4. Leseabschnitt: Kapitel 40 bis 53 (Seite 327 - 438)

Emswashed

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9. Mai 2020
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Es ist schon seltsam, dass er nach all seinen Kriegserlebnissen und - Verlusten immer gute Laune hat!

Gute Laune macht ihm wohl eher der Alkohol. Er wird eher von der Geltungssucht angetrieben. Wenn "blöde" Ereignisse so glorifiziert werden, kann man davon ausgehen, dass der "Held" ein großer Dichter ist.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Beides! Hatte die russische Kriegsgefangenschaft hinter sich und war im Unterricht sehr pragmatisch. Hat die Grammatik in wenigen Wochen durchgezogen und gemeint, dass wir sowieso so sprechen, wie uns "das Maul gewachsen ist".o_O
Que interessante. Die alten Haudegen. Ich hatte einen Franzlehrer, der einen Hau hatte. Er hat mit Gegenständen um sich geworfen. Unterricht bestand darin, das Grammatikbuch von vorne bis hinten durchzugehen, Verben zu konjugieren bis zum Abwinken, und wieder von vorne - bis hinten und wieder von vorne. Resultat: ich bin ziemlich sicher in franz. Grammatik. :cool: (oder war es, bin momentan nicht mehr so drin). (und wenn ich was nimmer weiß, weiß ich genau Wo im Strohmeyer ich nachgucken muss).
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Ach, der Alisi: der ist wirklich ein bisschen einfach gestrickt. Sollen wir ihn für missglückt halten?
Ich finde ihn als Figur unglaublich gut getroffen. Er spiegelt das robuste, mittelalterliche Männlichkeitsideal der Soldaten wieder. Er ist Söldner. Er kann nur ein großes Maul führen und kämpfen, lässt sich vor jeden Karren spannen, wenn es Geld dafür gibt (das hat Lewinsky iwo jemanden sagen lassen- viel schöner als ich das kann).
Bei aller Großmäuligkeit wird er aber auch manchmal zur Witzfigur. Weil er im Kern ja doch nicht so böse ist. Er kuscht auch vor dem "Krüppel" Geni. Das würde ein gewaltbereiterer Alisi nicht tun. Er ist eben primär ein Maulheld, bereichert aber das Buch ungemein.
Es war im Nachhinein auch strohdumm, das Kloster anzugreifen. Weil die Herren am Längeren Hebel sitzen und die Habsburger hinter sich wissen. Aber Gefühle sind eben nicht vernünftig und sind mit den Dörflern durchgegangen.
 

Querleserin

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30. Dezember 2015
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@Wandablue: Literaturhexle hat es ja schon richtig gestellt, ich meinte den Tell. Habe allerdings beim Weiterlesen festgestellt, dass die Ereignisse, auf die sich der Roman beziehen, chronologisch nach dem Rütlischwur spielen. Die junge Eidgenossenschaft setzt sich gegen die Habsburger zur Wehr. Dazu in den folgenden Leseabschnitten mehr ;).
Der Alisi ist tatsächlich sehr eindimensional gestrickt, er empfindet Spaß dabei, andere zu kommandieren, zu quälen und seinen Vorteil daraus zu ziehen. Ich sehe ihn als Typus des skrupellosen Söldners, der kritisiert werden soll. Er ist im Gegensatz zu den anderen Figuren kein echter Charakter.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Schade, dass der Halbbart noch nicht auf die Idee gekommen ist, dem Jungen lesen und schreiben beizubringen. Dann wäre er beschäftigt.
Da hast du völlig Recht. Spätestens als der Sebi in seiner Verzweiflung gefragt hat, ob er beim Halbbart nicht arbeiten könne, hätte er darauf kommen können. Er hat ja gemerkt wie schnell der Sebi Dinge lernt, Schachzabel zum Beispiel
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Da ihr viel schneller seid, habt ihr die wichtigen Eckdaten alle bereits angesprochen.
Auch in diesem Abschnitt gab es einige Geschichten, die mir immer noch sehr gut gefallen. Sebis Sicht auf die Dinge ist nach wie vor sehr gut dargestellt. Er beschreibt Verhaltensweisen der Erwachsenen sehr gut und erkennt meistens was dahintersteckt. Auch zum Schmunzeln gab es wieder einiges. Die Schabracke des gestohlenen Maultieres als feines Tischtuch zu nehmen war ja mehr als dreist, sorgte bei mir aber für einen großen Lacher. Generell könnte ich mir den Alisimsehr gut vorstellen, wie er emsig alles delegiert um einen fast schon königlichen Empfang zu bereiten.
Bei der Geschichte ums Kätterli wurde mir anders, hoffte aber, dass der Halbbart ihr helfen könne damit fertig zu werden. Er selbst hat viel durchgemacht, wird ein Leben lang nicht vergessen können. Mit diesem drastischen Schritt, den das Kätterli machte, war ich persönlich nicht einverstanden. Diese Figur hätte ich gern noch länger in der Geschichte gewusst, aber es geht ja nicht nach meinen Wünschen.
 
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Barbara62

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19. März 2020
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Ich hinke mittlerweile leider etwas hinterher, so dass hier fast alles schon gesagt ist.

Obwohl ich selten Liebesgeschichten lese, hatte ich mir hier tatsächlich eine als Nebenhandlung erhofft. War wohl nichts, oder schafft das Kätterli es nach ihrem überstürzten Eintritt ins Büßerinnenkloster irgendwann wieder heraus? Wahrscheinlich nicht.

