4. Leseabschnitt: Buch II, Kapitel III und IV (Seite 225 bis 334)

Christian1977

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Ich habe eine kuriose Verbindung zwischen dem Protagonisten und dem Roman festgestellt. Oder zumindest rede ich mir sie ein. Beide machen in gewisser Weise dieselbe Entwicklung durch.

Erst ist das Buch warmherzig wie Simón als Kind, dann albern und pubertär, bevor sich Simón und der Roman emanzipieren. In diesem Abschnitt nun fand ich das Buch reifer, aber vielleicht zum Teil etwas langweilig, bevor 2010 die emotionale Midlife-Crisis einsetzt. Nachvollziehbar oder weit hergeholt?

Zunächst einmal wird das Zitat vor 2008 nicht übersetzt, was ich für eine weitere Nachlässigkeit halte, denn der Buchtitel bezieht sich ja auf die deutsche Ausgabe.

Ganz ausgezeichnet gelingen Miqui Otero in nahezu jedem Kapitel Ein- und Ausstieg. Das Finale ist fast immer ein emotionales Highlight, der Einstieg auf S. 226 ist klasse: "Es heißt, manche Bücher altern schlecht..." - das passt ja fast zu meiner Theorie oben.

Insgesamt gefällt mir die Grundidee des parallelen Erzählens zwischen Rico und Simón, doch die Umsetzung hätte insbesondere bei Rico spannender sein können. Diese Band fand ich nicht besonders interessant. Dennoch mag ich die tragische Verlorenheit, die die Figur ausstrahlt.

Das Ende des Kapitels ist konstruiert, aber dennoch genial. Das klingelnde Telefon bei Ricos Ankunft im Lokal - Gänsehaut.

Das 2010-Kapitel wirkt wie Simóns endgültiger Abschied von der Kindheit. Es strahlt gerade in seinen Begegnungen mit Estela und Beth eine große Melancholie aus, die mir sehr gefallen hat. Das Aufeinandertreffen der beiden Cousin-Brüder hat mir auch gefallen. Trotz einiger Längen halte ich es bislang vielleicht sogar für das stärkste Kapitel.
 

Literaturhexle

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Endlich, endlich, habe ich einen Zugang zu diesem Roman gefunden! Die beiden Protas sind erwachsen geworden. Das strahlt (zum Glück) auch der Text aus. Ich sehe keine Anlehnungen beim Schelmenroman mehr. Im Gegenteil: Beide Hauptfiguren erscheinen mir sehr glaubwürdig und gereift in ihrem Umfeld.

Gelungen finde ich die abwechselnde Erzählweise: mal erleben wir Rico, mal Simon. Dadurch wird die Diskrepanz zwischen den beiden deutlich: Simon hat fleißig gearbeitet. Er sprüht vor Ideen, hat schon viel Geld beiseite gelegt. Trotzdem "schwimmt er zwischen den Wassern", kann seine Herkunft nicht abstreifen, auch wenn er sie verleugnet. Es sieht so aus, als ob er sein Geld mehren könnte, wenn er mit der reichen Familie seines Freundes Biel zusammenarbeitet. Der Sex mit Biels Schwester macht die Hoffnungen brutal zunichte: dem kapitalistischen Vater reicht es nicht, Simon fortzuschicken, er diskreditiert ihn auch in der gesamten Gourmetbranche. Hart und unfair!

Indessen hat sich Rico ein Netz aus Lügen gesponnen. Ich habe den Eindruck, dass er seine Geschichten selber glaubt. Er ist komplett gescheitert, bedauert sich dabei selbst. Nur die Umstände sind Schuld an der Misere...

Beide treffen sich endlich wieder. Langsam sind wir an diesen Punkt gelangt. Mir hat es gefallen, dass sich die beiden Entfremdeten jetzt nicht freudestrahlend in die Arme gesunken sind. Das hätte nicht zur jahrelangen Kontaktlosigkeit gepasst. Da bleibt der Roman erstaunlich nüchtern.

