4. Leseabschnitt: Kapitel 51 bis 68 (Seite 241 bis Ende)

Christian1977

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8. Oktober 2021
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Tja, da dachte ich zunächst, der letzte Abschnitt reißt es raus, wurde dann aber eines Besseren belehrt.

Die Szenen mit Bryce und Paul sind für mich tatsächlich die stärksten im gesamten Roman, auch wenn ich bisweilen glaubte, ein neues Buch zu lesen. Ich konnte Pauls Anspannung spüren und fand die Situation sehr dramatisch und spannend. Würde ich das als Short Story aus dem Roman schneiden: klare fünf Sterne. Sehr gute und atmosphärische Dialoge und mit Bryce ehrlich gesagt der wohl interessanteste Charakter des Romans.

Aber dann war es schon wieder vorbei mit der Freude. Das Facebook-Kapitel finde ich abstoßend und widerwärtig, zynisch und überflüssig. Was will uns Gerard Donovan sagen? Die Welt ist schlecht, die Sozialen Medien die Wurzel allen Übels? Wenig subtil untermauert von der Geschichte aus Hameln? Ich konnte es nicht nachvollziehen. Oder sollte Bryce nur geläutert werden?

Elena verabschiedet sich sang- und klanglos aus dem Buch und hat weder Hund noch Mann noch Haus.

Mit Paul stirbt ein zweites Kind, was ich zum zweiten Mal nicht gut vertragen habe.

Irgendwie ist das für mich alles doppelt ärgerlich, weil ich so oft spürte, dass es ein richtig guter Roman hätte werden können.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Ich wollte heute Abend noch fertig lesen. Zum ausführlichen Kommentar bin ich gerade nicht fähig.

Was war das für ein Unsinn? Was will uns der Autor da vermitteln? Selten habe ich ein so konfuses Ende gelesen! Da ist nichts stringent. Gefühligkeiten wabern hin und her, die Figuren agieren unrealistisch und diffus.

Völliger Nonsens. Das ist gerade mein Credo. Aber ich schlafe mal drüber. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass dem Autor da mächtig was durcheinander geraten ist.

Wie soll man das bewerten? Es fing doch so gut an?
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Die Szenen mit Bryce und Paul sind für mich tatsächlich die stärksten im gesamten Roman,
Ja, die sind super gelungen. Aber wie kommt es zu dem Sinneswandel, dass der brutale Bryce seinen Sohn auf einmal gehen lässt. Er scheint ja schon vor dem Einschlafen in diesem Sinne gedacht zu haben. Er sucht ihn auch nicht. Das passt eigentlich nicht zu dieser rücksichtslosen, brutalen Figur.
Das Facebook-Kapitel finde ich abstoßend und widerwärtig, zynisch und überflüssig.
Völlig bescheuert! Auf die Spitze getrieben! Diese ganzen Details- widerlich! Zeigt uns die Tatsache, dass dieses Fenster bereits angeklickt war, die Todessehnsucht Peters? Das würde zumindest eine Bestätigung für seinen völlig hanebüchenen Abgang geben.
Wenig subtil untermauert von der Geschichte aus Hameln?
Aber sowas von "wenig subtil". Was dem alles in den Kopf kommt. So ein Denker ist er doch gar nicht. Naja, es waren ja Omas Geschichten, meine ich. Egal.
Elena verabschiedet sich sang- und klanglos aus dem Buch und hat weder Hund noch Mann noch Haus.
Auch völlig unrealistisch! Die Frau ist junge Witwe und auf sich allein gestellt. Von einem Job war nichts zu lesen. Da wird sie nach acht Jahren ihr Haus verschleudern und sämtliches Inventar (nebst Winterjacke:rolleyes:) verschenken. Klar! Würde jeder so machen.
Mit Paul stirbt ein zweites Kind,
Wenigstens ihm hätte man nette Großeltern an die Hand geben können. Aber nein, hier ist alles kaputt und Drama.
weil ich so oft spürte, dass es ein richtig guter Roman hätte werden können.
Ja. Die ersten 100 Seiten waren richtig gut. Auch die Mediengeschichte habe ich besser vertragen als du. Aber was dann kam....
Nein, ich rege mich jetzt nicht länger auf und warte mal, was die anderen dazu zu sagen haben;)
 

