Warum? Hältst Du das für einen billigen Trick des Autors?Eigentlich- verschwindet der Roman jetzt aus der Königsklasse "Anspruchsvolle Literatur/Belletristik", andererseits hat mich der Autor erwischt.
Dramaturgie kann er. Aufbau und Sprache find ich nach wie vor sehr gut.Dramaturgisch geschickt
Der ist stimmig. Die jahrelange Trinkerei musste Spuren hinterlassen und dass die Mutter keine ärztliche Hilfe in Anspruch nahm, passte zu ihr.Den brutalen Tod der Mama nehm ich auch übel
Darauf wird nicht eingegangen, hätte mich sehr interessiert. Du hast recht. Dieses Ende hätte es nicht gebraucht. Die Familie an sich bietet genügend Potential. Die Vernachlässigung und die Trinkerei war ja schon zuvor.Viel mehr hätte mich interessiert, warum die Familie eine Trinkerfamilie ist. Sie sind Adademiker. Oder kommen aus einem akademischen Hintergrund. Sind sie beruflich abgestürzt, waren sie überfordert mit den Kindern, was war los?
Mollys Angst ist schon erklärbar. Am Anfang wird uns ja gesagt, wie schnell die Launen der Eltern bzw. ihre Stimmungen umschlagen. Und dass Molly, weil sie das jüngste Kind ist, ganz besonders darunter leidet. Sie ist schwer verunsichert. Ich glaube nicht an eine andere Art der Behinderung oder der sexuellen Übergriffe.Hm. Ich bin zwar als Thriller-Leserin an knallige Effekte gewöhnt, aber von diesem Buch fühle ich mich auf ungute Weise an der Nase herumgeführt.
(Immerhin verstehe ich jetzt, warum es so wenig Info über den Hund gab - welche Rasse, zum Beispiel. )
Ich finde die Wendung am Ende unnötig und auch nicht so recht stimmig. Da heißt es, nach dem Unfall im Trafohäuschen hätte Benjamin "einige Tage" im Krankenhaus verbracht. Der Rücken war so übel verbrannt, dass die Kleidung mit der Haut verschmort war. Und dann heißt es in Kapitel 24, dass zwei Polizistinnen ankommen, dem verbrannten Jungen "gegen die Sommernachtskälte eine Wolldecke um die Schultern legen" und ihm geduldig Fragen stellen? Gehts noch?? Da stimmt doch was nicht. Oder habe ich etwas Wichtiges nicht verstanden?
Weiter: Wir haben im Lauf dieser Diskussion von Vernachlässigung durch die Eltern gesprochen. Von Molly heißt es mehrmals, dass sie äußerst ängstlich sei. Der Vater "hatte beschlossen, ihre Angst zu zähmen und Molly seine Liebe aufzuzwingen. Einmal am Tag schnappte er sie sich, um ihr seine Zuneigung zu zeigen. (...) Benjamin sah das Entsetzen in ihren Augen, starr und verängstigt lag sie da, jederzeit fluchtbereit." (S. 117)
Ich fand das schon ziemlich merkwürdig für einen Hund. Jetzt, wo wir wissen, dass es um ein kleines Mädchen geht, finde ich es noch merkwürdiger. Was sollen wir denn nach Meinung des Autors denken? Dass das Kind missbraucht wurde? Wie wäre eine solche Angst sonst erklärbar? Oder ist sie vielleicht geistig behindert? Die Beschreibung auf Seite 87 weist in diese Richtung. Sie will ständig getragen werden, die Familie denkt, dass sie vielleicht "Zeit braucht, um sich an sie zu gewöhnen", auch auf den Familienfotos taucht sie nicht auf ... Aber wenn das Kind behindert ist, dann wäre ja die Trinkerei und Nachlässigkeit der Eltern wirklich eine Ungeheuerlichkeit; und dass sie die Kleine mit den Brüdern im Wald herumlaufen lassen, während sie in aller Ruhe am See einen heben, das hätte eigentlich ein Gerichtsverfahren nach sich ziehen müssen.
Oder - dritte Möglichkeit -, Molly war in Wirklichkeit ganz anders, weder besonders ängstlich noch überhaupt irgendwie auffällig, und Benjamin fantasiert das nur irgendwie zusammen (ebenso wie er fantasiert, dass sie eine Hündin sei). Aber warum sollte er ihr diese Eigenschaften andichten? Ich könnte verstehen, dass er als Verdrängung des Erlebten sie als Haustier sehen möchte, das macht es weniger schlimm. Aber warum als so neurotisches Haustier?
