4. Leseabschnitt: Kapitel 19 bis Ende (Seite 229 bis 298)

Wandablue

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Nur fand ich es für einen erwachsenen Menschen merkwürdig, den Plan zu fassen, sich zu besaufen.
Also - man macht das ja unbewusst jedesmal, wenn man was trinkt, oder? Bei uns trinkt man halt viel Bier. Würdest du sagen, man trinkt das aus anderen Gründen als blau zu sein?
Man sagt es halt nicht so explizit.

Vllt wird das Thema in Schweden mehr verbalisiert als in D. Aber bei uns ist Alkoholismus auch ein Problem.
 
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Die Häsin

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Also - man macht das ja unbewusst jedesmal, wenn man was trinkt, oder? Bei uns trinkt man halt viel Bier. Würdest du sagen, man trinkt das aus anderen Gründen als blau zu sein?
Natürlich. Wenn ich Bier trinken würde in dem Sinn, wie Wallander Whisky trinkt, dann müsste ich (wie Knausgard das in einem seiner Bücher tut) das erforderliche Quantum, um richtig duhn zu werden, von vornherein bereitstellen und zielgerichtet austrinken.
Ich trinke schon gern ein Bier, aber doch nicht so.
Genauso gut könnte man sagen, ich trinke Cola, um fett zu werden. :eek:
 
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Xirxe

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Ist das Trinken in Schweden ein Volksproblem? Mehr als bei uns? Und wie bezahlen die Schweden das?
Ich kenne es aus dem Urlaub, dass Briten und Schweden die größten Alkoholexzesse hingelegt haben - um die hieß es immer einen großen Bogen machen. In diesem Artikel ist es auch ausführlich geschildert mit möglichen Erklärungen.

Wenn ich Eure Beiträge so lese, bin ich doch ganz froh, ein schlichtes Gemüt zu haben und mir keine Gedanken darüber machen zu müssen, was literarisch nun eine gut gemachte Wendung ist oder nicht. Dass ich somit nicht zu den wenig Auserwählten mit einem besseren Geschmack gehöre - damit werde ich wohl leben können.

Für mich kam dieser Abschluss wie ein Knall, ungefähr so wie ich die Schilderung des elektrischen Schlages erlebt habe. Kein Wunder, dass Benjamin das verdrängte ebenso wie die beiden Brüder. Nach einem solchen Vorfall sollte eine psychotherapeutische Behandlung für die ganze Familie eigentlich Pflicht sein, aber so etwas war damals vermutlich noch eher die große Ausnahme.
Ich sehe gar nicht sooo viele Ungereimtheiten. Die Polizei war als erstes vor Ort, der Krankenwagen kam erst danach. Klar hängen die Polizistinnen dem völlig durchfrorenen verwirrten kleinen Jungen etwas um, damit er sich aufwärmen kann und klar, stellen sie ihm Fragen. Ob er sie beantwortet hat, bleibt unklar, aber wohl eher nicht.
Die 'Vergangenheitserzählungen' im ersten Teil stammen wohl alle aus dem Sommer, in dem das Unglück geschah, denn ob der kleine Benjamin sie die ganze Zeit hätte herumtragen können, wage ich zu bezweifeln. Die immer wiederkehrenden Aussetzer könnten zeitlich auch erst nach dem Unglück begonnen haben, denn sie deuten auf eine dissoziative Störung hin, die nach einem solchen Erlebnis kein Wunder wäre. So könnte die scheinbare Lieblosigkeit der Eltern auch erst nach diesem Geschehen entstanden sein, nur Benjamin verortet sie schon in diesem Sommer.
Ja, das ist ein abruptes Ende und vieles bleibt im Vagen, was aber auch zeigt, was ein solches Trauma im Menschen auslösen kann. Die Erinnerung bastelt sich in gewisser Weise ihre eigene Realität um ein Weiterleben ermöglichen zu können.
 

Die Häsin

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Ich kenne es aus dem Urlaub, dass Briten und Schweden die größten Alkoholexzesse hingelegt haben - um die hieß es immer einen großen Bogen machen. In diesem Artikel ist es auch ausführlich geschildert mit möglichen Erklärungen.
Danke für den Link! Da steht es genau so, wie ich es bei Mankell gelesen habe.
Bei meinen eigenen Urlauben (mit WoMo auf dem Campingplatz) hatte ich nicht den Eindruck, dass Briten übermäßig trinken, dafür oft Holländer. Aber das ist natürlich nicht repräsentativ.
 
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Xirxe

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Bei meinen eigenen Urlauben (mit WoMo auf dem Campingplatz) hatte ich nicht den Eindruck, dass Briten übermäßig trinken, dafür oft Holländer.
Das liegt vielleicht an den Campingplätzen ;) Dort wo ich war, sah ich verhältnismäßig wenig Niederländer und seltsamerweise eher Schweden als Briten. Die Briten 'kenne' ich aus Hotels und Kneipen, wo es häufig zu Randale kam.
 
