4. Leseabschnitt: Kapitel 20 bis Ende (S. 216 bis S. Ende)

parden

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13. April 2014
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Es kam, was kommen musste. Es war tatsächlich berührend. Als Schmidt noch ein letztes Mal sang, dachte ich kurz darüber nach, ob das jetzt nicht zu dick aufgetragen sei, aber die ganze Schlussszene ist Hartmann so atmosphärisch gelungen, dass ich diese Episode dafür auch gerne 'in Kauf' nehme. Irgendwie filmreif, die Wiederkehr Schmidts ins Lager und der Einsatz seiner Kameraden und selbst des stellv. Lagerführers. Die Sterbeszene im besten Anzug - ein Abgang, wie Schmidt ihn sich im Film hätte auf den Leib schreiben können. Auch die Begleitung des Leichenwagens durch das gesamte Lager - ich sah die Bilder vor mir...

Die kursiv gedruckten Einschübe fand ich im Laufe des Romans immer besser und sinnvoller. Einzelschicksal vs. Politik, die dem Gesamten zugute kommen soll(te). Dazu die Fans, die eben auch zur Welt von Joseph Schmidt gehörten, vor seiner Flucht. Die Welt, für die der Sänger geboren war, die gab es einfach nicht mehr, er hatte seinen Platz in der Welt verloren.
 
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KrimiElse

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Ich halte das Ende für etwas übertrieben - gewollt? Schmidt hat auch in der Not manchmal gelebt als stünde er auf der Bühne, bühnenreif ist also auch sein Abgang mit einem Musikstück um Mitternacht für Irma Hartmann und die Weigerung, den edlen Anzug auszuziehen.

Auf der anderen Seite - er hat sich viel an seine Jugend und an seine ersten Schritte als Sänger erinnert, das von ihm gesungene Stück ist ein altes jüdisches Gebet, das er erstmals in der Synagoge sang - sein erstes öffentlich gesungenes Stück überhaupt, wenn ich es richtig las.
Und der feine Anzug gibt ihm ein Stück Selbstvertrauen wieder, um das er als kleiner Mann sowieso ständig kämpfen musste, das ihm sonst seine Stimme verlieh (die nicht wirklich benutzbar ist) und das ihm die Behandlung durch die Obrigkeit im Lager und im Hospital genommen hat.

Der Leichenzug nach Hinwil ist filmreif, mit allen Lagerinsassen und Irma mit dem stellvertretenden Kommandanten am Ende. Ob das so stattfand? Ich werde es vielleicht aus den verlinkten Dokumentationen erfahren...

Bis zum letzten (wachen) Moment bleibt er den Frauen zugetan, denn auch das hat sein Leben bestimmt. Er interessiert sich für Irma, nachdem er für sie gesungen hat.

Zum Schluß die „Behördenstimme“. Man muss rechtfertigen was man versäumt hat zu tun, notfalls mit härteren Maßnahmen (Schließung der Grenzen) oder mit dem Wunsch nach Verantwortungslosigkeit (Pensionierung)? Ein äußerst krasser Gegensatz zum Einzelschicksal wird damit aufgezeigt, kritisiert von der Ehefrau Agnes. Der kalte Ton unterstreicht das unmenschliche Behördenhandeln. Knappe Aussagen zur Rechtfertigung im Gegensatz zu ellenlangen Sätzen ohne Punkt und Komma im sonstigen Text.
 

kingofmusic

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Was für ein (zwar absehbares), aber dennoch trauriges Ende. Die Trauerzugszene war bzw. ist wirklich filmreif; ob es tatsächlich so war, oder ob Herr Hartmann es dem dramaturgischen Zweck wegen so formuliert hat, wissen wir nicht - es sei denn, es steht in der Biografie, wo ich nun (nach Lektüreende) großes Interesse dran habe selbige zu lesen.
Dass er (Joseph Schmidt) am Ende seines Lebens mit sich im Reinen war und leutselig darauf zurückblickt, wird hier schön deutlich:

[zitat]Aber nun war es wieder da, das Gespinst der Abhängigkeiten und Versäumnisse, er spürte, dass es ihn gefangen nahm, und doch wusste er mit großer Klarheit, dass er Frieden finden würde. Seinen Frieden.[/zitat]
 

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Die kursiv gedruckten Einschübe fand ich im Laufe des Romans immer besser und sinnvoller. Einzelschicksal vs. Politik, die dem Gesamten zugute kommen soll(te).

