4. Leseabschnitt: Kapitel 22 bis 42 (S. 227 bis 323)

Christian1977

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Ehrlich gesagt kann ich im Vergleich zum Abschnitt davor gar nicht allzuviel Neues schreiben.

Ich schüttelte einerseits den Kopf über die hölzernen Dialoge zwischen Sigrun und Kaspar, und mich nervt auch die Holzhammer-Didaktik, die Bernhard Schlink auspackt, um Kaspar Sigrun überzeugen zu lassen.

Dennoch erkenne ich natürlich das wohlgemeinte Ansinnen des Autors, und die Geschichte strahlt eine Wärme aus, die vor allem aus der stärker werdenden Annäherung der beiden resultiert. Dem kann ich mich trotz aller Kritik nicht entziehen.

Überrascht hat mich vor allem, dass Kaspar auf der Straße eingreift, als die Thor Steinar-Träger eine Frau angreifen. Diese Haltung fehlte ihm ja in vorangegangenen Szenen häufiger.

Verständlich fand ich auch, dass er bei den Vorwürfen Björns am Ende des Abschnitts diesmal schweigt, um Sigrun zu schützen.

Sigrun selbst wirkt manchmal wie ein Kleinkind, manchmal wie eine verbitterte Erwachsene - aber eigentlich nie wie eine Jugendliche. Schade.

Der Rest: siehe voriger Abschnitt. ;)
 

Circlestones Books Blog

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Für mich ist Kaspar keine schwache Figur, eher etwas aus der Zeit gefallen. Er hatte nie Kinder und auch keine größere Verwandschaft mit Kindern, für mich ist es nachvollziehbar, dass er einerseits Sigrun von ihrer engen, einseitig völkischen Denkweise abbringen will, es andererseits sehr vorsichtig tut, um sie nicht wieder zu entfremden. Sigrun denkt eindeutig mehr über die Dinge nach, als sie zugibt, sie schwankt, dem Alter entsprechend, zwischen stur in der Erziehung und Welt zu bleiben, in der sie aufgewachsen ist, aber auch neugierig, andere Seiten zu sehen (was sie nicht offen zugibt). Die Musik ist wohl die stärkste Verbindung zwischen Sigrun und Kaspar. Wie zum Beispiel auf Seite 233 beschrieben, sie liest sich durch seine Bücher, auch wenn sie nicht darüber reden will. Die Bücher, die er für sie in ihrem Zimmer vorbereitet hatte, liest sie offenbar nicht, was mich nicht wundert. "Aber wann und wie er zu Sigruns Ansichten etwas sagen, und, vor allem, wie viel er sagen sollte, beschäftigte ihn, bis sie zu Hause waren. Lieber zu viel als zu wenig? Lieber zu wenig als zu viel? (Zitat Seite 291, 292). Für mich beschreibt dies Kaspars Haltung und Beweggründe sehr gut und ich kann es nachvollziehen, würde es vermutlich ähnlich machen. Durch sein Schweigen zu diesem einen Buch beschützt er sie, auch wenn er sie dadurch aus den Augen verliert. Die Überzeugungen von Sigruns Eltern sind auch in einem Roman schwer zu ertragen und ich frage mich, wie Sigrun mit diesen Eltern im Gmynasium klarkommt, vermutlich ist sie eine Außenseiterin, andererseits gibt es in diesem Lohmen viele Kinder, vermutlich auch einige in der selben Klasse?
 
Zuletzt bearbeitet:

Christian1977

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8. Oktober 2021
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und ich frage mich, wie Sigrun mit diesen Eltern im Gmynasium klarkommt, vermutlich ist sie eine Außenseiterin, andererseits gibt es in diesem Lohmen viele Kinder, vermutlich auch einige in der selben Klasse?
Das habe ich mich auch gefragt und bedauere es, dass wir überhaupt nichts darüber erfahren.
Aber ganz ehrlich: So, wie Schlink sie zeichnet, muss sie auf der Schule einfach untergehen. Nicht wegen der Leistungen, sondern wegen des Sozialverhaltens.
 

