4. Leseabschnitt: Kapitel 7 und 8 (Seite 340 bis 455)

alasca

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13. Juni 2022
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Die Wiederbegegnung Rolands und Alissas, ihr Nicht-Verhältnis im weiteren Verlauf und der einsetzende Prozess des Alterns sind das Hauptthema in diesem LA. Politisch eine Zeit der Hoffnung, aber auch der Ernüchterung und des Aufgebens absoluter Ideale.

Die Schlafanzug-Episode mit Miriam - shocking. Der Zwiespalt zwischen Hörigkeit und Vernunft. Gut, dass er flüchtet, schlecht, zu welchem Preis. Das ist so eindringlich geschildert, dass ich mich die ganze Zeit förmlich gekrümmt habe und gedacht: Tu´s nicht! Tu´s nicht! Und wie er dann floh, nein, doch nicht so!! Krasser Stoff. An der Stelle ist Miriam böse, im biblischen Sinn. Eine Lilith, Kinderfresserin.

Roland beklagt, dass er in seinem Leben immer nur reagiert hat, ganz im Gegensatz zu Alissa, die tatsächlich die große Schriftstellerin geworden ist, die sie werden wollte, und das durch eine harte Entscheidung, die den Schmerz der anderen billigend in Kauf nimmt.

Allerdings sehe ich es nicht so - auch sie ist letztendlich nur reaktiv, denn die Fehlentscheidungen des mütterlichen Lebens sind die Grundlage ihrer Entscheidung. Insofern ist niemand frei in seinem/ihrem Wollen, auch Alissa nicht. Kann der Mensch wollen, was er will? Die große Frage: Nein, kann er nicht. Wir alle sind determiniert. Der Erfolg gibt Alissa recht, und wie McEwan Rolands ambivalente Gefühlslage dazu schildert, ist ganz großes Kino.

"War sie nicht eigennützig und kalt gewesen, als sie ihm ihre Liebe entzog? Und jetzt, in diesem Vorabexemplar, bot sie unbegrenzte schöpferische Wärme dar. Ein Ausbund humanistischer Tugend! Was für eine Täuschung. Nur in der Fiktion gestattet."

Mit Daphne macht Roland seine alten Fehler und bekommt die Quittung, während er noch darüber nachdenkt.

Rosalind ist endlich Witwe und statt nun aufzublühen, beginnt sie, den Verstand zu verlieren. Die Tragik des Alters. Blaupause der Kinder für die eigene Zukunft. Ganz existenzielle Themen in diesem LA.

Weiteres Thema: Kinder, die ihre Eltern überflügeln. Ich stelle mir vor, dass das stolz und bescheiden zugleich macht.

Ich mag die Figur Roland, sie ist, trotz aller Defizite, dem Guten verpflichtet. Wie die meisten Menschen; insofern steht er für uns alle.
 

