Das hast du wunderbar auf den Punkt gebracht. Ich fand es regelrecht verstörend, wie sehr er sich ihr unterwirft. Wie demütigend nur im Schlafanzug herumzulaufen. Seine sexuelle Hörigkeit ist wirklich ausgeprägt. Was treibt sie um, ein Verhältnis mit einem 16-Jährigen einzugehen, in den sie sich bereits verliebt hat, als er 11 Jahre alt war. Auch das ist echt "shocking"! Und dann will sie ihn heiraten.Die Schlafanzug-Episode mit Miriam - shocking. Der Zwiespalt zwischen Hörigkeit und Vernunft. Gut, dass er flüchtet, schlecht, zu welchem Preis. Das ist so eindringlich geschildert, dass ich mich die ganze Zeit förmlich gekrümmt habe und gedacht: Tu´s nicht! Tu´s nicht! Und wie er dann floh, nein, doch nicht so!! Krasser Stoff. An der Stelle ist Miriam böse, im biblischen Sinn. Eine Lilith, Kinderfresserin.
Sie will die Fehler ihrer Mutter korrigieren, deren Bedauern und Trauer über ein "falsches" Leben sie ihre Kindheit lang gespürt hat, insofern ist sie auch nicht frei. Wir werden von unseren Eltern und den sozialen, gesellschaftlichen Umständen geprägt, sich daraus zu befreien, scheint nach McEwans Ausführungen unmöglich.Allerdings sehe ich es nicht so - auch sie ist letztendlich nur reaktiv, denn die Fehlentscheidungen des mütterlichen Lebens sind die Grundlage ihrer Entscheidung. Insofern ist niemand frei in seinem/ihrem Wollen, auch Alissa nicht. Kann der Mensch wollen, was er will? Die große Frage: Nein, kann er nicht. Wir alle sind determiniert. Der Erfolg gibt Alissa recht, und wie McEwan Rolands ambivalente Gefühlslage dazu schildert, ist ganz großes Kino.
All die gemeinsamen Erfahrungen wie mit dem Bulldozer aus ihrer kreativen Landschaft geräumt, selbst das eigene Verschwinden. Er war ausgelöscht. Genau wie Lawrence - in ihren Texten gab es keine Kinder. (417)
ein Mann, der halb vergessene Filme zum Vorbild nahm und sich für einen letzten Kuss über den Sarg beugte. Nur, dass es der erste war. (434)
Ja, da hast du recht. Als echter Mann wäre er wohl ziemlich unerträglich, vor allem seine Sexsucht. Figuren lassen sich eben leichter aushalten!Rolands Fatalismus, seine Unfähigkeit aktiv etwas an seinem Leben zu ändern, im Traum zu verharren, die perfekte (sexuelle erfüllende) Beziehung zu finden, verhindert, dass ich ihn wirklich sympathisch finde, auch wenn er dem Guten verpflichtet ist.
…aber als Vater verdient er Respekt. Wenn ich es richtig verstanden habe, versucht er Lawrence auch vor Alissa zu schützen.Als echter Mann wäre er wohl ziemlich unerträglich
Absolut. Ja, er warnt ihn davor, sie zu Hause aufzusuchen. Geht dann ja auch gründlich schief.…aber als Vater verdient er Respekt. Wenn ich es richtig verstanden habe, versucht er Lawrence auch vor Alissa zu schützen.
Sie hält ihn wie einen Sex-Sklaven und er scheint ihr wirklich hörig zu sein. Na ja, mit 15 ist er eben noch sehr formbar. Das ist wirklich gruselig.Die Schlafanzug-Episode mit Miriam - shocking
Ja, die große philosophische Frage: Gibt es einen freien Willen oder ist unser Handeln fremdbestimmt? Vielleicht von beidem etwas. ( So wie bei der Frage, ob wir genetisch festgelegt sind oder von unserer Umwelt geprägt.)Kann der Mensch wollen, was er will? Die große Frage: Nein, kann er nicht. Wir alle sind determiniert.
Wie klingt das heute, angesichts unserer aktuellen Lage?Politisch eine Zeit der Hoffnung, aber auch der Ernüchterung und des Aufgebens absoluter Ideale.
Und die baut Mc Ewan so elegant in seine Geschichte ein, großartig.Ganz existenzielle Themen in diesem LA.
Das hat mich überrascht. Ich dachte, es ginge ihr nur um den Sex und ihre Macht über den Jungen. Aber ja, dann hat sie die absolute Macht über ihn.Und dann will sie ihn heiraten.
Hier liegt die Hauptursache für Rolands späteres Zaudern und Zagen, in jeglicher Hinsicht.Die Flucht ist wirklich tragisch für Roland, dadurch verwehrt er sich eine echte Entwicklung. Er hätte zur Schule zurückkehren sollen
Für mich persönlich ist das ein Schritt, den ich nicht nachvollziehen kann. Leicht ist es ihr auch nicht gefallen, aber warum sie keinen Kontakt zu ihrem Sohn haben kann, verstehe ich nicht ganz. Gerade als Laurence älter und verständiger ist, wäre es doch möglich gewesen. Wenigstens ab und zu ihm schreiben. Wie soll ein Kind verstehen, dass sich seine Mutter überhaupt nicht für ihn interessiert?Dass Alissa ihr Kind verlässt, tut mir körperlich weh. Keinen Kontakt aufzunehmen ist dann folgerichtig, würde sie es tun, müsste sie auch mit Roland Kontakt pflegen und könnte wohl nicht mehr befreit schreiben. Ganz oder gar nicht. Mir tut Lawrence leid, denn auch er wird diese Bürde tragen müssen.
