4. Leseabschnitt: Kapitel 11 bis 14 (Seite 196 bis Ende)

Kristall86

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22. März 2021
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An der Nordseeküste
Da es mir wahrlich noch in den Knochen hängt, da ich es gestern Abend beendet habe: ich war geschockt von dem Knall den Hansen hier losgelassen hat zum Schluss. Nein, damit hätte ich nicht gerechnet und es tat ein wenig weh. Auch dieser Knall ist wie ein Metapher, ein Untergang aber dennoch realistisch und zeigt knallhart auf: die See holt sich alles. Musste dieses Ende sein? Ja, musste es. Hier wird nichts weich-gespült, sondern immer nur hart gekocht An der See. Genau so muss es sein und der Respekt vor der See darf niemals abnehmen. Und jeder muss seinen Weg gehen im Leben.
 

alasca

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13. Juni 2022
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Was für ein Hammer am Ende! :sad Aber schlüssig ist es. Er war ja nie wirklich von dieser Welt, der Junge, der zum Strand ging.

Zumindest Ryckmer hat die Kurve gekriegt - und kaum hat er sich im Griff, auch schon eine Frau "klargemacht". Ich kann ihn mir echt gut vorstellen, ein Bild von einem Mann, wenn mal die Alkoholröte verflogen ist. :joy

Der Pfarrer, der seinen Glauben verloren hat, aber immer noch eine gute Show hinlegt und damit lebt, bis vielleicht irgendwann der Glaube wiederkommt und auch seine Frau oder auch nicht.

Dagegen Eske, die unsicherer ist denn je, ob sie das will, dieses Inselleben, mit seinem Spagat zwischen Echtheit und Kommerz. Ihr Gefühl, dass alles nicht mehr stimmt. Ihre Freundin, deren Begeisterung für die Oberfläche sie nicht aushält; sie nimmt ihr übel, dass sie sich damit zufrieden gibt und die Brüche offenbar nicht wahrnehmen kann.

Und wie schön es auf den Punkt gebracht wird, die Tradition, die einerseits betrauert, andererseits inszeniert wird, das Echte vs. Bedienung der Touri-Fantasien.

Den ganzen letzten Abschnitt durch war ich sehr am Wasser gebaut - aber das passt ja. Sehr anrührend, dabei völlig kitschfrei. Ein großartiges Buch. Nüchtern und weise.
 

Kristall86

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22. März 2021
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An der Nordseeküste
Das Ende war wirklich besonders. Gerade was Ryckmer betrifft. Da war sie wieder, seine Angst zu versagen (die Beschreibungen mit dem ersten Urnen-Gang…sorry, aber ich musste da echt lachen weil wir uns alle so fühlen würden und diese Gedanken hätten und dann seine “Premiere“! War ja putzig wie dann noch der „Hund“ Thema wurde…das war wirklich brillant geschrieben!) wie damals aber er stellte sich und das Wichtigste: er wurde gehört durch seinen Chef der ihn unterstützte! Ja, da wurde ich emotional. Der alte Zopf war ab - der Bart auch. Ein kleiner und doch sehr bedeutsamer Neuanfang für ihn. Genau wie bei Hanne und Jens. Langsam wird sich etwas daraus bilden und genau wie bei unserem Pastor. Endlich wird er mal „ehrlich“ zu sich selbst. Glaube hin, Glaube her, die Show muss laufen :rofl :thumbsup Und Eske…tja…steckt immernoch in der Selbstfindung und ihr Anker ist die Insel, ihre Heimat. Henrik…tja…macht einem „Seemann“ alle Ehre und stirbt in der See. Hier ist der Ausdruck mal eben nicht nautischer Natur sondern ganz auf die Buchstaben gemünzt. Herrlich diese Zweideutigkeiten! Alasca beschrieb es perfekt: nüchtern und weise. Besser kann man es nicht ausdrücken.
 

