Das kommt min Buch wirklich gut rüber. Und die Einschübe sind vielleicht alte vs. neue Welt...Die Welt, für die der Sänger geboren war, die gab es einfach nicht mehr, er hatte seinen Platz in der Welt verloren.
Die kursiv gedruckten Einschübe fand ich im Laufe des Romans immer besser und sinnvoller. Einzelschicksal vs. Politik, die dem Gesamten zugute kommen soll(te).
Das ist die eine Seite. Aus meiner Sicht kommt hinzu eine gehörige Portion Neid: dieser berühmte Jude, der die Welt gesehen und allen möglichen Luxus kennengelernt hat - den setzen wir jetzt mal auf den Topf. Ohne Sonderbehandlung, ohne Mitgefühl. Das eine passt da ideal zum anderen. Ein Exempel statuieren.Die Angst vor Nazideutschland hat anscheinend dazu geführt, dass die Gegner des Regimes keine Sonderbehandlung erfahren dürfen.
Im Grunde ist im letzten Drittel des Buches nicht mehr viel passiert. Schmidt war an drei verschiedenen Stationen schwer krank, wurde in der Krankheit von Ärzten nicht ernst genommen, erfuhr aber auch warmherzige Hilfe:[zitat]Es gab in finsteren Momenten auch stets die hellere Seite (S. 260)[/zitat]Ich halte das Ende für etwas übertrieben
Das ist in der Tat ein interessanter, neuer Aspekt, an dem viel Wahres dran ist!Und ich bilde mir ein, dass der Identitätsverlust etwas ist, was vielen Flüchtlingen widerfährt. Mit dem Status "Flüchtling" werden die Menschen doch einer neuen Spezies zugeordnet. Das, was diese Menschen in ihrem alten Leben ausgemacht hat, verliert doch an Bedeutung bzw. interessiert doch keinen.
Das ist tatsächlich ein wichtiger Aspekt, dass er seine Identität als Sänger zu verlieren scheint. Dadurch, dass seine Freunde im Lager ihm jedoch ermöglichen, in der Herberge unterzukommen, bestätigen sie ihn in seiner Rolle als Künstler, dessen Stimme und Gesundheit unbedingt geschont werden muss. Natürlich ist das auch ein humanitärer Akt und einer der Nächstenliebe, für sie bleibt er der Sänger. Gerade die unrealistische Szene, in der er noch einmal für Irma singt, zeigt meines Erachtens, dass er sich seiner Identität noch bewusst ist. Oder ist es ein Abschiedsgesang?Schmidt scheint seine Identität zu verlieren. Anfangs lebte er Musik und war Musik. Doch zum Ende wird er zum "gemeinen" Flüchtling. Diese Rolle wird ihm nicht nur von denjenigen aufgezwungen, die über seine Zukunft entscheiden. Sondern er selbst reduziert sich auf diese Rolle. Der krankheitsbedingte Verlust seiner Stimme leistet natürlich dazu einen großen Beitrag.
Genau das halte ich für besonders wichtig, und auch für so hochaktuell, dass es bei der Schuld hier um individuelle Entscheidungen geht, die alles hätten ändern können...denn es sind immer Individuen, die Menschen verdammen.owohl der Professor im Krankenhaus als auch dieser Beamte tragen individuelle Schuld am Tod von Joseph Schmidt, sie hätten als Menschen eingreifen können, haben es aber unterlassen. Aus Antisemitismus oder aus Gesetzestreue.
Das hätte ich auch gerne entweder eher im Buch (was einige Informationen zur Mutter z.B angeht) oder nicht so breitgetreten gehabt.Die Träume, Gedankensplitter, die Reue des Protagonisten wurden mir zu viel. Natürlich war das das Mittel des Autors, um noch mehr von Schmidts Biografie einzuführen, doch mir persönlich gelang das zu zäh und zu melancholisch angesichts des sterbenden Mannes.
Nicht unsympathisch. Ich kam an seine Person nur nicht weit genug heran.Einige von euch "hadern " mit Schmidt.
Das kann ich nicht sagen, er ist mir nicht unsympathisch erschienen.
Lotte, die Kindesmutter, scheint ja auch eine geltungssüchtige Person zu sein. Es ist schon seltsam, dass sie ihm das Kind auf die Bühne schieben will. Eine liebende Mutter ist sie nicht. Otto wird für sie Mittel zum Zweck, um an Geld zu kommen.
Damals gab es diesbezüglich mit Sicherheit auch andere Moralvorstellungen. Schwangerschaft konnte man nicht wirklich verhindern. Die Männer waren die Schwerenöter, die Frauen die Flittchen...
Insofern finde ich Schmidts Reue angesichts der Tatsache, dass er kein guter Vater war, glaubwürdig.
Mit seiner Person bin ich also im Reinen, auch wenn mich der Roman nicht vom Hocker gefegt hat
Doch zum Ende wird er zum "gemeinen" Flüchtling. Diese Rolle wird ihm nicht nur von denjenigen aufgezwungen, die über seine Zukunft entscheiden. Sondern er selbst reduziert sich auf diese Rolle. D
Mir war der Schluss auch zu zeremoniell, zu überzeichnet. Zu viel Pathos, aber irgendwie zu der ganzen Geschichte passend.Ach so, eines war mir dann doch zuviel: Josef hat zwar keine Stimme mehr, krank wie er ist, singt aber mal eben mit glockenklarer Stimme ein jüdisches Gebet vom Krankenbett. Wahrscheinlich hatte er noch Vierzig-Fieber. Wer's glaubt? Ich nicht. Das war mir dann doch zuviel Dramatik.
Schmidt scheint seine Identität zu verlieren. Anfangs lebte er Musik und war Musik. Doch zum Ende wird er zum "gemeinen" Flüchtling. Diese Rolle wird ihm nicht nur von denjenigen aufgezwungen, die über seine Zukunft entscheiden. Sondern er selbst reduziert sich auf diese Rolle. Der krankheitsbedingte Verlust seiner Stimme leistet natürlich dazu einen großen Beitrag.
Und ich bilde mir ein, dass der Identitätsverlust etwas ist, was vielen Flüchtlingen widerfährt. Mit dem Status "Flüchtling" werden die Menschen doch einer neuen Spezies zugeordnet. Das, was diese Menschen in ihrem alten Leben ausgemacht hat, verliert doch an Bedeutung bzw. interessiert doch keinen.
Die Träume, Gedankensplitter, die Reue des Protagonisten wurden mir zu viel. Natürlich war das das Mittel des Autors, um noch mehr von Schmidts Biografie einzuführen, doch mir persönlich gelang das zu zäh und zu melancholisch angesichts des sterbenden Mannes.