Das habe ich mich auch gefragt und bedauere es, dass wir überhaupt nichts darüber erfahren.und ich frage mich, wie Sigrun mit diesen Eltern im Gmynasium klarkommt, vermutlich ist sie eine Außenseiterin, andererseits gibt es in diesem Lohmen viele Kinder, vermutlich auch einige in der selben Klasse?
Hier hat einfach nichts Anderes Priorität. In allen vorhergehenden Situation ist seine Priorität, den Kontakt zu Sigrun und Svenja behalten. Sobald er in irgendeiner Form 'aufbegehrt' (ob durch Widerspruch, Diskussion oder was auch immer), ist die Wahrscheinlichkeit extrem hoch, dass der Kontakt abbricht. Und dass das nicht passiert, steht für ihn an erster Stelle, dem er Alles, wirklich Alles unterordnet.Überrascht hat mich vor allem, dass Kaspar auf der Straße eingreift, als die Thor Steinar-Träger eine Frau angreifen. Diese Haltung fehlte ihm ja in vorangegangenen Szenen häufiger.
Wie sollte sie auch in diesem Milieu? Diese Jugendlichen sind ebenso wie die beim IS vermutlich nur in eine Richtung erzogen: Für die Sache zu dienen und notfalls zu sterben. Für jugendlichen Unsinn ist da kein Platz.Sigrun selbst wirkt manchmal wie ein Kleinkind, manchmal wie eine verbitterte Erwachsene - aber eigentlich nie wie eine Jugendliche.
Weshalb? Sie ist doch eine gute Schülerin, weil es wichtig ist für die Sache. Wenn sie sozial keinen Kontakt hat, ist es eh egal, weil sie mit 'denen' nichts zu tun haben soll. Oder wie meinst Du das mit untergehen?So, wie Schlink sie zeichnet, muss sie auf der Schule einfach untergehen.
Im Sinne von nicht akzeptiert zu werden, vermutlich sogar gemobbt oder zumindest verachtet zu werden.Oder wie meinst Du das mit untergehen?
Und das finde ich eben gerade nicht, denn sonst wäre die Figur zumindest etwas glaubhafter. Beim IS würden sie wohl nicht auf eine öffentliche Schule gehen und das "normale" Leben so stark mitbekommen.Diese Jugendlichen sind ebenso wie die beim IS vermutlich nur in eine Richtung erzogen:
Die Strategie der Völkischen ist eine andere, sie wollen sich nämlich in das 'normale' Leben integrieren, um so die Leute auf ihre Seite zu ziehen. Daher nehmen ihre Kinder und auch sie selbst Teil an den Aktivitäten, da gibt es keinen Ausschluss oder Absonderung, ganz im Gegenteil. Es ist eine Unterwanderung, die nur funktioniert, wenn die Völkischen fest in ihren Überzeugungen sind und damit resistent gegen den Unrat von draußen. Daher werden ihre Kinder sicherlich mit der gleichen Intensität geschult wie in anderen extremistischen Organisationen auch - vielleicht noch mehr, weil sie größeren Gefahren in Form von Ablenkung bzw. Versuchung ausgesetzt sind.Und das finde ich eben gerade nicht, denn sonst wäre die Figur zumindest etwas glaubhafter. Beim IS würden sie wohl nicht auf eine öffentliche Schule gehen und das "normale" Leben so stark mitbekommen.
Vielen Dank für den Link, den werde ich mir mal in Ruhe zu Gemüte führen.Hier gibt es einen ganz interessanten Artikel dazu.
Danke für diesen Artikel, ich hatte davon bisher keine Ahnung (spricht nicht unbedingt für mich) für mich waren die rechten Gruppierungen bisher Marschierende mit entsprechenden Fahnen, wie sie immer in den TV-Berichte gezeigt werden, auch optisch relativ leicht zuzuordnen. Das hier halte ich für viel gefährlicher, weil es eine leise Entwicklung ist, bio und ökologisch habe ich gedanklich bisher mit demokratischen politischen Ansichten verbunden und ich würde mich als politisch sehr interessiert und generell nicht als naiv bezeichnen. Nochmals danke.Hier gibt es einen ganz interessanten Artikel dazu.