Eulenhaus

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13. Juni 2022
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Wieder ist es Eske, die über die Wohnprobleme der Einheimischen nachdenkt. Gut betuchte Insel-Liebhaber oder Geldanleger kaufen die Häuser. Die „Fremden“ haben kein Interesse am Dorfleben und entdecken die versteckten Ecken, die früher nur die Bewohner kannten.
Familie Sander trauert um Henrik. Die Familienmitglieder, die vorher nicht miteinander geredet haben, kommen sich etwas näher.
 

otegami

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17. Dezember 2021
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Bezeichnend fand ich die Sätze auf S. 205: 'Man hat in diesem Haus noch nie etwas erzählt bekommen, geschweige denn erklärt.
Nicht das Geschrei und nicht das Schweigen, auch nicht das Verschwinden. Nicht Hannes seltsame Gesetze, ihr Leben.........
Und jetzt wird auch die Rückkehr von Jens Sander unerklärt und unbegreiflich bleiben.'
Tja, da haben wir die 'Erklärung!' ;)

Wer die Bemerkungen im Gästebuch des Pastors mit grüner Tinte geschrieben habe, würde mich trotzdem noch interessieren!

Herrlich auf S. 225: 'rampetampe, rollebollen, bonken.' und jeder weiß, w a s damit gemeint ist! :cool::rofl

Die Beschreibungen der Beziehung zu den Töchtern vom Pastor fand ich auch sehr aufschlussreich: 'Fernstrahler' -> Charlottes Wut!

Die 'Kochkunst' mit Wasserbad und Mikrowelle ist also auch auf den Inseln angekommen! :p Einheitsgeschmack von Garmisch bis nach Sylt! :oops:

Ob die Beziehung zwischen Eske und Freya bestehen bleibt, wage ich zu bezweifeln! Eske ist doch genervt von der leicht zu beeindruckenden Freya beim Inselurlaub.

Na, und den Tod von Henrik war fast schon logisch - das Meer holte sich ihn! *Schnief*

Gefreut habe ich mich für Ryckmer - offensichtlich musste er erstmal durch das 'Tal der Tränen', also ganz unten angekommen, sein. Herrlich aussagekräftig der Satz: 'Sie sahen beide aus, als hätten sie gerade irgendwas gewonnen, zweimal erster Preis'! :joy
 

Lesehorizont

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29. März 2022
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Mainz
Der letze Abschnitt erzählt von hoffnungsvollen Neuanfängen, aber auch von der Härte der See, die die Macht hat, sich den zu holen, der sich zu weit hinauswagt. Ein tragisches Ende von Hendrik, das mich bewegt hat.
Abermals fühle ich mich an Blumenberg und seine Thesen zum Schiffbruch erinnert.

Gut gefallen hat mir Eskes Auseinandersetzung mit Themen der Insulaner. Überhaupt interessierte mich die Thematik des Verhältnisses der Insulaner zu den Fremden sehr.

Ganz so begeistern wie manch Anderen konnte mich das Buch nicht, das ich aber dennoch gerne gelesen habe und mochte.
 

Querleserin

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Wadern
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Was für ein Hammer am Ende! :sad Aber schlüssig ist es. Er war ja nie wirklich von dieser Welt, der Junge, der zum Strand ging.
Es hätte auch nicht gepasst, wenn alles gut ausgegangen wäre. Und ausgerechnet der Sohn, der nie zur See gefahren ist und Rettungsschwimmer gewesen ist, den nimmt sich die See. Die Unbarmherzige…
Ein großartiges Buch. Nüchtern und weise.
Auf den Punkt gebracht!
 

wal.li

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1. Mai 2014
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Es hätte auch nicht gepasst, wenn alles gut ausgegangen wäre. Und ausgerechnet der Sohn, der nie zur See gefahren ist und Rettungsschwimmer gewesen ist, den nimmt sich die See. Die Unbarmherzige…
Dass sich die See jemanden holt, hatte ich schon beinahe vermutet. Von den Erzählungen vorher hätte ich da eher an Ryckmer oder Jens gedacht, die ja beide auf die eine oder andere Art gesundheitliche Probleme haben. Oder war es so doch logisch, weil man von Henrik selbst nicht so viel erfahren hat?
 

wal.li

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1. Mai 2014
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Gefreut habe ich mich für Ryckmer - offensichtlich musste er erstmal durch das 'Tal der Tränen', also ganz unten angekommen, sein.
Gefreut habe ich mich auch, aber irgendwie ist er doch sehr leicht vom Alkohol losgekommen. Das funktioniert so, glaube ich, nicht. Dennoch hoffe ich, dass ihm mit Frau und Hund viel Gkück beschieden ist.
 