Christian1977

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8. Oktober 2021
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Das passt eigentlich nicht zu dieser rücksichtslosen, brutalen Figur.
Das habe ich tatsächlich etwas anders empfunden. Bryce ist für mich nicht nur rücksichtlos und brutal, sondern zutiefst ambivalent - und natürlich verrückt. Denn hinter dem Mord an Luke vermutet er ja tatsächlich eine gute Tat seinerseits. Er hat ihn vor dem Selbstmord bewahrt und vor der Sünde. Auch gegenüber Paul spürte ich seine Zerrissenheit.


Zeigt uns die Tatsache, dass dieses Fenster bereits angeklickt war, die Todessehnsucht Peters?
Ja, so habe ich es verstanden. Nur dass er Paul heißt ;). Zumindest hast du nicht "Mary" geschrieben. Der Junge wollte ja schon nach dem Bootsunglück sterben, auch Bryce hatte das wohl begriffen. In dem Mädchen hatte er jemanden gefunden, der ähnlich tickte.
So ein Denker ist er doch gar nicht.
Da unterschätzt du ihn schon wieder, denn laut seiner Ex-Frau hätte er Professor werden können...
 

otegami

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17. Dezember 2021
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Ihr werdet es schon gemerkt haben: ich verfolge diese Leserunde sehr interessiert! (Habe das Buch ja schon gelesen.) Sooo viele Gedanken las ich hier, die auch mir durch den Kopf gingen! Und jetzt bin ich gespannt, wie Ihr es beurteilt! (Mir fiel diese Rezi auch nicht leicht! ;) )
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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sondern zutiefst ambivalent - und natürlich verrückt.
Ja natürlich. Aber zuvor hat er das Kind nicht mal in Ruhe pinkeln lassen. Völlig unberechenbar, der Kerl. Trotzdem empfand ich es als seltsam, dass er seine Meinung nach seiner Bierseligkeit nicht wieder änderte.

Er hat ihn vor dem Selbstmord bewahrt und vor der Sünde.
Das meine ich mit durchgeknallt! Soll man wirklich ihm die gelebte Religiosität abnehmen? Schizophren ist er, wahnhaft.

auch Bryce hatte das wohl begriffen.
Aber wie reagiert er darauf? Mit Drohgebärden und keinesfalls liebevoll. Ich kann ihm nichts Positives abgewinnen.
 

GAIA

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27. Dezember 2021
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Thüringen
Ihr habt es schon an den ganzen "Stimme zu"-Häkchen zu euren Kommentaren bemerkt: Alles, was ihr bisher schriebt zu diesem grotesken letzten Leseabschnitt kann ich ebenso unterschreiben.
Was kann ich noch hinzufügen, bzw. bedarf für mich einer doppelten Nennung? Eindeutig, dass ich auf den grausamen, detailierten Selbstmord einer 12jährigen wirklich hätte verzichten können.
Ich frage mich wirklich, wo der Autor der ersten 90-100 Seiten abgeblieben ist. So eine blödsinnige Plotentwicklung lässt sich kaum kommentieren. Alle Zufälle, die hier zusammenkommen machen es nun noch lächerlich, wenn das Thema nicht so ernst wäre.
Auch die Leiche auf dem Rücksitz durfte natürlich auch nicht fehlen...
Und auch die Übersetzung war nicht mehr pralle. Ich sage nur "das Auto braust", "sie brausen dorthin". Das ist einfach kein literarisches Übersetzen. Für mich aber noch das kleinste Übel an diesem Romanende.
Ich glaube noch nie einen so steilen Abfall an Niveau in einem Roman erlebt zu haben. Entweder man fängt an ein Buch zu lesen und hat schon auf den ersten 50 Seiten das Gefühl: Nee, das wird nix. Oder es fällt vielleicht mal ein wenig ab, wenn man großatige Passagen gelesen hat. Aber so poetisch zu beginnen und dann so einen Mist zusammenzuschreiben... Wobei ich ebenso wie @Christian1977 das Aufeinandertreffen von Paul mit seinem Vater für sich genommen sehr eindringlich und passend fand. Auch (so schlimm es ist, dass nun ein 15jähriger umkommen musste) auch wieder auf die Naturbeschreibungen bezogen ist die Sequenz vom Boot auf dem Meer sehr gut. Ich mag dieses Buch nicht mehr.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Bryce ist für mich nicht nur rücksichtlos und brutal, sondern zutiefst ambivalent - und natürlich verrückt. Denn hinter dem Mord an Luke vermutet er ja tatsächlich eine gute Tat seinerseits. Er hat ihn vor dem Selbstmord bewahrt und vor der Sünde. Auch gegenüber Paul spürte ich seine Zerrissenheit.
Bryce ist die durchgeknallteste Figur in diesem Roman. Der Mord an Luke ist die Tat eines religiösen Spinners. Das war für mich nachvollziehbar. Solche Typen finden sich in den USA auf jeden Fall. Um jemanden vor der ewigen Verdammnis zu bewahren, bringe ich ihn, als Dank für die Rettung meines Sohnes, um. Auf so eine Überlegung muss man erst mal kommen.
Das Verhältnis zu seinem Sohn ist ebenfalls sehr ambivalent. Er spürt als Einziger, dass Paul bei dem Unglück untergehen wollte. Aber was hat er mit ihm nun vor? Weiß er das überhaupt?