Und so nimmt mich Schlink hier immer mehr mit mit seinem neuen Roman!Dass der Kampf Härte verlangt und glücklich macht, beides zugleich, verstehst du nicht. Ihr habt das vergessen und verlernt: das Kämpfen und das große Ziel und das Siegen. Und die Freude an der Härte. ... Du kämpfst nicht mal mit mir. was ich sage, geht dir gegen den Strich, aber du hälst nicht dagegen, sondern schaust verständnislos, vielleicht besorgt, vielleicht traurig."
Ich empfinde es überhaupt nicht als Holzhammer-Didaktik. Im Gegenteil, es gefällt mir wie Kaspar sie z.B. über die Musik überzeugen möchte. er ist ein Mensch, der nie mit Kindern oder Jugendlichen zu tun hatte und sein Ton verrät das.Ich schüttelte einerseits den Kopf über die hölzernen Dialoge zwischen Sigrun und Kaspar, und mich nervt auch die Holzhammer-Didaktik, die Bernhard Schlink auspackt, um Kaspar Sigrun überzeugen zu lassen.
Danke für den Link. Ich habe zwar von dem Musiker-Ehepaar gelesen, das eisern die Stellung hält, aber das die Gemeinschaften so verbreitet sind, war mir neu.Hier gibt es einen ganz interessanten Artikel dazu.
Nein, wohl eher mit der Zuneigung oder sogar Liebe zu Sigrun. Das ist etwas Eigenes geworden.Kaspar verschuldet sich um Sigrun quasi freizukaufen. Kann man das wirklich mit der Liebe zu seiner Frau erklären?
Die Suche nach dem Kompromiss, dieses zutiefst Demokratische im Gegenüber mit dem so viel einfacheren Dogmatischen. Das bewegt mich sehr, denn letztlich ist das für mich eine der Grundsatzkonflikte unserer Gegenwart.
Das wäre einleuchtend, er hat sich ja immer Kinder gewünscht.Nein, wohl eher mit der Zuneigung oder sogar Liebe zu Sigrun. Das ist etwas Eigenes geworden.
Aus der Zeit gefallen trifft es ganz gut. Man merkt, dass er keine eigenen Kinder hat und auch sonst keine Jugendlichen kennt. Er vergleicht stattdessen mit seiner eigenen Kindheit.Für mich ist Kaspar keine schwache Figur, eher etwas aus der Zeit gefallen. Er hatte nie Kinder und auch keine größere Verwandschaft mit Kindern, für mich ist es nachvollziehbar, dass er einerseits Sigrun von ihrer engen, einseitig völkischen Denkweise abbringen will, es andererseits sehr vorsichtig tut, um sie nicht wieder zu entfremden.
So wie sie hier dargestellt wird, muss sie einen schweren Stand in der Klasse gehabt haben. Wenn es nicht viele von ihrer Sorte gab, war sie eine Außenseiterin, über die sich die anderen im besten Fall lustig gemacht haben.Aber ganz ehrlich: So, wie Schlink sie zeichnet, muss sie auf der Schule einfach untergehen. Nicht wegen der Leistungen, sondern wegen des Sozialverhaltens.
Er hatte viel Zeit, über seine Frau nachzudenken. Zu ihren Lebzeiten hat er über vieles hinweggesehen. Dass sie, im Gegensatz zu ihm, nicht viel Ausdauer und Geduld hatte, blieb auch uns nicht verborgen.Erstaunt bin ich darüber, wie nüchtern Kaspar seine Frau auch sieht: Als Jemanden, die vermutlich den Kontakt zu ihrer Tochter und Enkelin bereits wieder abgebrochen hätte - aus Unfähigkeit, Unlust oder was auch immer mit dieser Situation klar zu kommen.
