4. Leseabschnitt: „Auf der Suche nach einer Würde“ bis „Dona Frozinas Finessen“ (S. 210 bis S. 291)

otegami

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17. Dezember 2021
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Auweia, bei der Geschichte 'Auf der Suche nach einer Würde' rieb ich mir ein paar Mal verwundert die Augen: Frau Jorge B. Xavier ist wirklich im gleichen Alter wie ich :monocle ? Ja, Clarice L. schreibt wohl, dass Frau Jorge..... alle auf ungefähr 57 schätzten, aber auf mich wirkte sie in ihrer Art mindestens 10 Jahre älter! :rolleyes:
Sowas Schusseliges! :rolleyes: 'Alles nur zur Hälfte hörte.....' Ufffff, anstrengend! Dann fiel mir ein, dass die heutigen 'älteren Herrschaften' ja ca. 10 Jahre jünger wirken als in früheren Jahren! (Vielleicht liegt es da dran! ;) )
Und dann ihre Schwärmerei von Roberto Carlos! :cool: 'Ob ihre dezent geschminkten Lippen noch küssbar waren' :think . Ihr Mann, Herr Jorge B. Xavier, (ich fand's schon immer idiotisch, dass Frauen sogar mit dem Vornamen ihres Ehegatten angesprochen bzw. von ihnen so gesprochen wurde. :p ) war doch erst am Vortrag nach Sao Paulo gereist. Küsst e r ihre Lippen nicht mehr? :think
Liegt ihre Einschätzung dieses Altesrabschnitts (knapp 70) daran, dass sie selbst mit knapp 57 Jahren schon starb? Und Probleme mit ihrem Alter hatte?
 

otegami

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17. Dezember 2021
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In der Geschichte 'Die Abfahrt des Zuges' spielt wieder eine alte Frau mit. Als Gegenpart hat sie allerdings Angela, die 40 Jahre jünger ist. Beide sinnieren vor sich hin.
Wobei mir Angela unzufriedener als Dona Maria.......... vorkam. Sie rechnet im Geiste mit ihrem - von ihr verlassenen - Geliebten Roberto ab.
Und sie weiß (in meinen Augen) nicht, was sie will! Auf der einen Seite nörgelt sie gedanklich: 'Hinter deinem intellektuellen Gehabe.....', auf der anderen Seite 'Mach Dir keine Sorgen, ich nehme die Bücher mit.'
Auf S. 255 unten wird auf einmal Bezug auf die vorhergehende Geschichte 'Auf der Suche nach einer Würde' genommen und da redet sie von sich? 'Diese Clarice war ganz schön lästig'? (Schreibt sie da wirklich von sich, der Schriftstellerin? :monocle :think
Womit ich überhaupt nichts anfangen kann: S. 258 ca. Mitte: Er (also Roberto) hatte etwas Grässliches gesagt (als sie, Angela, an Menstruationsschmerzen litt und Eduardo sehr unbeholfen versuchte, zärtlich zu sein): "Du hast Wehweh, oder?"
Kann mir jemand erklären (ich meine das wirklich ernst!!!!), warum das etwas Grässliches war und dass man da nur vor Scham erröten konnte? (Ich kapier's nämlich nicht!)
Gelacht habe ich auf S. 259: "Ich habe versucht, Joyce zu lesen, aber ich habe aufgehört, weil er ein Langweiler war, tut mir leid Eduardo. Nur halt ein genialer Langweiler."
Tja, auch ich habe versucht Ulysses zu lesen und es ist eines der wenigen Bücher, bei denen es beim Versuch geblieben ist. :rolleyes:
 

otegami

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Bei der Geschichte 'Wo wart ihr in der Nacht' war ich echt stolz! :helo Stolz auf mich, dass ich durchgehalten und die ganze Geschichte gelesen habe!
Sorry, aber ich konnte so gar nichts damit anfangen: S 270 oben z.B. :'Doch sie streuten gemahlene Pfefferschoten auf ihre Genitalien und krümmten sich vor brennenden Schmerz. Und plötzlich der Hass............' :rolleyes::think:monocle
Ich sehe weder einen Zusammenhang in der Geschichte, so überhaupt nix!
 