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Wandablue

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Ich kenne es aus dem Urlaub, dass Briten und Schweden die größten Alkoholexzesse hingelegt haben - um die hieß es immer einen großen Bogen machen. In diesem Artikel ist es auch ausführlich geschildert mit möglichen Erklärungen.

Wenn ich Eure Beiträge so lese, bin ich doch ganz froh, ein schlichtes Gemüt zu haben und mir keine Gedanken darüber machen zu müssen, was literarisch nun eine gut gemachte Wendung ist oder nicht. Dass ich somit nicht zu den wenig Auserwählten mit einem besseren Geschmack gehöre - damit werde ich wohl leben können.

Für mich kam dieser Abschluss wie ein Knall, ungefähr so wie ich die Schilderung des elektrischen Schlages erlebt habe. Kein Wunder, dass Benjamin das verdrängte ebenso wie die beiden Brüder. Nach einem solchen Vorfall sollte eine psychotherapeutische Behandlung für die ganze Familie eigentlich Pflicht sein, aber so etwas war damals vermutlich noch eher die große Ausnahme.
Ich sehe gar nicht sooo viele Ungereimtheiten. Die Polizei war als erstes vor Ort, der Krankenwagen kam erst danach. Klar hängen die Polizistinnen dem völlig durchfrorenen verwirrten kleinen Jungen etwas um, damit er sich aufwärmen kann und klar, stellen sie ihm Fragen. Ob er sie beantwortet hat, bleibt unklar, aber wohl eher nicht.
Die 'Vergangenheitserzählungen' im ersten Teil stammen wohl alle aus dem Sommer, in dem das Unglück geschah, denn ob der kleine Benjamin sie die ganze Zeit hätte herumtragen können, wage ich zu bezweifeln. Die immer wiederkehrenden Aussetzer könnten zeitlich auch erst nach dem Unglück begonnen haben, denn sie deuten auf eine dissoziative Störung hin, die nach einem solchen Erlebnis kein Wunder wäre. So könnte die scheinbare Lieblosigkeit der Eltern auch erst nach diesem Geschehen entstanden sein, nur Benjamin verortet sie schon in diesem Sommer.
Ja, das ist ein abruptes Ende und vieles bleibt im Vagen, was aber auch zeigt, was ein solches Trauma im Menschen auslösen kann. Die Erinnerung bastelt sich in gewisser Weise ihre eigene Realität um ein Weiterleben ermöglichen zu können.
Ein ganz anderer Eindruck. Die Interpretation alles sei ganz anders gewesen, bzw. erst "nachher" hat etwas. Jedoch wird erzählt, dass Molly oft ganz verstört gewesen sei von den plötzlichen Stimmungswechseln der Mutter, einmal ganz zugewandt liebevoll, dann distanzorientiert, abweisend (im Suff). Das steht dieser Interpretation etwas entgegen.
 
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Renie

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Viel mehr hätte mich interessiert, warum die Familie eine Trinkerfamilie ist. Sie sind Adademiker. Oder kommen aus einem akademischen Hintergrund. Sind sie beruflich abgestürzt, waren sie überfordert mit den Kindern, was war los?
Das vermisse ich auch in dieser Geschichte. Hier bleibt vieles nebulös. Klar ist, dass es einige Probleme in der Familie gab. Doch diese werden nicht klar umrissen, geschweige denn begründet. Die einzelnen Figuren sind mir fremd geblieben. Ich hätte gern mehr über sie erfahren.
 

Renie

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Ich weiß zwar, dass hier manche ( Wanda) keine zusätzlichen Informationen zu Buch und Autor möchten. Ich schon.
@Wanda kann das ja einfach ignorieren.
Schulmann ist in Schweden bekannt für seine Memoirs; “ Die Überlebenden“ ist sein erster Roman. Hier nun eine Information zu seinem auf Deutsch noch nicht erschienen Buch . ( Die Seite ist übersetzt.)

Alex Schulman spricht in seinem bisher meist selbst veröffentlichten Roman über die Suche nach Versöhnung mit seiner alkoholkranken Mutter.

Es ist Sommer. Alex Schulman ist auf der Farm seiner Mutter, um sie zu überreden, sich in einer Reha-Klinik einzuschreiben. Das reicht jetzt. Er will seine Mutter zurück. Die glückliche Mutter, an die er sich seit seiner Kindheit erinnert. Was ist zwischen ihnen wirklich schief gelaufen?

Durch Alex' tiefgreifende und schmerzhafte Rückblenden in die Kindheit kann der Leser die knisternde Beziehung zwischen Mutter und Sohn verfolgen und, als die Kluft zwischen ihnen am größten zu sein scheint, der verzweifelten Suche des erwachsenen Kindes folgen, die Beziehung zu reparieren.

Vergiss michist eine bewegende und zutiefst persönliche Schilderung einer problematischen Beziehung zwischen Mutter und Sohn, von Ko-Abhängigkeit, Sehnsucht und dem unermüdlichen Bedürfnis nach Versöhnung.