Ich finde es so rührend, wie der Junge ein Heft anlegt, in dem er alle Kritiken über die Bücher seiner Mutter sammelt. Damit er wenigstens etwas von ihr hat. Es wäre ein Leichtes gewesen für Roland, Alisa vor seinem Sohn in einem schlechten Licht dastehen zu lassen. Aber das tut er nicht, im Gegenteil!versucht er Lawrence auch vor Alissa zu schützen
Ich mag ihn auch. Ich wollte zwar nicht mit ihm zusammenleben, aber er hat trotz seiner Defizite etwas zutiefst Menschliches und er versucht, sein Bestes zu geben.Ich mag die Figur Roland, sie ist, trotz aller Defizite, dem Guten verpflichtet. Wie die meisten Menschen; insofern steht er für uns alle.
Da stimme ich ebenfalls zu. Ich kann nicht nachvollziehen, warum es möglich ist, ihm zu schreiben. Letztlich ist sie grausamer als ihre Mutter es je zu ihr gewesen ist.Gerade als Laurence älter und verständiger ist, wäre es doch möglich gewesen. Wenigstens ab und zu ihm schreiben. Wie soll ein Kind verstehen, dass sich seine Mutter überhaupt nicht für ihn interessiert?
Ich stimme mit Daphne überein: „ Und wenn sie der neue Shakespeare ist: Sie sollte ihrem Sohn schreiben.“
Da zeigt Roland wahre Größe und das macht ihn wieder sympathisch.Es wäre ein Leichtes gewesen für Roland, Alisa vor seinem Sohn in einem schlechten Licht dastehen zu lassen. Aber das tut er nicht, im Gegenteil!
Aber den Balken im eigenen Auge erkennt man nur schwer.Letztlich ist sie grausamer als ihre Mutter es je zu ihr gewesen ist.
Das ist für mich auch die einzige Seite an Roland, die ich von Beginn an und durchgehend sympathisch finde.…aber als Vater verdient er Respekt.
Ich bin ja gespannt, ob wir hierüber Aufklärung bekommen, warum Miriam so geworden ist? Wo sind ihre Defizite? Warum will sie keine Beziehung auf Augenhöhe?Ich fand es regelrecht verstörend, wie sehr er sich ihr unterwirft. Wie demütigend nur im Schlafanzug herumzulaufen. Seine sexuelle Hörigkeit ist wirklich ausgeprägt. Was treibt sie um, ein Verhältnis mit einem 16-Jährigen einzugehen, in den sie sich bereits verliebt hat, als er 11 Jahre alt war. Auch das ist echt "shocking"! Und dann will sie ihn heiraten.
Schmunzeln muss ich immer bei den optimistischen Zukunftsaussichten, die 1989 aufgestellt wurden!Voller Spannung verfolge ich den Lebensweg dieser Figuren, jede davon ist interessant, vielschichtig und authentisch. Und dazu die ganzen Themen, die Mc Ewan aufgreift, die gesellschaftliche Entwicklung, aber auch ganz allgemein gültige Fragen.
Das sehe ich genauso!Ich mag ihn auch. Ich wollte zwar nicht mit ihm zusammenleben, aber er hat trotz seiner Defizite etwas zutiefst Menschliches und er versucht, sein Bestes zu geben.
Er ist kein selbstbewusster Macho, sondern einer, der grübelt, sich selbst reflektiert
Ich bin ja gespannt, ob wir mitbekommen, wie sich der Neuversuch zwischen Daphne und Peter entwickelt! Haben sie aus ihrem alten Scheitern was gelernt? (Ich wünschte es ihnen! Ich kenne im engsten Bekanntenkreis ein Paar, das sich getrennt hatte, neue Partnerschaften führte und dann wieder zusammenfanden. Danach waren sie glücklicher als sie vorher jemals gewesen waren!)Mit Daphne macht Roland seine alten Fehler und bekommt die Quittung, während er noch darüber nachdenkt.
Ich tippe auf Alzheimer: die Seife im Kühlschrank, das Vergessen des Aktuellen......... Außerdem könnte der Tod ihres Mannes der Auslöser gewesen sein. (War ja ein einschneidendes Erlebnis und die können sich dann so auswirken!)Rosalind ist endlich Witwe und statt nun aufzublühen, beginnt sie, den Verstand zu verlieren.
Weiteres Thema: Kinder, die ihre Eltern überflügeln. Ich stelle mir vor, dass das stolz und bescheiden zugleich macht.