Ich habe ein paar Themen ausgemacht, um die es Otero gehen könnte: Die weiblichen Figuren werden abgesehen von Beth relativ aktivistisch gezeichnet. Estela setzte sich schon früh für Klima, Umwelt und Vegetarismus ein. Ona kritisiert den ererbten Reichtum, das Establishment, den Kapitalismus und den Rassismus. Estelas Buchladen bedient zudem eine Nische. Das ist kein Zufall. Geld, seine Verteilung, seine Möglichkeiten, seine Bedeutung... zeigt sich an vielen Stellen.
Genutzte und vergebene Chancen. Das wahre Leben vs. Geschichten in Büchern. Selbstfindung.
Heimat und Zuhause. Wobei mir die nostalgischen Rückblicke auf das Baraja desöfteren zu langwierig geraten sind.

Die Formulierungskunst begeistert mich immer wieder. Ich habe mir zahlreiche Bonmots angestrichen. Nicht immer bin ich sicher, ob es sich um Zitate oder Erfindungen des Autors handelt. Schön sind sie allemal! Die literarischen Bezüge werden wunderbar eingearbeitet.
Bsp.: "Die Flüssigkeit ihrer Freundschaft war noch da, aber sie war schal geworden. Keine Kohlensäure mehr." 289 (Kennt das nicht jeder? Fantastisch auf den Punkt gebracht!)

Es gefällt mir, wie jetzt alle wieder zusammenfinden. Allerdings befürchte ich, dass es auch Beth nicht so gut geht, wie es scheint und sie Simons Geld verzockt hat. Möglicherweise muss er ganz neu anfangen - vielleicht in der Spelunke seiner Familie...

Auf S. 324 präsentiert sich der Autor eventuell selbst. Kleiner Scherz am Rande.

In Summe hat mich dieser Leseabschnitt einigermaßen gefesselt. Ich finde das Schreibkonzept interessant, in dem wir den Figuren nur etwa alle 2 Jahre begegnen. Das Dazwischen bleibt überwiegend unerwähnt oder nur stichwortartig angerissen. Auch vermeidet Otero große Gefühle, was zu diesem Personal auch gut passt. Sie sind alle verhältnismäßig cool. Ob Camela unter der Trennung von Simon gelitten hat, erfahren wir nicht. Mit Emotionen wird sparsam umgegangen.
 

Literaturhexle

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Zunächst einmal wird das Zitat vor 2008 nicht übersetzt, was
Schon seltsam, weil sonst alles übersetzt wurde.
doch die Umsetzung hätte insbesondere bei Rico spannender sein können.
Das ging mir ähnlich, ich habe auch die Simon-Teile interessanter empfunden
Trotz einiger Längen halte ich es bislang vielleicht sogar für das stärkste Kapitel.
Das ist auch mein Fazit des Abschnitts. Man hätte lektorisch straffen und kürzen müssen.
 

Christian1977

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8. Oktober 2021
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Ich habe ein paar Themen ausgemacht, um die es Otero gehen könnte:
Das hast du schön herausgearbeitet, würde ich so unterstreichen. Das mit den Frauenfiguren war mir in dieser Deutlichkeit so nicht aufgefallen, aber du hast recht. Hinzu kommt, dass die Frauen in der Regel eine Haltung haben, was unserem "Helden" leider (oder auch nicht leider) ja etwas abgeht.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Auch ich fand diesen Abschnitt am interessantesten, doch für Begeisterung reicht es noch nicht.
Die Figuren wirken für mich immer noch überzeichnet. Die einen sind zu böse ( Onas Vater z.B. reicht es nicht, Simon rauszuwerfen und kein Geld in sein Projekt zu stecken, nein, er muss ihm seine ganze Karriere verbauen - klar, hier zeigt der Autor das Netz an Beziehungen, die solche Leute miteinander verbindet). Die Frauen sind meist in einer Mission unterwegs, aber ihre Mission wird oberlehrerhaft vorgetragen, sie dozieren und Simon findet es nervig.
Aber @ Literaturhexle hat die verschiedenen Anliegen des Autors gut herausgearbeitet, bei ihm gehen sie in der ausufernden Handlung eher verloren.
 

