4. Leseabschnitt: Kapitel 23 bis 28 (Seite 214 - 287)

Bibliomarie

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10. September 2015
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Das sehe ich jetzt eigentlich gar nicht so. Für mich könnte er genauso gut in jeder anderen Großstadt Amerikas so spielen, ich denke nicht das es nur mit Hollywood was zu tun hat.

Da bin ich anderer Ansicht, diese Story kann nur in LA spielen. In Detroit, Chicago oder New York wäre es eine ganz andere Story. Es lebt hier vom Glitzer der falschen Fassaden.
 

wal.li

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1. Mai 2014
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Das Buch macht es mir etwas schwer, obwohl ich sehr gerne Krimis lese. Ich gewinne den Eindruck, dass für mich klassische Krimis eher funktionieren, wenn sie in der Gegenwart geschrieben wurden. Zum Beispiel die Hardy Engel Bücher, die auch im Movie-Business angesiedelt sind, allerdings in den 1920ern.
Irgendwie fehlt mir eine richtige logische Handlung. Mir scheint es, Marlowe ermittelt nicht, er ist nur manchmal am richtigen oder falschen Ort und stolpert dabei über Leichen.
Was an diesem Foto so wichtig ist, außer dass dieser Gangster nicht hätte in Freiheit sein dürfen, ist mir auch nicht klar.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Aus unserer Sicht nervt das Frauenbild. Aber Leute, wir sind in Hollywood in den 40er Jahren. Wie viele Schauspielerinnen mussten sich hochschlafen , um an Rollen zu kommen. ( Wenn wir die aktuelle Me- Too- Debatte verfolgen, wissen wir, dass diese Praxis heute noch teilweise funktioniert.). Diese Frauen spielten die Naive, die Sexbombe, die Hilflose , das waren die festgelegten Rollen. Weiß jemand von einer weiblichen Regisseurin, Produzentin damals? Und Marlowe ist halt einer, der diese Spielchen nicht mitmacht. Der seine Arbeit, sein Berufsethos hat und nicht gleich mit einer Klientin, einer Verdächtigen ins Bett hüpft.
Und die Frauen reagieren dementsprechend, versuchen auf ihre bewährte Art, den Mann rumzukriegen und sind gekränkt, wenn es nicht funktioniert. Gleichzeitig imponiert ihnen sein Verhalten.
Chandler hält dieser ganzen Gesellschaft den Spiegel vor. Der Roman ist eine Abrechnung mit der verbrecherischen Glitzerwelt von Hollywood.
Da hast du natürlich Recht! Und der Erfolg, den die Bücher damals hatten, spricht ja auch dafür.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Unser Amigo, die ständigen Wiederholungen strengen mich an, versucht die Polizei auszutricksen, um Mavis zu decken. Denke, das wird ihm gelingen. Irgendwie schafft er es ja immer alles hinzubiegen.
Das die Frauen ihm ständig Sex anbieten, scheint wohl seinen unwiderstehlichen Privatermittlercharme spiegeln zu wollen. Marlowe geht allerdings nicht wirklich darauf ein. Warum? Hat es für ihn keinen Reiz, oder Professionalität? Moral gesehen wäre es ja nicht in Ordnung, naja, hier im Buch sind einige moralische Grundsätze ja doch außer Kraft gesetzt. " Hollywood und seine Intrigen" wäre ein passenderer Titel, da für mich die Handlung um Orrin und seine Schwester mittlerweile doch sehr in den Hintergrund abgedriftet ist
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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NeuKapitel 25 gefällt mir. Hier wird Marlowe als der einsame Wolf präsentiert. Einer, der abends in sein verlassenes Büro zurückkehrt, ausgebrannt ( „ Ich war das Kalenderblatt von gestern, das zusammengeknüllt ganz unten im Papierkorb lag.“ ) Ein Mann ohne Freunde, der auf eine menschliche Stimme wartet und erleichtert ist, dass seine Arbeit weitergeht, denn sonst hat er nichts.
Natürlich ist das ein Klischee, das wir aus unzähligen Filmen und Büchern kennen. Aber damals war so eine Figur neu, anders als Sherlock Holmes oder Monsieur Poiret. Auf Marlowe und Sam Spade ( Schöpfer : Dashiell Hammett) beruhen die späteren Figuren.
Eigentlich müssten wir den Roman auch aus dieser Situation heraus betrachten. Dennoch fällt es mir sehr schwer. Man ist durch die Lesegewohnheiten und modernen Ansichten geprägt, da fällt es schwer den Blickwinkel so zu verschieben. Für mich war es zumindest dahingehend gut, da ich nun weiß, dass es mir keinen Spaß macht. Werde diese Art der Klassiker dann in Zukunft auslassen.
 

