Der dritte Teil hat für mich die Geschichte abgerundet. Wir sehen Danielas Fortgang noch aus der Perspektive der älteren Tochter, die einen anderen Blick darauf hat. Sie kommt emotional mit dem „ Verlust“ der Mutter besser klar, da sie schon ein eigenständigeres Leben führt und auch eine stärkere Bindung zum Vater hat. Was sie überfordert ist ihre Erzieherrolle bei ihrem Bruder.dritten Teil insgesamt nicht so stark. Irgendwie hat mir Angelicas Perspektive gar keine neuen Erkenntnisse gebracht, und ich frage mich, ob sie wirklich nötig war
"Mein Vater mag alle möglichen Mängel dieser Welt haben, aber er ist der einzige in der Familie, der mich nie ausgenutzt hat" sagt Angelica (S. 170).Hätte der Vater im Familienverbund eine größere Rolle gespielt, wäre ein vierter Teil erforderlich gewesen. So aber nicht.
Da ist die Tochter sehr parteiisch und ungerecht."Mein Vater mag alle möglichen Mängel dieser Welt haben, aber er ist der einzige in der Familie, der mich nie ausgenutzt hat" sagt Angelica (S. 170).
Hier kam mir ehrlich gesagt ein wenig die Galle hoch, wie unterschiedlich Angelica ihre Eltern beurteilt. Der Vater ist weggegangen, genauso wie Daniela. Er schickt nicht mal Geld und meldet sich so gut wie nie. In meinen Augen hat er als Vater mindestens so sehr versagt wie die Mutter (ich spreche hier von "Versagen" aus Sicht Angelicas).
Ging mir auch so, aber sie war ja offenbar auch während Danielas Anwesenheit nicht gerade eine sehr umgängliche Person.Angelica wirkt auf mich nicht so sympathisch.
Andererseits zeugt es auch nicht von allzu viel Vertrauen, das Daniela in ihre Tochter setzt. Einerseits lässt ihre Mutter sie alleine mit ihrem kleinen Bruder, um den sie sich kümmern soll. Andererseits will sie ihr vorschreiben, wie Angelica ihr Leben leben soll. Erst überträgt sie ihr eine immense Verantwortung und sieht sie dann unfähig, eigene Entscheidungen zu treffen. Ich glaube, ich würde auch recht ungnädig reagieren.Und was macht sie nun mit ihrer Ausbildung? Sie folgt ihrem Mann ins Ausland, ohne Aussicht auf Arbeit. Dass Daniela hier sauer wird, kann ich verstehen.
Das hat mich auch überrascht. Welche 22-jährige kann von sich sagen, dass sie noch nie gearbeitet hat? Also zumindest die breite Mittelstandsmasse wird das nicht von sich sagen. Es muss aber auch daran liegen, dass Arbeit generell ein knappes Gut im ländlichen Rumänien zu sein scheint. Wenn es der Wirtschaft schlecht geht, besetzen die normalen Leute die Jobs, die hierzulande für Schüler und Studenten abfallen.Überrascht hat mich, dass Angelica während ihres Studiums überhaupt nicht gearbeitet hat. Das gibt es ja nicht mal mehr in Deutschland heutzutage. Sprich: Sie konnte aufgrund Danielas Arbeit in Italien ihr Studium völlig ohne Zusatzverdienst finanzieren. Wow! Dafür kommt Daniela in Angelicas Wertung dann doch ein wenig schlecht weg. Und
Das wissen wir nicht. Das mutmaßt zunächst nur Daniela. Ob ihr Studium international einen Wert hat, bleibt abzuwarten. Zumindest ihr Mann scheint eine gute Ausbildung zu haben, und sie heiratet ihn auch. Das ist ein Mindestmaß an Absicherung. Alles andere kann sich finden. Manche Frage bleibt im Raum stehen.Sie folgt ihrem Mann ins Ausland, ohne Aussicht auf Arbeit
Hier spürt man die Eifersucht. Das Problemkind bekommt alle Aufmerksamkeit. Auch das ist aus ihrer Sicht mit ihrer Jugend nachvollziehbar und wird an weiteren Stellen deutlich. Angelica hat gelernt, mit ihren Problemen alleine zurecht zu kommen - mit dem Nachteil, dass auch ihre Familie sie nicht wahnimmt.Mich nervten diese Bemerkungen, das war ihre Masche, mir eine Verantwortung aufzuhalsen und sie als Kompliment zu tarnen,... 258
Dabei hat sie sich nicht mal zur Zeugnisvergabe in der Uni blicken lassen.