Querleserin

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30. Dezember 2015
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Wadern
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Die Schlafanzug-Episode mit Miriam - shocking. Der Zwiespalt zwischen Hörigkeit und Vernunft. Gut, dass er flüchtet, schlecht, zu welchem Preis. Das ist so eindringlich geschildert, dass ich mich die ganze Zeit förmlich gekrümmt habe und gedacht: Tu´s nicht! Tu´s nicht! Und wie er dann floh, nein, doch nicht so!! Krasser Stoff. An der Stelle ist Miriam böse, im biblischen Sinn. Eine Lilith, Kinderfresserin.
Das hast du wunderbar auf den Punkt gebracht. Ich fand es regelrecht verstörend, wie sehr er sich ihr unterwirft. Wie demütigend nur im Schlafanzug herumzulaufen. Seine sexuelle Hörigkeit ist wirklich ausgeprägt. Was treibt sie um, ein Verhältnis mit einem 16-Jährigen einzugehen, in den sie sich bereits verliebt hat, als er 11 Jahre alt war. Auch das ist echt "shocking"! Und dann will sie ihn heiraten.
Die Flucht ist wirklich tragisch für Roland, dadurch verwehrt er sich eine echte Entwicklung. Er hätte zur Schule zurückkehren sollen.
Allerdings sehe ich es nicht so - auch sie ist letztendlich nur reaktiv, denn die Fehlentscheidungen des mütterlichen Lebens sind die Grundlage ihrer Entscheidung. Insofern ist niemand frei in seinem/ihrem Wollen, auch Alissa nicht. Kann der Mensch wollen, was er will? Die große Frage: Nein, kann er nicht. Wir alle sind determiniert. Der Erfolg gibt Alissa recht, und wie McEwan Rolands ambivalente Gefühlslage dazu schildert, ist ganz großes Kino.
Sie will die Fehler ihrer Mutter korrigieren, deren Bedauern und Trauer über ein "falsches" Leben sie ihre Kindheit lang gespürt hat, insofern ist sie auch nicht frei. Wir werden von unseren Eltern und den sozialen, gesellschaftlichen Umständen geprägt, sich daraus zu befreien, scheint nach McEwans Ausführungen unmöglich.
Dass Alissa ihr Kind verlässt, tut mir körperlich weh. Keinen Kontakt aufzunehmen ist dann folgerichtig, würde sie es tun, müsste sie auch mit Roland Kontakt pflegen und könnte wohl nicht mehr befreit schreiben. Ganz oder gar nicht. Mir tut Lawrence leid, denn auch er wird diese Bürde tragen müssen.
Rolands ambivalente Gefühle hat @alasca schon geschildert, sein Ego wird erheblich gekränkt dadurch, dass Alissa ihn auch in ihren Romanen vollständig ausblendet.
All die gemeinsamen Erfahrungen wie mit dem Bulldozer aus ihrer kreativen Landschaft geräumt, selbst das eigene Verschwinden. Er war ausgelöscht. Genau wie Lawrence - in ihren Texten gab es keine Kinder. (417)

Rolands Fatalismus, seine Unfähigkeit aktiv etwas an seinem Leben zu ändern, im Traum zu verharren, die perfekte (sexuelle erfüllende) Beziehung zu finden, verhindert, dass ich ihn wirklich sympathisch finde, auch wenn er dem Guten verpflichtet ist.

Neben dem Geheimnis um sein Verhältnis mit Miriam wird auch das der Mutter gelüftet. Sie hatte noch als verheiratete Frau eine Affäre mit Robert, deshalb wurden ihre Kinder weggeschickt. Und ein trauriger Satz zum Abschluss:
ein Mann, der halb vergessene Filme zum Vorbild nahm und sich für einen letzten Kuss über den Sarg beugte. Nur, dass es der erste war. (434)
 

alasca

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13. Juni 2022
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Rolands Fatalismus, seine Unfähigkeit aktiv etwas an seinem Leben zu ändern, im Traum zu verharren, die perfekte (sexuelle erfüllende) Beziehung zu finden, verhindert, dass ich ihn wirklich sympathisch finde, auch wenn er dem Guten verpflichtet ist.
Ja, da hast du recht. Als echter Mann wäre er wohl ziemlich unerträglich, vor allem seine Sexsucht. Figuren lassen sich eben leichter aushalten! :smileeye
 

Amena25

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23. Oktober 2016
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Die Schlafanzug-Episode mit Miriam - shocking
Sie hält ihn wie einen Sex-Sklaven und er scheint ihr wirklich hörig zu sein. Na ja, mit 15 ist er eben noch sehr formbar. Das ist wirklich gruselig.
Die geplante Heirat offenbart endlich Miriams Verrücktheit. Ihr geht es offenbar nur darum, ihn zu besitzen, im wörtlichsten Sinne. Und endlich, endlich wacht Roland aus seinen Tagträumen auf und flieht.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Kann der Mensch wollen, was er will? Die große Frage: Nein, kann er nicht. Wir alle sind determiniert.
Ja, die große philosophische Frage: Gibt es einen freien Willen oder ist unser Handeln fremdbestimmt? Vielleicht von beidem etwas. ( So wie bei der Frage, ob wir genetisch festgelegt sind oder von unserer Umwelt geprägt.)
Politisch eine Zeit der Hoffnung, aber auch der Ernüchterung und des Aufgebens absoluter Ideale.
Wie klingt das heute, angesichts unserer aktuellen Lage?
Ganz existenzielle Themen in diesem LA.
Und die baut Mc Ewan so elegant in seine Geschichte ein, großartig.