Xirxe

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Überrascht hat mich vor allem, dass Kaspar auf der Straße eingreift, als die Thor Steinar-Träger eine Frau angreifen. Diese Haltung fehlte ihm ja in vorangegangenen Szenen häufiger.
Hier hat einfach nichts Anderes Priorität. In allen vorhergehenden Situation ist seine Priorität, den Kontakt zu Sigrun und Svenja behalten. Sobald er in irgendeiner Form 'aufbegehrt' (ob durch Widerspruch, Diskussion oder was auch immer), ist die Wahrscheinlichkeit extrem hoch, dass der Kontakt abbricht. Und dass das nicht passiert, steht für ihn an erster Stelle, dem er Alles, wirklich Alles unterordnet.
Ich weiß nicht, ob ich das könnte - vermutlich nicht. Dafür hat meinen Respekt.
Sigrun selbst wirkt manchmal wie ein Kleinkind, manchmal wie eine verbitterte Erwachsene - aber eigentlich nie wie eine Jugendliche.
Wie sollte sie auch in diesem Milieu? Diese Jugendlichen sind ebenso wie die beim IS vermutlich nur in eine Richtung erzogen: Für die Sache zu dienen und notfalls zu sterben. Für jugendlichen Unsinn ist da kein Platz.
So, wie Schlink sie zeichnet, muss sie auf der Schule einfach untergehen.
Weshalb? Sie ist doch eine gute Schülerin, weil es wichtig ist für die Sache. Wenn sie sozial keinen Kontakt hat, ist es eh egal, weil sie mit 'denen' nichts zu tun haben soll. Oder wie meinst Du das mit untergehen?

Die Saat des eigenen Denkens ist gelegt und beginnt bereits zu sprießen - leider mit unschönen Folgen für Kaspar und Sigrun. Aber das war zu erwarten, eine solche Veränderung schlägt sich sicher auch im alltäglichen Verhalten nieder und ich vermute, dass die Eltern hierbei besonders hellhörig sind.
Erstaunt bin ich darüber, wie nüchtern Kaspar seine Frau auch sieht: Als Jemanden, die vermutlich den Kontakt zu ihrer Tochter und Enkelin bereits wieder abgebrochen hätte - aus Unfähigkeit, Unlust oder was auch immer mit dieser Situation klar zu kommen. Ich finde es bewundernswert, was er Alles erträgt aus Zuneigung zu seiner Enkelin. Wie weh muss ihm jetzt dieser Abbruch der Beziehungen tun.
 

Christian1977

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Oder wie meinst Du das mit untergehen?
Im Sinne von nicht akzeptiert zu werden, vermutlich sogar gemobbt oder zumindest verachtet zu werden.

Erstens, weil sie eine Völkische ist, wobei ich eben nicht weiß, wie viele in ihrer Klasse das auch sind. Und zweitens, weil sie wie eine Acht- oder 40-Jährige ist. Aber ehrlich gesagt glaube ich in diesem Fall eher, dass Schlink die Klassenkamerad:innen ähnlich darstellen würde (vgl. auch "Spielgefährten" für eine 15-Jährige.
Diese Jugendlichen sind ebenso wie die beim IS vermutlich nur in eine Richtung erzogen:
Und das finde ich eben gerade nicht, denn sonst wäre die Figur zumindest etwas glaubhafter. Beim IS würden sie wohl nicht auf eine öffentliche Schule gehen und das "normale" Leben so stark mitbekommen.
 

Xirxe

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Und das finde ich eben gerade nicht, denn sonst wäre die Figur zumindest etwas glaubhafter. Beim IS würden sie wohl nicht auf eine öffentliche Schule gehen und das "normale" Leben so stark mitbekommen.
Die Strategie der Völkischen ist eine andere, sie wollen sich nämlich in das 'normale' Leben integrieren, um so die Leute auf ihre Seite zu ziehen. Daher nehmen ihre Kinder und auch sie selbst Teil an den Aktivitäten, da gibt es keinen Ausschluss oder Absonderung, ganz im Gegenteil. Es ist eine Unterwanderung, die nur funktioniert, wenn die Völkischen fest in ihren Überzeugungen sind und damit resistent gegen den Unrat von draußen. Daher werden ihre Kinder sicherlich mit der gleichen Intensität geschult wie in anderen extremistischen Organisationen auch - vielleicht noch mehr, weil sie größeren Gefahren in Form von Ablenkung bzw. Versuchung ausgesetzt sind.
Hier gibt es einen ganz interessanten Artikel dazu.
 