Literaturhexle

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Auch ich fand diesen Abschnitt am interessantesten, doch für Begeisterung reicht es noch nicht.
Begeisterung ist auch bei mir zu hoch gegriffen. Aber ich bemühe mich, daß Gute zu sehen und nicht in den Schwächen zu verharren. Der Schreibstil ist gekonnt und hat was. Ich empfinde ihn deutlich anspruchsvoller als bei Ozeki, auch die literarischen Bezüge sind liebevoller, hier geht es eben nicht um eine einzige Botschaft, die vermittelt wird, sondern um die Liebe zur Literatur im Allgemeinen.

Der Vater mag überzeichnet sein. Er verkörpert den gefühllosen Kapitalisten, der über Leichen geht. Genau deshalb geht die Tochter in Opposition zu ihm. Solche Menschen gibt es leider. Als Figur passt das. Der Mann war ja auch bei Tisch kein Sympathieträger und die Dialoge mit dem Dienstmädchen sprechen für sich und haben seine Ansichten gut unterstrichen.

Wenn Otero das Niveau hält und seine Themen weiterhin deutlich bleiben, könnte es einen 4. Stern von mir geben. Der Roman ist nicht annähernd so schal wie gewisse andere.
 

Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Auch mir gefiel dieser LA bisher am besten. Ging es vorher noch vorwiegend episodisch und wenig straight voran, bekommt die Geschichte nun endlich einen roten Faden, wo Simón berufliche Pläne gefasst hat. Das Geld, das er aus der Bibliothek abgegriffen hat, scheint er vernünftig eingesetzt zu haben. Mit dem Auf und Ab der spanischen Wirtschaftslage hat wohl niemand wirklich gerechnet. (Ich dachte mehrmals an die Bemerkung eines spanischen Architekten, die ich in den späten Nullerjahren mal in einer Zeitung gelesen habe: "Jetzt geht es schon zwei Jahre bergab, aber macht nichts. Dafür dauert es jetzt zwei Jahre weniger, bis es wieder bergauf geht.")

Mich beschäftigt die Rolle der verschiedenen jungen Frauen in Simóns Entwicklung. Die Episoden mit Candela und später Ona sind klassische literarische Topoi. Er verteidigt die Freundin, die von gemeinsamen Dienstgeber belästigt wurde. Er findet einen Förderer und verspielt seine Chancen, indem er mit dessen Tochter anbandelt. (Die Folgen hätte er wirklich vorhersehen können - aber vermutlich wähnt er sich noch immer manchmal in einem Abenteuerroman und kann nicht anders.)

Wie Rico hier wieder eingeführt wird und, alternierend mit Simón, über ihn berichtet wird, hat mir sehr gefallen. Überhaupt wird der Roman, nun da Simón erwachsen ist, "literarischer" und weniger verspielt. Als Hochliteratur würde ich ihn auch nicht bezeichnen, aber es fällt mir jetzt wesentlich leichter, im Fluss zu bleiben, als es in der ersten Hälfte der Fall war.

Diesen Satz habe ich mir angestrichen: "Dinge renken sich nicht ein, indem man ein ernstes Gespräch führt, sondern indem man mit jemandem wieder richtig lachen kann." In den Siebzigern, die mich (Jahrgang 1957) geprägt haben, war das ernsthafte Gespräch eine Art Fetisch. Man glaubte, schlechthin alles mit einem ernsthaften Gespräch lösen zu können. Ob das bei anderen funktioniert, weiß ich nicht - ich habe jedenfalls genau dieselbe Erfahrung gemacht wie Simón.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Diesen Satz habe ich mir angestrichen: "Dinge renken sich nicht ein, indem man ein ernstes Gespräch führt, sondern indem man mit jemandem wieder richtig lachen kann."
Derlei Weisheiten finden sich viele! Das gefällt mir richtig gut.
Auch in den 80ern haben wir uns noch mit todernstem Gesicht mokiert: " Da sollten wir jetzt aber wirklich mal ernsthaft drüber reden...". Häsin, was dir alles wieder einfällt. Köstlich!
 