Literaturhexle

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Für mich war es zumindest dahingehend gut, da ich nun weiß, dass es mir keinen Spaß macht. Werde diese Art der Klassiker dann in Zukunft auslassen.
Das Dumme ist, dass man vorher nicht weiß, was man bekommt. Wäre ich konsequent gewesen, was meine Lesegewohnheiten betrifft, hätte ich "Scherbentanz" definitiv auslassen müssen. Es war aber ein richtig gutes, kurzweiliges Buch:)
Insofern werde ich weiterhin nach dem Motto "in dubio pro libro" handeln. Lieber mal ein Flop (wobei ich Chandler nicht als solchen sehe, eher als Erfahrung), als ein Highlight verpasst:D
 

Sassenach123

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Das Dumme ist, dass man vorher nicht weiß, was man bekommt. Wäre ich konsequent gewesen, was meine Lesegewohnheiten betrifft, hätte ich "Scherbentanz" definitiv auslassen müssen. Es war aber ein richtig gutes, kurzweiliges Buch:)
Insofern werde ich weiterhin nach dem Motto "in dubio pro reo" handeln. Lieber mal ein Flop (wobei ich Chandler nicht als solchen sehe, eher als Erfahrung), als ein Highlight verpasst:D
Das hast du gut auf den Punkt gebracht, zumindest was den Chandler angeht. Bei " Scheerbentanz" bin ich noch nicht weit genug um mir eine Meinung zu bilden. Mal sehen, bisher gefällt es mir gut
 

KrimiElse

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26. Januar 2019
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buchmafia.blogspot.com
Aus unserer Sicht nervt das Frauenbild. Aber Leute, wir sind in Hollywood in den 40er Jahren. Wie viele Schauspielerinnen mussten sich hochschlafen , um an Rollen zu kommen. ( Wenn wir die aktuelle Me- Too- Debatte verfolgen, wissen wir, dass diese Praxis heute noch teilweise funktioniert.). Diese Frauen spielten die Naive, die Sexbombe, die Hilflose , das waren die festgelegten Rollen. Weiß jemand von einer weiblichen Regisseurin, Produzentin damals? Und Marlowe ist halt einer, der diese Spielchen nicht mitmacht. Der seine Arbeit, sein Berufsethos hat und nicht gleich mit einer Klientin, einer Verdächtigen ins Bett hüpft.
Und die Frauen reagieren dementsprechend, versuchen auf ihre bewährte Art, den Mann rumzukriegen und sind gekränkt, wenn es nicht funktioniert. Gleichzeitig imponiert ihnen sein Verhalten.
Chandler hält dieser ganzen Gesellschaft den Spiegel vor. Der Roman ist eine Abrechnung mit der verbrecherischen Glitzerwelt von Hollywood.
Liebe @RuLeka , als ChandlerFans haben wir wohl einen anderen Blick auf das Buch. Ich habe wie du nichts politisch und feministisch korrektes erwartet, sondern freue mich einfach darüber, mal wieder einen so alten Krimi zu lesen, auch wenn die Übersetzung an manchen Stellen hätte besser ausfallen können.
Die Kritik ist freilich angestaubt, wenn wir das mit unseren heutigen Augen betrachten, aber damals war es schon eine kleine Sensation. Und als ich (vor mittlerweile Jahrzehnten, hihi) Chandler erstmals las, was es das auch noch.
Doch es gibt bessere Detektivromane von ihm als Die kleine Schwester. Mir gefiel immer Playback und Das hohe Fenster oder Der tiefe Schlaf ganz ausgezeichnet. Aber ich glaube, ihr lasst dennoch die Finger davon...

Ich verstehe alle, die die fehlende Spannung gemessen an modernen Krimis nervt, aber darum geht es hier auch nicht. Ulrike hatte das schön geschrieben im vorherigen Abschnitt.
Wenn man Lust hat und Google bemüht, findet man ein paar Fäden, die in das gesellschaftliche Geschehen der damaligen Zeit passen. Man kann sich an ein paar Namen entlang hangeln...
 
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parden

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Es ist irgendwie beruhigend zu sehen, dass es auch Fans von Philip Marlowe gibt. Ich gehöre leider nicht dazu, wobei ich es schade finde, dass wir den Testlauf hier wohl mit einem der schwächeren Bücher begehen. Vielleicht hätte mich ein anderer Titel mehr überzeugen können?

Ich hangele mich hier Kapitel für Kapitel voran, nach ein paar Seiten reicht es dann aber auch wieder. Ich freue mich für Marlowe, dass er offenbar den Durchblick hat, ich habe ihn definitiv immer noch nicht. Diese ganzen Frauen sind für mich austauschbar, aber im Grunde bleiben alle Charaktere sehr oberflächlich. Bei jedem auftauchenden Namen muss ich überlegen, ob und in welchem Zusammenhang mir der schon einmal begegnet ist. Marlowe ist ein einsamer Wolf mit moralischen Prinzipien, wie es scheint, wobei die nicht zwangsläufig mit dem Gesetz konform gehen. Als Figur interessant angelegt, trotzdem werde ich damit nicht warm. Ich erkenne durchaus gesellschaftskritische Ansätze, finde aber die meist resignierte Haltung Marlowes deprimierend. So, nun auf zum letzten Gefecht...
 

Bibliomarie

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Es ist irgendwie beruhigend zu sehen, dass es auch Fans von Philip Marlowe gibt. Ich gehöre leider nicht dazu, wobei ich es schade finde, dass wir den Testlauf hier wohl mit einem der schwächeren Bücher begehen.

Ich werde wohl auch kein Fan mehr werden, habe aber erst durch die Leserunde und die begleitenden Infos, die ich im Netz gesucht habe, die Bedeutung Chandlers für die Kriminalliteratur so richtig einschätzen gelernt.
 
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