Geeenau - und gleichzeitig verurteilt er die Leser deshalb. Also! Diese Doppelzüngigkeit mag ich gar nicht.Die "schwarze" Magie? Ist es nicht genau das Klichee, dass Sarr unseren, nach Exotik hungernden Leseherzen darbietet?
Geeenau - und gleichzeitig verurteilt er die Leser deshalb. Also! Diese Doppelzüngigkeit mag ich gar nicht.Die "schwarze" Magie? Ist es nicht genau das Klichee, dass Sarr unseren, nach Exotik hungernden Leseherzen darbietet?
(du verstehst, was ich mit "Gral" meine?),
Genau. DAS Buch. Das Buch der Bücher. Das ist Gralsuche per se. Der Gegenstand, von dem Heil kommt, der alles richtet, alles weiß, das Nonplusultra der Literatur. Dabei ist das Ding keine 100 Seiten lang (in 4 Stunden abzuschreiben). Dieses Buch ist totale Verarsche. Satire. Und ich lasse mich nicht gerne verarschen.Ich bin mir nicht sicher. Meinst Du Dieganes Recherchen zu Elimane?
Das geht mir auch so. Berühren tut mich hier wenig, weil man auf Distanz zu den Figuren gehalten wird. Aber wie gesagt, ich brauche auch keine persönlichen Gefühle. Mich reizt das Katz- und Mausspiel.Mich berührt der Roman nicht, aber er fordert mich heraus (frei nach Ems)
Wanda, damals war das eindeutig! Da haben sie Schwarze in Jahrmarktsbuden als "Wilde" ausgestellt. Der Kolonialismus gründet sich auf dem allgemeingültigen Grundsatz, dass die Schwarzen geistig minderbemittelt sind und man ihnen Heil und Religion bringen muss.aber Schwarze wittern überall Rassismus
Stimmt. Ein buntes Bild sett sich zusammen.Raffiniert, denn so kann man den Erzähler nicht auf Falschinformationen festnageln.
Glaubst du? Ich denke nicht, dass das ein Topseller wird. Dieses Buch wird nur in literarischen Kreisen gehandelt. Ich wüsste nicht einen, dem ich es schenken würde. (Unser Kreis mal ausgenommen).Oh ja, das wird ein oft verschenktes Buch zu Weihnachten werden und dann ein ungelesenes Leben im Regal verbringen, bis die Erben in 30 Jahren es dem Papiercontainer überlassen.
Was stößt dich daran so ab??? Das Buch ist doch nur der Aufhänger, um hinter Elimane herzuspüren, der ja tatsächlich eine interessante Familiengeschichte hat. Ob das Ding nun 100 oder 1000 Seiten hat - das ist nicht wichtig. Es ist ein Roman, Fiktion, Storytelling. Ich kapiere auch nicht, warum Diégane gleich Marr sein soll. Wir haben verschiedene Erzähler, einer davon ist Diegane, der zugegeben etwas schwülstig-Philosphisch erzählt.Das Buch der Bücher. Das ist Gralsuche per se.
Nicht 1938. Oder?Wanda, damals war das eindeutig! Da haben sie Schwarze in Jahrmarktsbuden als "Wilde" ausgestellt.
Da hast du natürlich recht. Nicht eins zu eins, aber es steckt Autobiografisches im Roman.Im Grunde hat Marr das ganze Buch geschrieben, aber er IST niemand von diesen Erzählern.
Das sind deine Worte. Ich finds nur albern.Was stößt dich daran so ab???
Also nach dem Großen Krieg mit Sicherheit noch. Da haben wir mal einen Roman drüber gelesen. Die "Wilden" waren ja eine Ausbeute der Kolonien. Um die Jahrhundertwende war die Rassendiskriminierung Usus. Während der Zeit wurde eine neue Generation in dem Bewusstsein erzogen. Meine Oma, Jahrgang 1914, sagte mir noch in den 1990er Jahren, dass sie einem Schwarzen nicht die Hand geben könne... Unglaublich, oder?! Dabei war meine Oma jetzt nicht irgendwie extrem oder so. Sie ist in dem Bewusstsein aufgewachsen und hatte bis dato nichts dazugelernt (Leben auf dem Dorfe und so).Nicht 1938. Oder?
Ah, mir gehts hier schon ab und zu ums Detail.Ob das Ding nun 100 oder 1000 Seiten hat - das ist nicht wichtig.
Glaubst du? Ich denke nicht, dass das ein Topseller wird.
Obwohl ich fasziniert die Spurensuche verfolge, ergeht es mir mit der emotionalen Beteiligung wie dir. Ich nehme interessiert am Puzzlespiel teil, aber ich habe nicht wirklich verstanden, worin die Motivation bei den Spurensuchern besteht. Siga D. sucht nach dem Menschen Elimane, weil er ihr Cousin (oder Halbbruder) ist, Diégane sucht nach dem Schriftsteller. Aber eigentlich ist es doch sein unerklärliches Schweigen, was Elimane hauptsächlich interessant macht?Du beziehst dich konkret auf eine Stelle, sprichst aber damit etwas an, was ich als Kritikpunkt eigentlich die ganze Zeit schon schreiben wollte. So gelungen konstruiert der Roman auch ist, so vielseitig und formal aufregend - um aus dem Häuschen zu sein, fehlt mir tatsächlich der emotionale Bezug. Es gibt einzelne Abschnitte wie den mit den Zwillingen oder den mit Charles, die mich auch im Herzen ansprechen. Aber sie tauchen zu kurz auf und den anderen Figuren gelingt es zumindest bei mir nicht.
