen hat.
Die Hochzeitsnacht und -reise verdeutlichen bereits, dass dies keine glückliche Ehe werden wird.
Dieses Verwirrspiel ist doch einfach nur köstlich gezeichnet, oder? Die Atwood schreibt einfach hervorragend.Jetzt also das Dinner am Labour Day, zu dem Laura Alex eingeladen hat. Reenie zieht das einzige Kochbuch, das sie hat, zu Rate, in dem Frauen u.a. als Brotgeberinnen bezeichnet werden - sie sind es, die gleichzeitig unnahbar, geheimnisvoll sein sollen, in Männern Leidenschaft wecken und natürlich für das tägliche Brot sorgen - das Frauenbild der Jahrhundertwende.
Kulinarisch misslingt das Dinner, da Reenie es nicht gewohnt ist, für so viele Menschen auf diesem Niveau zu kochen - das Essen spiegelt das sinkende Schiff der Chases wider. Mit der Knopffabrik geht es bergab. Richard Griffen und seine Schwester sind anwesend - man ahnt, dass die Ehe zwischen Iris und Richard angebahnt werden soll. Letzterer macht "Inventur" und nimmt das Haus genau in Augenschein. Alex hingegen gibt kaum etwas preis von sich - man erfährt lediglich, dass er ein Kriegswaise ist und nicht weiß, woher er kommt - irgendwo aus Europa...
Nach dem Dinner beschließt Laura beim Zeitungsreporter Murray in die "Lehre", um zu lernen, wie man Fotos entwickelt und koloriert. Ihr eigentliches Ziel ist das Negativ, auf dem sie, Iris und Alex während des Picknicks zu sehen sind. Nachdem sie es entwendet hat und zwei Abzüge gemacht hat, beendet sie ihre "Arbeit" dort - sie hat ihr Ziel erreicht. Danach wendet sie ihre Aufmerksamkeit der Suppenküche für die Armen zu. Es scheint so, als komme Laura ganz nach ihrer Mutter - ein barmherziger Engel, dem man immer weniger zutraut, diesen Roman geschrieben zu haben. Allerdings trifft sie sich heimlich mit Alex...wie im Roman.
Währenddessen zieht Iris Vater sie als Nachfolgerin der Firma heran, sie muss mit in die Knopffabrik und begleitet ihn - etwas, das sie eigentlich nicht möchte - aber hat sie eine Wahl?
Doch dann wird die Fabrik stillgelegt, es kommt zu Ausschreitungen, einem Generalstreik, das, was man auch schon in den Zeitungsausschnitten erfahren hat und letztlich steht die Knopffabrik in Flammen. Angeblich steckt Alex dahinter, der auch einen Wachmann erschlagen haben soll. Nichtsdestotrotz versteckt Laura ihn zunächst im Kühlkeller und danach mit Iris Hilfe auf dem Dachboden.
Mehrere Ereignisse bringen die Vermutung, wer denn nun den Roman "Der blinde Mörder" geschrieben hat und wer das Liebespaar ist, wieder ins Wanken. Zunächst erfährt man, dass Alex Schreibhefte verlangt und auf dem Dachboden in Schulhefte (!) schreibt. Dann kommt es zu einem Kuss zwischen Iris und Alex, bevor er schließlich das Haus verlässt. Offensichtlich ist, dass beide Mädchen in ihn verliebt sind - er jedoch eher Iris begehrt. Ist er der Verfasser des Romans? Beide Mädchen besitzen zudem ein Foto, auf dem jeweils die Hand der anderen zu sehen ist...
Iris wird von ihrem Vater mit Richard verheiratet - eine Vernunftentscheidung, denn schließlich muss sie für sich und ihre Schwester sorgen. Winifred nimmt sich ihrer an und macht ihr unmissverständlich deutlich, wer das Sagen hat.
Die Hochzeitsnacht und -reise verdeutlichen bereits, dass dies keine glückliche Ehe werden wird.
Dies ist mir auch aufgefallen und könnte Winifred eine leitende Position unterstellen.Interessant, dass sie Winifred als Zuhälterin bezeichnet...
Iris wird erst später zu einer stärkeren Frau, auch interessant, wie sind dann Laura und Iris? Wer ist stärker und wer schwächer? Und wie variiert das im Laufe der Zeit?So, nun habe auch ich den Abschnitt beendet. Bei diesem Buch bin ich wieder sehr dankbar für die Zusammenfassung, liebe @Querleserin !
Einiges möchte ich noch ergänzen, was mir aufgefallen ist: Iris hat ein schlechtes Selbstbild. Sie hat ja auch nie Aufmerksamkeit oder gar Bestätigung erfahren. Töricht auch, dass sie nie zur Schule gehen durfte. Auch dort hätte sie die Chance gehabt zu zeigen, was sie kann. Stattdessen fanden kaum Aussenkontakte statt.
Infolge dessen fühlt sie sich "von allen, die älter sind als ich" abgelehnt. Das zieht sich durch ihr Leben, findet in der Beziehung zu Richard und seiner Schwester eine Entsprechung.
Das ist eben nur möglich, weil Iris so absolut kein Selbstbewusstsein hat.
Herrlich fand ich immer wieder Reenie mit ihren Griffen in die Klischeekiste - gerade wenn es um Alex geht
Bei dem Dinner war mir noch nicht klar, dass Iris an Richard geopfert werden sollte, muss ich sagen. Ich vermutete eher geschäftliche Interessen dahinter (im Sinne von wirtschaftlich)
Ich finde es befremdlich, dass der Vater so sehr darunter leidet, dass er seinen Männern keine Arbeit mehr anbieten kann, aber das Schicksal seiner Tochter ihn völlig kalt lässt. Er erwartet diese Ehe von Iris einfach. Dieser Zusatz "Es liegt allein bei dir", ist lediglich eine Floskel.
Wieder muss sich Iris für sich und ihre Schwester opfern...
In der Schilderung der ersten sexuellen Kontakte zwischen den Eheleuten wird sehr viel deutlich. Man leidet mit dem jungen Mädchen mit.
Herrlich auch die Auseinandersetzung des Vaters mit Callie Fitzsimmons!
Das Buch zu lesen bereitet richtiggehend Genuss: es sind so viele gekonnte Formulierungen darin! Einige habt ihr genannt, aber es gibt noch viele mehr
Kann dies nicht auch so eine Männer und Frauen Geschichte sein. Vor seinen Arbeitern (Die meisten sind Männer. Er ist ihr Vorgesetzter.), möchte er glänzen. Vor seinen Töchtern nicht. ???Ich finde es befremdlich, dass der Vater so sehr darunter leidet, dass er seinen Männern keine Arbeit mehr anbieten kann, aber das Schicksal seiner Tochter ihn völlig kalt lässt. Er erwartet diese Ehe von Iris einfach. Dieser Zusatz "Es liegt allein bei dir", ist lediglich eine Floskel.
Wieder muss sich Iris für sich und ihre Schwester opfern...
Hab da auch sofort an den Report der Magd denken müssen.Im Zusammenhang mit dem Verstecken von Alex vergleicht sich Iris mit „Martha“, die sich um die banalen Alltagsdinge kümmert. Hier musste ich unwillkürlich an den Report der Magd denken. Dort wurden Frauen genau definierte Rollen zugewiesen und sie erhielten biblische Namen, denen die Rollen nachempfunden waren. Die Marthas haben sich um den Haushalt gekümmert. Hat Atwood den Report vor oder nach dem Mörder geschrieben?