4. Leseabschnitt: Kapitel 13 bis 16 (S. 214 - 253)

ulrikerabe

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14. August 2017
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In "Mr. Crane" gibt es abscheuliche Bilder des Krieges - ein Rezensent meinte, der Roman sei auch ein Antikriegsroman, das hat mich zwar gewundert, aber das geht in Ordnung. Ich frage mich oft, warum "anschauliche" Bilder von Gewalt jederzeit akzeptiert werden, "anschauliche" Bilder der Erotik hingegen nicht. Ich habe die sinnlichen Szenen ganz bewusst gesetzt und habe selbst nicht das geringste Problem damit. Abgesehen davon halte ich die Erotikszenen in "Mr. Crane" für wirklich harmlos.
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Ich habe nichts gegen Erotik in der Literatur, wenn sie gut gemacht ist, in den Kontext passt, nicht dumpf, kitschig, billig oder obszön sind.

So wie Crane sagt: Wir schlagen und kämpfen vor aller Augen, aber wir lieben uns heimlich.

Hier passt für mich alles.
 

ulrikerabe

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14. August 2017
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Der Schlussabschnitt ist sehr gelungen. Wieder einmal bin ich auf eine Romanfigur hereingefallen, auch wenn es dieses Mal keine Ich-Erzählerin ist. Bis zuletzt hatte ich geglaubt, Cora hätte ihren Stephen unter den Arm genommen und wäre mit ihm abgereist.
Ernsthaft? Auch wenn man nichts über Cranes Leben (und Sterben) im Vorfeld weiß, gibt es doch im Buch immer und immer wieder Anhaltspunkte, dass sich Elisabeth und Crane nach diesen acht Tagen nie wieder gesehen haben. Ob er nun abreist oder stirbt, war vielleicht nicht immer ganz klar, aber bei dem Krankheitsbild doch auch erwartbar, dass er nicht überlebt.

Vor allem wären wir dann ja um die Geschichte mit Leutnant Fischer gekommen.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Nein, natürlich nicht. Crane eröffnet ihr ein bis dahin völlig unbekanntes Terrain, wodurch sie auf den Geschmack kommt. Das muss der Autor schon beim Namen nennen. Alles andere wäre Sex unter der Bettdecke bzw. im Dunkeln, was Elisabeth bisher aus ihrer Ehe kannte. Da musste ein Kontrast her.;)
Stimmt, außerdem hätte es den Charme von Dr. med. Anna Fischer Dünkelmann genommen, ich habe stellenweise lauthals lachen müssen.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Mit dem guten Leutnant Fischer ist es... ruhiger. Und Elli ist älter, sie hat eine mörderische Geschichte hinter sich, einen Lebenstaumel, ein Beben.
Stimmt, daran habe ich noch gar nicht gedacht. Schwester Elisabeth ist tatsächlich gereift,daher ist es logisch, dass ihr Verhalten sich ändert. Außerdem ist ihr Mr. Crane und das mit ihm erlebte einzigartig, oder?
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Das Ende kam dann doch still und leise. Elisabeth konnte am Ende noch mal richtig punkten bei mir. Ob es eine Liebe in der Form wie Elisabeth sie erlebt hat tatsächlich gibt, weiß ich nicht. Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass die Bedingungen unter denen sie gearbeitet hat, auf vieles ein anderes Licht warfen. Gepaart mit ihren Narben und den damit verbunden Gefühlen, können einen Menschen für nette Worte sicher empfänglich machen, wenn sie dann noch von einer Berühmtheit wie Crane kommen.......wer weiß.
Auf jeden Fall bin ich nun sehr gespannt auf das Werk von Stephen Crane, welches ich gleich direkt in Angriff nehmen werde.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Der Schlussabschnitt ist sehr gelungen. Wieder einmal bin ich auf eine Romanfigur hereingefallen, auch wenn es dieses Mal keine Ich-Erzählerin ist. Bis zuletzt hatte ich geglaubt, Cora hätte ihren Stephen unter den Arm genommen und wäre mit ihm abgereist. Auch Elisabeths Schlussstrich unter die Klinik ist eine logische Entwicklung. Sie hat alles erreicht und Abenteuerlust hat sie genug.
Dieser Gedanke kam mir nie, eher habe ich noch damit gerechnet, dass sie bei seinem Tod nachhilft, um ihm die Qualen zu nehmen.
Ihre Reise nach Amerika passt perfekt, da bin ich ganz bei dir. Vielleicht lernt sie da ja einen netten Mann kennen, der in ihr ähnliche Gefühle wecken kann wie Mr. Crane......
 

claudi-1963

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Elisabeth ist wieklich skrupellos, zum einen was sie mit Cora macht mit dem Schlafmittel. Doch das sie Crane in seinem schlechten Zustand ständig versucht aufzuwecken fand ich schon dreist und wieder mal total egoistisch. Sie ist im Grunde wie von Sinnen, weil sie total sich ihn Crane verliebt hat. Es geht sogar soweit das sie versucht sich selbst das Leben zu nehmen oder wollte sie nur erleben wie es Crane mit seiner Atemnot geht? Erschüttert war ich auch wie sie Helen behandelt.