Viele andere Konflikte dürften aus dem latenten Geldmangel entstanden sein. Zuwenig Geld zu haben, macht unglücklich. Das Land bietet wenige Chancen. Daniela hat das Beste gewollt, aber sie hat es ungeschickt angestellt. Sie hätte als Mutter auch wissen müssen, dass ihr Jüngster das nicht aushält. Auch die von ihr gewählte Schule war falsch. Der stressbedingte Haarausfall dürfte ein erstes Warnzeichen gewesen sein."Unsichtbar. Du brauchst gar nicht so ein Gesicht zu machen. Sieht mich denn hier jemand? Merkt jemand, dass ich da bin?" 271
Der Kinderarzt Matteo war der Sohn der dicken Elena. Oreste ist ein ehemaliger Journalist, bei dem Daniela es tatsächlich sehr gut getroffen hatte, die beiden gingen zusammen spazieren und kauften Maroni, und Daniela stellt fest: "Von Oreste habe ich mehr gelernt als in all den Jahren auf der Schule" (S. 235). Er hat ihr auch angeboten, Manuel zu sich zu holen, und wollte ihm ein Zimmer zur Verfügung stellen. Leider wurde er dann in Rekordzeit dement.Mich hat dieser Abschnitt im Gegenteil noch einmal stark eingenommen. In Danielas Geschichte waren doch viele Dinge redundant, die verschiedenen Arbeitsstellen krankten immer in ähnlicher Weise. Immer wurde D. als das ausgebeutete Opfer dargestellt, das man ohne mit der Wimper zu zucken kaltstellen konnte. Warum will sie sich jetzt von dem alten Mann verabschieden? War das nicht der, der mit den Schlaganfällen demenzkrank wurde und ins Heim musste? Mit dem Kinderarzt-Sohn? Der Flug kostet unnötig Geld und der Mann wird sie nicht mehr erkennen. Egal, es steht eben so im Buch
Bis auf den falschen Sohn bin ich im BildeDer Kinderarzt Matteo war der Sohn der dicken Elena. Oreste ist ein ehemaliger Journalist, bei dem Daniela es tatsächlich sehr gut getroffen hatte, die beiden gingen zusammen spazieren und kauften Maroni, und Daniela stellt fest: "Von Oreste habe ich mehr gelernt als in all den Jahren auf der Schule" (S. 235). Er hat ihr auch angeboten, Manuel zu sich zu holen, und wollte ihm ein Zimmer zur Verfügung stellen. Leider wurde er dann in Rekordzeit dement.
Und dann kommen einige Sätze zu Angelica:Vielleicht hat sie mich deshalb so geliebt, weil ihr hoffnungsloser Wunsch zu Fleisch und Blut geworden war.
Sehr prophetisch, im Rückblick betrachtet.Angelica muss man einfach liebhaben. (...) Angelica ist gut organisiert und alles andere als kleinlich. Sie drückt sich nie vor der Arbeit, im Gegenteil. Sie ist eine, die sich aufopfert. (...) Meine Schwester sollte sie als Esel darstellen, weil Angelica halt so ist, sie zieht den Karren bis sie zusammenbricht. "Nimm dich in Acht vor denen, die sich klaglos schinden", sagte Opa Mihai immer, "eines Tages sind sie es leid, und man sieht sie nie wieder."