Circlestones Books Blog

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Hier gibt es einen ganz interessanten Artikel dazu.
Danke für diesen Artikel, ich hatte davon bisher keine Ahnung (spricht nicht unbedingt für mich) für mich waren die rechten Gruppierungen bisher Marschierende mit entsprechenden Fahnen, wie sie immer in den TV-Berichte gezeigt werden, auch optisch relativ leicht zuzuordnen. Das hier halte ich für viel gefährlicher, weil es eine leise Entwicklung ist, bio und ökologisch habe ich gedanklich bisher mit demokratischen politischen Ansichten verbunden und ich würde mich als politisch sehr interessiert und generell nicht als naiv bezeichnen. Nochmals danke.
 

Anjuta

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Im 4. LA häufen sich bei mir die Merkzettel. Kaspars Ringen um den (unmöglichen) Zwischenweg zwischen dem Entweder-Oder, das Graue zwischen dem Schwarzen und Weißen. Das finde ich sehr bewegend und ungemein aktuell. So gern möchte er Sigrun oder auch Svenja gern haben, trotz ihrer Ansichten. So gern möchte er diese Ansichten aufweichen, aber ohne sie zu verbiegen und ohne etwas vorzuschreiben. Die Suche nach dem Kompromiss, dieses zutiefst Demokratische im Gegenüber mit dem so viel einfacheren Dogmatischen. Das bewegt mich sehr, denn letztlich ist das für mich eine der Grundsatzkonflikte unserer Gegenwart. Hier zum Beispiel ein Auszug aus einem Dialog Svenja/Kaspar.
Dass der Kampf Härte verlangt und glücklich macht, beides zugleich, verstehst du nicht. Ihr habt das vergessen und verlernt: das Kämpfen und das große Ziel und das Siegen. Und die Freude an der Härte. ... Du kämpfst nicht mal mit mir. was ich sage, geht dir gegen den Strich, aber du hälst nicht dagegen, sondern schaust verständnislos, vielleicht besorgt, vielleicht traurig."
Und so nimmt mich Schlink hier immer mehr mit mit seinem neuen Roman!
 

Bibliomarie

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Ganz gut gefällt mir wie Kaspar mit Sigrun umgeht. Er belehrt sich nicht offensiv, sondern will sie zu eigenem Denken anregen. Dabei muss er sich oft zurücknehmen. Den Besuch in Ravensbrück fand ich unglaublich bedrückend und dann schwärmt Sigrun von dieser sadistischen Aufseherin wie von einem Idol – da habe ich einen Augenblick das Buch zugeschlagen und überlegt ob ich das weiter lesen möchte.

Kaspar verschuldet sich um Sigrun quasi freizukaufen. Kann man das wirklich mit der Liebe zu seiner Frau erklären?
 

Bibliomarie

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Ich schüttelte einerseits den Kopf über die hölzernen Dialoge zwischen Sigrun und Kaspar, und mich nervt auch die Holzhammer-Didaktik, die Bernhard Schlink auspackt, um Kaspar Sigrun überzeugen zu lassen.
Ich empfinde es überhaupt nicht als Holzhammer-Didaktik. Im Gegenteil, es gefällt mir wie Kaspar sie z.B. über die Musik überzeugen möchte. er ist ein Mensch, der nie mit Kindern oder Jugendlichen zu tun hatte und sein Ton verrät das.
 

Bibliomarie

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Hier gibt es einen ganz interessanten Artikel dazu.
Danke für den Link. Ich habe zwar von dem Musiker-Ehepaar gelesen, das eisern die Stellung hält, aber das die Gemeinschaften so verbreitet sind, war mir neu.
Ich könnte mir vorstellen, dass sie versuchen auch aus der Öko-und Aussteigerszene Menschen zu fischen.
 

