4. Leseabschnitt: Kapitel 20 bis 25 (Seite 182 bis Ende)

luisa_loves-literature

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9. Januar 2022
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Bei der Erzählung des Entsafters hätte ich das Buch schreiend wegwerfen können.
Ja, ich auch. Aber in meinem Fall auch, weil ich es als das durchsichtigste und schwächste Kapitel empfunden habe.

Ich kann mir leider auch nicht helfen, aber für mich waren die letzten Kapitel insgesamt schwächer als alle davor. Lediglich die "kognitive Dissonanz" konnte mich noch richtig überzeugen.
Das offene Ende ist stimmig und glaubwürdig.
Ja, auf jeden Fall.
Wichtiger ist, dass wir sie im Licht betrachten. Wichtiger ist folglich, dass man Menschen sieht, die aus irgendwelchen Gründen durch das Netz der Gesellschaft zu rutschen drohen oder bereits gefallen sind.
Für mich eine schöne und positive Sichtweise auf das Ende, das für mich aber eine dunkle Kehrseite hat, denn der Schluss von "Wir sind das Licht" drückt doch auch ein ziemliches Maß an Desinteresse aus - ähnlich dem, das man im gesamten Verlauf des Romans wahrnimmt. Jede Erzählinstanz nimmt die Geschichte nur solange interessiert wahr, wie sie für das eigene Ego unterstützend ist. Wenn es für die Erzählinstanz nicht mehr von Belang ist, wendet sich diese desinteressiert ab - so wie sich auch die Gesellschaft desinteressiert von denen abwendet, die wie hier, aus der Norm fallen. Oder wie auch eine mögliche Anzeige in einem Graubereich (wie es bei Melodie passen würde) desinteressiert und wegen Aussichtslosigkeit fallen gelassen wird.
Ich grübel gerade noch etwas über das "Wir", denn eigentlich geht es in diesem Roman in jedem einzelnen Kapitel für mich um das jeweilige "Ich".
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Ja, das ist wohl so. Ich muss gestehen, da hatte ich auf etwas anderes gehofft. Wenigstens, dass es Muriel schafft zu gehen. Aber vielleicht ist es auch schwer sich zu lösen, wenn man wieder in der Situation von vorher ist. Vielleicht hätten sie zu unterschiedlichen Zeiten entlassen werden sollen.
Vielleicht schafft Muriel es ja, da hat die Autorin uns die Zügel in die Hand gegeben. Allerdings zeigt ihr Zaudern, dass die Variante, dass sie am Ende bleibt, leider die wahrscheinlichere ist
 
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Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Melodies Gefasel kann einem auf den Zeiger gehen. Ich wette, sie isst ebenso wie der ominöse Maruko heimlich
Die Idee ist mir auch schon gekommen, wie schafft sie es ansonsten so beharrlich an den anderen dran zu bleiben und sie vom Essen abzuhalten? Das erfordert schließ auch eine ganze Menge Energie, die nun durch Nahrung aufgebaut werden kann
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Wobei ich Melodie nicht wirklich als labil einstufen kann. Dazu ist sie mir zu manipulativ. Sie gewinnt ihre Energie aus der Abhängigkeit der anderen zu ihr. Erst wenn diese sie verlassen (können) wird sie einbrechen.
Durch die Manipulation hat sie ja auch Kontrolle über die anderen erlangt, dass muss nach den Ängsten damals beim Cello nicht gut genug zu sein, für sie ein erhebendes Gefühl sein. Es ist schon komplex was die Psyche und das Leben mit Menschen machen kann. Wenn man dann noch an einen Blender wie Maruko gerät…..
 
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Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Insgesamt hat mir der Roman gut gefallen, wobei mich die einzelnen Perspektiven des letzten Abschnitts längst nicht mehr so fesseln konnten wie zu Beginn. Ich schiebe das darauf, dass ich schon ziemlich genau geahnt habe, worauf es hinausläuft. Da hat die Erzählung ganze Arbeit geleistet, sie ist ihrer Weissagung treu geblieben.
Von Petrus habe ich viel mehr Widerstand erwartet. Als er sich wegen des Tees gegen Melodie auflehnte, dachte ich erst, dass er nun die Gruppe verlässt.
Interessant fand ich auch den Dialog im Präsidium. Lies muss das Gespräch sehr schwer gefallen sein. In dem Zusammenhang hätte mich übrigens interessiert, ob sie bei der Kontaktadresse aus dem Netz angerufen hat wegen der Tochter.
 
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claudi-1963

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29. November 2015
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In dem Abschnitt gab es jetzt wirklich nicht viel neues. Den anderen Mitbewohnern der WG konnte also nichts nachgewiesen werden und werden entlassen.
Schade, das Muriel nicht den Mut hat ihre Briefe abzuschicken vielleicht hätte es ihr weitergeholfen. So lässt sie sich doch wieder von Melodie bequatschen.

Von wegen jeder kann sein eigenes Pensum bestimmen, wie Melodie zu vor behauptet hat. Man sieht hier sehr schön wie extrem sie die beiden wieder manipuliert. Eigentlich traurig, das Melodie aus dem Tod ihrer Schwester nichts mitnimmt und hinterfragt.
Hat sie auch gespürt, das Muriel wankelmütig ist, weil sie die Haustüre abgeschlossen hat?
Am liebsten würde ich Melodie schütteln, das sie endlich aufwacht. Selbst Trauer spürt man eher bei Muriel als bei Melodie.

Ich hatte ja so gehofft, das Petrus und Muriel zusammenstehen und gegen Melodie und der Therapie aufbegehren. Aber man sieht einfach, das sie zu sehr Melodie vertrauen und auch das Selbstwertgefühl bei den beiden doch ziemlich im Keller ist.