Ich kann es drehen und wenden wie ich will, es passt irgendwie nicht zusammen, und ich finde es auch überflüssig und ärgerlich. Schade, weil mir das Buch sonst wirklich sehr gefallen hat. Am liebsten würde ich diese Schlusswendung einfach wieder vergessen.
Es heißt von Molly, dass sie "Angst vor der Welt" habe und am liebsten immer getragen werden möchte. Das heißt, sie sucht Körperkontakt. Nur beim Vater liegt sie "starr und verängstigt, jederzeit fluchtbereit" da. Das heißt, sie sucht Körperkontakt nur zur Mutter und zu Benjamin, den Vater meidet sie. Wie gesagt - was meint denn der Autor, was ich davon denken soll? Das wüsste ich gerne mal. Ich möchte mit einem solchen Widerspruch nicht aus dem Buch entlassen werden.Mollys Angst ist schon erklärbar. Am Anfang wird uns ja gesagt, wie schnell die Launen der Eltern bzw. ihre Stimmungen umschlagen. Und dass Molly, weil sie das jüngste Kind ist, ganz besonders darunter leidet. Sie ist schwer verunsichert.
Äh, tscha ... musst du aber. Mit dem Abzug hast du recht. Das ist bei mir auch so.Ich möchte mit einem solchen Widerspruch nicht aus dem Buch entlassen werden.
Ich ja auch nicht. Es gibt ja noch dieses spätere Kapitel mit dem Tod des Vaters, in dem der Papa mit den Langlaufübungen als richtig netter Kerl erscheint. So eine Innigkeit zwischen ihm und Benjamin hätte es bestimmt nicht gegeben, wenn Benjamin einen solchen Verdacht gegen ihn hätte haben müssen. Nur - wenn der Autor eine derart dramatische Darstellung wählt (Entsetzen, Starre, Verängstigung), dann muss ihm doch klar sein, welche Fragen sich der Leserin aufdrängen. Bin ich wirklich die einzige, der es so geht und die findet, der Autor schuldet uns eine Erklärung?Aber an sex. Missbrauch glaube ich einfach nicht. Es gibt sonst keinerlei Hinweise darauf.
Geht mir genauso. Ich war mir bis zum letzten LA sicher, dass es ein 5 Sterne - Buch ist, doch nun bleiben, um des Effektes willen einen Punkt Abzug. Es bleiben dadurch zu viele Ungereimtheiten und mir wäre es lieber gewesen, der Autor hätte uns mehr über die Hintergründe dieser dysfunktionalen Familie erzählt.Ich finde sie reißerisch und platt. Schade, ich hätte dem Buch gern fünf Sterne gegeben, weil es wunderschöne Szenen hat, aber dafür gibts Abzug.
Mir scheint, der Autor hat es von Anfang an auf diesen Effekt abgesehen gehabt. Er hat sein Buch so konsturiert. Schade, dass ihm im Laufe des Schreibens nicht klar wurde, was er da eigentlich geschrieben hat und dass der Effekt nicht nötig wäre. Und noch schader, dass die Lektoren ihn darauf nicht aufmerksam machen.Nur - wenn der Autor eine derart dramatische Darstellung wählt (Entsetzen, Starre, Verängstigung), dann muss ihm doch klar sein, welche Fragen sich der Leserin aufdrängen. Bin ich wirklich die einzige, der es so geht und die findet, der Autor schuldet uns eine Erklärung?
Ich bin da ganz ruhig. So ruhig wie Benjamin vor dem brennenden Sicherungskasten.Noch 32 Stunden bis zum Wahlausgang. Oder so.
Ein Freudscher Verleser meinerseits: Ich las ... die gutbezahlten Damen und Herren und Irren! (Was sicherlich irgendwie zutreffend wäre).wie die gutbezahlten Damen und Herren Politiker und Innen
Hinterher schon. Sobald ich mir ein eigenes Bild verschafft habe. Dankeschön für deine Mühe.Ich weiß zwar, dass hier manche ( Wanda) keine zusätzlichen Informationen zu Buch und Autor möchten. Ich schon.