Aber das Ende hinterlässt mich auch etwas ratlos. Sehr düster? Kaum ein Lichtblick. Die wenigen positiven Figuren kämpfen auf verlorenem Posten. Ist Selbstmord die Lösung?
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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@RuLeka
Wie beurteilst du nun den Roman als Ganzes? Hält deine Begeisterung an?
Kannst du über diese Zufälle, den sinnlosen Tod Lukes, den durchgeknallten Bryce usw hinwegsehen?
Ich bewundere @Renie, die das konnte. Irgendwie ticke ich da anders.
Aber das macht unsere Runden ja so spannend.
Ich bin sehr gespannt, ob in der Nachhut noch ein Fürsprecher auftaucht! Gebrauchen könnten wir ihn gut.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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@RuLeka
Wie beurteilst du nun den Roman als Ganzes? Hält deine Begeisterung an?
Kannst du über diese Zufälle, den sinnlosen Tod Lukes, den durchgeknallten Bryce usw hinwegsehen?
Ich bewundere @Renie, die das konnte. Irgendwie ticke ich da anders.
Aber das macht unsere Runden ja so spannend.
Ich bin sehr gespannt, ob in der Nachhut noch ein Fürsprecher auftaucht! Gebrauchen könnten wir ihn gut.
Den Schluss des Romans kann ich noch nicht einordnen .
Ein unsinniges Ende finden viele und solche Typen wie Bryce gibt es.
Aber ansonsten fällt mein Urteil nicht so negativ aus. Doch auch über die Punktzahl muss ich noch nachdenken. Wenn ich mir unschlüssig bin, warte ich erst meine Rezension ab. Das kann allerdings dauern. Erst ist „ Serge“ dran und Anfang der Woche komme ich zu garnichts.
 

Querleserin

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30. Dezember 2015
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Wadern
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Die Szenen mit Bryce und Paul sind für mich tatsächlich die stärksten im gesamten Roman, auch wenn ich bisweilen glaubte, ein neues Buch zu lesen. Ich konnte Pauls Anspannung spüren und fand die Situation sehr dramatisch und spannend. Würde ich das als Short Story aus dem Roman schneiden: klare fünf Sterne. Sehr gute und atmosphärische Dialoge und mit Bryce ehrlich gesagt der wohl interessanteste Charakter des Romans.
Ich fand diesen Twist, dass Bryce aus religiösem Wahn handelt erstmal sehr gelungen und etwas gespannt, wer nun der neue Protagonist wird. Ähnlich wie @Christian1977 sind die Szenen zwischen Vater und Sohn herausragend, doch ab da fällt einfach alles zusammen. Die Szene im Internet konnte ich nur querlesen. Es gibt so etwas, schlimm genug, aber ich will das nicht so detailliert lesen müssen.
wie vieler Zufälle bedarf es, dass ausgerechnet der arme Paul Lukes zerstückelte Leiche findet???
Ich dachte kurz, Paul wird ja jetzt wohl nicht die Leiche finden. Ehrlich gesagt habe ich echt aufgelacht, das ist schon ein arger Zufall und unglaubwürdig.

