Heute hatte ich etwas mehr Zeit zum Lesen und habe sie genutzt. Es ist aber auch spannend. Und gleichzeitig ziemlich melancholisch auf vielen Ebenen. Gerade hat Sara Jeppe vor die Tür gesetzt, eben weil er ihr nicht erzählt hat, dass er ihre älteste Tochter am vergangenen Abend auf der Straße gesehen hat. Sie ist mit ihrer Entscheidung aber sehr schnell bei der Hand, es wundert mich schon, weshalb sie ihm noch nicht einmal die Möglichkeit gibt, seine Sicht der Dinge zu erzählen, sondern sich schon ein fertiges Urteil gebildet hat... "Alle Beziehungen haben ihre Zeit. Und manchmal geht diese Zeit vor der Liebe zu Ende. So tut es wirklich weh." (S. 271) Jeppe geht offenbar von einer endgültigen Entscheidung aus...
Oscar ist gefunden, dank Anettes Hartnäckigkeit, und vielleicht überlebt er. Dass Mads etwas mit seinem Verschwinden zu tun hatte, glaube ich nicht. Das gesunkene Boot vor der Benzininsel (der Science-Fiction-Eindruck ist gut rübergekommen beim Lesen, das Innere des Forts wirkt wie einer dieser Lost Places) deutet eher darauf hin, dass Oscar tatsächlich freiwillig verschwunden ist und nicht gefunden werden wollte. Aber weshalb? Hat er wirklich etwas mit dem Tod seines Lehrers zu tun?! Ich weigere mich immer noch, das zu glauben.
Die mysteriöse Jenny: Jeppe hat sie nun dank Esther auch endlich kennengelernt. Was meinte sie mit "Was würde passieren, wenn sie ihm von Henrik erzählte?" (S. 246) Was ist mit Oscars Vater? Eine Affäre mit Jenny? Oder was? Und was hat das mit Oscar oder dem toten Lehrer zu tun?!
Und was stimmt bloß mit Kasper Skytte nicht? Was hat er zu verbergen? Was hat er angeblich für seine Tochter gemacht? Was treibt er allabendlich am PC? So sehr mir die beiden pubertären Mädchen (die Tochter von Sara und Iben Skytte) mit ihrem launischen Gehabe auch auf den Keks gehen, so leid tut mir zumindest Iben auch. Sie hält von ihrem Vater gar nichts mehr, offenbar auch zurecht, denn schuldbewusst ist er allemal. Und schwerer Alkoholiker. Das allein kann eine Kindheit/Jugend schon gewaltig versauen.
Die Schokolade von Gregers - das Geschenk für Esther - war irgendwie rührend. Die ganze Szene war berührend, finde ich. Es wirkte wie ein Abschied, Gregers ahnt, dass sein Ende naht. Er verliert nicht viele Worte, aber die sind deutlich. Traurig.
Mir gefällt, dass ich immer noch nicht ahne, worum es hier eigentlich geht und was hinter dem Mord an dem Lehrer steckt. Ich bin sehr gespannt darauf, mehr zu erfahren. Aber nicht mehr heute, morgen ist auch noch ein Tag...