4. Leseabschnitt: Buch Zwei, Zweiter Teil (Seite 195 bis 266)

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Ich bin mir nicht sicher. Meinst Du Dieganes Recherchen zu Elimane?
Genau. DAS Buch. Das Buch der Bücher. Das ist Gralsuche per se. Der Gegenstand, von dem Heil kommt, der alles richtet, alles weiß, das Nonplusultra der Literatur. Dabei ist das Ding keine 100 Seiten lang (in 4 Stunden abzuschreiben). Dieses Buch ist totale Verarsche. Satire. Und ich lasse mich nicht gerne verarschen.
 
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Literaturhexle

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2. April 2017
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Mich berührt der Roman nicht, aber er fordert mich heraus (frei nach Ems)
Das geht mir auch so. Berühren tut mich hier wenig, weil man auf Distanz zu den Figuren gehalten wird. Aber wie gesagt, ich brauche auch keine persönlichen Gefühle. Mich reizt das Katz- und Mausspiel.

aber Schwarze wittern überall Rassismus
Wanda, damals war das eindeutig! Da haben sie Schwarze in Jahrmarktsbuden als "Wilde" ausgestellt. Der Kolonialismus gründet sich auf dem allgemeingültigen Grundsatz, dass die Schwarzen geistig minderbemittelt sind und man ihnen Heil und Religion bringen muss.
Ich finde CancelCulture und Co von heute auch furchtbar übertrieben. Aber damals hat man den Rassismus noch nicht mal versteckt. Der war überall in Europa gang und gäbe.
Raffiniert, denn so kann man den Erzähler nicht auf Falschinformationen festnageln.
Stimmt. Ein buntes Bild sett sich zusammen.
Oh ja, das wird ein oft verschenktes Buch zu Weihnachten werden und dann ein ungelesenes Leben im Regal verbringen, bis die Erben in 30 Jahren es dem Papiercontainer überlassen.
Glaubst du? Ich denke nicht, dass das ein Topseller wird. Dieses Buch wird nur in literarischen Kreisen gehandelt. Ich wüsste nicht einen, dem ich es schenken würde. (Unser Kreis mal ausgenommen).
Das Buch der Bücher. Das ist Gralsuche per se.
Was stößt dich daran so ab??? Das Buch ist doch nur der Aufhänger, um hinter Elimane herzuspüren, der ja tatsächlich eine interessante Familiengeschichte hat. Ob das Ding nun 100 oder 1000 Seiten hat - das ist nicht wichtig. Es ist ein Roman, Fiktion, Storytelling. Ich kapiere auch nicht, warum Diégane gleich Marr sein soll. Wir haben verschiedene Erzähler, einer davon ist Diegane, der zugegeben etwas schwülstig-Philosphisch erzählt.

Im Grunde hat Marr das ganze Buch geschrieben, aber er IST niemand von diesen Erzählern. Das ist Spekulation, wenn jemand zu wissen meint, was Marr uns sagen will über sein eigenes Weltbild! Ich verstehe diese Kritik wirklich nicht. Null.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Nicht 1938. Oder?
Also nach dem Großen Krieg mit Sicherheit noch. Da haben wir mal einen Roman drüber gelesen. Die "Wilden" waren ja eine Ausbeute der Kolonien. Um die Jahrhundertwende war die Rassendiskriminierung Usus. Während der Zeit wurde eine neue Generation in dem Bewusstsein erzogen. Meine Oma, Jahrgang 1914, sagte mir noch in den 1990er Jahren, dass sie einem Schwarzen nicht die Hand geben könne... Unglaublich, oder?! Dabei war meine Oma jetzt nicht irgendwie extrem oder so. Sie ist in dem Bewusstsein aufgewachsen und hatte bis dato nichts dazugelernt (Leben auf dem Dorfe und so).
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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Glaubst du? Ich denke nicht, dass das ein Topseller wird.

Nicht gerade ein Topseller, aber schon oft verschenkt, weil es zur Weihnachtszeit beworben wurde und so ein "Geheimnis" darum gemacht wurde, siehe Buchzeit, oder die Schnitzeljagd, die der King erwähnte.
Wir haben uns ja auch alle darauf gefreut, aber nicht unbedingt mit so hohen Einstiegsbedingungen gerechnet. Außerdem lesen wir im Verbund, da lässts sichs schwer aussteigen... zusätzlich sind wir zähe Leser usw.
 

Barbara62

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19. März 2020
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Du beziehst dich konkret auf eine Stelle, sprichst aber damit etwas an, was ich als Kritikpunkt eigentlich die ganze Zeit schon schreiben wollte. So gelungen konstruiert der Roman auch ist, so vielseitig und formal aufregend - um aus dem Häuschen zu sein, fehlt mir tatsächlich der emotionale Bezug. Es gibt einzelne Abschnitte wie den mit den Zwillingen oder den mit Charles, die mich auch im Herzen ansprechen. Aber sie tauchen zu kurz auf und den anderen Figuren gelingt es zumindest bei mir nicht.
Obwohl ich fasziniert die Spurensuche verfolge, ergeht es mir mit der emotionalen Beteiligung wie dir. Ich nehme interessiert am Puzzlespiel teil, aber ich habe nicht wirklich verstanden, worin die Motivation bei den Spurensuchern besteht. Siga D. sucht nach dem Menschen Elimane, weil er ihr Cousin (oder Halbbruder) ist, Diégane sucht nach dem Schriftsteller. Aber eigentlich ist es doch sein unerklärliches Schweigen, was Elimane hauptsächlich interessant macht?

