4. Leseabschnitt: Kapitel "Das Flugzeug, der Traktor und das Warten" bis Ende

Mikka Liest

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@claudi-1963

Ich fand es so tragisch, dass diese brave, treue Hündin gestorben ist, ohne dass ihr geliebter Mensch dabei war... ⠀

Ist das nicht eigentlich sowieso ein Unding, dass der Hausmeister in seiner Freizeit nicht im Pool schwimmen darf? Ich kann nicht begreifen, wieso da jemand ein Problem mit hat, so ein bornierter Standesdünkel...⠀

Aber ja, ich denke, Sedgewick hätte auch jeden anderen Anlass fabriziert, um Paul loszuwerden... Und ich glaube schon, dass Paul ihn ertränkt hätte, er schien ja kurz davor, sich selber zu ersäufen, um Sedgewick nicht loslassen zu müssen.⠀

Ich hätte unheimlich gerne Patricks Reaktion auf die geschenkten Bücher gesehen!⠀

@SuPro

Ich stimme dir voll und ganz zu, dass ist wirklich eine Liebesgeschichte, die nicht in die Kitschfalle tappt!⠀

Irgendwie dachte ich mir schon, dass Pauls Ausraster irgendwas mit Nouk zu tun haben würde, denn er liebt diese Hündin wirklich sehr. (Kann ich gut verstehen!) Und in diesem Moment sind Jahre der angestauten Frustration explodiert...⠀
 
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Mikka Liest

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14. Februar 2015
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Hilter am Teutoburger Wald
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Dubois gelingt es, über das kleine Universum des Hausmeisters Paul darzulegen, wie sich die (westliche) Welt heute präsentiert. Die Werte haben sich verschoben, Kosten-Nutzen-Überlegungen zählen weitaus mehr als das einzelne Schicksal, die Excel-Typen und Betriebswirte entscheiden über Dinge, die eigentlich nicht messbar sind. Werte wie Mitmenschlichkeit, Hilfsbereitschaft, Zugewandtheit werden an die Wand gedrückt, die Prämisse Zeit ist Geld steht über allem, für jede Sekunde muss Rechenschaft abgelegt werden. Wenn man darüber nachdenkt, bekommt man gleich wieder das K...zen, aber wer steht denn wirklich dagegen auf? Nehmen wir die Veränderungen z.B. im sozialen Bereich (immer mehr Vorschriften, Bürokratismus und Dokumentationszwang zu jeder Kleinigkeit) nicht auch hin, wenn auch zähneknirschend? Geht es uns nicht ähnlich wie Paul, dass wir vor der Entscheidung stehen: wir ertragen es irgendwie, weil wir Geld verdienen müssen - oder wir suchen den Neuanfang?

Sehr schön gesagt!
 
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Barbara62

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19. März 2020
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Das mag schon sein, dass ein anderes Umgehen mit diesem idiotischen Vorgesetzten wünschenswert gewesen wäre. Allerdings funktioniert dann die gesamte Konstruktion des Romans nicht mehr. Die Frage war doch, weshalb landet ein friedlicher und hilfsbereiter Mensch im Gefängnis.
Ich kann mir schon vorstellen, dass auch dem friedlichsten Zeitgenossen irgendwann der Kragen platzt. Paul hat nicht geplant zugeschlagen, sondern im Affekt, die Wut hatte sich lange angestaut. Klar, er hätte es anders lösen müssen, aber wir sind eben alle nicht perfekt. Mir hat diese Erklärung genügt, aber ich verstehe auch, wenn es anderen anders erging.
 

Barbara62

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Ja, aber mein Schluss ist dann anders: Für mich funktioniert deshalb der Roman eben nicht. Bei dem geht es doch um die Frage, wie kann ein solch menschlicher Mann zum Verbrecher werden. Und die gelieferte Antwort ist für mich eben nicht überzeugend!
Ist man tatsächlich schon ein Verbrecher, wenn man im Affekt zuschlägt? Das Wort wäre mir hier zu hart, ich würde eher von Straftäter sprechen. Oder ist das Wortklauberei? Ich selbst würde die Bezeichnung Verbrecher eher bei Vorsatz benutzen.
 

Anjuta

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8. Januar 2016
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Ist man tatsächlich schon ein Verbrecher, wenn man im Affekt zuschlägt? Das Wort wäre mir hier zu hart, ich würde eher von Straftäter sprechen. Oder ist das Wortklauberei? Ich selbst würde die Bezeichnung Verbrecher eher bei Vorsatz benutzen.
Da hast du sicher recht. Deine Wortwahl ist sehr viel besser, meine zeugt eher von geringem Nachdenken.
 