Gerade in diesem Abschnitt hat auch mich die Fülle der unterschiedlichen Themen, die der Autor in diese Geschichte einbindet, fasziniert. Die Lücken der Jugendjahre Rolands schließen sich. Alissa hat als Schriftstellerin Erfolg, großartig menschlich zu lesen, wie Roland einerseits zunächst hofft, ihr erster Roman habe Schwächen, dann über die Jahre bei jedem neuen Buch zu gespannt zu prüfen, ob es vielleicht nicht an frühere Bücher herankommt, gleichzeitig aber offen erkennt und feststellt, dass sie zu Recht so viel Erfolg hat. Er schafft es nicht einmal, so richtig neidisch zu sein. Ich kann, obwohl ich die Hintergründe verstehe, besonders auch die negative Prägung durch das Leben ihrer Mutter, nicht nachvollziehen, warum sie sich weigert, ihren Sohn wenigstens zu sehen, mit ihm Kontakt zu haben und trotzdem ein Leben als erfolgreiche Schriftstellerin zu führen, ohne Roland. Schlechtes Gewissen, es braucht schon eine große emotionelle Härte. Roland gleitet durch die Jahre, so wunderbar und absolut verlässlich er als Vater ist, so unsicher und getrieben ist er immer noch in Bezug auf sein Leben. Für mich charakterisiert diese Aussage auf Seite 451/452 Roland perfekt, bringt es auf den Punkt. "Wie leicht es doch war, dich durch ein nicht selbst gewähltes Leben treiben zu lassen und einzig auf Ereignisse zu reagieren. Nie hatte er eine wichtige Entscheidung getroffen." (Zitat Ende)Und dazu die ganzen Themen, die Mc Ewan aufgreift, die gesellschaftliche Entwicklung, aber auch ganz allgemein gültige Fragen.
Da zeigt Roland wirkliche Größe. Er kann neidlos zugeben, dass Alisa sehr talentiert ist und sich ihr Weggang in dieser Hinsicht gelohnt hat.gleichzeitig aber offen erkennt und feststellt, dass sie zu Recht so viel Erfolg hat. Er schafft es nicht einmal, so richtig neidisch zu sein.
Da fehlt uns allen das Verständnis. Sie wirft ihrer Mutter vor, eine schlechte Mutter gewesen zu sein, weil sie ihre Unzufriedenheit an ihrer Tochter ausgelassen hat. Alisa dagegen ist gar keine Mutter für ihren Sohn. Das ist in meinen Augen schlimmer. Wenigstens ab und zu könnte sie sich für ihren Sohn interessieren.Ich kann, obwohl ich die Hintergründe verstehe, besonders auch die negative Prägung durch das Leben ihrer Mutter, nicht nachvollziehen, warum sie sich weigert, ihren Sohn wenigstens zu sehen, mit ihm Kontakt zu haben und trotzdem ein Leben als erfolgreiche Schriftstellerin zu führen, ohne Roland.
Hier gleicht Roland für mich aus, was er sonst im Leben vermurkst. Er ist ein nahezu perfekter Vater und löst die schwierige Aufgabe meisterhaft, immer unter der Voraussetzung, dass wir ihm glauben können.…aber als Vater verdient er Respekt. Wenn ich es richtig verstanden habe, versucht er Lawrence auch vor Alissa zu schützen.
Sie spürt, dass er ihr entgleiten wird. Erstmals war es so, als er den Jazz gespielt hat, nun verstärkt sich diese Angst bei ihr, deshalb die Panikreaktion mit der Heirat. Auf Seite 373 ist es erstmals ER, der SIE die Treppe hochführt.Das hat mich überrascht. Ich dachte, es ginge ihr nur um den Sex und ihre Macht über den Jungen. Aber ja, dann hat sie die absolute Macht über ihn.
Das war eine Szene à la Loriot, ich musste laut auflachen.Herrlich auch die Szene mit dem Dudelsackspieler auf der Beerdigung!
Er wurde schon zig Male verlassen und hat die Gründe oft nicht verstanden. Die Italienerin direkt nach dem Schulabbruch war die erste, die ihn nach einem gemeinsamen Wochenende nicht mehr sehen wollte, was er nicht verstand. Ich bin gespannt, ob wir noch Genaueres über die Gründe für diesen Fluchtreflex der Frauen erfahren oder ob es bei den genannten Ursachen bleibt.und dann wird er ein zweites Mal verlassen, wieder ohne Ankündigung und aus völlig anderen Gründen.
Und Jane unterstützt sie darin! Nur um sich bei ihrer Tochter einzuschmeicheln, lässt sie die Kontaktwünsche ihres Enkels ins Leere laufen.Da fehlt uns allen das Verständnis. Sie wirft ihrer Mutter vor, eine schlechte Mutter gewesen zu sein, weil sie ihre Unzufriedenheit an ihrer Tochter ausgelassen hat. Alisa dagegen ist gar keine Mutter für ihren Sohn. Das ist in meinen Augen schlimmer. Wenigstens ab und zu könnte sie sich für ihren Sohn interessieren.
Das ist ein Lichtblick, wenn man sich seine sonstigen Handlungen anschaut…aber als Vater verdient er Respekt. Wenn ich es richtig verstanden habe, versucht er Lawrence auch vor Alissa zu schützen.