Renie

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Ich bin sehr froh, dass wir Erzählungen lesen. Bei einem Roman könnte ich mich nicht motivieren. So lese ich täglich ein bis zwei Geschichten, gehe jedes Mal misstrauisch, aber voller Hoffnung an die jeweilige Geschichte heran und freue mich, wenn ich eine Geschichte erwischt habe, mit der auch mein schlichtes Gemüt etwas anfangen kann.
So zum Beispiel:
Auf der Suche nach einer Würde
Ein alte Frau, die sich verlaufen hat und durch die Katakomben eines Sportstadions irrt. Sie scheint verwirrt, wenn nicht dement zu sein. Das Stadion-Szenario wirkt surreal - Kafka lässt mal wieder grüßen.
Ihre Verwirrung scheint sich mit zunehmender Müdigkeit zu verstärken. Sie wirkt dabei berührend zerbrechlich auf mich. Trotzdem ich die Geschichte gern gelesen habe, werde ich doch wieder zum Ende der Geschichte abgehängt. Scheinbar fehlt mir immer der letzte Schritt, um in die Gedankenwelt der Clarice vorzudringen.

Die Abfahrt des Zuges
Zunächst dachte ich, Angela Pralini (welch ein Name) und die alte Dona wären Mutter und Tochter. Meine Suche nach der Symbolik verleitete mich sogar zu der Annahme, dass beide ein und dieselbe Person sind, wobei Dona sich ihren Erinnerungen hingibt und an sich denkt, wie sie vor X Jahren war.
Das Nachwort des Buches hat mich jedoch eines besseren belehrt. Die beiden sind Zufallsbekanntschaften im Zug.
Mit dieser Geschichte konnte ich etwas anfangen.

Wo wart ihr in der Nacht
Ja, das frage ich mich auch. Vor allem: wer wart ihr? Er-sie :apenosee Och nö, nichts für mich.

Dona Frozinas Finessen
Clarice muss gut gelaunt gewesen sein, als sie diese Geschichte geschrieben hat. Ich verspüre nämlich eine humorige Grundstimmung zwischen den Zeilen. Aber verstanden habe ich das Ende der Geschichte trotzdem nicht.
 

Renie

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Kann mir jemand erklären (ich meine das wirklich ernst!!!!), warum das etwas Grässliches war und dass man da nur vor Scham erröten konnte?
Na klar, über manche Dinge spricht man nicht - insbesondere in der damaligen Generation und erst recht nicht mit Männern über "Frauenthemen". Der gute Eduardo hat damit eine Scham-Grenze überschritten, auch, wenn er es sicherlich gut meinte. Und grässlich ist diese Form der Banalisierung der Menstruationsschmerzen, der Mann hat keine Ahnung.
 

Renie

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Liegt ihre Einschätzung dieses Altesrabschnitts (knapp 70) daran, dass sie selbst mit knapp 57 Jahren schon starb?
Ich glaube, das Problem hast Du, weil Du mit der heutigen Zeit vergleichst. Damals alterten die Menschen schneller und die Lebenserwartung war eine andere. Wikipedia sagt:
Lebenserwartung Brasilien:
1950 bis 1955 50,8 Jahre
1980 bis 1985 63,5 Jahre
2015 bis 2020 75,6 Jahre

Wenn Du also die Figuren von damals in die heutige Zeit transportieren willst, entspräche eine Ü70-jährige aus diesen Geschichten einer um die 120-Jährigen in der heutigen Zeit. Und das ist definitiv alt, da kann frau auch schon mal geistig nicht mehr auf der Höhe sein und an körperlichen Wehwehchen leiden.:smileeye
 

Renie

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Bei der Geschichte 'Wo wart ihr in der Nacht' war ich echt stolz! :helo Stolz auf mich, dass ich durchgehalten und die ganze Geschichte gelesen habe!
Hut ab, ich bin ausgestiegen. ;)

Doch sie streuten gemahlene Pfefferschoten auf ihre Genitalien und krümmten sich vor brennenden Schmerz. Und plötzlich der Hass............'
Donnerwetter, da habe ich scheinbar doch etwas verpasst.:rofl
 

otegami

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Na klar, über manche Dinge spricht man nicht - insbesondere in der damaligen Generation und erst recht nicht mit Männern über "Frauenthemen". Der gute Eduardo hat damit eine Scham-Grenze überschritten, auch, wenn er es sicherlich gut meinte. Und grässlich ist diese Form der Banalisierung der Menstruationsschmerzen, der Mann hat keine Ahnung.
Danke schön für die Erklärung! (Das hat mich wieder einmal in meiner Freude bestärkt, in der heutigen Zeit leben zu dürfen! ;) )
 

otegami

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Dona Frozinas Finessen
Clarice muss gut gelaunt gewesen sein, als sie diese Geschichte geschrieben hat. Ich verspüre nämlich eine humorige Grundstimmung zwischen den Zeilen. Aber verstanden habe ich das Ende der Geschichte trotzdem nicht.
Boah, Du hast etwas gespürt? :helo:rofl Ich habe weder was gespürt, noch verstanden! :rolleyes:
 

otegami

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Lebenserwartung Brasilien:
1950 bis 1955 50,8 Jahre
1980 bis 1985 63,5 Jahre
2015 bis 2020 75,6 Jahre