Die letzten Seiten habe ich nun auch noch gelesen.
Wie fies von Elimane, seine Kritiker umzubringen.
Schwarze Magie ... ich grinse.
Ob Sarr seine Kritiker auch mit schwarzer Magie strafen will?
Ich grinse. Wünscht er sich vielleicht, dass er das könnte. Dass es keiner wagt, ihn zu kritisieren. Ich füchte, das klappt nicht ganz.
Ich lese weiter.
Es ist eindeutig nicht die Kritik, die Elimane als "Sünde" betrachtet, sondern das Unverstandensein und den Rassismus. Sollte Sarr also über die gleichen Fähigkeiten verfügen, müssen wir uns monstermäßig anstrengen, um ihn zu verstehen. ;)

Das wird einem untergejubelt. Direkt steht es nirgendwo. Aber wir verstehen es trotzdem so. Immerhin hat er faktisch sein Studium abgebrochen (oder das Lycee o.ä.) und hängt in Bars herum. Nicht besonders bewundernswert.
Ich habe gerade nochmal die Pressestimmen gelesen und Elimane hat recht. Selbst die lobenden Stimmen reduzieren ihn auf sein Schwarzsein (und vielleicht noch auf sein Alter). Beim ersten Mal habe ich darüber weggelesen. Aber genau das erreicht Sarr bei mir: Dass ich beim Thema Rassismus (noch) sensibler werde. Denn es geht nicht darum, ob ICH eine Bemerkung für rassistisch halte, sondern wie sie bei den Betroffenen ankommt. Und dann unterlasse ich sie, ob ich es nachvollziehen kann oder nicht ist völlig nebensächlich.

Wir haben uns ja auch alle darauf gefreut, aber nicht unbedingt mit so hohen Einstiegsbedingungen gerechnet. Außerdem lesen wir im Verbund, da lässts sichs schwer aussteigen... zusätzlich sind wir zähe Leser usw.
Ich bin sehr froh darüber, denn alleine wäre ich an der ein oder anderen Stelle zu Beginn tatsächlich aufgeschmissen gewesen.
 
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Wandablue

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Brandenburg
Und dann unterlasse ich sie, ob ich es nachvollziehen kann oder nicht ist völlig nebensächlich.
Ob Dicke, Dumme, Behinderte, Hautfarbe, sonstige Benachteiligungen, jegliche Diskriminierung ist unnötig. Aber eben jede. Und doch machen wir unsere Späße. Man müsste ja die ganzen Witze abschaffen. Auch Ostfriesenwitze gingen nicht mehr, Blondinenwitze. Nein, eine gewisse Resilienz muss jeder mitbringen.
 
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petraellen

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11. Oktober 2020
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Und doch machen wir unsere Späße. Man müsste ja die ganzen Witze abschaffen. Auch Ostfriesenwitze gingen nicht mehr, Blondinenwitze. Nein, eine gewisse Resilienz muss jeder mitbringen.
Was haben diese Witze mit dem Roman zu tun? Warum muss jetzt eine Resilienz mitgebracht werden? Wenn ich bei dem Romaninhalt bleibe, geht es um T.C. Elimane, der von Kritikern:innen mundtot gemacht wird, weil er schwarz ist. Es geht mehr als um Literatur. Er wurde "als Jahrmarktsattraktion und nicht als talentierter Schriftsteller angesehen, ein Ausstellungsobjekt im Menschenzoo". (vgl. 227) Rassismus ist real vorhanden und ich verstehe es nicht im Zusammenhang mit Witz.
 
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Barbara62

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Wenn ich bei dem Romaninhalt bleibe, geht es um T.C. Elimane, der von Kritikern:innen mundtot gemacht wird, weil schwarz ist. Es geht mehr als um Literatur. Er wurde "als Jahrmarktsattraktion und nicht als talentierter Schriftsteller angesehen, ein Ausstellungsobjekt im Menschenzoo". (vgl. 227) Rassismus ist real vorhanden und ich verstehe es nicht im Zusammenhang mit Witz.
Schlimmer: Nicht sein Roman wird wahrgenommen, sondern nur die Tatsache, dass ihn ein junger Schwarzer geschrieben hat. Er möchte nur, dass über seinen Roman geurteilt wird, als hätte ihn ein weißer Franzose geschrieben. Elimane ist nicht kritikunfähig, die negativen Kritiken sind ihm genauso lieb oder unlieb wie die positiven, nur sollen sie den Romaninhalt erfassen und nicht die Herkunft und Hautfarbe des Autors in den Mittelpunkt stellen.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Schlimmer: Nicht sein Roman wird wahrgenommen, sondern nur die Tatsache, dass ihn ein junger Schwarzer geschrieben hat. Er möchte nur, dass über seinen Roman geurteilt wird, als hätte ihn ein weißer Franzose geschrieben. Elimane ist nicht kritikunfähig, die negativen Kritiken sind ihm genauso lieb oder unlieb wie die positiven, nur sollen sie den Romaninhalt erfassen und nicht die Herkunft und Hautfarbe des Autors in den Mittelpunkt stellen.
Das steht nicht da. Ich bin mir da auch nicht ganz sicher.
Wir hatten ja diskutiert, dass diese rassistischen Anwürfe behauptet wurden; aber zumindest waren sie hinter dem Vorwurf des Plagiats verborgen. Welche Motive hinter den Vorwürfen standen, kann man nicht beweisen.
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Uff. Mir schwirrt der Kopf. Aber ich hatte recht, was meine Vermutung hinsichtlich der Überraschungen angeht. Ich bin gerade etwas unschlüssig und bin mir nicht sicher, ob ich überhaupt alles verstanden habe oder ob nicht noch mehr kommt, was alles Bisherige über den Haufen wirft. Es wird wirklich nicht langweilig.