Was war das für ein Unsinn? Was will uns der Autor da vermitteln? Selten habe ich ein so konfuses Ende gelesen! Da ist nichts stringent.
Was will uns der Autor sagen, eine berechtigte Frage. Es fing so gut an, die Sprache auf den ersten 70 Seiten zum Niederknien, dann die Medienschelte. Alles gut, aber die Kitschszenen dazwischen und dann dieses Ende. Haben alle eine Todessehnsucht? Gibt es keine Hoffnung mehr? Ich lasse das erstmal sacken und schreibe heute Abend mein Fazit. Noch bin ratlos.
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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Oh je, oh je! Das kriege ich in meinem Kopf auf keinen Fall zusammen!

Zunächst einmal fand ich diese Wendung, dass Luke abgeschossen wurde, durchaus interessant und bin auch froh, dass ich dafür auch eine "Erklärung" bekommen habe. Skurril, erschreckend, aber doch nachvollziehbar.... und wieder eine ganz andere Baustelle.
Der Selbstmord des Mädchens im Internet, rechne ich zu den Passagen um die Auswirkungen des Medienrummels, die ja schon Luke das Leben schwer gemacht haben, aber hier nochmal eine Stufe der Eskalation ereicht, die nur schwer zu ertragen ist.
Auch das Elena einen Neuanfang sucht... aber warum erst nach so langer Zeit?

Was mich absolut stresst an diesem Roman sind die, auf Teufel komm raus, konstruierten Verbindungen der Schicksale. Ihr habt es ja auch schon gesagt, Paul findet Lukes Leiche, Elena ist die Ex vom Taucher, das Video auf Pauls Handy, usw.

Ich suche und suche, finde aber nur die Brücke, den Fluss und den Teich (von daher passt der Titel). Für mich wären "locker" zusammenhängende Geschichten rund um diese Brücke wahrhaftiger gewesen.
 

buchregal

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8. April 2021
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Was für ein Ende. Das meine ich dieses Mal aber nicht im positiven Sinn, denn ich bin etwas genervt.

Luke ist weder gesprungen, noch war es ein Versehen. Er wurde von Bryce erschossen, der meinte, ein gutes Werk zu tun und Luke zu schützen. Wie durchgeknallt ist das denn. Bryce wurde ja schon bei der Trennung und der Verweigerung des Sorgerechts vorgeworfen, dass er nicht sauber tickt. Das zeigt er hier auch. Paul konnte ihn so gut einschätzen, dass er ihn auf dem Tor erwartet, aber er hat Angst vor ihm. Er flüchtet, scheinbar mit Bryce Akzeptanz. Zu seinen Großeltern will Paul nicht zurück, denn die wollen ihn ja auch nicht. Das bringt ihn zu der Leiche von Luke. Henry und Nestor wollen nicht, dass irgendjemand in der Stadt sich nochmal auf Luke stürzt. Doch Pauls Reaktion hatten sie nicht auf dem Schirm. Dass dieser Junge nun auch noch sterben muss, gefällt mir nicht.

Elena steht am Ende mit leeren Händen da, kein Haus, kein sonstiger Besitz, kein Luke.

Und nun?
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Wenn ich den letzten Teil in einem Wort beschreiben müsste, dann wäre es: „Hä?“

Ich bin etwas ratlos. Der Roman entwickelt sich definitiv anders, als man nach dem Klappentext und den ersten Kapiteln erwarten würde. Irgendwie ist die Geschichte mal was anderes, aber trotzdem ist dieses Ende für mich unbefriedigend.

Ich habe lange für die Seiten gebraucht. Das spricht auch für sich. Ich bin noch unschlüssig, wie meine Rezension ausfallen wird. Ich muss das sacken lassen.

