4. Leseabschnitt: Kapitel 79 bis 106 (Seite 274 bis Ende)

otegami

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17. Dezember 2021
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Es ging mir darum, dass @otegami keinen Fanatismus in Louis Handeln sah und wollte darauf provokant reagieren.
So, so! :monocle :cool:

Also: Ich habe mit Louis überhaupt kein Glaubwürdigkeitsproblem, finde aber trotzdem sein Handeln außerhalb der normativen Reaktionen bei Menschen in seiner Situation.
Was ist da schon die Richtschnur?! Es ist eine Ausnahmesituation und da reagiert jeder anders! :helo
 

GAIA

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27. Dezember 2021
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Was ist da schon die Richtschnur?! Es ist eine Ausnahmesituation und da reagiert jeder anders! :helo
Naja, ethisch-moralische Grundlagen, das Strafrecht oder meinetwegen auch die 10 Gebote könnten hier eine Richtschnur sein, um einen geplanten Mord auf der Grundlage der Enttäuschung über seinen nicht-reagierenden Vater als durchaus "extrem", "fanatisch" oder "wahnhaft" zu bezeichnen. :think
 

otegami

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17. Dezember 2021
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Naja, ethisch-moralische Grundlagen, das Strafrecht oder meinetwegen auch die 10 Gebote könnten hier eine Richtschnur sein, um einen geplanten Mord auf der Grundlage der Enttäuschung über seinen nicht-reagierenden Vater als durchaus "extrem", "fanatisch" oder "wahnhaft" zu bezeichnen. :think
Das Strafrecht und die 10 Gebote sehe ich als Schutz der Mitbürger vor solchem Verhalten an. (Das ist auch die Aufgabe des Staates!) Nichtsdestotrotz ist der geplante Mord von ihm in meinen Augen weder extrem, fanatisch oder wahnhaft, sondern ich verstehe Louis da vollkommen! Liebe @GAIA , da kannste nix machen, da gelingt es Dir auch nicht, mich vom Gegenteil zu überzeugen! ;)
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Mir hat das Wortspielchen am Ende gut gefallen, er wollte seinen Vater treffen, doch es hat nicht geklappt. Losgelöst von dem uns bekannten Ereignis wirft dieser Satz natürlich ein ganz anderes Bild.
Schade fand ich, dass Louis Familie wohl nie erfahren wird, was sich zugetragen hat. Die Sorgen werden sicher groß sein, die Hoffnung, dass er wiederkommt, berechtigterweise bald schwinden.
Ein Roman, den ich sehr gelesen habe, trotz des Ausgang, was sicher daran liegt, das mir das Ende von Anfang an klar war. Als das erste mal die Cholera erwähnt wurde, habe ich schon vermutet, dass sie ihm zum Verhängnis werden könnte. Später habe ich es fast schon verworfen gehabt, da es so viele Gelegenheiten gab sich anzustecken, die alte Frau im Teppich usw, und er nie krank wurde. Tja, dumm gelaufen.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Geärgert habe ich mich trotzdem über Louis. Besonders an dem Punkt, an dem er als geheilt hätte die Klinik verlassen können. Wer hätte da nicht gedacht: „Endlich zurück zur Familie“. Aber nein, der Kerl versaut alles und reitet schon wieder nach Paris...
Das habe ich ihm eigentlich gar nicht zugetraut. Er liebte Frau und Kinder, doch am Ende war es wirklich wie ein Wahn bezüglich des Vaters.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Und wenn man seinen Vater nicht persönlich treffen kann, ihn dann wenigstens mit einer Kugel „treffen“ will?! Nicht ein bisschen fanatisch? :rolleyes: ;)
Ich habe irgendwo gelesen, dass es tatsächlich einen erfolglosen Attentäter namens Louis gegeben hat und ich denke, dass Lewinsky davon weiß und es auch aus diesem Grund in die Handlung eingebaut hat.
 

parden

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Und das Ende hat mir besonders gut gefallen. Wie das letzte Kapitel an das erste anschließt und das erste an das letzte. Natürlich habe ich gleich noch einmal das erste Kapitel gelesen. (Wer macht das nicht an dieser Stelle?) Und mir gefällt der Kniff sehr, dass die letzten vier Zeilen, die ersten vier Zeilen sind. Dass sich die beiden Totengräber für den Toten zwar die richtigen Lebensumstände ausgedacht haben, aber für eine ganze Lebensgeschichte keine Zeit war. Das hat dann Lewinsky für sie übernommen. Und noch einmal: Toll gemacht!
Das fand ich auch einen tollen Kniff. Und ja, auch ich habe gleich am Ende das erste Kapitel noch einmal gelesen. :D
 

parden

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Geschichten erzählen kann er, der Charles Lewinsky. Das Ende konnte aufgrund des Aufbaus mit der Rahmenhandlung auf dem Friedhof niemanden überraschen. Der vierte Abschnitt hat mir allerdings nicht ganz so gut gefallen wie die vorherigen. Ich fand ihn doch recht wirr, und dieses Sich-Hineinsteigern in den unbedingten Willen, von seinem Vater nicht nur empfangen, sondern auch anerkannt zu werden und ihn später dann zumindest für die Missachtung zu liquidieren, passte für mich nicht unbedingt zu der Figur des Louis, wie sie in den Abschnitten zuvor aufgebaut wurde. Aber wer weiß schon, was die Psyche eines Menschen alles beeinflusst, offenbar war das Maß nun voll. Und wie @RuLeka so informativ schrieb: offenbar war das Attentat ein weiterer realer Baustein, der in die Geschichte hineingeschrieben werden sollte.

