Was hat der Autor hier produziert? Was soll das? Fühlen sich hier nicht alle Frauen, die ein ähnliches Schicksal haben wie unsere Vier, verschaukelt? Dieses Buch soll Mut machen?! Soll zeigen, dass man trotz Krebs Kraft und Energie hat - die man sinnigerweise dazu nutzt, einen Juwelier zu überfallen...
Eine Zusammenfassung ist überflüssig. In diesem Abschnitt befinden sich nur noch sehr wenige Markierungen meinerseits, alles ist zu vorhersehbar.
Dieses ganze Theater vor dem Überfall: Man geht ins RITZ, große Bühne, macht ein Theater, eine Schau, die ihresgleichen sucht. Nur angeödet hat mich das. Dann muss die Grande Dame beide Colliers auf einmal anlegen - völlig logisch: in diesen Kreisen macht man das so... Dann der Knall, der Überfall. Alles läuft sprichwörtlich wie geschmiert. Bis auf ein paar Blutstropfen, bei deren Beseitigung die mutige Jeanne ihr ganzes Geschick zeigen kann!
"Wir Mädels hatten einen der intensivsten Momente unseres Lebens hinter uns. Wir waren knapp am Tod vorbeigeschrammt, und niemand hatte es bemerkt". (S. 237)
GROßE WORTE!
Wie martialisch! Hat eine der Damen mal an die Opfer gedacht? Die nicht wissen, dass es sich überwiegend um Spielzeugpistolen handelte? Die angsterfüllt auf dem Boden kauern mussten und bestimmt ein lebenslanges Trauma haben und nie wieder unbeschwert arbeiten können?
Dieser ganze Überfall ist doch ein Witz, ein Kalauer! Das ganze Sicherheitspersonal lässt sich niederstrecken, ohne dass es eine nennenswerte Gegenwehr gibt. Klamotte, Klamauk - Die Filmrechte sind gewiss schon verkauft.
Die kleine Melody ist der Wolf im Schafspelz. Es wurde ja ein Gag am Ende versprochen und zugegeben, mit dieser Entwicklung hatte ich nicht gerechnet. Allerdings hat sie mich auch nicht mehr interessiert, wollte ich das Buch nur noch beenden. Trotzdem: Auch diese überraschende Wende wird verkitscht: Die vom Tode gezeichneten Frauen beschließen, Melody das ganze (!) Geld zu geben und deren Komödie mitzuspielen. Toll.
Dabei verraten sie ihre Freundin Assia- das ist aber ja nur zu ihrem eigenen Besten. Haha! Das würde sie anders sehen. Der gefakte Brief war die Krönung. Die Dialoge von Gutmenschentum geprägt.
[zitat]Wir werden Assia träumen lassen. Das ist das schönste Geschenk, dass du ihr machen kannst. (S. 264)[/zitat]
Auf Seite 270 "leidet" die Ich-Erzählerin sogar mit Melody... Glaubwürdigkeit geht anders, das hier ist Tränendrüse pur.
Wie sie dann nachher noch völlig sinnlos Edel-Kinderklamotten kaufen, als ob das Geld keinen Wert hätte... Das ist doch nicht glaubwürdig! Das soll nur originell sein, ich sehe schon den Film flimmern.
Am Ende kommt sogar der liebe Kommissar auf die Spur der Damen. Aber: NATÜRLICH kann er alles unter Verschluss halten, seiner alten Liebe wegen. Das alles war ja sowieso nur ein großer Spaß und Opfer, wie gesagt, gab es keine.
Tragisch und ernst dagegen der revolvierende Krebs Brigittes. An ihrem bevorstehenden Tod besteht kein Zweifel. Die Schlussszene ist ganz nett, wobei ich jetzt bei der Watschelente die Entwickung ebenso wenig erkennen kann wie bei Jeanne. Sie geht doch den Konflikten einfach nur aus dem Weg.
Natürlich hat Chalandon auch wunderschöne Textstellen geschrieben. Ich habe sie nicht übersehen, sie sind nur untergegangen in dieser Handlung zwischen der Dramatik und seichter Comedy. Das Buch war in Summe mehr Ärgernis als Lust für mich.