Wenn Du also die Figuren von damals in die heutige Zeit transportieren willst, entspräche eine Ü70-jährige aus diesen Geschichten einer um die 120-Jährigen in der heutigen Zeit. Und das ist definitiv alt, da kann frau auch schon mal geistig nicht mehr auf der Höhe sein und an körperlichen Wehwehchen leiden.:smileeye
Huiiiii, das ist krass! :monocle Wie ich weiter oben schrieb 'Dann fiel mir ein, dass die heutigen 'älteren Herrschaften' ja ca. 10 Jahre jünger wirken als in früheren Jahren! (Vielleicht liegt es da dran! ;) ' hatte ich auch schon an den Unterschied zu heute gedacht, aber wenn ich mir bewusst mache, dass ich in früheren Jahren einer 120-Jährigen entsprochen hätte,............ :apenosee
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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Auf der Suche nach einer Würde
Frau Jorge B. Xavier verläuft sich im Maracana Stadion, vergisst, wo der eigentliche Treffpunkt sein sollte, kommt zu spät auf die Idee, ihre Begegnungen nach dem Ausgang zu fragen... für mich ist die Dame eindeutig dement mit wenigen lichten Augenblicken.
Für sie geht es zurück in die Kindheit, in die Infantilität, wenn sie "ganz fest will, also wirklich..." (S.224) und weiter, "Aber es war ein stilles Gesicht...". Dieses Insnichtsstarren ist auch ein warnendes Anzeichen für Demenz.
Sie scheint verwirrt, wenn nicht dement zu sein.
Im Taxi wusste sie ja auch ihre eigene Adresse nicht mehr. Ich fürchte die Diagnose ist eindeutig.

Die Abfahrt des Zuges
Zwei Frauen, Angela Pralini und Dona Maria Rita usw. sind zufällige Sitznachbarn im Zug. Es gibt einen Altersunterschied von 40 Jahren und zwei unterschiedliche Lebensentwürfe. Grundsätzlich machen mich Lispectors Frauenbilder eher depressiv. Sie sind ein einziges passives sich Fügen, oder Reagieren mit leisen Schritten.
'Diese Clarice war ganz schön lästig'? (Schreibt sie da wirklich von sich, der Schriftstellerin?
Auch ich bin über diesen Satz (auf Seite 255) gestolpert und ja, ich habe es auch als ein kurzes Heraustreten aus der Geschichte empfunden. Beschwert sich da tatsächlich eine Protagonistin über ihre Schöpferin?!:monocle

Wo wart ihr in der Nacht
...hat mich aber dann tatsächlich an die Grenzen meiner Toleranz gebracht. Wenn man schon seine Gedanken in schriftlicher Form festhalten und unter die Leute bringen muss, dann kann man wohl verlangen, dass sie einigermaßen verständlich sind. Das ist hier nicht der Fall.
"Im Ausland wurde eine neue und unauthentische Geschichte Brasiliens geschrieben." (Seite 227), ja, aber vielleicht war das Inland einfach nur betriebsblind.
Diese Geschichte macht mich wütend und ich komme der Aufforderung, "nicht zu antworten" gern nach.

Donna Frozinas Finessen
...war dann ein wenig Balsam auf meine geschundene Leserseele. Wieder eine "trotzige Alte" die sich in ihrer ganz eigenen Wahrheit vom Leben eingerichtet hat. Moralinsauer, alle Götter und Heiligen auf ihrer Seite wissend, kann sie alle anderen beurteilen und über den Dingen stehen.
 

