4. Leseabschnitt: Kapitel 23 bis 28 (Seite 214 - 287)

Literaturhexle

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Mein generelles Problem ist, dass ich Bücher nicht nicht ernst nehmen kann. Ich verstehe die vermeintlich witzigen Szenen und Dialoge, doch erreichen sie mich nicht.

Das Frauenbild hat nicht nur etwas mit Hollywooddiven zu tun, "die sich auf der Besetzungscouch hochschlafen". Sämtliche Frauen sind Frauchen, die sich vom starken Geschlecht Schutz und Sex erhoffen. Dieses Sich-an-den-Hals-Werfen hat sich nach dem dritten Mal abgenutzt, die Nummer ist stets dieselbe.
Mavis hat nun den Übertäter tapfer zur Strecke gebracht. Chapeau! Aber sofort fällt sie wieder ins Klischee: zittrig, bleich, der Ohnmacht nahe, fällt sie dem starken Philip in die Arme, der sie mit einem Schluck hartem Alkohol ins Leben zurückholt....
Anschließend macht sie ihm wieder dümmliche Avancen. Dem Mann kann man wohl nicht widerstehen. Gut, dass er so hart ist - sonst hätten wir Handlung der anderen Art;)
Marlowe ist es auch, der den Tatort inszeniert und den Kommissar ruft.... So einfach ist das.

Ich mache mich jetzt an den Endspurt. Ich hoffe, ihr amüsiert euch besser als ich ;)
In Zukunft bleibe ich bei meinen Leisten und meide alles, was nach Krimi aussieht, egal welches Alter er hat.
 

kingofmusic

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Marlowe muss ja so schöne Augen haben, dass selbst der Tod vor ihnen kapituliert. So oft, wie er dem Tod schon in die Augen geschaut hat und nix passiert ist...:rolleyes: Und weil er ach so´n toller Hecht ist, geben ihm die Frauen freiwillig die Pistolen, mit dem sie ihn eigentlich erschießen wollten, weil - ein so starker Mann darf doch nicht sterben...
 

RuLeka

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NeuKapitel 25 gefällt mir. Hier wird Marlowe als der einsame Wolf präsentiert. Einer, der abends in sein verlassenes Büro zurückkehrt, ausgebrannt ( „ Ich war das Kalenderblatt von gestern, das zusammengeknüllt ganz unten im Papierkorb lag.“ ) Ein Mann ohne Freunde, der auf eine menschliche Stimme wartet und erleichtert ist, dass seine Arbeit weitergeht, denn sonst hat er nichts.
Natürlich ist das ein Klischee, das wir aus unzähligen Filmen und Büchern kennen. Aber damals war so eine Figur neu, anders als Sherlock Holmes oder Monsieur Poiret. Auf Marlowe und Sam Spade ( Schöpfer : Dashiell Hammett) beruhen die späteren Figuren.
 

RuLeka

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Aus unserer Sicht nervt das Frauenbild. Aber Leute, wir sind in Hollywood in den 40er Jahren. Wie viele Schauspielerinnen mussten sich hochschlafen , um an Rollen zu kommen. ( Wenn wir die aktuelle Me- Too- Debatte verfolgen, wissen wir, dass diese Praxis heute noch teilweise funktioniert.). Diese Frauen spielten die Naive, die Sexbombe, die Hilflose , das waren die festgelegten Rollen. Weiß jemand von einer weiblichen Regisseurin, Produzentin damals? Und Marlowe ist halt einer, der diese Spielchen nicht mitmacht. Der seine Arbeit, sein Berufsethos hat und nicht gleich mit einer Klientin, einer Verdächtigen ins Bett hüpft.
Und die Frauen reagieren dementsprechend, versuchen auf ihre bewährte Art, den Mann rumzukriegen und sind gekränkt, wenn es nicht funktioniert. Gleichzeitig imponiert ihnen sein Verhalten.
Chandler hält dieser ganzen Gesellschaft den Spiegel vor. Der Roman ist eine Abrechnung mit der verbrecherischen Glitzerwelt von Hollywood.
 