Ich lese und kann mich kaum von dem Buch lösen.
Voller Spannung verfolge ich den Lebensweg dieser Figuren, jede davon ist interessant, vielschichtig und authentisch. Und dazu die ganzen Themen, die Mc Ewan aufgreift, die gesellschaftliche Entwicklung, aber auch ganz allgemein gültige Fragen.
Bei so vielem werde ich mich auf mich selbst zurückgeworfen. Wie habe ich die großen historischen Umbrüche erlebt, welche Ideale und Vorstellungen hatte ich und welche sind einer Ernüchterung gewichen?
Aber auch die private Entwicklung: Kindererziehung, Beziehungsfragen, Verhältnis zu den Eltern, Alter, Krankheit, Tod. Zu all dem macht sich Roland Gedanken und man vergleicht.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Und dann will sie ihn heiraten.
Das hat mich überrascht. Ich dachte, es ginge ihr nur um den Sex und ihre Macht über den Jungen. Aber ja, dann hat sie die absolute Macht über ihn.
Die Flucht ist wirklich tragisch für Roland, dadurch verwehrt er sich eine echte Entwicklung. Er hätte zur Schule zurückkehren sollen
Hier liegt die Hauptursache für Rolands späteres Zaudern und Zagen, in jeglicher Hinsicht.
Dass Alissa ihr Kind verlässt, tut mir körperlich weh. Keinen Kontakt aufzunehmen ist dann folgerichtig, würde sie es tun, müsste sie auch mit Roland Kontakt pflegen und könnte wohl nicht mehr befreit schreiben. Ganz oder gar nicht. Mir tut Lawrence leid, denn auch er wird diese Bürde tragen müssen.
Für mich persönlich ist das ein Schritt, den ich nicht nachvollziehen kann. Leicht ist es ihr auch nicht gefallen, aber warum sie keinen Kontakt zu ihrem Sohn haben kann, verstehe ich nicht ganz. Gerade als Laurence älter und verständiger ist, wäre es doch möglich gewesen. Wenigstens ab und zu ihm schreiben. Wie soll ein Kind verstehen, dass sich seine Mutter überhaupt nicht für ihn interessiert?
Ich stimme mit Daphne überein: „ Und wenn sie der neue Shakespeare ist: Sie sollte ihrem Sohn schreiben.“
versucht er Lawrence auch vor Alissa zu schützen
Ich finde es so rührend, wie der Junge ein Heft anlegt, in dem er alle Kritiken über die Bücher seiner Mutter sammelt. Damit er wenigstens etwas von ihr hat. Es wäre ein Leichtes gewesen für Roland, Alisa vor seinem Sohn in einem schlechten Licht dastehen zu lassen. Aber das tut er nicht, im Gegenteil!
 

RuLeka

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Ich mag die Figur Roland, sie ist, trotz aller Defizite, dem Guten verpflichtet. Wie die meisten Menschen; insofern steht er für uns alle.
Ich mag ihn auch. Ich wollte zwar nicht mit ihm zusammenleben, aber er hat trotz seiner Defizite etwas zutiefst Menschliches und er versucht, sein Bestes zu geben.
Er ist kein selbstbewusster Macho, sondern einer, der grübelt, sich selbst reflektiert.
 

