4. Leseabschnitt: Dritter Teil - Bumerang (Seite 249 bis Ende)

Emswashed

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9. Mai 2020
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Da ist die Tochter sehr parteiisch und ungerecht.

Zeigt aber auch, dass das konservative Verständnis von Familie, die Mutter muss sich auf jeden Fall um die Familie kümmern, in Angelicas Kopf noch tief verankert ist. Sonst hätte sie auch nicht die Fürsorge für ihren Bruder (mehr oder weniger) übernehmen können. Frauen sind nun mal "von Natur aus" dafür zuständig. Es war also keine Pflicht, die sie von ihrem Vater aufgebrummt bekommen hat.
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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Tja, Angelica kommt zu Wort.... wer hätte das gedacht? ;)

Nicht nur Daniela steht zwischen allen Stühlen, sondern sie drängt die Tochter ihren verlassenen Platz in der Familie einzunehmen. Dass Angelica sich daraus lösen will und endlich ihr eigenes Leben leben will, ist verständlich.
ABER!
Angelica geht ihren Weg mit einem Mann. Sie flüchtet und begibt sich gleich in die nächste Abhängigkeit. Sie hat die alten Traditionen also nicht abgelegt.
Daniela pflegt nur schnell ihren Sohn wieder gesund und will dann gleich wieder abhauen.

Wo bleibt die "männliche" Perspektive? Und nein, Manuels pubertäres, egoistisches Vor-Unfall-Leben zähle ich nicht dazu.
Niemandem ist in dieser völlig dysfunktionalen Familie wirklich geholfen. Die Frauen haben nur ihre vermeintliche Pflicht getan. Es wäre besser für alle, dem Beispiel des "Erzeugers" zu folgen, und ihrem eigenen Glück nachzurennen. Angelica macht das, obwohl ich natürlich hoffe, dass sie einen "moderneren" Mann abbekommen hat und sie in Berlin mit ihm glücklich wird.
Manuel will sich auch etwas aufbauen.... und tja, danach gibt es wohl keine Familie mehr.

Wer ist schuld? Der rumänische Staat? Die Männer, die für bessere Verhältnisse kämpfen könnten? Die Frauen, die naiv versuchen, zwei komplette Leben unter einen Hut zu bringen?
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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"Mein Vater mag alle möglichen Mängel dieser Welt haben, aber er ist der einzige in der Familie, der mich nie ausgenutzt hat" sagt Angelica (S. 170).
Hier kam mir ehrlich gesagt ein wenig die Galle hoch, wie unterschiedlich Angelica ihre Eltern beurteilt. Der Vater ist weggegangen, genauso wie Daniela. Er schickt nicht mal Geld und meldet sich so gut wie nie. In meinen Augen hat er als Vater mindestens so sehr versagt wie die Mutter (ich spreche hier von "Versagen" aus Sicht Angelicas).

Da ist die Tochter sehr parteiisch und ungerecht.

Angelicas Perspektive finde ich wichtig, auch wenn ich ihr in einigen Dingen absolut nicht folgen kann. Dass sie z.B. den Vater als die einzige Person bezeichnet, der sie nie ausgenutzt hat. Hallo? Er hat Danielas Geld durchgebracht, das eigentlich für die Familie als Ganzes gedacht war. Er hat seine väterlichen Aufgaben nicht wahr genommen. Nur weil er von A. nichts gefordert hat, war er nicht gleich ein guter Mensch!

Mich hat Angelicas Wahrnehmung ihres Vaters auch größtenteils entsetzt. Nicht nur die Punkte, die ihr nennt. Er erscheint noch nicht mal zur Hochzeit. Er kommt fast nie. Nur einmal ins Krankenhaus. Zudem belügt er die Kinder lange über seinen Job. Mir ist schleierhaft, warum die Tochter ihn so verteidigt.
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Der Flug kostet unnötig Geld und der Mann wird sie nicht mehr erkennen. Egal, es steht eben so im Buch;)

Das habe ich zuerst auch gedacht. Hört sich für mich aber so an, als ob sie dauerhaft zurück nach Italien will, mit oder ohne Manuel. Zu Hause hat sie nichts, weder Geld noch Job noch Mann noch irgendeine Perspektive. Und ihre Fehler sieht Daniela nicht ein. Für mich klingt es so, als ob das eine Ausrede für die Rückkehr ist. Bei der Gelegenheit kann sie sich dort was Neues suchen…
 

Literaturhexle

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Für mich klingt es so, als ob das eine Ausrede für die Rückkehr ist. Bei der Gelegenheit kann sie sich dort was
Ja, das ist auch möglich. Damit würde sie aber denselben Fehler noch einmal machen (ohne Absprache gehen). Erst sitzt sie Tag und Nacht am Krankenbett, um ihren selbstmordgefährdeten Sohn anschließend wieder alleine zu lassen...
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Auf Angelicas Perspektive war ich sehr gespannt, aber der dritte Teil ist für mich eher unbefriedigend. Die Familie hat viel verloren, das Geld ist futsch und es gibt keine nenneswerte Zukunftsperspektive. Die Fronten sind verhärtet. Der Vater bleibt fern, die Mutter uneinsichtig und stur. Angelica flüchtet sich in die Ehe und will weg. Manuel hängt einem Traum nach, der schon vor dem Unfall schwer zu realisieren war. Nun mit den körperlichen Schwierigkeiten werden die Landwirtschaft und Pension erst recht nicht zu stemmen sein.

Ich bin recht nah bei @renee Damit will auch ich nicht sagen, dass die Geschichte schlecht geschrieben oder unrealistisch ist. Aber etwas frustrierend ist die Lektüre schon.