Literaturhexle

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Aus unserer Sicht nervt das Frauenbild. Aber Leute, wir sind in Hollywood in den 40er Jahren. Wie viele Schauspielerinnen mussten sich hochschlafen
Das mag alles sein. Ich bin die Letzte, die heutige Ansprüche in die 40er Jahre katapultieren will. Dennoch darf es mich nerven. Es ist immer dasselbe Muster bei allen weiblichen Figuren. Aus meiner Sicht hat das eben auch damit zu tun, dass ein Mann das Buch geschrieben hat. Vielleicht war es genau so, vielleicht will er Kritik an den Zuständen üben, vielleicht ist der Wunsch aber auch Vater des Gedankens...
Erfolgreichen Frauen wird heute gern noch nachgesagt, sie hätten wohl die "entsprechenden" Kontakte gepflegt... Das wird in den seltendsten Fällen der Wahrheit entsprechen. Wenn man es aber mit sich machen lässt, habe ich auch wenig Mitleid (Einverständnis vorausgesetzt).

Mich nervt dieses Angehimmel, diese Avancen, dieses dümmliche Getue. Egal, ob es nun der Zeit geschuldet ist oder nicht. Es entspringt der Klischeekiste. Ich bin wirklich froh, meinen ersten Marlowe hinter mich gebracht zu haben, der wahrscheinlich mein letzter sein wird:D
 

kingofmusic

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Das mag alles sein. Ich bin die Letzte, die heutige Ansprüche in die 40er Jahre katapultieren will. Dennoch darf es mich nerven. Es ist immer dasselbe Muster bei allen weiblichen Figuren. Aus meiner Sicht hat das eben auch damit zu tun, dass ein Mann das Buch geschrieben hat. Vielleicht war es genau so, vielleicht will er Kritik an den Zuständen üben, vielleicht ist der Wunsch aber auch Vater des Gedankens...
Erfolgreichen Frauen wird heute gern noch nachgesagt, sie hätten wohl die "entsprechenden" Kontakte gepflegt... Das wird in den seltendsten Fällen der Wahrheit entsprechen. Wenn man es aber mit sich machen lässt, habe ich auch wenig Mitleid (Einverständnis vorausgesetzt).

Mich nervt dieses Angehimmel, diese Avancen, dieses dümmliche Getue. Egal, ob es nun der Zeit geschuldet ist oder nicht. Es entspringt der Klischeekiste. Ich bin wirklich froh, meinen ersten Marlowe hinter mich gebracht zu haben, der wahrscheinlich mein letzter sein wird:D
Bin da voll bei dir, liebe @Literaturhexle :cool:.
 

Bibliomarie

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"Die Welt ist voller Männer mit den Taschen voller Geld"

"ich trage Schwarz, weil ich schön und niederträchtig bin und völlig hilflos." Ja, sind sie, die bösen Mädchen. Sie küssen und schlagen in einem Atemzug.
Ganz am Anfang dachte ich einen Augenblick, Orfamay und Mavis Weld sind identisch, aber das ist es nicht. Mavis ist die Schwester von Orrin und Orfamay. Als er Steelgrave erpressen wollte - wahrscheinlich mit Hilfe von Mavis - hat er im Grund sein Todesurteil unterschrieben. Aber trotzdem liefert Mavis ihn quasi an Steelgrave aus. Warum aber Mavis und Orfamay mit verdeckten Karten spielen und was Miss Gonzales damit zu tun hat, bleibt mir unverständlich.
 