Wandablue

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18. September 2019
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Ich bin erstaunt darüber, dass nicht nur Rico auf ganzer Linie scheitert, sondern auch Simon. Sobald er es sich mit seinen reichen Gönnern verdorben hat, geht auch bei ihm alles den Bach runter. Sowohl Rico wie Simon sind vollkommen impulsgesteuert. Hätte Simon wirklich an seine Zukunft gedacht, hätte er überhaupt einmal nachgedacht, hätte er nichts mit Ona angefangen. Eine alte Weisheit, dass bestimmte Kreise klein sind und jeder jeden kennt, so dass seine Kochkarriere, die sowieso auf wackeligen Füßen stand, krachend in sich zusammenfällt. Tragisch. Wirklich tragisch.
Ob es daran liegt, dass er aus kleinen Verhältnissen kommt?
Bei Rico sieht die Sache anders aus. Er ist nie aus Spanien weggekommen und einfach ein Volltrottel. Schlimm so was. Aber es gibt so Menschen, die sich vollkommen überschätzen, in den Tag hinein träumen, keine Ziele und Pläne haben und auf der Strecke bleiben.
Wie peinlich, wieder bei den Eltern unterkriechen zu müssen.
Beide sind ständig von anderen Menschen abhängig, weil sie - zwar durchaus schwer arbeiten - keine Beständigkeit haben, bei nichts bleiben können, sich treiben lassen. Der eine mehr, der andere nicht so viel weniger.
Romane über Gescheiterte mag ich, bleibt die Sprache, die mir mehr und mehr sauer aufstößt. Dazu diesmal die Belehrung über die Lachszucht.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Ona kritisiert den ererbten Reichtum, das Establishment, den Kapitalismus und den Rassismus.
Nicht Ona! Sondern Otero. Denn zu Ona steht: "Irgendwann wirst du bemerken, dass du dich nicht für das Geld zu schämen brauchst, das wir verdient haben." Und Simon bemerkt sehr richtig, dass sie sich die Haare schwarz färben kann (das ist die Arme spielen), nur deshalb, weil sie wieder blond ist, sobald sie das Spiel leid ist. Die Reichen spielen nur arm, sie sind es nicht.
Ona ist eine viel stärkere Kritik als ihre Familie.
Wenn nur die Sprache nicht wäre ... ich könnte aus der Haut fahren, möchte meinen Rotstift nehmen ... das hätte ein tolles Buch werden können - ist es aber nicht.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Literaturhexle

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2. April 2017
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Nicht Ona! Sondern Otero. Denn zu Ona steht:
Schon klar. Aber Ona heftet sich die Plakette an. Sie ist das typische Mädel aus betuchtem Haus, das nie hat für sich selbst sorgen MÜSSEN, aber nach innen und außen die große Kritikerin gibt. Genau: sie spielt nur, hat kein Risiko, weil sie immer gut gepolstert fällt.

Die Sprache hat mich nicht verzweifeln lassen. Was meist du konkret? Das Ausufernde?
 

Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Also das Kapitel über die Lachszucht zum Beispiel hat mir sehr gut gefallen.

Die Art und Weise, wie Simón bei Onas Papa seine Chancen verspielt hat, fand ich eigentlich spontan furchtbar abgedroschen. Aber genau das ist ein typisches Motiv für solche alten "Schelmenstücke". Es kommt sogar bei Gottfried Keller vor, in einer der Seldwyla-Novellen. Ein armer Emporkömmling schleimt sich bei einem reichen Gönner ein und hat die denkbar besten Zukunftsaussichten, und dann bandelt er mit der Tochter an, oder auch der Hausfrau, und wird wieder auf die Straße geschmissen. Ich könnte mir vorstellen, dass Otero die Szene genau deshalb so geschrieben hat - weil es so ein typisches Motiv ist. Nichts Neues unter der Sonne! :grinning
 

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Ich bin froh, dass sich Simon und Rico nun endlich persönlich getroffen haben, denn dieses ewige hin und her war schon anstrengend. Entweder war Simon In der Kneipe und Rico nicht, oder eben umgekehrt:rolleyes:
Das Simon nun trotz seines Talents, welches ja immer wieder anklingt, nun leider nicht als Koch arbeiten kann ist bitter, und ich empfand es irgendwie unnötig. War allerdings wahrscheinlich nötig, um ihn, der soviel herumreiste, wieder in den heimischen Hafen führt. Ob seine Immobilie, die er durch. ETH erworben hat, irgendwann einmal zu einem Restaurant wird? Wahrscheinlich schon schon, im Zuge eines Happy Ends?!
Rico ist in meiner Wertung gesunken, auch wenn mir natürlich klar ist, dass er am Anfang durch Simons kindliche Sicht geschönt war.