So eine blödsinnige Plotentwicklung lässt sich kaum kommentieren. Alle Zufälle, die hier zusammenkommen machen es nun noch lächerlich, wenn das Thema nicht so ernst wäre.

Ich bin sehr gespannt, ob in der Nachhut noch ein Fürsprecher auftaucht! Gebrauchen könnten wir ihn gut.

Ich kann leider auch nichts zur Verteidigung des Autors vorbringen. Sorry. Etwas unplausibel ist die Geschichte definitiv.
 

luisa_loves-literature

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9. Januar 2022
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Ich bin wirklich verstört und schockiert. Bezüglich des letzten Teils schwanke ich zwischen Ärger und Entsetzen. Dass Lukas Verhalten von Pauls - offensichtlich gestörtem Vater - fehlinterpretiert wird und dann unter dem Deckmantel religiöser Hilfestellung "geheiligt" wird, hat mich aufgeregt. Die Live-Übertragung des Selbstmords einer Zwölfjährigen finde ich wirklich entsetzlich und der Sinn dieser ausführlichen Darstellung erschließt sich mir nur, wenn ich darin eine weitere Kritik an der Social-Media-Welt lesen möchte, wobei ich mittlerweile doch schon verstanden hatten, dass dies ein wesentliches Thema des Romans ist - wir sind ja nicht ganz doof. Der uferlose, ausgedehnte Selbstmord eines Fünfzehnjährigen am Ende hat mich ebenfalls schockiert zurückgelassen. Insgesamt doch ein extrem morbider letzter Abschnitt, mit dem ich Schwierigkeiten habe, mich auseinandersetzen zu wollen.

Zwischendurch kommt der Roman in seinen Beschreibungen (gerade, wenn es ums Wetter oder das Licht geht) zwar immer wieder zu seiner Stärke, der schönen Sprache, zurück, aber das versöhnt mich nicht, vor allem empfinde ich es mittlerweile fast als unpassend.
Was will uns Gerard Donovan sagen? Die Welt ist schlecht, die Sozialen Medien die Wurzel allen Übels? Wenig subtil untermauert von der Geschichte aus Hameln?
Richtig - der Rattenfänger von Hameln als Gleichnis...die Menschen waren schon immer dumm, aber dann wäre die Blödheit der Menschen die Wurzel des Problems und noch nicht mal die Sozialen Medien an sich. Wir laufen offensichtlich seit Hunderten von Jahren dem neusten Trend hinterher, ohne ihn zu hinterfragen.
Daher stellt sich mir eigentlich die Frage, ob der Rattenfänger als weiterführendes Element in Donovans Social-Media-Kritik überhaupt etwas taugt.

Das passt eigentlich nicht zu dieser rücksichtslosen, brutalen Figur.
Ich finde die Figuren in ihrer Konzeption allesamt problematisch. Sie dienen entweder als Stereotyp oder Karikatur oder wirken wie nicht ausreichend ausformulierte "Platzhalter", die eine Nachricht vermitteln sollen. Mittlerweile habe ich das Gefühl, dass sich Donovan für seine Figuren gar nicht interessiert, Authentizität ist nicht gefragt. Die Innensichten sind unzureichend für Empathie, die Beziehungen sehr oberflächlich, sie werden komplett in den Dienst der Message gestellt.
Ich frage mich wirklich, wo der Autor der ersten 90-100 Seiten abgeblieben ist. So eine blödsinnige Plotentwicklung lässt sich kaum kommentieren.
Hätte er es doch bloß dabei belassen...oder hätten wir da aufgehört zu lesen. Hattest du das nicht sogar vorgeschlagen ;) ?

Ich glaube noch nie einen so steilen Abfall an Niveau in einem Roman erlebt zu haben.
Und umgekehrt gibt es zum Glück ja auch Bücher, die nach 50 Seiten die Kurve kriegen und richtig gut werden. Aber bei diesem Roman braucht es wirklich die Gesamtbeurteilung...
Wenn ich den letzten Teil in einem Wort beschreiben müsste, dann wäre es: „Hä?“
Das habe ich sogar laut beim Zuklappen gesagt :D