ulrikerabe

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Und die Frauen reagieren dementsprechend, versuchen auf ihre bewährte Art, den Mann rumzukriegen und sind gekränkt, wenn es nicht funktioniert. Gleichzeitig imponiert ihnen sein Verhalten.
Chandler hält dieser ganzen Gesellschaft den Spiegel vor. Der Roman ist eine Abrechnung mit der verbrecherischen Glitzerwelt von Hollywood.
und Chandler lässt seinen Marlowe sich selbst nicht ernst nehmen:
[zitat]"Ach, alle möglichen Frauen, die sich mir an den Hals werfen und in Ohnmacht fallen und geküsst werden wollen und so weiter. Ganz schön viel Action für einen durchgemangelten Schnüffler ohne Yacht. "[/zitat] :)
 

claudi-1963

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Das Frauenbild gefällt mir hier genauso wenig wie Marlows Charakter, ich weiß nicht ob das damals so in war aber heut würde damit keiner mehr ankommen.

Ich gebe da RuLeka recht, ich glaube die 40 Jahre waren da schon noch ganz anders. Das Frauenbild war ja zu der Zeit noch ein genz anderes, da mussten die Frauen noch die Ehemänner fragen ob sie arbeiten dürfen. Von daher kann ich mir gut vorstellen, das Frauen in Hollywood für eine Rolle alles gegeben haben um sie zu bekommen.
Trotzdem finde ich es nach wie vor befremdlich und es gefällt mir ehrlich gesagt nicht.

Das Marlow hier nun wieder den Helden für Mavis spielt und alles auf sich nehmen will finde ich ebenfalls unglaubwürdig. Den sie müsste ja schon zur Verantwortung gezogen werden, stattdessen verändert er einfach mal den Tatort. Klar hat Steelgrave ihren Bruder getötet oder töten lassen, aber das ist doch kein Grund ihn zu töten und vor allem dann nicht dafür die Verantwortung zu übernehmen.
Mavis scheint so oder so das genau Gegenteil von Orfamay zu sein oder wird man so wenn man in Hollywood arbeitet?

Marlow mus ja echt ein Schönling sein, so viele Frauen wie sich ihm an den Hals werfen. :)

Ich muss ehrlich sagen ich bin froh wenn ich durch bin mit dem Buch.
 

claudi-1963

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Das mag alles sein. Ich bin die Letzte, die heutige Ansprüche in die 40er Jahre katapultieren will. Dennoch darf es mich nerven. Es ist immer dasselbe Muster bei allen weiblichen Figuren. Aus meiner Sicht hat das eben auch damit zu tun, dass ein Mann das Buch geschrieben hat. Vielleicht war es genau so, vielleicht will er Kritik an den Zuständen üben, vielleicht ist der Wunsch aber auch Vater des Gedankens...
Erfolgreichen Frauen wird heute gern noch nachgesagt, sie hätten wohl die "entsprechenden" Kontakte gepflegt... Das wird in den seltendsten Fällen der Wahrheit entsprechen. Wenn man es aber mit sich machen lässt, habe ich auch wenig Mitleid (Einverständnis vorausgesetzt).

Mich nervt dieses Angehimmel, diese Avancen, dieses dümmliche Getue. Egal, ob es nun der Zeit geschuldet ist oder nicht. Es entspringt der Klischeekiste. Ich bin wirklich froh, meinen ersten Marlowe hinter mich gebracht zu haben, der wahrscheinlich mein letzter sein wird:D

Auch ich muss dir da voll und ganz zustimmen, das geht mir auch zusehends immer mehr auf den Keks.
 

claudi-1963

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Und Marlowe ist halt einer, der diese Spielchen nicht mitmacht. Der seine Arbeit, sein Berufsethos hat und nicht gleich mit einer Klientin, einer Verdächtigen ins Bett hüpft.
Das vielleicht nicht gerade, aber er findet es schon auch gut wenn ihn die Frauen anhimmeln.

