Sehr kluges Nachwort übrigens.
Bin gespannt, muss ich noch lesen.
sondern in den Swinging Sixties.
Das wurde auch im dlf so gesagt. Im Tunnel störte sie sich an Graffitis. Ob es die in den 60ern auch schon gab?
Auch das Gesamte hat mich beeindruckt, Brookners gute Menschenkenntnis, ihre Klarheit.
Das ist brillant und hat mich wirklich durch den Roman getragen.
Aber diese Menschen vernachlässigt sie sträflich.
Stimmt. Hat aber nicht fast jeder mal eine Phase, in der er anders sein will, in der er sich vom äußeren Schein blenden lässt? Fanny ist extrem behütet aufgewachsen, fast spießig. Das erklärt für mich auch das Rückständige, das vom Roman ausgeht. Ihre Eltern schon haben die Wohnung nie renoviert, nie Möbel ausgetauscht. Das hat etwas dauerhaft Gestriges. Wer in diesem Umfeld (noch dazu als Einzelkind) groß wird, ist anders als andere, zumal Prägung und Erziehung der altbackigen Umgebung entsprechen dürften.
Doch warum muss sie sich unbedingt an dieses oberflächliche Paar hängen?
Weil es sie eine völlig andere Welt entführt und Lebendigkeit verspricht.
Dann gehörte sie auch zu denen, die gesehen werden.
Genau. Das ist ja ihre tief empfundene Sehnsucht.
Passt diese Resignation schon zu einer Frau Anfang Dreißig?
Für mich schon. Sie hat ja Zeit, die Hebel nochmal umzustellen. Wenn sie sich emotional wieder beruhigt hat, wird sie auch vermutlich feststellen, dass diese oberflächliche Glamourwelt gar nicht zu ihr passt. Sie ist eigentlich zu klug, um sich permanent erniedrigen und in Frage stellen zu lassen.
Das ist keine, die auf Barrikaden geht oder ihren BH verbrennt.
Absolut. Auch wenn wir diese "Revolution" mit den 60ern verbinden, wurde sie bei weitem nicht vom Großteil der Bevölkerung getragen. Vergleichbar mit den aktuellen Klima-Protesten: bei weitem nicht alle jungen Leute gehen auf die Straße und verhalten sich klimaneutral. Auch das ist in Summe eine Minderheit, die es aber in die Geschichtsbücher schaffen könnte.
angesichts der Möglichkeiten, die sich Frances auftun könnten und von denen sie keinen Gebrauch macht.
Da hast du Recht. Sie ist durch das strahlende Juppie Paar vom Weg abgekommen und wird ihren,jenseits des Schreibens, hoffentlich wieder finden.
Sprachlich ist es großartig zu lesen, von großer Klarheit in Beobachtung in Schilderung.
Das bewundere ich auch.
die merkwürdige Altjüngferlichkeit, die die Erzählerin ausstrahlt, scheint einer viel früheren Zeit anzugehören.
Ist für mich aber glaubwürdig. Siehe oben.
Ich lese das Buch als Psychogramm und finde es als solches sehr gelungen, aber irgendeine Form von Sozialkritik erkenne ich darin nicht.
Nein, Sozialkritik finde ich auch kaum. Höchstens in Bezug auf diese Glitterwelt ohne Moral oder Werte von Nick und Alix. Die gibt es immer und allerorten, wo sich alles nur um den neuesten Fummel und die schickste Frisur dreht und dabei ernste Probleme (z.B. Behinderung) mit Füßen getreten werden.