Den Alisi finde ich gut dargestellt, genauso wie seine Spießgesellen. Sie haben nichts gelernt, können nur kämpfen und saufen, sind in der Heimat nicht eingliederbar und bekommen auch nicht die erhoffte Bewunderung.

Schön dargestellt ist Sebis Pubertät. Nur der Halbbart und der Geni begreifen, was in ihm vorgeht.

Leider spielt der Halbbart in diesem Leseabschnitt nur eine untergeordnete Rolle. Ich habe ihn fast ein wenig vermisst.
 

Barbara62

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Ich bin heilfroh, dass diese Geschichte gänzlich ohne auskommt! Wie schnell rutschen sie sonst ins Kitschige ab.
Das geht mir fast immer so, deshalb meide ich normalerweise historische Romane. Aber Sebi hätte ich es zugetraut, dass er es ohne Kitsch erzählt. Deshalb hatte ich mich darauf gefreut.
 
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KrimiElse

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26. Januar 2019
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Ja, das @Literaturhexle hat es sehr schön zusammengefasst.

Mir fiel auf, dass das "Unglück" welches das Kätterli widerfahren ist, wieder nur "umschrieben" wird.
Der Ich-Erzähler Sebi scheint die Welt also noch nicht in vollem Umfang in Worte fassen zu können, oder aber hält sich die grausamsten Wahrheiten aus seinen Gedanken fern.
Ein kleines bisschen schiebe ich aber Frust, dass Alesi so gänzlich schwarz dargestellt wird. Schließlich hat der Sebi doch ab und an auch ein Einsehen mit dem Poli - diese Abschnitte kommen mir dann manchmal ein wenig zu schwarz-weiß-malerisch rüber.

Aber die "ploitische" Seite der Geschichte nimmt an Fahrt auf, das ist gut und verleiht dem Text einen soliden Unterbau.
Mir ging es ebenso, die komplett schwarz gezeichnete Figur des Alesi finde ich ein bisschen übertrieben. Mir fehlen die Grauzonen...Aber der Halbbart weiß und kann ja auch alles...;)
Ich mag den Roman sehr, zumal man jetzt wirklich dIe historische Einordnung bekommt (alles andere hätte mich auch ein bisschen gewundert, so wie das Buch aufgezogen ist).
Kann es sein, dass Lewinsky sich bei erdachten Grausamkeiten (Kätterli) mehr in Andeutungen verliert als bei historisch belegten?
@Literaturhexle danke für diese tolle Zusammenfassung, eigentlich brauche ich dadurch keine Notizen...
@Querleserin vielen Dank für die Einordnung. Ich hatte es mir noch nicht aufgeschrieben - nur im Kopf gehabt.
 
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Literaturhexle

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Kann es sein, dass Lewinsky sich bei erdachten Grausamkeiten (Kätterli) mehr in Andeutungen verliert als bei historisch belegten?
Hm. Ich finde es wunderbar geschrieben. Die Andeutungen sind immerhin so deftig, dass das Kopfkino in Gang kommt. Ich bin sicher, dass in ähnlichen Situationen die Mädchen nichts gesagt haben, weil sie auch nicht genau wussten, was da stattfand. Es war eine sehr scheinheilige Welt. Da hat man lieber an einen Teufelsbefall als an das menschlich Naheliegendere geglaubt. In diesen Nebengeschichten muss er ja nicht historisch belegbar schreiben. Da kann er einfach die Zeit widerspiegeln. Und das macht er super!
 

KrimiElse

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26. Januar 2019
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Hm. Ich finde es wunderbar geschrieben. Die Andeutungen sind immerhin so deftig, dass das Kopfkino in Gang kommt. Ich bin sicher, dass in ähnlichen Situationen die Mädchen nichts gesagt haben, weil sie auch nicht genau wussten, was da stattfand.

Das meine ich auch - wunderbar geschrieben, es war in keiner Weise kritisch gemeint. Einfach so ist mir aufgefallen, dass er weniger ins Detail ging. Aber du magst recht haben, die Mädchen damals waren einfach selbst wortlos angesichts der Situation.

In diesen Nebengeschichten muss er ja nicht historisch belegbar schreiben

Nein, natürlich nicht.

Und das macht er super!

oh ja!

off topic:
Nach deiner Erklärung zum Einfügen mehrerer Zitate an anderer Stelle liebe ich diese Funktion :D
 

ulrikerabe

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14. August 2017
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Ich bin heillos hintennach. Diese Woche war nicht gut zu mir.

Kätterlis Geschichte muss meiner Meinung nach nicht ins Detail gehen. Ich finde, das macht Lewinsky gut, dass er der Leeserin zutraut, zu wissen was passiert ist ohne in Einzelheiten zu gehen. Grundsätzlich foinde ich es bemerkenswert, dass ein Mann schreibt, nicht nur was die Vergewaltigung bei dem Mädchen auslöst, sondern auch wie die Männer (Stoffel, Halbbart und Sebi) damit umgehen. Vergewaltigung ist doch heute meist noch eine Geschichte ohne Worte.

Zum "omnipotenten" Halbbart fält mir noch ein, dass er uns als Wunderwuzzi vorkommt, wel er im Vergleich zu ihem die anderen eben nicht über Bildung verfügen.