4. Leseabschnitt: Kapitel 24 bis 30 (Seite 224 bis Ende)

G

Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Ich habe es so gelesen, dass es eindeutig ein Roman deswegen ist, weil Sorj Chalandon zwei zeitlich weit auseinanderliegende Ereignisse "verdichtet" und damit einen Roman "erdichtet", statt ein Sachbuch zu schreiben, welches eben den Anspruch auf authentische/faktentreue Darstellung hätte. Den Gerichtsprozess gab es, die Auseinandersetzungen mit dem Vater wird es gegeben haben, nur das tatsächliche Protokoll zum Tatbestand bezogen auf den Vater wurde dem Autor erst 2020 zugänglich. Er schiebt diese Ereignisse in den Sommer 1987 und schafft damit ein absolutes Kunststück.

Für mich zeigt dieser letzte Abschnitt inklusive - und besonders aufgrund - der Nachbemerkungen was für ein brillianter Schriftsteller Chalandon ist. Ich bin begeistert von dieser Vedichtung, die auch erklärt, warum dieser Roman erst in 2021 und nicht früher erscheinen konnte. Und gerade weil ich bisher inklusive diesem zwei großatige Romane von ihm gelesen habe, werde ich jetzt tatsächlich im Anschluss "Wilde Freude" lesen. Einfach weil es mich so stark interessiert, ob ich diesen auch so schrecklich wie einige andere finden werde. ;)
Ich empfand dieses Buch von Sorj Chalandon als das bisher stärkste und beeindruckendste Buch von ihm. Dieses Verbinden von Geschichte und persönlichem Erleben und auch dieser Blick auf ein Bewerten von Taten einer vorigen Generation sind richtig gelungen und zünden an. Ein bewegendes und nachdenklich machendes Buch. 5 Sterne gibt es von mir für dieses außerordentliche Leseerlebnis!
 
  • Like
  • Stimme zu
Reaktionen: GAIA und kingofmusic

luisa_loves-literature

Aktives Mitglied
9. Januar 2022
836
3.350
44
Mir trat der Roman auch im letzten Teil wirklich zu sehr auf der Stelle. Die Vater-Geschichte bestand für mich irgendwann nur noch aus Wiederholungen, beständigem Herauswinden und dem Anspruchsdenken des Sohnes seinen Vater zu stellen. Ich hatte irgendwie auch die ganze Zeit erwartet, dass der Vater eine Verbindung zu dem Anfangsteil hatte. Mich hat der Vater-Strang tatsächlich nicht berühren und mitreißen können, es war mir zu lang(weilig) und redundant.
Den Prozess hingegen fand ich stark, emotional belastend und eindrücklich. Hier gab es sehr viele Aspekte und Elemente, die einen wiederholt im Lesen innehalten ließen und die für mich auf der Wirkungsebene auch unmittelbar an den außergewöhnlich starken ersten Leseabschnitt anschliessen.