Mich hat überdies gewundert, dass Louis offenbar doch keine so große Ähnlichkeit mit seinem Vater hatte wie ich dachte? Seine Mutter hat ihn ja bei ihrer einzigen Begegnung sofort erkannt und ihn aber für seinen Vater gehalten. Wieso das, wenn sie sich doch nicht so ähnlich sahen wie ich dachte? Und hätte im anderen Fall die Ähnlichkeit nicht auch anderen auffallen können/müssen? Dann hätte er womöglich auch Fürsprecher gefunden (oder wäre umgebracht worden, je nachdem wie bedrohlich der König die Situation empfunden hätte).
 

otegami

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17. Dezember 2021
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Mich hat überdies gewundert, dass Louis offenbar doch keine so große Ähnlichkeit mit seinem Vater hatte wie ich dachte? Seine Mutter hat ihn ja bei ihrer einzigen Begegnung sofort erkannt und ihn aber für seinen Vater gehalten. Wieso das, wenn sie sich doch nicht so ähnlich sahen wie ich dachte? Und hätte im anderen Fall die Ähnlichkeit nicht auch anderen auffallen können/müssen? Dann hätte er womöglich auch Fürsprecher gefunden (oder wäre umgebracht worden, je nachdem wie bedrohlich der König die Situation empfunden hätte).
Ich habe mir mal die Bilder von seinem Vater angeschaut! Also da klaffen ja Welten zwischen den Bildern in der Zeit als Lehrer in Graubünden und dann als König in späteren Jahren in Paris. (War wahrscheinlich auch dem guten Essen geschuldet! :rofl ) Seine Mutter hatte Louis-Philipp als jungen Mann kennengelernt und da bin ich schon überzeugt, dass da eine Ähnlichkeit zu Louis Chabos war. (Noch dazu, wo Frauen, sprich Mütter, noch mehr sehen als andere! ;))
Später konnte niemanden mehr eine Ähnlichkeit auffallen, schon gar nicht Fremden - da sah er ja als 'Birne' total anders aus! Außerdem kannte ja niemand die Zusammenhänge!
 

Literaturhexle

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Später konnte niemanden mehr eine Ähnlichkeit auffallen, schon gar nicht Fremden - da sah er ja als 'Birne' total anders aus!
Ach, unsere liebe @otegami: wenn sie sich erst einmal festgelegt hat, kann auch das klügste Argument sie nicht mehr erschüttern :rofl . Alles wird passend gemacht;)

Tatsache ist, dass wir es nicht wissen. Es spricht etwas für das Eine und etwas für das Andere. Lewinsky hat einen Roman geschrieben und er wollte keine zu offensichtliche Ähnlichkeit mit einem Happyend, das auch reichlich unwahrscheinlich gewesen wäre. Mir hätte der Roman allersings auch ohne versuchtes Attentat gefallen. Dein Internetfund, @RuLeka, könnte aber tatsächlich der Schlüssel zur Geschichte sein. Das macht es für.mich etwas leichter, die aus meiner Sicht zu krass geratene Figurenentwicklung von Louis zu akzeptieren.
 

RuLeka

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Mich hat überdies gewundert, dass Louis offenbar doch keine so große Ähnlichkeit mit seinem Vater hatte wie ich dachte? Seine Mutter hat ihn ja bei ihrer einzigen Begegnung sofort erkannt und ihn aber für seinen Vater gehalten. Wieso das, wenn sie sich doch nicht so ähnlich sahen wie ich dachte? Und hätte im anderen Fall die Ähnlichkeit nicht auch anderen auffallen können/müssen?
Die Mutter sah bei der Begegnung mit ihrem Sohn einen jungen Mann vor sich, der Ähnlichkeit hatte mit ihrem früheren Geliebten. Sie wird da einen völlig anderen Blick darauf gehabt haben als die andern aus Louis‘ Umfeld. Weshalb sollten die eine Ähnlichkeit sehen mit einem König in Frankreich, den sie überhaupt nicht kennen. Manchmal sind es ja nur kleine Details, die einem auffallen. Ich sehe das an meinen Enkelkindern. Oftmals ist es nur der Blick oder die Mundpartie, die übereinstimmt. So etwas sehen nur Nahestehende.
 

Literaturhexle

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Und hätte im anderen Fall die Ähnlichkeit nicht auch anderen auffallen können/müssen?
Ich mag jetzt nicht alle Argumente wieder aufgreifen. Es gibt hier eben zwei Lager (auf hohem Niveau zw. 4 und 5 Sternen). Erstere halten Louis' Verhalten für mehr oder minder fanatisch und wenig zur angelegten Figur passend.
Pardens Argument hat mich in meiner Ansicht bestärkt, dass das Ganze überzogen ist. WENN die Ähnlichkeit so frappierend wäre, hätte sie den ein oder anderen zum Nachdenken angeregt. Da ändern auch ein paar Pfündchen nichts. (Beispiele in der eigenen Familie könnte ich liefern;))
Aber: wir wissen es nicht. Jedes Lager argumentiert nach seinem Gusto;)
Charles Lewinsky ist der Spielmacher. Er hat es so geschrieben und nicht anders.
 

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Ich habe das Buch nun auch beendet, und tatsächlich hat mich der letzte Abschnitt etwas mehr gepackt als die vorherigen. Das liegt wohl daran, dass darin Louis' psychische Verfassung eine besondere Rolle spielt. Die Suche nach dem eigenen Vater finde ich nur menschlich. Manches mag überzogen sein; das wurde hier ja schon intensiv diskutiert.
Gefallen hat mir auch die Verbindung des Anfangs mit dem Ende. Das ist schon gut gemacht und anzuerkennen.