Ach ja, ich finde die Idee von Estella mit dem Buchladen toll, es passt zu ihr und auch als Andenken an ihre. Unter. Sie nähert sich Simon langsam wieder an, ich hege Hoffnung, dass die alte Freundschaft wieder entstehen wird
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Ich habe den Eindruck, dass er seine Geschichten selber glaubt. Er ist komplett gescheitert, bedauert sich dabei selbst. Nur die Umstände sind Schuld an der Misere...
Den Eindruck habe ich komischerweise nicht. Ich denke, er weiß genau wie er Menschen manipulieren kann. Er setzt diese Geschichten bewusst ein, daher variieren sie auch
Der Roman ist nicht annähernd so schal wie gewisse andere.
Stimmt, auch wenn ich mich ab und an immer wieder dabei ertappe innerlich Vergleiche zu ziehen. Das gelesene prägt halt doch nachhaltig, und zwar in beide Richtungen
 

Wandablue

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"Dinge renken sich nicht ein, indem man ein ernstes Gespräch führt, sondern indem man mit jemandem wieder richtig lachen kann."
Das stimmt aber doch (auch) nicht. Dinge renken sich evt wieder ein, wenn man Lösungen findet, sich entschuldigt (hat) - etw. wiedergutgemacht hat und ja, tatsächlich, wenn man sich darüber austauscht. Lachen kommt erst hinterher. Wenn überhaupt. Das sind für mich oft pseudointellektuelle Sprüche.
 

Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Das stimmt aber doch (auch) nicht. Dinge renken sich evt wieder ein, wenn man Lösungen findet, sich entschuldigt (hat) - etw. wiedergutgemacht hat und ja, tatsächlich, wenn man sich darüber austauscht. Lachen kommt erst hinterher. Wenn überhaupt. Das sind für mich oft pseudointellektuelle Sprüche.
Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, in der das ernsthafte Gespräch Kultstatus hatte. Und ich kann mich nicht erinnern, dass es (auf mich bezogen) jemals zu einer wirklichen Versöhnung geführt hätte. Man klärte Missverständnisse auf, entschuldigte sich ggf und hinterher war alles genauso schlimm wie vorher. Richtig gut und entspannt wurde es erst, nachdem man wieder zusammen gelacht hatte.
Will sagen: natürlich muss man reden, schon um der - wie soll ich sagen - Psychohygiene willen. Aber wie gesagt, nach meiner Erfahrung wird die Luft vom bloßen Reden nicht weniger dick.
Ich kann nur nach dem urteilen, was ich erlebt habe. Vielleicht bin ich auch mit den falschen Leuten zusammen. ;)
 
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Wandablue

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Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, in der das ernsthafte Gespräch Kultstatus hatte. Und ich kann mich nicht erinnern, dass es (auf mich bezogen) jemals zu einer wirklichen Versöhnung geführt hätte. Man klärte Missverständnisse auf, entschuldigte sich ggf und hinterher war alles genauso schlimm wie vorher. Richtig gut und entsoannt wurde es erst, nachdem man wieder zusammen gelacht hatte.
Will sagen: natürlich muss man reden, schon um der - wie soll ich sagen - Psychohygiene willen. Aber wie gesagt, nach meiner Erfahrung wird die Luft vom bloßen Reden nicht weniger dick.
Ich kann nur nach dem urteilen, was ich erlebt habe. Vielleicht bin ich auch mit den falschen Leuten zusammen. ;)
Das ist die emotionale Seite, die ist auch wichtig. Aber ohne die andere gehts nicht.