Querleserin

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30. Dezember 2015
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Wadern
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Gerade als Laurence älter und verständiger ist, wäre es doch möglich gewesen. Wenigstens ab und zu ihm schreiben. Wie soll ein Kind verstehen, dass sich seine Mutter überhaupt nicht für ihn interessiert?
Ich stimme mit Daphne überein: „ Und wenn sie der neue Shakespeare ist: Sie sollte ihrem Sohn schreiben.“
Da stimme ich ebenfalls zu. Ich kann nicht nachvollziehen, warum es möglich ist, ihm zu schreiben. Letztlich ist sie grausamer als ihre Mutter es je zu ihr gewesen ist.
Es wäre ein Leichtes gewesen für Roland, Alisa vor seinem Sohn in einem schlechten Licht dastehen zu lassen. Aber das tut er nicht, im Gegenteil!
Da zeigt Roland wahre Größe und das macht ihn wieder sympathisch.
 

otegami

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17. Dezember 2021
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Ich fand es regelrecht verstörend, wie sehr er sich ihr unterwirft. Wie demütigend nur im Schlafanzug herumzulaufen. Seine sexuelle Hörigkeit ist wirklich ausgeprägt. Was treibt sie um, ein Verhältnis mit einem 16-Jährigen einzugehen, in den sie sich bereits verliebt hat, als er 11 Jahre alt war. Auch das ist echt "shocking"! Und dann will sie ihn heiraten.
Ich bin ja gespannt, ob wir hierüber Aufklärung bekommen, warum Miriam so geworden ist? Wo sind ihre Defizite? Warum will sie keine Beziehung auf Augenhöhe?
Voller Spannung verfolge ich den Lebensweg dieser Figuren, jede davon ist interessant, vielschichtig und authentisch. Und dazu die ganzen Themen, die Mc Ewan aufgreift, die gesellschaftliche Entwicklung, aber auch ganz allgemein gültige Fragen.
Schmunzeln muss ich immer bei den optimistischen Zukunftsaussichten, die 1989 aufgestellt wurden! ;)
Ich mag ihn auch. Ich wollte zwar nicht mit ihm zusammenleben, aber er hat trotz seiner Defizite etwas zutiefst Menschliches und er versucht, sein Bestes zu geben.
Er ist kein selbstbewusster Macho, sondern einer, der grübelt, sich selbst reflektiert
Das sehe ich genauso!

Ganz stark fand ich die Beschreibung des Zusammentreffens von Roland und Alissa in Berlin. So typisch: er wusste bis zuletzt nicht, was er wollte! :rolleyes: Der Lektor wird auch heilfroh gewesen sein, dass er gehen konnte - solche Szenen braucht kein Mensch als Dritter!
'Ach dieser große Marktplatz der Selbstverwirklichung, dessen tödlicher Feind das selbstsüchtig wimmernde Baby im Bund mit dem Ehemann und dessen absurden Wünschen war.' (S. 350) Ein Satz, der durch und durch geht!
Ich denke, gerade als Mutter kann man Alissa ein Stück weit verstehen, dass ihr alles zu viel wurde: ein Baby, gerade im 1. Jahr, kostet halt mal viel Kraft und nicht umsonst, gehen viele Ehen gerade im 1. Lebensjahr des Kindes kaputt. Dazu ein Mann, der nichts auf die Reihe bekommt :(! Aber meiner Meinung nach, hätte sie das auch anders lösen können! Diese, ihre Lösung, fand ich absoluten Mist!!!!!! Gut, Roland hat dadurch an Reife gewonnen, aber der große Verlierer dabei war Lawrence! Der tat mir von ganzem Herzen leid!
 