Es ist eindeutig nicht die Kritik, die Elimane als "Sünde" betrachtet, sondern das Unverstandensein und den Rassismus. Sollte Sarr also über die gleichen Fähigkeiten verfügen, müssen wir uns monstermäßig anstrengen, um ihn zu verstehen.Die letzten Seiten habe ich nun auch noch gelesen.
Wie fies von Elimane, seine Kritiker umzubringen.
Schwarze Magie ... ich grinse.
Ob Sarr seine Kritiker auch mit schwarzer Magie strafen will?
Ich grinse. Wünscht er sich vielleicht, dass er das könnte. Dass es keiner wagt, ihn zu kritisieren. Ich füchte, das klappt nicht ganz.
Ich lese weiter.
Ich habe gerade nochmal die Pressestimmen gelesen und Elimane hat recht. Selbst die lobenden Stimmen reduzieren ihn auf sein Schwarzsein (und vielleicht noch auf sein Alter). Beim ersten Mal habe ich darüber weggelesen. Aber genau das erreicht Sarr bei mir: Dass ich beim Thema Rassismus (noch) sensibler werde. Denn es geht nicht darum, ob ICH eine Bemerkung für rassistisch halte, sondern wie sie bei den Betroffenen ankommt. Und dann unterlasse ich sie, ob ich es nachvollziehen kann oder nicht ist völlig nebensächlich.Das wird einem untergejubelt. Direkt steht es nirgendwo. Aber wir verstehen es trotzdem so. Immerhin hat er faktisch sein Studium abgebrochen (oder das Lycee o.ä.) und hängt in Bars herum. Nicht besonders bewundernswert.
Ich bin sehr froh darüber, denn alleine wäre ich an der ein oder anderen Stelle zu Beginn tatsächlich aufgeschmissen gewesen.Wir haben uns ja auch alle darauf gefreut, aber nicht unbedingt mit so hohen Einstiegsbedingungen gerechnet. Außerdem lesen wir im Verbund, da lässts sichs schwer aussteigen... zusätzlich sind wir zähe Leser usw.
Ob Dicke, Dumme, Behinderte, Hautfarbe, sonstige Benachteiligungen, jegliche Diskriminierung ist unnötig. Aber eben jede. Und doch machen wir unsere Späße. Man müsste ja die ganzen Witze abschaffen. Auch Ostfriesenwitze gingen nicht mehr, Blondinenwitze. Nein, eine gewisse Resilienz muss jeder mitbringen.Und dann unterlasse ich sie, ob ich es nachvollziehen kann oder nicht ist völlig nebensächlich.
Was haben diese Witze mit dem Roman zu tun? Warum muss jetzt eine Resilienz mitgebracht werden? Wenn ich bei dem Romaninhalt bleibe, geht es um T.C. Elimane, der von Kritikern:innen mundtot gemacht wird, weil er schwarz ist. Es geht mehr als um Literatur. Er wurde "als Jahrmarktsattraktion und nicht als talentierter Schriftsteller angesehen, ein Ausstellungsobjekt im Menschenzoo". (vgl. 227) Rassismus ist real vorhanden und ich verstehe es nicht im Zusammenhang mit Witz.Und doch machen wir unsere Späße. Man müsste ja die ganzen Witze abschaffen. Auch Ostfriesenwitze gingen nicht mehr, Blondinenwitze. Nein, eine gewisse Resilienz muss jeder mitbringen.
Schlimmer: Nicht sein Roman wird wahrgenommen, sondern nur die Tatsache, dass ihn ein junger Schwarzer geschrieben hat. Er möchte nur, dass über seinen Roman geurteilt wird, als hätte ihn ein weißer Franzose geschrieben. Elimane ist nicht kritikunfähig, die negativen Kritiken sind ihm genauso lieb oder unlieb wie die positiven, nur sollen sie den Romaninhalt erfassen und nicht die Herkunft und Hautfarbe des Autors in den Mittelpunkt stellen.Wenn ich bei dem Romaninhalt bleibe, geht es um T.C. Elimane, der von Kritikern:innen mundtot gemacht wird, weil schwarz ist. Es geht mehr als um Literatur. Er wurde "als Jahrmarktsattraktion und nicht als talentierter Schriftsteller angesehen, ein Ausstellungsobjekt im Menschenzoo". (vgl. 227) Rassismus ist real vorhanden und ich verstehe es nicht im Zusammenhang mit Witz.
Das steht nicht da. Ich bin mir da auch nicht ganz sicher.Schlimmer: Nicht sein Roman wird wahrgenommen, sondern nur die Tatsache, dass ihn ein junger Schwarzer geschrieben hat. Er möchte nur, dass über seinen Roman geurteilt wird, als hätte ihn ein weißer Franzose geschrieben. Elimane ist nicht kritikunfähig, die negativen Kritiken sind ihm genauso lieb oder unlieb wie die positiven, nur sollen sie den Romaninhalt erfassen und nicht die Herkunft und Hautfarbe des Autors in den Mittelpunkt stellen.
mal den 2. LA lesen. z.B. S.88Welche Motive hinter den Vorwürfen standen, kann man nicht beweisen.
Das hast du sehr gut erkannt. Das bleibt das Thema bis zum Ende. Die Kritiken fand ich wirklich auch heftig. Sehr überheblich...Er möchte nur, dass über seinen Roman geurteilt wird, als hätte ihn ein weißer Franzose geschrieben
Ich kann mir bei diesem Roman von Sarr vorstellen, dass er ganz viele Querverweise darin versteckt hat, die wir überhaupt nicht greifen können.