wal.li

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Dagegen Eske, die unsicherer ist denn je, ob sie das will, dieses Inselleben, mit seinem Spagat zwischen Echtheit und Kommerz.
Ich glaube, sie würde gerne gehen, aber sie hat es schon versucht und dann hat das Heimweh sie übermannt. Ich glaube, sie wird bleiben. Sie ist nach meinem Empfinden auch eine eher zurückhaltende Persönlichkeit.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Ja, was für ein Buch, was für ein Ende. Dass es Henrik trifft, hat mich ziemlich geschockt. War aber irgendwie passend.
Er, der Einzige, der eigentlich in Frieden mit sich selbst und anderen gelebt hat. Aber er gehörte schon immer mehr zur See als zu den Menschen.
Hat er gewunken oder ums Leben gestrampelt? Mit dieser Frage wollte ich nicht leben.
Die Trauer der Familie ist so spürbar, ohne dass Dörte Hansen viel Worte braucht.
“ Zuerst will man die Welt anhalten, aber dann, nach ein paar Monaten, ist man nicht anders als die Erde und der Mond. Geht wieder auf und dreht sich um sich selbst.“
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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Oh, nach allen Andeutungen hatte ich eine Sturmflut erwartet, aber dann wurde ja doch wieder Frühling und Sommer, Brüche kitteten sich, Zerbrochenes wurde weggefegt. Eskes Freundin durfte in die Inselgeheimnisse reinschnuppern und entschied sich dann.

Unserem verunischerten Inselpastor wurde Gnade erteilt, nur um ihm gleich die nächsten Zweifel mitzugeben. War es kein Gruß, sondern ein Hilfeschrei, den er bei Henrik gesehen hatte? Wird er je ein Gespür für die Insel und seine Bewohner bekommen?

Und die See holt sich, was sie liebt! Ungerührt half sie weder dem Wal noch Henrik und irgendwann holt sie sich die ganze Insel.
 

Kristall86

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22. März 2021
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An der Nordseeküste
Oh, nach allen Andeutungen hatte ich eine Sturmflut erwartet, aber dann wurde ja doch wieder Frühling und Sommer, Brüche kitteten sich, Zerbrochenes wurde weggefegt. Eskes Freundin durfte in die Inselgeheimnisse reinschnuppern und entschied sich dann.

Unserem verunischerten Inselpastor wurde Gnade erteilt, nur um ihm gleich die nächsten Zweifel mitzugeben. War es kein Gruß, sondern ein Hilfeschrei, den er bei Henrik gesehen hatte? Wird er je ein Gespür für die Insel und seine Bewohner bekommen?

Und die See holt sich, was sie liebt! Ungerührt half sie weder dem Wal noch Henrik und irgendwann holt sie sich die ganze Insel.
Dich hat ja wahrlich das Dörte-Hansen-Fieber gepackt! Glückwunsch:smileeye:thumbsup! Ich kann Deinen Ausführungen nur zustimmen. Sehr treffend niedergeschrieben!
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Da es mir wahrlich noch in den Knochen hängt, da ich es gestern Abend beendet habe: ich war geschockt von dem Knall den Hansen hier losgelassen hat zum Schluss. Nein, damit hätte ich nicht gerechnet und es tat ein wenig weh. Auch dieser Knall ist wie ein Metapher, ein Untergang aber dennoch realistisch und zeigt knallhart auf: die See holt sich alles. Musste dieses Ende sein? Ja, musste es. Hier wird nichts weich-gespült, sondern immer nur hart gekocht An der See. Genau so muss es sein und der Respekt vor der See darf niemals abnehmen. Und jeder muss seinen Weg gehen im Leben.
Hübsch pathetisch.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Es ist mehr ein Buch übers Inselsterben als ein Buch übers Inselleben.
Vllt mehr ein Buch über Dörtes Innensichten als über die Innensichten der Inselbewohner? Ich kann mir kaum vorstellen, dass alle alles so düster sehen.
War ja klar, dass das Buch einer Atheistin (kann man herauslesen) einen funktionierenden Pastor nicht zulassen kann. The show must go on? Bullshit.
Den Sermon über die See als Begründer aller Religionen fand ich ebenfalls arg überhöht. Die letzten Kapitel verlieren bei mir doch stark. Denn das Ende ist theatralisch, einmal Volksbühne (Happyend Ryckmer - aber ohne Entzug läuft da gar nichts) - und einmal Drama (Hendrik). Nein, zum Schluss verlieren die Leinen den straffen Zug.
 
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