Ich fand den Kontrast am Ende sehr gelungen. Auf der einen Seite, wie ihr schon geschrieben habt, den filmreifen Abgang, auf der anderen Seite die Rechtfertigungsversuche, die aus seiner Sicht als "unqualifiziert" dargestellt werden, gegenüber dem Justizbeamten. Sowohl der Professor im Krankenhaus als auch dieser Beamte tragen individuelle Schuld am Tod von Joseph Schmidt, sie hätten als Menschen eingreifen können, haben es aber unterlassen. Aus Antisemitismus oder aus Gesetzestreue.

Im letzten Abschnitt charakterisieren die beiden Ärzte Joseph Schmidt treffend als eigensinnig, was hat er noch zu verlieren. So schläft er in seinem feinen Anzug und singt ein letztes Mal ein jüdisches Gebet. Gelungener Abschluss...
Der Roman hat mir diesen Sänger auf jeden Fall näher gebracht und das Flüchtlingsthema wieder stärker in meinen Fokus gerückt.
 

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Es löst sich auch die Frage, warum Selma bei ihrem Bruder bleiben kann:

"Mein Bruder hat für mich bezahlt, (...). Aber du bist ein anderer Fall. Du bist zu wichtig, für dich akzeptieren sie kein Lösegeld." (235)

Die Angst vor Nazideutschland hat anscheinend dazu geführt, dass die Gegner des Regimes keine Sonderbehandlung erfahren dürfen.
 

Literaturhexle

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Die Angst vor Nazideutschland hat anscheinend dazu geführt, dass die Gegner des Regimes keine Sonderbehandlung erfahren dürfen.
Das ist die eine Seite. Aus meiner Sicht kommt hinzu eine gehörige Portion Neid: dieser berühmte Jude, der die Welt gesehen und allen möglichen Luxus kennengelernt hat - den setzen wir jetzt mal auf den Topf. Ohne Sonderbehandlung, ohne Mitgefühl. Das eine passt da ideal zum anderen. Ein Exempel statuieren.
Ich halte das Ende für etwas übertrieben
Im Grunde ist im letzten Drittel des Buches nicht mehr viel passiert. Schmidt war an drei verschiedenen Stationen schwer krank, wurde in der Krankheit von Ärzten nicht ernst genommen, erfuhr aber auch warmherzige Hilfe:[zitat]Es gab in finsteren Momenten auch stets die hellere Seite (S. 260)[/zitat]
Die Träume, Gedankensplitter, die Reue des Protagonisten wurden mir zu viel. Natürlich war das das Mittel des Autors, um noch mehr von Schmidts Biografie einzuführen, doch mir persönlich gelang das zu zäh und zu melancholisch angesichts des sterbenden Mannes.

Die letzten Szenen filmreif. Aber man hört ja immer wieder von Schwerkranken, die sich kurz vor dem Tod noch einmal aufrappeln und neue Kraft schöpfen. Insofern ist diese Wendung vorstellbar. Ich gehe davon aus, dass der Trauerzug tatsächlich so stattgefunden hat. Dafür wird es genug Zeugen gegeben haben.

Die Kursivteile zeigen eindrücklich das Dilemma der Eidgenossen - ebenso wie das Dilemma eines jeden Landes, das große Flüchtlingsströme zu bewältigen hat. Leichte Lösungen gibt es da nicht.
 

Literaturhexle

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Einige von euch "hadern " mit Schmidt.
Das kann ich nicht sagen, er ist mir nicht unsympathisch erschienen.
Lotte, die Kindesmutter, scheint ja auch eine geltungssüchtige Person zu sein. Es ist schon seltsam, dass sie ihm das Kind auf die Bühne schieben will. Eine liebende Mutter ist sie nicht. Otto wird für sie Mittel zum Zweck, um an Geld zu kommen.

Damals gab es diesbezüglich mit Sicherheit auch andere Moralvorstellungen. Schwangerschaft konnte man nicht wirklich verhindern. Die Männer waren die Schwerenöter, die Frauen die Flittchen...
Insofern finde ich Schmidts Reue angesichts der Tatsache, dass er kein guter Vater war, glaubwürdig.

