4. Leseabschnitt: Intermezzo bis Karton 2/12 (Seiten 205 bis 274)

RuLeka

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30. Januar 2018
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Komisch, dass der Intellektuelle so gar nichts mit dem anfangen kann, was im Land gerade passiert. Das Geschehen müsste doch in aller Munde sein.
Dass Katharina nichts mitbekommt, erstaunt mich nicht. Heißt es doch mal, dass sie, wenn sie die Kopfhörer aufhat, um seine Kassetten anzuhören, nichts von der Außenwelt mitbekommt. Aber Hans als überzeugter Sozialist und selbsternannter Lehrmeister von Katharina, müsste doch stundenlang darüber dozieren.
 

Renie

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Dieser Abschnitt hat mir einiges abverlangt. Das Lesen war eine echte Quälerei, denn die irrsinnigen Gedanken von Hänschen waren irgendwann nicht mehr zu ertragen. Ich will gar nicht im Detail auf sein Verhalten und seine Schuldzuweisungen eingehen. Ich halte es daher wie im echten Leben: Mit Idioten lässt sich nicht diskutieren. Es ist, als ob man vor eine Wand rennt, immer und immer wieder. Daher sollte man es spätestens nach der 2. oder 3. Beule bleiben lassen. Man ist schließlich lernfähig. Katharina aber scheinbar nicht.
Ich will den Hans nicht mehr verstehen. Über alles, was er von sich gibt, lese ich nur noch gelangweilt hinweg.
Mich wundert auch, dass sich Kathi mit mittlerweile 21 Jahren und ersten Versuchen in ein eigenständiges Leben, von diesem Männlein wieder in den Status einer wehrlosen Sklavin zurückversetzen lässt und sich dieser seelischen Folter aussetzt.
Ich habe mir keine Notizen zu diesem Abschnitt gemacht, weil mich dieses Lamentieren von Hans ermüdet.

Dennoch empfinde ich die Schreibe von Frau Erpenbeck als großes Kino und für mich der einzige Grund, warum ich diesen Roman noch weiter lese. Ich hätte nie gedacht, dass ein Roman, der mich inhaltlich nervt und langweilt, am Ende 4-5 Sterne bekommen wird. Aber darauf wird es wohl hinauslaufen.
 

Naibenak

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2. August 2021
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Oh Himmel :oops: Ich habe nun mit diesem Abschnitt begonnen und bin vollkommen entsetzt. Das halte ich nicht aus! Meine Güte, was für ein ekelhaft widerlicher Mensch entpuppt sich aus Hans. Und wie sehr hat er Katharina bereits gebrochen?! Ich hoffe so sehr, dass sie noch aufwacht! Das ist ja furchtbar :eek:
 
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Barbara62

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19. März 2020
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Baden-Württemberg
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Oh Himmel :oops: Ich habe nun mit diesem Abschnitt begonnen und bin vollkommen entsetzt. Das halte ich nicht aus! Meine Güte, was für ein ekelhaft widerlicher Mensch entpuppt sich aus Hans. Und wie sehr hat er Katharina bereits gebrochen?! Ich hoffe so sehr, dass sie noch aufwacht! Das ist ja furchtbar :eek:
Ich kann mir nicht vorstellen, dass man nach diesen Erlebnissen je wieder ein normales Verhältnis zu seinem Körper und zu Sex entwickelt - selbst wenn sie jetzt aufwacht.
 

Naibenak

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Realistisch kommt es mir inzwischen nicht mehr vor. So dumm/verblendet/verdreht... kann doch niemand sein?
Doch. Realistisch finde ich das Szenario durchaus. Mit Dummheit hat das meiner Meinung nach nichts zu tun. Was Hans mit ihr macht ist Gehirnwäsche pur. Das ist psychische Gewalt par excellence. Okay, zu Beginn der Beziehung mag man noch von Dummheit sprechen können, von Blindheit durch Verliebtheit oder was auch immer ;-) Aber schon bald hat sich eine Art Abhängigkeit entwickelt,
der sie nicht mehr entkommt. Und genau da setzt Hans immer wieder an. Da kommt Katharina von selbst nicht raus, fürchte ich...
 

Naibenak

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Hm. Es sind nur kleine Versuche nach außen hin, aber stellt ihr nicht auch fest, dass K. irgendwie anfängt, Distanz zu bekommen auf den letzten Seiten dieses Abschnittes?
Sie legt auf S. 270 zum ersten Mal auf ihre eigene Erregung wert o_O und beginnt zu zweifeln, ob sie ihn überhaupt noch will.