Es hat mich auch überrascht, dass Sigrun auf ein Gymnasium ging. Für ihre Siedlergedanken braucht es keine höhere Bildung. Da sind handwerkliche und landwirtschaftliche Kenntnisse notwendig.Beim IS würden sie wohl nicht auf eine öffentliche Schule gehen und das "normale" Leben so stark mitbekommen.
Habe erst jetzt Deinen Link gesehen. Das macht meinen letzten Kommentar hinfällig.Die Strategie der Völkischen ist eine andere, sie wollen sich nämlich in das 'normale' Leben integrieren, um so die Leute auf ihre Seite zu ziehen. Daher nehmen ihre Kinder und auch sie selbst Teil an den Aktivitäten, da gibt es keinen Ausschluss oder Absonderung, ganz im Gegenteil. Es ist eine Unterwanderung, die nur funktioniert, wenn die Völkischen fest in ihren Überzeugungen sind und damit resistent gegen den Unrat von draußen.
Da sehe ich Kaspar als exemplarisches Beispiel dafür. Hat Schlink gut gemacht. Doch wie löst er das Problem? Bin gespannt.Die Suche nach dem Kompromiss, dieses zutiefst Demokratische im Gegenüber mit dem so viel einfacheren Dogmatischen. Das bewegt mich sehr, denn letztlich ist das für mich eine der Grundsatzkonflikte unserer Gegenwart.
Man ( ich ) möchte, dass er hier etwas selbstbewusster und entschiedener auftritt. Wie kann man sich ruhig dieses Gerede anhören? Andererseits will er nicht, dass Sigrun ganz zumacht und garnicht mehr ansprechbar wird.Behutsam, vielleicht manchmal zu zaghaft, da würde ich mir wünschen, er hätte mehr Mut. Andererseits will er sie nicht verlieren, auch das ist verständlich.
Ohne die Musikbegeisterung von Sigrun hätte Kaspar wohl keinen Zugang zu ihr gefunden.Dabei hat er Glück, dass Sigrun Zugang zur klassischen Musik findet. Das hätte bei vielen Jugendlichen schief gehen können.
Das hat mich auch sehr erstaunt, wie sehr sich Kaspar die ganzen Jahre zurückgenommen hat und Birgits Handlungen und Entschlüsse mitgetragen hat. Deine Schlussfolgerung teile ich.Dieses Zaghafte und überaus Verständnisvolle hat er auch bei seiner Frau an den Tag gelegt, wobei diese eventuell mehr Respekt gehabt hätte, wenn er auch mal Forderungen an sie gestellt hätte.
Das hat mir auch gut gefallen. Würde er so eine Holzhammermethode anwenden, würde sie sich eher verschließen. Man merkt aber auch, wie tief das Völkische in ihr sitzt. Ich frage mich, ob nach dem zweiten Weltkrieg etwas falsch gemacht wurde. Nachvollziehen, wie sich sowas erhalten oder entwickeln kann, kann ich nicht.Ganz gut gefällt mir wie Kaspar mit Sigrun umgeht. Er belehrt sich nicht offensiv, sondern will sie zu eigenem Denken anregen. Dabei muss er sich oft zurücknehmen.
Danke für diese überaus informative Broschüre.
Die Strategie der Völkischen ist eine andere, sie wollen sich nämlich in das 'normale' Leben integrieren, um so die Leute auf ihre Seite zu ziehen. Daher nehmen ihre Kinder und auch sie selbst Teil an den Aktivitäten, da gibt es keinen Ausschluss oder Absonderung, ganz im Gegenteil. Es ist eine Unterwanderung, die nur funktioniert, wenn die Völkischen fest in ihren Überzeugungen sind und damit resistent gegen den Unrat von draußen. Daher werden ihre Kinder sicherlich mit der gleichen Intensität geschult wie in anderen extremistischen Organisationen auch - vielleicht noch mehr, weil sie größeren Gefahren in Form von Ablenkung bzw. Versuchung ausgesetzt sind.
Hier gibt es einen ganz interessanten Artikel dazu.