Der Roman ist eine Abrechnung mit der verbrecherischen Glitzerwelt von Hollywood.
Das sehe ich jetzt eigentlich gar nicht so. Für mich könnte er genauso gut in jeder anderen Großstadt Amerikas so spielen, ich denke nicht das es nur mit Hollywood was zu tun hat.
 

claudi-1963

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Marlowe muss ja so schöne Augen haben, dass selbst der Tod vor ihnen kapituliert. So oft, wie er dem Tod schon in die Augen geschaut hat und nix passiert ist...:rolleyes: Und weil er ach so´n toller Hecht ist, geben ihm die Frauen freiwillig die Pistolen, mit dem sie ihn eigentlich erschießen wollten, weil - ein so starker Mann darf doch nicht sterben...

Ja das finde ich auch total glaubwürdig :D:p
 
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MRO1975

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11. August 2018
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Das Frauenbild hat nicht nur etwas mit Hollywooddiven zu tun, "die sich auf der Besetzungscouch hochschlafen". Sämtliche Frauen sind Frauchen, die sich vom starken Geschlecht Schutz und Sex erhoffen. Dieses Sich-an-den-Hals-Werfen hat sich nach dem dritten Mal abgenutzt, die Nummer ist stets dieselbe.

Genau! Und das kann man auch nicht damit retten, dass man diese Darstellung als Gesellschaftskritik deklariert. Chandler schreibt nur auf, was er ständig sieht. Das ist keine Kritik. Ich gehe nicht davon aus, dass auch nur eine der Damen oder Herren des Plots auf den letzten 50 Seiten noch eine charakterliche Wandlung erfährt und das wäre für mich das Mindeste, das ich erwarten würde, wenn sich das Buch "Gesellschaftskritik" auf die Fahnen schreiben will.

Anschließend macht sie ihm wieder dümmliche Avancen. Dem Mann kann man wohl nicht widerstehen.

Das geht mir mittlerweile total auf die Nerven! Mann, muss der Mann unwiderstehlich sein. So einer ist mir offensichtlich noch nie über den Weg gelaufen und ich weiß nicht, ob ich das schade finden soll...

Und weil er ach so´n toller Hecht ist, geben ihm die Frauen freiwillig die Pistolen, mit dem sie ihn eigentlich erschießen wollten, weil - ein so starker Mann darf doch nicht sterben...

Wenn man es gesellschaftskritisch sehen will, könnte man der Ansicht sein, dass Marlowe als Sexobjekt dargestellt wird. ;)

Mich nervt dieses Angehimmel, diese Avancen, dieses dümmliche Getue. Egal, ob es nun der Zeit geschuldet ist oder nicht. Es entspringt der Klischeekiste.

Vielleicht war das in 1940er neu und augenöffnend. Ich komme allerdings immer mehr zu dem Urteil, dass das Buch heute einfach nicht mehr zeitgemäß ist. Da hilft auch eine neue Übersetzung nicht. Manche Geschichten überleben sich eben einfach und diese gehört für mich dazu.

Das Marlow hier nun wieder den Helden für Mavis spielt und alles auf sich nehmen will finde ich ebenfalls unglaubwürdig. Den sie müsste ja schon zur Verantwortung gezogen werden, stattdessen verändert er einfach mal den Tatort. Klar hat Steelgrave ihren Bruder getötet oder töten lassen, aber das ist doch kein Grund ihn zu töten und vor allem dann nicht dafür die Verantwortung zu übernehmen.

Da bin ich völlig bei dir. Ich bin gespannt, ob sie mit dem Mord davon kommt. Wenn ja, ist das Buch bei mir völlig durch.
 

Bibliomarie

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10. September 2015
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Marlow mus ja echt ein Schönling sein, so viele Frauen wie sich ihm an den Hals werfen. :)

Ich habe zwar auch immer Humphrey Bogart und sein Knautschgesicht vor Augen, aber auch im Buch wird Marlowe nicht als Schönling beschrieben. Ich denke, die Frauen werfen sich aus anderen Gründen an seinen Hals.