GAIA

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27. Dezember 2021
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Thüringen
Danke schön für die Erklärung! (Das hat mich wieder einmal in meiner Freude bestärkt, in der heutigen Zeit leben zu dürfen! ;) )
Über das Geschriebene von Renie hinaus würde ich aus meiner heutigen Sicht noch hinzufügen: Ich würde vor Fremdscham versinken, wenn mein erwachsener Partner zu mir ernsthaft sagt: "Hast du Wehweh?" Wie zu einem kleinen unmündigen Kind. Aber in Sinne der Entstehungszeit gesehen, kannte der Mann sicherlich auch keine besseren Worte für "Menstruationsschmerz" als "Wehweh"... :rolleyes:
 

GAIA

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27. Dezember 2021
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Beschwert sich da tatsächlich eine Protagonistin über ihre Schöpferin?!:monocle
Ganz eindeutig. Denn es wird ja auch gleich im nächsten Satz der Bezug zur Vorgeschichte "Auf der Suche nach einer Würde" hergestellt, indem gesagt wird: "Sie brachte die Alte dazu zu schreien: 'Wo ! ist! hier! der! Ausgaaaang!'" Da muss ich schon sagen: Hut ab, warum auch immer eingebaut, aber ich habe noch nie in einerm Kurzgeschichtensammlung einen so dermaßen direkten Bezug zu einer vorherigen Geschichte gelesen. Was mir als Leserin das jetzt bringt, weiß ich auch nicht. Aber immerhin etwas, was ich glaube verstanden zu haben... :rofl
 

GAIA

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27. Dezember 2021
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Ohje, der gesamte Leseabschnitt wird für mich überschattet von "Wo wart ihr in der Nacht". Dachte ich bei "Auf der Suche nach einer Würde" noch, dass dies die wohl kafkaeskeste (ist das ein Wort?) Geschichte der Autorin ist, so ist es bei dieser der Gedanke gewesen, dass es wohl die "david-lynch-hafteste" Geschichte der Autorin ist, bisher (denn wer weiß, was da noch so kommt). Bei "Auf der Suche..." hatte ich, glaube ich das allererstemal in meinem Leseleben den Gedanken "Ist das noch Kunst oder kann das weg?". Selbst bei diesem obskuren Werk:

kam ich im Gegensatz dazu noch irgendwie mit. Und das will was heißen! Nicht wahr, lieber @kingofmusic ? ;) :p
Die Geschichte habe ich ebenso wie @otegami ganz stolz bis zum Schluss durchgehalten, aber auch irgendwie nur, um mir tolle Zitate für meine Rezension zu markieren. Wie z.B. "Sie fühlten sich gerettet vor der Großen Langeweile." (ICH NICHT!) oder "Der Hass war Erbrochenes, das sie von einem größeren Erbrochenen befreite, dem Erbrochenen der Seele." (ÄÄÄHM, JA?!) und natürlich auch die große Frage: "Aber warum rede ich jetzt darüber? Keine Ahnung. 'Keine Ahnung' ist eine hervorragende Antwort." (GANZ GENAU!)
Es tut mir leid, aber an dieser Stelle hätte ich das Buch wirklich gern an die Wand gepfeffert! Ich kam nicht umhin meine Hypothese aus dem vorherigen Leseabschnitt wieder gedanklich aufzugreifen, dass Clarice Lispector an einer bipolaren Störung litt und diesen Text in einer manischen Wahnphase verfasst haben könnte. Oder es ist eben doch hochliterarische Kunst. I don‘t know!

Aber noch einmal zurück. "Die Abfahrt des Zuges".
Hier ist mir aufgefallen, mal vom Inhaltlichen abgesehen, was oben schon besprochen wurde: Die Anmerkungen zum Text finde ich ja abstrus gewählt. Da muss auf S. 232 echt erklärt werden, wer Händel ist, wenn jemand es aus dem Radio hört? Wenn im Text auf S. 233 schon alles dazu gesagt wurde, dass es sich bei "J'attendrai" um einen Titel Edith Piafs handelt, muss es in den Anmerkungen nochmals gesagt werden? Auf gleicher Seite muss in den Anmerkungen erläutert werden, wer Kissinger war? Aber die Anmerkung #23 auf Seite 235 gibt keinerlei Auskunft zu den "vollen Zähnen", selbst im Verweis auf #34? Auf S. 249 muss wirklich durch die Anmerkungen "Viva!" als Ausruf für "Leben!" erläutert werden??? Das habe ich hier gehäuft als merkwürdige Wahl der Anmerkungen empfunden.
Auch in dieser Geschichte fand ich wieder einmal einen Satz, der so schön zu meinem (nennen wir es besser nicht so) "Verständnis" der Texte von Lispector passt: S.246 "Der Satz hielt der Logik nicht stand, hatte jedoch in sich einen unwägbaren Sinn. Es war, als wollte sie das eine ausdrücken und träfe etwas anderes."

Ihr merkt, da ich den inhaltlichen Interpretationen von euch keine großartigen Erkenntnisse hinzufügen kann, mache ich mich an die Zitatsuche... :monocle
Was bleibt mir denn anderes übrig, um nicht vollends zu verzweifeln ob dieser Texte?
 