Am Ende jedoch scheint sie es dann doch einzusehen, das sie Crane nicht mehr halten kann. Sie erleichtert sehr wahrscheinlich sogar noch sein Ende. Schön fand ich das sie sogar Cora noch holt, damit sie am Ende bei ihm ist. Und man hat den Eindruck auf einmal wieder eine ganz andere Elisabeth zu erleben. Ich hatte das Gefühl Elisabeth war wie in eine Art Traumzustand, der durch Crane ausgelöst wurde und mit seinem Tod endet. Lediglich die Erkenntnisse die sie aus dem Traum gelernt hat, die hat sie umgesetzt. Nämlich ihren Mann verlassen und nicht mit Dr. Fraenkel mitzugehen.

Das Victoria und Elisabeth Lt. Fischer Leben retten in dem sie ihn verstecken und dann in die Schweiz schicken fand ich schon fast heldenhaft.

Nun hat Elisabeth den beiden doch noch verraten hat was mit Crane geschehen ist. Gelungen ist, das sie es stehen lässt ob Cranes Geschichten seiner Fantasie durch die Krankheit geschuldet sind oder ob sie doch alle wahr waren. Wer weiß es? Elisabeth jedenfalls kann es nicht nachprüfen.

Das sie am Ende nun doch nach Amerika gehen möchte, wundert mich ein wenig. Aber vielleicht liegt es auch einfach daran, das sie keine Soldaten mehr pflegen möchte die dem Kriech (Krieg) zum Opfer fallen?

Elisabeths Entwicklung von der ruhigen Schwester zur besessenen Liebhaberin hat mich schon ein wenig erschüttert. Kann sich jemand wirklich so verändern wenn er von Liebe besessen ist? Anderseits scheint sie ja endlich wirklich mal ihre Sehnsüchte gestillt zu haben, bei denen sie zuvor gar nicht wusste das sie die hat.
Ich glaube was Gefühle anbelangt war man zu der Zeit noch recht weit weg und in ihrer Ehe mit Friedrich scheinen ja nicht viel Gefühle und Liebe gewesen zu sein. Doch ich denke Friedrich hat es einfach nicht besser gewusst, für ihn war es trotzdem sicherlich Liebe gewesen.

Ich muss mir dieses fragwürdige Bild einer Krankenschwester jetzt erst mal sacken lassen.
 

claudi-1963

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Schön, dass Elisabeth nach Amerika zu Tante Hörmeinie geht, hätte sie schon viel früher machen sollen, aber wahrscheinlich hat sie erst diesen Abschluss gebraucht.
Ich denke das sie noch immer an Crane gehängt ist, deshalb hat sie ja sein Zimmer so gut es ging freigelassen. Wahrscheinlich hat sie mit Fischer erst ihren Frieden mit der ganzen Geschichte machen können. Deshalb konnte sie nun auch alle Wurzeln in Badenweiler abbrechen.
 

claudi-1963

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Ich frage mich oft, warum "anschauliche" Bilder von Gewalt jederzeit akzeptiert werden, "anschauliche" Bilder der Erotik hingegen nicht. Ich habe die sinnlichen Szenen ganz bewusst gesetzt und habe selbst nicht das geringste Problem damit. Abgesehen davon halte ich die Erotikszenen in "Mr. Crane" für wirklich harmlos.
Mit den Erotikszenen hatte ich eigentlich kein Problem, ich hatte sie nur nicht erwartet in dem Buch. Zudem hatte ich eher Probleme damit wie Elisabeth sie einfordert, in dem sie einen totkranken Patienten fast dazu zwingt. Das war eher mein Problem, weil ich selbst sowas nie tun würde, das liegt sicher auch an meiner eigenen Berufsehre als Krankenschwester.
Gibt es im sonntaglichen "Tatort" eine Szene, in der eine Frau barbrüstig durchs Bild läuft, steht da vorher, der Film sei für Zuschauer unter sechzehn Jahren nicht geeignet. Wird da jemand verbrannt oder geköpft oder vergealtigt, steht das da nicht. Logische Folge: Brüste sind wahnsinnig gefährlich - Gewaltverbrechen nicht so sehr. Ohne mich, Leute, ohne mich.
Nein das würde ich zumindest für die öffentlich rechtlichen nicht so sagen, den da werden auch Filme mit viel Gewalt erst ab 16 Jahren ausgestrahlt. Aber es ist doch so, das wir in den letzten Jahren nackte Haut, Erotik, Gewalt und Aggression schon als selbstverständlich ansehen. Ich bin manchmal schon entsetzt was im Fernsehen um 20.15 Uhr gezeigt wird, das man vor einigen Jahren noch nicht mal um 22 Uhr zeigen durfte. Wir scheinen da inzwischen doch schon sehr abgestumpft zu sein. Und ich muss sagen mich ärgert eher, das man Brüste und nackte Frauen für selbstverstänlich anschaut, während Männer immer noch sehr bedeckt gehalten werden. Das kann ich nicht verstehen, das Frauen das immer noch mitmachen.
 