… bereits ein Hinweis, eine Vorausdeutung, wie sich Angelica entwickeln wird.Sehr prophetisch, im Rückblick betrachtet.
Schade, denn am Anfang hast du dir die Perspektive Angelicas sogar gewünscht.Nun denn, dieser Abschnitt hat mir nicht gefallen.
Das fand ich auch nicht in Ordnung! Es passt aber zu Danielas Charakter. Sie gibt nicht von Herzen, sondern rechnet auf: "Ich habe dir ja auch..."hat es ebenso geschafft die Hochzeitsfeier im Dorf stattfinden zu lassen. Obwohl die Tochter dies nicht wollte
Und nicht gefallen ist hier nichts negatives fürs Buch. Sondern eher eine Bewertung der Charaktere. 4 Punkte bekommt das Buch von mir.Schade, denn am Anfang hast du dir die Perspektive Angelicas sogar gewünscht.
Das fand ich auch nicht in Ordnung! Es passt aber zu Danielas Charakter. Sie gibt nicht von Herzen, sondern rechnet auf: "Ich habe dir ja auch..."
Gut gemeint ist eben nicht gut gemacht! Dieser Spruch trifft auf Momas Verhalten oft zu. Sie hat gerne Recht und setzt sich durch - obwohl sie absolut kein schlechter Mensch ist.
Ich bin gespalten, aber nicht ganz so streng wie du. Bei ihr kommt noch ein anderer Aspekt dazu als bei Manuel: Sie war mehr Papakind und nimmt ihrer Mutter die Zerstörung der Familie übel. Natürlich hat sie am meisten profitiert, aber andererseits hat sie auch genau die Wünsche der Mutter erfüllt und stand trotzdem nie im Fokus. Prinzipiell ging es Daniela immer mehr um Manuel.Angelica wirkt auf mich nicht so sympathisch.
Allerdings beurteilst du damit den Vater ausschließlich aus Danielas Sichtweise. Als einzige Figur kann er sich nie rechtfertigen. Vielleicht hat er unter der überehrgeizigen Frau ja sehr gelitten? Hat ihre Pläne für das teure Gymnasium, auf das Manuel gar nicht wollte, nicht gutgeheißen? Vielleicht sah er keinen Sinn darin, sich für Angelicas Schulbesuch derart abzurackern? Schließlich hätte sie eine normale Schule vermutlich gratis bekommen. Wir wissen es nicht, aber nachdem Angelica so an ihm hängt, wird schon irgendetwas an ihm dransein .Angelicas Perspektive finde ich wichtig, auch wenn ich ihr in einigen Dingen absolut nicht folgen kann. Dass sie z.B. den Vater als die einzige Person bezeichnet, der sie nie ausgenutzt hat. Hallo? Er hat Danielas Geld durchgebracht, das eigentlich für die Familie als Ganzes gedacht war. Er hat seine väterlichen Aufgaben nicht wahr genommen. Nur weil er von A. nichts gefordert hat, war er nicht gleich ein guter Mensch! (Vater)Liebe macht eben blind. Dass Filip kein neuer Mensch geworden ist, sieht man auch daran, dass er nur einmal im KKH war, er keine Anstrengungen unternimmt, der Hochzeit beizuwohnen und auch am Telefon schlecht erreichbar ist. Dieser Vater wird verklärt.
Die Sympathien in einer Familie sind ja oft Überkreuz etwas unterschiedlich gelagertPrinzipiell ging es Daniela immer mehr um Manuel.
Hm. Sie sagt ja schon, dass er alle Fehler der Welt hat - nur habe er sie eben nie ausgenutzt.Wir wissen es nicht, aber nachdem Angelica so an ihm hängt,
Diesen Satz habe ich mir schon für meine Rezension notiert .Wäre die Erinnerung ein Stück Holz, ich würde sie ins Feuer werfen. Und dann zuschauen, wie sie zu Asche verbrennt." Meine Lieblingspassage in diesem Abschnitt und im ganzen Roman.