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otegami

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Über das Geschriebene von Renie hinaus würde ich aus meiner heutigen Sicht noch hinzufügen: Ich würde vor Fremdscham versinken, wenn mein erwachsener Partner zu mir ernsthaft sagt: "Hast du Wehweh?" Wie zu einem kleinen unmündigen Kind. Aber in Sinne der Entstehungszeit gesehen, kannte der Mann sicherlich auch keine besseren Worte für "Menstruationsschmerz" als "Wehweh"... :rolleyes:
Hmmmm, das sehe ich nicht ganz so streng! Als Frisch/Jung-Verliebte fallen etliche sogar in eine Babysprache, wirken für andere albern! (Wenn sie sich in späteren Jahren noch mal hören könnten, wäre ihnen das damals Gesagte vielleicht sogar selbst peinlich! :cool: )
Es kommt allerdings auch auf den Typ drauf an - manche erleben das nie!
(Also sammer kulant! ;) )
 
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otegami

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Die Geschichte habe ich ebenso wie @otegami ganz stolz bis zum Schluss durchgehalten, aber auch irgendwie nur, um mir tolle Zitate für meine Rezension zu markieren.
Das ist doch schon mal ein guter Grund! :rofl
Da muss auf S. 232 echt erklärt werden, wer Händel ist, wenn jemand es aus dem Radio hört? Wenn im Text auf S. 233 schon alles dazu gesagt wurde, dass es sich bei "J'attendrai" um einen Titel Edith Piafs handelt, muss es in den Anmerkungen nochmals gesagt werden? Auf gleicher Seite muss in den Anmerkungen erläutert werden, wer Kissinger war? Aber die Anmerkung #23 auf Seite 235 gibt keinerlei Auskunft zu den "vollen Zähnen", selbst im Verweis auf #34? Auf S. 249 muss wirklich durch die Anmerkungen "Viva!" als Ausruf für "Leben!" erläutert werden??? Das habe ich hier gehäuft als merkwürdige Wahl der Anmerkungen empfunden.
:thumbsup Da gebe ich Dir vollkommen Recht! Bei 'Kissinger' und 'Viva' habe ich echt gegrinst.
Allerdings weiß der geschätzte Leser (wenigstens der, der nachgeschlagen hat ;) ), dass die Geschichte frühestens 1968 geschrieben worden ist.
 
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Literaturhexle

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2. April 2017
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Auf der Suche nach einer Würde
So, was muss, das muss.
Kakaesker kann eine Geschichte kaum sein als diese hier. Der Winter, der ein Sommer war, ein Labyrinth, aus dem man den Ausgang nicht findet, ein Taxifahrer, der die Straßen nicht kennt und dazu eine demente Alte, die mit dem Alter hadert, sich in einen Hund verwandeln will, dann aber wieder jung genug fühlt, um für einen Sänger zu schwärmen. Oh mein Gott!
Frau Lispector hat mich leider schon wieder abgehängt. das mag alles bedeutungsschwanger und interpretierbar sein - ich habe aber die Lust verloren. Manches ist anrührend. Wenn man z.B. von einer "echten" Handlung ausgeht, ist die Dame demenzkrank: Sie verliert die Orientierung, vergisst die eigene Adresse, verlegt den Wechsel...
Viele Elemente haben für mich aber einen surrealen Touch. Eben Kafkaesk. Ich hätte mich VORHER mit der Autorin beschäftigen sollen.

werde ich doch wieder zum Ende der Geschichte abgehängt. Scheinbar fehlt mir immer der letzte Schritt, um in die Gedankenwelt der Clarice vorzudringen.
Ah. Ich bin nicht allein:)

für mich ist die Dame eindeutig dement mit wenigen lichten Augenblicken.
Ja. Für mich auch. Und das Futtern der Schlaftabletten wird sie nicht lichter machen...
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Genauso empfinde ich es auch. Am liebsten hätte ich meinem Beitrag vorangestellt: "Ich will nicht mehr. Hab keine Lust mehr. Können wir jetzt wieder nachhause?" :oops:
Jaaaa.
Ich finde die Idee "mehr Klassikerinnen" prima. Aber manche ist vielleicht auch zurecht in der Versenkung verschwunden...
Ich will Clarice gewiss nicht gänzlich ihr Können absprechen, aber sie klingt zuweilen doch sehr verworren, todessehnsüchtig und altersdepressiv auf mich. Ein Werk für Minderheiten - wenn überhaupt.