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claudi-1963

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Ich musste zwischenzeitlich immer an den Roman "Sie" von Stephen King denken. Für diejenigen, die dieses Buch nicht kennen: hier nötigt Krankenschwester Annie ihren "Lieblingsschriftsteller", der nach einem Autounfall in ihre "Obhut" gerät, einen Roman für sie zu schreiben. Dabei ist sie bei den Mitteln, die sie zur Motivation ihres Schriftstellers einsetzt, sehr eigenwillig.
Nur der Unterschied sie war zwar Krankenschwester, aber es war in keinem Sanatorium sondern bei sich zu Hause. Aber klar diese Frau war so besessen von ihrem Romanhelden, das sie entsetzt war das der Autor ihn sterben lässt. Ja ein bisschen könnte man es durchaus vergleichen, nur das sie keinen Sex mit ihrem Autor hatte.
Das ist für mich ein Teilaspekt dieses Romans. Aus der Sicht von Elisabeth ist der Kriech für Männer eine, von ihnen erdachte Freizeitbeschäftigung, bei der sie sich durch das Streben nach Ruhm und Ehre blenden lassen. Das ist für Elisabeth nicht ernst zu nehmen. Anstatt vor Ehrfurcht vor soviel Heldentum zu erstarren, macht sie sich darüber lustig. Das macht den Roman daher zu einem Antikriegsroman - also gar nicht so sehr durch schreckliche Kriegsbilder sondern durch die Lächerlichkeit der männlichen Denkweisen, was den Krieg betrifft.
Ich glaube eher Elisabeth war es leid dieses viele Elend zu sehen, das die Männer da bei ihrer Freizeitbeschäftigung (wie du es hier so schön nennst) verletzen und sogar töten. Doch ich glaube das ging doch damals vielen Frauen und Müttern so, die für den Krieg ihre Männer oder Söhne hergeben mussten.
 

claudi-1963

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Das ist für mich ein Teilaspekt dieses Romans. Aus der Sicht von Elisabeth ist der Kriech für Männer eine, von ihnen erdachte Freizeitbeschäftigung, bei der sie sich durch das Streben nach Ruhm und Ehre blenden lassen. Das ist für Elisabeth nicht ernst zu nehmen. Anstatt vor Ehrfurcht vor soviel Heldentum zu erstarren, macht sie sich darüber lustig. Das macht den Roman daher zu einem Antikriegsroman - also gar nicht so sehr durch schreckliche Kriegsbilder sondern durch die Lächerlichkeit der männlichen Denkweisen, was den Krieg betrifft.
Ja, das ist schon heftig, aber irgendwie auch menschlich und durchaus nachvollziehbar, da Elisabeth je ahnt, dass Mr. Cranes Zeit sehr bald abgelaufen ist. Und er hat ja auch noch was davon ;)
Glaubst du wirklich das er viel davon hatte? Ich kenne Patienten im Endstadion, die wären kaum fähig gewesen mit Elisabeth zu dem Platz zu gehen. Ich denke Elisabeth war da einfach etwas zu sehr im Liebesrausch, das sie da gar nicht mehr so sehr an Cranes Krankheit gedacht hat.
 
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claudi-1963

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Der Schlussabschnitt ist sehr gelungen. Wieder einmal bin ich auf eine Romanfigur hereingefallen, auch wenn es dieses Mal keine Ich-Erzählerin ist. Bis zuletzt hatte ich geglaubt, Cora hätte ihren Stephen unter den Arm genommen und wäre mit ihm abgereist. Auch Elisabeths Schlussstrich unter die Klinik ist eine logische Entwicklung. Sie hat alles erreicht und Abenteuerlust hat sie genug.

Die Idee, Elisabeth vielleicht als Romanfigur zu recykeln, gefällt mir. Aber auch Fischers Schicksal fände ich einen eigenen Roman wert. Was ist ihm durch Elisabeths beherztes Eingreifen alles erspart geblieben!
Wer so einen Zustand von TB kennt, der weiß das Crane nirgendswo mehr hingereist wäre. Mir war das schon recht schnell klar das er sterben würde ohne das ich nachgeschaut hätte ob er in Badenweiler verstorben ist. Zudem wurde er ja schon mit einem Todesurteil dort hingeschickt.
 
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Barbara62

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19. März 2020
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Wer so einen Zustand von TB kennt, der weiß das Crane nirgendswo mehr hingereist wäre. Mir war das schon recht schnell klar das er sterben würde ohne das ich nachgeschaut hätte ob er in Badenweiler verstorben ist. Zudem wurde er ja schon mit einem Todesurteil dort hingeschickt.
Dass er keine Chance hatte, war mir auch klar. Ich hätte nur gedacht, dass seine Frau ihn noch irgendwo anders hinschleppt.
 

claudi-1963

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Dass er keine Chance hatte, war mir auch klar. Ich hätte nur gedacht, dass seine Frau ihn noch irgendwo anders hinschleppt.
Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet, zum einen hätte sich Crane dagegen gewehrt und wo hätte sie ihn hinbringen wollen? TB Patienten haben alle Kliniken zu der Zeit nicht gerne genommen, schon gar nicht wenn es im Endstadium war.
 
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