Querleserin

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30. Dezember 2015
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Wadern
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Auch mir gefällt die Art und Weise, wie Kaspar sich bemüht, Sigrun zu bekehren. Er gibt ihr Denkanstöße, bemüht sich ihre erlernten Lügen zu entlarven. Behutsam, vielleicht manchmal zu zaghaft, da würde ich mir wünschen, er hätte mehr Mut. Andererseits will er sie nicht verlieren, auch das ist verständlich. Es gibt kein Schwarz- Weiß, es gelingt Schlink unglaublich gut, dies darzustellen. Mit „Holzhammer“ hat das für mich nichts zu tun - im Gegenteil.
Man merkt auch, dass sie ihm immer mehr ans Herz wächst, umso tragischer für ihn, dass er sie nicht mehr sehen darf.
 

Bibliomarie

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Die Suche nach dem Kompromiss, dieses zutiefst Demokratische im Gegenüber mit dem so viel einfacheren Dogmatischen. Das bewegt mich sehr, denn letztlich ist das für mich eine der Grundsatzkonflikte unserer Gegenwart.

Nein, wohl eher mit der Zuneigung oder sogar Liebe zu Sigrun. Das ist etwas Eigenes geworden.
Das wäre einleuchtend, er hat sich ja immer Kinder gewünscht.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Für mich ist Kaspar keine schwache Figur, eher etwas aus der Zeit gefallen. Er hatte nie Kinder und auch keine größere Verwandschaft mit Kindern, für mich ist es nachvollziehbar, dass er einerseits Sigrun von ihrer engen, einseitig völkischen Denkweise abbringen will, es andererseits sehr vorsichtig tut, um sie nicht wieder zu entfremden.
Aus der Zeit gefallen trifft es ganz gut. Man merkt, dass er keine eigenen Kinder hat und auch sonst keine Jugendlichen kennt. Er vergleicht stattdessen mit seiner eigenen Kindheit.
Es ist rührend, wie er versucht, Sigrun seine Welt zu zeigen. Dabei hat er Glück, dass Sigrun Zugang zur klassischen Musik findet. Das hätte bei vielen Jugendlichen schief gehen können.
Dahinter steckt natürlich der bildungsbürgerliche Gedanke, dass Kultur vor Barbarei schützt. Aber dass das nicht stimmt, weiß sogar Kaspar. Trotzdem ist sein Versuch löblich.
Aber ganz ehrlich: So, wie Schlink sie zeichnet, muss sie auf der Schule einfach untergehen. Nicht wegen der Leistungen, sondern wegen des Sozialverhaltens.
So wie sie hier dargestellt wird, muss sie einen schweren Stand in der Klasse gehabt haben. Wenn es nicht viele von ihrer Sorte gab, war sie eine Außenseiterin, über die sich die anderen im besten Fall lustig gemacht haben.
Erstaunt bin ich darüber, wie nüchtern Kaspar seine Frau auch sieht: Als Jemanden, die vermutlich den Kontakt zu ihrer Tochter und Enkelin bereits wieder abgebrochen hätte - aus Unfähigkeit, Unlust oder was auch immer mit dieser Situation klar zu kommen.
Er hatte viel Zeit, über seine Frau nachzudenken. Zu ihren Lebzeiten hat er über vieles hinweggesehen. Dass sie, im Gegensatz zu ihm, nicht viel Ausdauer und Geduld hatte, blieb auch uns nicht verborgen.
Beim IS würden sie wohl nicht auf eine öffentliche Schule gehen und das "normale" Leben so stark mitbekommen.
Es hat mich auch überrascht, dass Sigrun auf ein Gymnasium ging. Für ihre Siedlergedanken braucht es keine höhere Bildung. Da sind handwerkliche und landwirtschaftliche Kenntnisse notwendig.
Auch können Sigruns Eltern überhaupt nicht mit dem normalen Lehrplan einverstanden sein. Ich denke da nur an den Geschichtsunterricht oder an die Lektüren im Deutschunterricht.
Die Strategie der Völkischen ist eine andere, sie wollen sich nämlich in das 'normale' Leben integrieren, um so die Leute auf ihre Seite zu ziehen. Daher nehmen ihre Kinder und auch sie selbst Teil an den Aktivitäten, da gibt es keinen Ausschluss oder Absonderung, ganz im Gegenteil. Es ist eine Unterwanderung, die nur funktioniert, wenn die Völkischen fest in ihren Überzeugungen sind und damit resistent gegen den Unrat von draußen.
Habe erst jetzt Deinen Link gesehen. Das macht meinen letzten Kommentar hinfällig.
Die Suche nach dem Kompromiss, dieses zutiefst Demokratische im Gegenüber mit dem so viel einfacheren Dogmatischen. Das bewegt mich sehr, denn letztlich ist das für mich eine der Grundsatzkonflikte unserer Gegenwart.
Da sehe ich Kaspar als exemplarisches Beispiel dafür. Hat Schlink gut gemacht. Doch wie löst er das Problem? Bin gespannt.
Behutsam, vielleicht manchmal zu zaghaft, da würde ich mir wünschen, er hätte mehr Mut. Andererseits will er sie nicht verlieren, auch das ist verständlich.
Man ( ich ) möchte, dass er hier etwas selbstbewusster und entschiedener auftritt. Wie kann man sich ruhig dieses Gerede anhören? Andererseits will er nicht, dass Sigrun ganz zumacht und garnicht mehr ansprechbar wird.
Dieses Zaghafte und überaus Verständnisvolle hat er auch bei seiner Frau an den Tag gelegt, wobei diese eventuell mehr Respekt gehabt hätte, wenn er auch mal Forderungen an sie gestellt hätte.
 