Mehr Informationen zu Autor und Buch gibt es auf der dtv - Seite.
Diese Informationen sind schon sehr aufschlussreich. Aber mich stört, dass ich mich sogesehen auf die Lektüre hätte vorbereiten müssen, was meiner Herangehensweise an Bücher nicht entspricht. Das ist ja fast so, als ob ich vorab eine Leseanleitung lesen muss, die mir schon mal ein paar Interpretationsansätze bzw. Erklärungen vorgibt. Ich lasse ein Buch lieber unvoreingenommen auf mich wirken.
Und ohne diese Erklärungen von Ruleka ist es ein unglaublich poetisches Buch über eine Problem-Familie, mit einem eigensinnigen Ende (das so gar nicht zu dem Rest des Buches passt) und vielen Fragen, die nicht beantwortet werden.
Ich muss allerdings zugeben, dass ich, wenn ein Buch bei mir nachwirkt, später nach Hintergrundinfos suche. Bei diesem Buch hätte ich es auch getan. Aber zuerst muss das Buch für sich selbst "sprechen".
 
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Wandablue

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Ich bin kein Freund dieses Knalleffekts am Ende, aber wenn ich mir den Titel angucke und das in Beziehung setze...
Ach wat. Jemand hat mal zu mir gesagt, dass "wir alle" die Kindheit irgendwie überleben müssen. Bei den einen mag es bisschen leichter sein als für andere, aber so im Großen und Ganzen ist es tatsächlich für jedes Kind ein ureigener Überlebenskampf.
Kostet mindestens einen Stern.
 

Helmut Pöll

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Missbrauch glaube ich einfach nicht.
Glaube ich auch nicht. Kann es nicht einfach so sein, dass diese Familie von Jahr zu Jahr gestörter wird und das Kleinste die größte Dosis des Irrsinns abbekommt. Dass wir von der lebenden Molly in den ersten Kapiteln so gar nichts erfahren, das finde ich komisch.

Möglicherweise war das Mädchen behindert. Und war es vielleicht behindert, weil die Mutter in der Schwangerschaft gesoffen hat? Ein paar Ungereimtheiten bleiben tatsächlich.
 

Helmut Pöll

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Nur fand ich es für einen erwachsenen Menschen merkwürdig, den Plan zu fassen, sich zu besaufen.
Scheinbar ticken die Nordländer in dem Punkt anders. Mir hat mal ein finnischer Bekannter erklärt, dass es dafür sogar ein eigenes Wort gibt: Kalsarikännit. Es bedeutet grob übersetzt "sich alleine in Unterhosen daheim betrinken". Ich dachte an einen schlechten Scherz. Ist es aber nicht.
 

Die Häsin

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Rhönrand bei Fulda
Scheinbar ticken die Nordländer in dem Punkt anders. Mir hat mal ein finnischer Bekannter erklärt, dass es dafür sogar ein eigenes Wort gibt: Kalsarikännit. Es bedeutet grob übersetzt "sich alleine in Unterhosen daheim betrinken". Ich dachte an einen schlechten Scherz. Ist es aber nicht.
Die Finnen haben dafür sogar ein eigenes Emoji, habe ich kürzlich gelesen ...
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Ich bin leider noch nicht dazu gekommen, mich zum letzten Abschnitt zu äußern. So konnte ich das Buch allerdings noch etwas sacken lassen.

Ich bin von dieser Wendung nicht enttäuscht und finde sie auch nicht unplausibel. Eigentlich finde ich es sogar gut, dass das Buch mich noch mal überrascht, denn bis zur zweiten Hälfte konnte ich die vielen positiven Stimmen dazu überhaupt nicht verstehen. Jetzt gibt es immerhin etwas, das mich doch noch zum Grübeln bringen kann. Und im vierten Abschnitt hat mich der Roman endlich auch nicht mehr so kalt gelassen wie zuvor. Mehr schreibe ich dazu aber im Fazit. Sonst doppelt es sich.
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Es bleiben dadurch zu viele Ungereimtheiten und mir wäre es lieber gewesen, der Autor hätte uns mehr über die Hintergründe dieser dysfunktionalen Familie erzählt.

Ich bin da bei @Renie Auch ohne den Kniff konnte ich mir auf vieles keinen Reim machen. Die Geschichte bleibt mir an zu vielen Stellen zu vage.

Ach ja. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mich nicht für Shuggie Bain und für die Überlebenden eingetragen. Obwohl - ist ja wurscht. Ich möchte beide Bücher nicht missen.

Vielleicht stehe ich auch noch zu sehr unter dem Eindruck von „Shuggie“ und hätte “Die Überlebenden“ zuerst lesen sollen. Für mich ist der Roman von Douglas Stuart deutlich besser. Da die Thematik viel ähnlicher ist als gedacht, zieht man automatisch den Vergleich.
 

pengulina

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22. November 2022
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Und ohne diese Erklärungen von Ruleka ist es ein unglaublich poetisches Buch über eine Problem-Familie, mit einem eigensinnigen Ende (das so gar nicht zu dem Rest des Buches passt) und vielen Fragen, die nicht beantwortet werden.
Wenn ihr nicht alles schon im Detail diskutiert hättet, hätte ich so etwas Ähnliches geschrieben.