otegami

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17. Dezember 2021
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Mit Daphne macht Roland seine alten Fehler und bekommt die Quittung, während er noch darüber nachdenkt.
Ich bin ja gespannt, ob wir mitbekommen, wie sich der Neuversuch zwischen Daphne und Peter entwickelt! Haben sie aus ihrem alten Scheitern was gelernt? (Ich wünschte es ihnen! Ich kenne im engsten Bekanntenkreis ein Paar, das sich getrennt hatte, neue Partnerschaften führte und dann wieder zusammenfanden. Danach waren sie glücklicher als sie vorher jemals gewesen waren!)
Rosalind ist endlich Witwe und statt nun aufzublühen, beginnt sie, den Verstand zu verlieren.
Ich tippe auf Alzheimer: die Seife im Kühlschrank, das Vergessen des Aktuellen......... Außerdem könnte der Tod ihres Mannes der Auslöser gewesen sein. (War ja ein einschneidendes Erlebnis und die können sich dann so auswirken!)
Weiteres Thema: Kinder, die ihre Eltern überflügeln. Ich stelle mir vor, dass das stolz und bescheiden zugleich macht.
:thumbsup

Es gab wieder etliche Sätze, die mir sehr gefielen (und die ich mir notierte):
z.B. auf S. 438 'Um Leute zu finden, die in Gesellschaft gern sangen, musste man sonst England verlassen und nach Schottland, Wales oder Irland fahren.' oder
S 420 'Manche Liebesbeziehungen faulen träge und bequem vor sich hin. langsam wie Obst im Kühlschrank.'
S 443: 'Gott treibt seine Schulden nicht allein in Geld ein'.

Herrlich auch die Szene mit dem Dudelsackspieler auf der Beerdigung!

Gut fand ich, dass die Trennung zwischen Alissa und Roland jetzt offiziell ist: Roland musste nur Papiere unterschreiben, die von deutschen und engl. Anwälten vorbereitet worden waren. Alissa hatte alles bezahlt. (S. 397) Wann, steht nicht dabei, aber ich nehme an, es war vor 1995. (Trennung von Daphne und Peter) Mit ihrer Mutter hat sich Alissa auch ausgesöhnt und das Verhältnis zwischen Jane und Roland kühlt sich ab.
 
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Circlestones Books Blog

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28. Oktober 2018
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Wienerin auf Rügen
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Und dazu die ganzen Themen, die Mc Ewan aufgreift, die gesellschaftliche Entwicklung, aber auch ganz allgemein gültige Fragen.
Gerade in diesem Abschnitt hat auch mich die Fülle der unterschiedlichen Themen, die der Autor in diese Geschichte einbindet, fasziniert. Die Lücken der Jugendjahre Rolands schließen sich. Alissa hat als Schriftstellerin Erfolg, großartig menschlich zu lesen, wie Roland einerseits zunächst hofft, ihr erster Roman habe Schwächen, dann über die Jahre bei jedem neuen Buch zu gespannt zu prüfen, ob es vielleicht nicht an frühere Bücher herankommt, gleichzeitig aber offen erkennt und feststellt, dass sie zu Recht so viel Erfolg hat. Er schafft es nicht einmal, so richtig neidisch zu sein. Ich kann, obwohl ich die Hintergründe verstehe, besonders auch die negative Prägung durch das Leben ihrer Mutter, nicht nachvollziehen, warum sie sich weigert, ihren Sohn wenigstens zu sehen, mit ihm Kontakt zu haben und trotzdem ein Leben als erfolgreiche Schriftstellerin zu führen, ohne Roland. Schlechtes Gewissen, es braucht schon eine große emotionelle Härte. Roland gleitet durch die Jahre, so wunderbar und absolut verlässlich er als Vater ist, so unsicher und getrieben ist er immer noch in Bezug auf sein Leben. Für mich charakterisiert diese Aussage auf Seite 451/452 Roland perfekt, bringt es auf den Punkt. "Wie leicht es doch war, dich durch ein nicht selbst gewähltes Leben treiben zu lassen und einzig auf Ereignisse zu reagieren. Nie hatte er eine wichtige Entscheidung getroffen." (Zitat Ende)
1995 wieder knapp bei Kasse (wird er in absehbarer Zeit doch noch seinen Anteil aus dem Verkauf der Glückwunschkartenfirma bekommen?,) er denkt darüber nach, mit Daphne zusammenzuziehen, beide denken darüber nach und mit diesem Denken vergehen wieder Jahre. ... und dann wird er ein zweites Mal verlassen, wieder ohne Ankündigung und aus völlig anderen Gründen.