Bibliomarie

Bekanntes Mitglied
10. September 2015
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Dabei hat er Glück, dass Sigrun Zugang zur klassischen Musik findet. Das hätte bei vielen Jugendlichen schief gehen können.
Ohne die Musikbegeisterung von Sigrun hätte Kaspar wohl keinen Zugang zu ihr gefunden.
Dieses Zaghafte und überaus Verständnisvolle hat er auch bei seiner Frau an den Tag gelegt, wobei diese eventuell mehr Respekt gehabt hätte, wenn er auch mal Forderungen an sie gestellt hätte.
Das hat mich auch sehr erstaunt, wie sehr sich Kaspar die ganzen Jahre zurückgenommen hat und Birgits Handlungen und Entschlüsse mitgetragen hat. Deine Schlussfolgerung teile ich.
 

wal.li

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1. Mai 2014
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Ganz gut gefällt mir wie Kaspar mit Sigrun umgeht. Er belehrt sich nicht offensiv, sondern will sie zu eigenem Denken anregen. Dabei muss er sich oft zurücknehmen.
Das hat mir auch gut gefallen. Würde er so eine Holzhammermethode anwenden, würde sie sich eher verschließen. Man merkt aber auch, wie tief das Völkische in ihr sitzt. Ich frage mich, ob nach dem zweiten Weltkrieg etwas falsch gemacht wurde. Nachvollziehen, wie sich sowas erhalten oder entwickeln kann, kann ich nicht.
Indem Kaspar am Schluss den Mund hält, versucht er Sigrun zu schützen, auch um den Preis, dass der Kontakt abbricht. Ich bin gespannt, ob sie dieses Aussteigerbuch noch lesen kann und ob es irgendetwas bewirkt.
 

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Die Strategie der Völkischen ist eine andere, sie wollen sich nämlich in das 'normale' Leben integrieren, um so die Leute auf ihre Seite zu ziehen. Daher nehmen ihre Kinder und auch sie selbst Teil an den Aktivitäten, da gibt es keinen Ausschluss oder Absonderung, ganz im Gegenteil. Es ist eine Unterwanderung, die nur funktioniert, wenn die Völkischen fest in ihren Überzeugungen sind und damit resistent gegen den Unrat von draußen. Daher werden ihre Kinder sicherlich mit der gleichen Intensität geschult wie in anderen extremistischen Organisationen auch - vielleicht noch mehr, weil sie größeren Gefahren in Form von Ablenkung bzw. Versuchung ausgesetzt sind.
Hier gibt es einen ganz interessanten Artikel dazu.
Danke für diese überaus informative Broschüre.
 
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