Mit seiner Person bin ich also im Reinen, auch wenn mich der Roman nicht vom Hocker gefegt hat ;)
 

Renie

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Essen
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Mit dem vorletzten Leseabschnitt und diesem hat der Roman für mich die Kurve gekriegt.
Anfangs hat mich Schmidt genervt. Das ist zwar hinterher nicht besser geworden. Aber ich fand die Entwicklung, die der Autor seinen Schmidt durchlaufen lässt, grandios.
Schmidt scheint seine Identität zu verlieren. Anfangs lebte er Musik und war Musik. Doch zum Ende wird er zum "gemeinen" Flüchtling. Diese Rolle wird ihm nicht nur von denjenigen aufgezwungen, die über seine Zukunft entscheiden. Sondern er selbst reduziert sich auf diese Rolle. Der krankheitsbedingte Verlust seiner Stimme leistet natürlich dazu einen großen Beitrag.
Und ich bilde mir ein, dass der Identitätsverlust etwas ist, was vielen Flüchtlingen widerfährt. Mit dem Status "Flüchtling" werden die Menschen doch einer neuen Spezies zugeordnet. Das, was diese Menschen in ihrem alten Leben ausgemacht hat, verliert doch an Bedeutung bzw. interessiert doch keinen.
Mit dieser Parallele zur "echten" Welt, hat mich Lukas Hartmann gekriegt.;)

Ach so, eines war mir dann doch zuviel: Josef hat zwar keine Stimme mehr, krank wie er ist, singt aber mal eben mit glockenklarer Stimme ein jüdisches Gebet vom Krankenbett. Wahrscheinlich hatte er noch Vierzig-Fieber. Wer's glaubt? Ich nicht. Das war mir dann doch zuviel Dramatik.
 

Literaturhexle

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Und ich bilde mir ein, dass der Identitätsverlust etwas ist, was vielen Flüchtlingen widerfährt. Mit dem Status "Flüchtling" werden die Menschen doch einer neuen Spezies zugeordnet. Das, was diese Menschen in ihrem alten Leben ausgemacht hat, verliert doch an Bedeutung bzw. interessiert doch keinen.
Das ist in der Tat ein interessanter, neuer Aspekt, an dem viel Wahres dran ist!
Man hat alles verloren, sucht in großen Gruppen Schutz im Aufnahmeland, das zunächst auch genug damit zu tun hat, in ausreichender Zahl Betten, sanitäre Anlagen, Betreuung etc. Zur Verfügung zu stellen.

Der Einzelne kann erst später wieder eine Rolle spielen, wenn es um Arbeit, Integration usw geht.

Hier ist besonders tragisch, dass der Sänger als Einzelner sehr wohl wahrgenommen wurde, ihm seine Popularität auf Seiten der Entscheider aber eher zum Nachteil gereichte .
 

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Schmidt scheint seine Identität zu verlieren. Anfangs lebte er Musik und war Musik. Doch zum Ende wird er zum "gemeinen" Flüchtling. Diese Rolle wird ihm nicht nur von denjenigen aufgezwungen, die über seine Zukunft entscheiden. Sondern er selbst reduziert sich auf diese Rolle. Der krankheitsbedingte Verlust seiner Stimme leistet natürlich dazu einen großen Beitrag.
Das ist tatsächlich ein wichtiger Aspekt, dass er seine Identität als Sänger zu verlieren scheint. Dadurch, dass seine Freunde im Lager ihm jedoch ermöglichen, in der Herberge unterzukommen, bestätigen sie ihn in seiner Rolle als Künstler, dessen Stimme und Gesundheit unbedingt geschont werden muss. Natürlich ist das auch ein humanitärer Akt und einer der Nächstenliebe, für sie bleibt er der Sänger. Gerade die unrealistische Szene, in der er noch einmal für Irma singt, zeigt meines Erachtens, dass er sich seiner Identität noch bewusst ist. Oder ist es ein Abschiedsgesang?
Nichtsdestotrotz gebe ich dir Recht, liebe @Renie , der Identitätsverlust ist sicherlich eines der Themen, mit denen sich Flüchtlinge auseinandersetzen müssen und Schmidt trauert seiner Zeit als Berühmtheit definitiv nach.
 

KrimiElse

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owohl der Professor im Krankenhaus als auch dieser Beamte tragen individuelle Schuld am Tod von Joseph Schmidt, sie hätten als Menschen eingreifen können, haben es aber unterlassen. Aus Antisemitismus oder aus Gesetzestreue.
Genau das halte ich für besonders wichtig, und auch für so hochaktuell, dass es bei der Schuld hier um individuelle Entscheidungen geht, die alles hätten ändern können...denn es sind immer Individuen, die Menschen verdammen.
 

KrimiElse

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Die Träume, Gedankensplitter, die Reue des Protagonisten wurden mir zu viel. Natürlich war das das Mittel des Autors, um noch mehr von Schmidts Biografie einzuführen, doch mir persönlich gelang das zu zäh und zu melancholisch angesichts des sterbenden Mannes.
Das hätte ich auch gerne entweder eher im Buch (was einige Informationen zur Mutter z.B angeht) oder nicht so breitgetreten gehabt.
 