KrimiElse

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Auch für mich verdichtete sich der Verdacht, dass Sedgwick das Opfer von Pauls Angriff sein würde. Es hat lange gelitten und geduldet, Winona als Ausgleich ist weg und damit seine Flucht aus dem Excelsior. Zum Roman passend und logisch ersonnen. Etwas reißerischeres hätte mich wohl enttäuscht. So hat bei Paul das „Schicksal“ zugeschlagen, indem es ihm den Halt nahm, und nach scheinbarem Aufrichten gänzlich richtete.
Für mich steckt viel Traurigkeit in dem letzten Leseabschnitt, aber auch kleine Hoffnung auf einen Neuanfang in Skagen, der zum Glück überhaupt nicht ausgewalzt wird. Für mich ein passendes und friedliches Ende, wenn auch mit der Casinonummer und dem Schwimmbad ein bisschen tief in die Pathoskiste gegriffen wurde. Doch das verzeihe ich gerne, denn unterhalten hat mich das Buch hervorragend, und alle Abschweifungen und Übertreibungen sind grandios formuliert - wie ich zuvor schon schrieb nahe am Zuviel mit hoher Kunst vorbei geschrammt. Ich schwanke zwischen 4 und 5 Sternen, denn gelangweilt habe ich mich nie und schnell über etwas hinweggelesen habe ich auch an keiner Stelle (nun gut, ich bin auch grundsätzlich Technikerin).
 
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Gute Unterhaltung, eine Sprache mit wunderbaren Bildern und drolligen Wortschöpfungen, und das ein oder andere habe ich dabei gelernt. Es war nicht unbedingt das, was ich vom Prix Goncourt erwartet hätte, aber eine Lektüre, die fast durchgehend Spaß gemacht hat. Für ein heißes Wochenende hat es gepasst, da hätte ich eine schwerere Kost nicht vertragen. Für mich ein 4-Sterne-Buch, das ich zur Lektüre guten Gewissens empfehlen kann, aber keine unvergessliche Literatur.
Unvergesslich ist es nicht, aber die Geschichte hat mich durchaus bewegt.
 
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Ich denke nicht, dass Paul passiv ist und sich anpasst. Nein, er ist einer, der seine Aufgabe ernst nimmt, dem die Menschen am Herzen liegen und der deshalb mehr macht, als sein Job erfordert. Aber die Zeiten sind leider so, dass es nicht um Mitmenschlichkeit geht, sondern um Kostenersparnis und Effizienz. Eigentlich sollte sein Job vor den Wohnungstüren aufhören, doch Paul hört den Menschen zu, kümmert sich, wenn welche krank sind usw. Dass so einer dann wegen einer Nichtigkeit seine Arbeit verliert, der er jahrzehntelang pflichtbewusst nachging, ist mehr als traurig.
Genau das macht den Roman auch für mich aus, das dies gezeigt wird, wenn auch an Pauls Schicksal, dass ihm alles nimmt. Traurig und schlimm, wie alles zusammenkommt.
 
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Dubois gelingt es, über das kleine Universum des Hausmeisters Paul darzulegen, wie sich die (westliche) Welt heute präsentiert. Die Werte haben sich verschoben, Kosten-Nutzen-Überlegungen zählen weitaus mehr als das einzelne Schicksal, die Excel-Typen und Betriebswirte entscheiden über Dinge, die eigentlich nicht messbar sind. Werte wie Mitmenschlichkeit, Hilfsbereitschaft, Zugewandtheit werden an die Wand gedrückt, die Prämisse Zeit ist Geld steht über allem, für jede Sekunde muss Rechenschaft abgelegt werden.
Applaus dafür, dass du den Nagel auf den Kopf triffst.
 
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Mir hat dieses Ende wunderbar gefallen. Für mich hat es die Geschichte irgendwie rund gemacht. Mit dem Ort verbindet er Schönes und Gutes und Friedvolles. Es ist eine Verbindung zu seinem Vater, den er sehr geliebt hat und den er sehr vermisst. Es ist ein Ort, an dem Leute leben, die wohlwollend und offen sind. Es ist der Ort, an dem sich seine Eltern in einander verliebt haben. Der Ort, der zu seinem Wurzelwerk gehört.
Genau. Und in seinem schlimmsten Moment hatte er sich die Umarmung seines Vaters gewünscht.