Das sehe ich genau wie du. Marianne ist nicht glaubwürdig. Eigentlich hätte sie entsetzt sein müssen, dass Paul alles gestohlen, sie hintergangen und Jean ins Gefängnis gebracht hat. Statt nun alles zu gestehen und ihren Mann aus dem Gefängnis zu holen, hängt sie nur rum. Ja, sie geht zum Abbe - aber damit gibt sie nur Verantwortung ab. Keine Eigeninitiative und kaum Sorge um ihren Sohn. Wer ist diese Person?Marianne ist nicht gut getroffen, meiner Meinung nach. Zwar kann man verstehen, dass sie sich hat verführen lassen, aber dass sie Paul so verfallen ist, dass sie dafür alles riskiert, ist schwer verständlich. Am Anfang kommt sie als recht vernünftiger Mensch rüber, aber danach ist sie zu naiv dargestellt.
D.h. die Autorin versucht durchaus, uns ihre Zerrissenheit darzustellen, aber diese Darstellung wirkt irgendwie hilflos. Einerseits scheint sie sich so schlecht zu fühlen, dass sie den Tod in Kauf nehmen würde, andererseits gelingt es ihr nicht, sich innerlich von Paul zu distanzieren.
Sie müsste vor Angst vergehen: vor Entdecktwerden. Vor Existenzangst. Nichts davon finde ich wieder. Außerdem denkt sie nicht an ihren Sohn. Das nehme ich der Figur nicht ab.
Marianne wäre die Identitätsfigur. Aber sie ist leblos. Emotionsarm.
Ja, aber leider kommt das zu kurz.An besten an dem Roman ist noch das Drumrum. Das historische Setting nimmt man ab.
Das stört mich mittlerweile auch immer mehr. Die historischen Fakten sind interessant, aber die Verpackung wirkt zu gewollt.Also gut, wir erhalten Einblick in das eher spezielle Rechtssystem, das fair ist, außer wenn es um Belange des Königs geht und das systematische Folter beinhaltet. Allerdings wird diese Information in schrecklich viel Tamtam verpackt.
Da könnte etwas dran sein. Die historischen Fakten hat sie noch liebevoll recherchiert und den Rest hat sie schnell drumherum gestrickt.Man kann nicht mitfiebern, weil Janet L. sich nicht genug mit den Figuren befasst hat. Und hätte sie z.b. einen weiteren Handlungsstrang mit Nicolas oder auch mit Jean im Gefängnis, hätte sie das müssen. Und schon, voilà, wären wir interessierter gewesen. Oder Simone. Das Personal hatte sie doch zur Hand. Selbst der Laternenmann wäre geeignet gewesen. Ich bekomme den Eindruck nicht los, dass der Roman schnell fertig werden musste!