KrimiElse

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Einige von euch "hadern " mit Schmidt.
Das kann ich nicht sagen, er ist mir nicht unsympathisch erschienen.
Lotte, die Kindesmutter, scheint ja auch eine geltungssüchtige Person zu sein. Es ist schon seltsam, dass sie ihm das Kind auf die Bühne schieben will. Eine liebende Mutter ist sie nicht. Otto wird für sie Mittel zum Zweck, um an Geld zu kommen.

Damals gab es diesbezüglich mit Sicherheit auch andere Moralvorstellungen. Schwangerschaft konnte man nicht wirklich verhindern. Die Männer waren die Schwerenöter, die Frauen die Flittchen...
Insofern finde ich Schmidts Reue angesichts der Tatsache, dass er kein guter Vater war, glaubwürdig.

Mit seiner Person bin ich also im Reinen, auch wenn mich der Roman nicht vom Hocker gefegt hat ;)
Nicht unsympathisch. Ich kam an seine Person nur nicht weit genug heran.
Was die Lotte angeht, da hast du absolut recht, sie hat auch zugesehen, wo sie bleibt, und Liebende Mutter ist wirklich anders. Aber diese Figur steht für mich relativ weit am Rand des Buches.
 

KrimiElse

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Doch zum Ende wird er zum "gemeinen" Flüchtling. Diese Rolle wird ihm nicht nur von denjenigen aufgezwungen, die über seine Zukunft entscheiden. Sondern er selbst reduziert sich auf diese Rolle. D

Du hast den Daumen genau drauf auf dem wirklich wichtigen Punkt, liebe Renie. Ihm wurde geraubt, wofür er eigentlich steht, worum er viele Jahre gekämpft und gerungen hat.
Und ja, das betrifft sicher alle, die auf der Flucht sind. Sie sind als überflüssig, undefiniert, unbrauchbar abgestempelt und fühlen sich auch so.
Der neue Anzug ist vielleicht ein winziger blasser Fetzen des alten Lebens zurück für ihn...

Unter diesem Gesichtspunkt betrachtet ist der Roman wirklich eindringlich.
Aber insgesamt für mich doch etwas zu lau.
 
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ulrikerabe

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Ach so, eines war mir dann doch zuviel: Josef hat zwar keine Stimme mehr, krank wie er ist, singt aber mal eben mit glockenklarer Stimme ein jüdisches Gebet vom Krankenbett. Wahrscheinlich hatte er noch Vierzig-Fieber. Wer's glaubt? Ich nicht. Das war mir dann doch zuviel Dramatik.
Mir war der Schluss auch zu zeremoniell, zu überzeichnet. Zu viel Pathos, aber irgendwie zu der ganzen Geschichte passend.

Mir waren aber auch schon diese ewigen Mama Dueselein zu viel. An sein Kind hat er keinen guten Gedanken verschwendet. Ganz zum Schluss erkennt er was das für eine Schande ist.
 
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ulrikerabe

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Schmidt scheint seine Identität zu verlieren. Anfangs lebte er Musik und war Musik. Doch zum Ende wird er zum "gemeinen" Flüchtling. Diese Rolle wird ihm nicht nur von denjenigen aufgezwungen, die über seine Zukunft entscheiden. Sondern er selbst reduziert sich auf diese Rolle. Der krankheitsbedingte Verlust seiner Stimme leistet natürlich dazu einen großen Beitrag.
Und ich bilde mir ein, dass der Identitätsverlust etwas ist, was vielen Flüchtlingen widerfährt. Mit dem Status "Flüchtling" werden die Menschen doch einer neuen Spezies zugeordnet. Das, was diese Menschen in ihrem alten Leben ausgemacht hat, verliert doch an Bedeutung bzw. interessiert doch keinen.

Wobei der Verlust Schmidt zweimal trifft. Er muss nicht nur Menschen, Besitz, "Heimat" zurücklassen. er verliert auch durch die Krankheit, was in ihm ist, seine Stimme. Selbst bei einer Rückkehr in ein normales Leben, wäre dieser Verlust nicht mehr aufzuheben.
 

ulrikerabe

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Die Träume, Gedankensplitter, die Reue des Protagonisten wurden mir zu viel. Natürlich war das das Mittel des Autors, um noch mehr von Schmidts Biografie einzuführen, doch mir persönlich gelang das zu zäh und zu melancholisch angesichts des sterbenden Mannes.

Das Problem, das ich bei derart biographischen Romanen sehe, ist ja, dass eigentlich keiner wissen kann, was Schmidt in seinen einsamen Stunden wirklich gedacht hat. Dass Hartmann Schmidt so melancholisch gezeichnet hat, liegt vielleicht mehr an Hartmann als an Schmidt.