Inzwischen bald fünfzig Jahre alt und ich beginne mich zu fragen, ob es ihm noch gelingen wird zu erkennen, war er für sich selbst noch erwartet und an der Umsetzung zu arbeiten. Oder wird am Ende der Tage seine Rolle als Vater das Beste sein, das er erreicht hat - wobei das nicht nichts ist!
 

RuLeka

Bekanntes Mitglied
30. Januar 2018
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gleichzeitig aber offen erkennt und feststellt, dass sie zu Recht so viel Erfolg hat. Er schafft es nicht einmal, so richtig neidisch zu sein.
Da zeigt Roland wirkliche Größe. Er kann neidlos zugeben, dass Alisa sehr talentiert ist und sich ihr Weggang in dieser Hinsicht gelohnt hat.
Ich kann, obwohl ich die Hintergründe verstehe, besonders auch die negative Prägung durch das Leben ihrer Mutter, nicht nachvollziehen, warum sie sich weigert, ihren Sohn wenigstens zu sehen, mit ihm Kontakt zu haben und trotzdem ein Leben als erfolgreiche Schriftstellerin zu führen, ohne Roland.
Da fehlt uns allen das Verständnis. Sie wirft ihrer Mutter vor, eine schlechte Mutter gewesen zu sein, weil sie ihre Unzufriedenheit an ihrer Tochter ausgelassen hat. Alisa dagegen ist gar keine Mutter für ihren Sohn. Das ist in meinen Augen schlimmer. Wenigstens ab und zu könnte sie sich für ihren Sohn interessieren.
 

Barbara62

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19. März 2020
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Baden-Württemberg
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…aber als Vater verdient er Respekt. Wenn ich es richtig verstanden habe, versucht er Lawrence auch vor Alissa zu schützen.
Hier gleicht Roland für mich aus, was er sonst im Leben vermurkst. Er ist ein nahezu perfekter Vater und löst die schwierige Aufgabe meisterhaft, immer unter der Voraussetzung, dass wir ihm glauben können.

Das hat mich überrascht. Ich dachte, es ginge ihr nur um den Sex und ihre Macht über den Jungen. Aber ja, dann hat sie die absolute Macht über ihn.
Sie spürt, dass er ihr entgleiten wird. Erstmals war es so, als er den Jazz gespielt hat, nun verstärkt sich diese Angst bei ihr, deshalb die Panikreaktion mit der Heirat. Auf Seite 373 ist es erstmals ER, der SIE die Treppe hochführt.

Herrlich auch die Szene mit dem Dudelsackspieler auf der Beerdigung!
Das war eine Szene à la Loriot, ich musste laut auflachen.

und dann wird er ein zweites Mal verlassen, wieder ohne Ankündigung und aus völlig anderen Gründen.
Er wurde schon zig Male verlassen und hat die Gründe oft nicht verstanden. Die Italienerin direkt nach dem Schulabbruch war die erste, die ihn nach einem gemeinsamen Wochenende nicht mehr sehen wollte, was er nicht verstand. Ich bin gespannt, ob wir noch Genaueres über die Gründe für diesen Fluchtreflex der Frauen erfahren oder ob es bei den genannten Ursachen bleibt.

Da fehlt uns allen das Verständnis. Sie wirft ihrer Mutter vor, eine schlechte Mutter gewesen zu sein, weil sie ihre Unzufriedenheit an ihrer Tochter ausgelassen hat. Alisa dagegen ist gar keine Mutter für ihren Sohn. Das ist in meinen Augen schlimmer. Wenigstens ab und zu könnte sie sich für ihren Sohn interessieren.
Und Jane unterstützt sie darin! Nur um sich bei ihrer Tochter einzuschmeicheln, lässt sie die Kontaktwünsche ihres Enkels ins Leere laufen.
 
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