Desgleichen stellt die die Sinnlosigkeit der Feiertage ihrer Verfehlungen fest und hat keine Lust mehr, sich diese Kassetten anzuhören. Das stimmt mich etwas hoffnungsfroh!
Ich has wieder nicht gesammelt, sorry ;-)

Ja, ein Hauch von Selbstbestimmtheit kommt nun zum Ausdruck, aber m.M.n.so gering, da wage ich noch nicht zu hoffen. Hans wird sicher auch hierzu wieder etwas Passendes parat haben, um sie niederzudrücken.
 

Naibenak

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2. August 2021
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Dieser Abschnitt hat auch mir einiges abverlangt. Ich habe mich stellenweise nur geekelt und Hans zum Teufel gewünscht. Was ist nur mit ihm los? Was verspricht er sich von dieser widerwertigen Nummer? Er selbst liebt sie doch gar nicht mehr, ist sogar teils von ihr angeekelt. Ist er so dermaßen in seinem Stolz gekränkt, dass er sich so fürchterlich an ihr rächen will? Braucht er diese Machtspiele für seine Potenz? Er hört ja gar nicht auf damit. Immer und immer wieder dieselbe Leier. Immer noch eins drauf. Warum? Hat er sich da selbst so verrannt, dass er nicht mehr raus kommt? Es ist unerträglich und unverständlich für mich...

Katharina will teilweise schon gar nicht mehr leben (so interpretiere ich ihre Gedanken und Notizen bzgl ihrer Beerdigung). Ihre wenigen Aufbegehren sehe ich als Trotzreaktionen, wie ein bockiges Kind. Und glaubt sie das nicht auch von sich selbst? Dass sie nie noch mehr ein Kind war wie jetzt? Sie sehnt sich so sehr nach Schutz und Anerkennung und Liebe. Sie hat keinerlei Selbstbewusstsein mehr...

Was hoffe ich nun, dass die politisch bevorstehenden Umbrüche auch hier einen Umbruch bewirken!
 

Naibenak

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2. August 2021
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Mir gefällt ansonsten auch unheimlich gut, wie Erpenbeck das Politische mit einflechtet. Zugegeben, mir sagen nicht alle Namen etwas, aber trotzdem komme ich ganz gut mit, weil es immer auch ein bisschen Erklärung und drum rum zu den Namen gibt. Die Moskaureise hat auch einiges in dieser Richtung zu bieten. Die Beobachtungen der Menschen, die Erklärungen und Gedanken von Hans fand ich hier tatsächlich mal äußerst interessant!
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Gehirnwäsche pur. Das ist psychische Gewalt par excellence.
Da stimme ich Dir zu. Deshalb können wir Katharinas Verhalten überhaupt nicht mehr nachvollziehen.
In der Lesung mit Jenny Erpenbeck verglich der Moderator ( glaube ich, oder die Autorin?) Hans‘ Methoden mit denen, die bei Stalins Schauprozessen angewandt wurden , mit Schuldeingeständnissen, ohne zu wissen, worin die eigentliche Schuld besteht, mit Selbstbezichtigungen usw.
Eine schlüssige Analogie!
 

Naibenak

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2. August 2021
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Da stimme ich Dir zu. Deshalb können wir Katharinas Verhalten überhaupt nicht mehr nachvollziehen.
In der Lesung mit Jenny Erpenbeck verglich der Moderator ( glaube ich, oder die Autorin?) Hans‘ Methoden mit denen, die bei Stalins Schauprozessen angewandt wurden , mit Schuldeingeständnissen, ohne zu wissen, worin die eigentliche Schuld besteht, mit Selbstbezichtigungen usw.
Eine schlüssige Analogie!
Interessant!

Und ich habe so bei mir gedacht, dass es den Stasimethoden mit Sicherheit sehr ähnlich gewesen sein könnte.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Ich habe mich stellenweise nur geekelt und Hans zum Teufel gewünscht. Was ist nur mit ihm los?
Das ist die Frage, an der man am Ende ruminterpretieren kann. Ich finde es insbesondere vor dem Hintergrund widerlich, dass K. noch so jung ist. Ihre Seele ist einfach noch verletzlich. Hans ist ein Egomane, auch geprägt von seiner patriarchalischen Generation. Aber es ist nicht zu entschuldigen, was er einer jungen Frau, die meine Tochter sein könnte vom Alter her, damit antut.

Sie hat keinerlei Selbstbewusstsein mehr...
Ja. Er macht sie richtig nieder!
Und ich habe so bei mir gedacht, dass es den Stasimethoden mit Sicherheit sehr ähnlich gewesen sein könnte.
Ich denke mir, dass die sehr ähnlich waren. Da hat der eine vom anderen abgeguckt.