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Gelöschtes Mitglied 2403
Gast
Hier geht es um den 3. Teil des Buches, Kapitel 9 bis 11 (Seite 231 bis 309).
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Ha, ha, ich finde interessant, mit welcher Konsequenz wir beide dieses Buch gegenteilig wahrnehmen. Gerade diese Szene fand ich durch und durch absurd.Interessant fand ich auch die Begegnung mit dem Hund. Wie wertet ihr die?
Napoleon Morrissey wird ermordet aufgefunden und Father Damien verdächtigt Mary Kashpaw. Ich weiß nicht. Ich traue das eher Pauline Puyat zu. Was sagt ihr?
Die Feindschaften innerhalb der Ojibwe-Familien sind interessant und irgendwie gar nicht wirklich in ihrer ganzen Intensität für Außenstehende zu erfassen. Dass die Feindschaften in den Familien soweit gehen, dass sich gegenseitig gleich umgebracht wird, also gleich mal fünf Opfer auf einmal, das ist schon heftig. Dass Father Damien in der Kirche die Streitenden auseinanderbringt zeigt einerseits ihren Mut/ihre Stärke und andererseits ebenso ihren Stand in der indianischen Gemeinschaft. Ich vermute bei den Landabtretungen hat Bernadette Morrissey die Hand im Spiel. Nector Kashpaw wird da sicher noch einiges rauskriegen, denke ich. Und mich interessiert wirklich sehr was Fleur Pillager jetzt unternimmt und vor allem wie sie das tut.
Father Damien bekommt Besuch, von Father Gregory und von der Liebe/vom Verlangen. Erstmal fand ich das Ganze sehr schön beschrieben. Ihr langsam erscheinendes Empfinden, ihre Weigerung dem Nachzugeben, dann doch eine Hingabe, dann ihr Abwägen und dann ihre Entscheidung für die Indianer. Und Mary Kashpaw ist die ganze Zeit da und wacht, ich meine sie hat etwas mitbekommen und als sie Father Damien schlafend betrachtet, das haarlose Kinn betrachtet und ihn dann durch die Rasierutensilien schützt und ihm hilft wieder zurückzufinden und auch die Hilfe von Nanapush in der Schwitzhütte. Hier zeigt es sich was für einen Stellenwert Father Damien inzwischen bei den Indianern hat. Und auch hier wundert es mich dass Father Damien seine Soutane ausziehen soll/darf, das Hemd aber nicht. Ahnt auch Nanapush etwas?
Interessant fand ich auch die Begegnung mit dem Hund. Wie wertet ihr die?
Es stellt sich die Frage, ob der Hund der Fantasie von Agnes entsprungen ist, oder tatsächlich erschienen ist. Vorher ist er ja schon mal aus der Ferne aufgetreten, in Begleiitung eines Mannes. Er scheint ja eine Anlehnung an den Teufel und dessen Versuchungen zu sein und kündigt schon das Auftreten von Father Wekkle an.Interessant fand ich auch die Begegnung mit dem Hund. Wie wertet ihr die?
Genau so ging es mir auch! Ich muss auch sagen, dass dieses Buch für mich Höhen und Tiefen hat.Neu Ich muss gestehen, dass ich einen kleinen Durchhänger hatte und sich mir der Abschnitt recht zog. Ich habe anfangs nicht so richtig in den Lesefluss gefunden, erst gegen Ende des Abschnitts hatte mich Erdrich wieder abgeholt.
Mir ging es ähnlich wie Dir. Ich habe den Hund als eine Verbindung von indianischem Glauben und christlichem Glauben verstanden. Ähnlich wie Father Damien, er ist zwar der christliche Priester, toleriert aber indianische Sichten und Leben und das als Weiße. Ganz anders hier wieder Leopolda, obwohl sie ja einen halbindianischen Ursprung hat.Es stellt sich die Frage, ob der Hund der Fantasie von Agnes entsprungen ist, oder tatsächlich erschienen ist. Vorher ist er ja schon mal aus der Ferne aufgetreten, in Begleiitung eines Mannes. Er scheint ja eine Anlehnung an den Teufel und dessen Versuchungen zu sein und kündigt schon das Auftreten von Father Wekkle an.
Könnte der Hund nicht auch eine Parallele zur indianischen Mythologie ziehen, in der junge Indianer auf der Suche nach ihrem Totemtier in die Wildnis ziehen?
Dieser Abschnitt hat mich ein bisschen mit diesem Buch versöhnt. Die Schilderung der Rivalität der Clans trägt dazu bei. Nach dem letzten Leseabschnitt hatte ich befürchtet, dass sich Louise Erdrich auf die Bekehrung der Frauen und deren Leben als Neu-Christinnen konzentriert. Daher bin ich dankbar, dass sie uns wieder in das Alltagslebens des Reservats zurückholt, wozu auch die Konflikte - sofern man das noch so nennen kann - gehört. Denn eigentlich schwelt hier ein Krieg zwischen den Familien, denn scheinbar schrecken sie auch nicht davor zurück, sich umzubringen (s. die Szene mit dem Auto im See).Die Feindschaften innerhalb der Ojibwe-Familien sind interessant und irgendwie gar nicht wirklich in ihrer ganzen Intensität für Außenstehende zu erfassen. Dass die Feindschaften in den Familien soweit gehen, dass sich gegenseitig gleich umgebracht wird, also gleich mal fünf Opfer auf einmal, das ist schon heftig. Dass Father Damien in der Kirche die Streitenden auseinanderbringt zeigt einerseits ihren Mut/ihre Stärke und andererseits ebenso ihren Stand in der indianischen Gemeinschaft. Ich vermute bei den Landabtretungen hat Bernadette Morrissey die Hand im Spiel. Nector Kashpaw wird da sicher noch einiges rauskriegen, denke ich. Und mich interessiert wirklich sehr was Fleur Pillager jetzt unternimmt und vor allem wie sie das tut.
Ein weiterer Aspekt, der mich wieder in das Buch zurückgeholt hat: Das Thema "Agnes als Damien" wird wieder aufgegriffen. Zunächst geht es darum, wie ihr Umfeld auf Agnes' Geheimnis reagiert. Faszinierend, dass die Indianer die ganze Zeit wussten, dass sich Agnes als Mann ausgibt. Und noch faszinierender, dass es keine Rolle spielt, dass sie sich als Mann ausgibt. Stattdessen wundert man sich, dass sie ein Geheimnis daraus macht. Das nenne ich tolerant.Für ihn erscheint es fast selbstverständlich, unter den Gewändern des Father Damien eine Frau vorzufinden und sie beide machen das in ihrer kurzen Liebe auch nie ernsthaft zum Thema.
Ähnlich reagiert Mary Kashpaw absolut unaufgeregt.
Stimmt, da steht mir auch häufig meine rationale Denkweise im Weg. Dass sich Agnes noch den fleischlichen Gelüsten hingibt, lässt sich für mich noch eingermaßen nachvollziehen. Schließlich hat sie durch das Leben im Reservat gelernt, dass das Christentum nicht die alleinige Wahrheit ist. Mittlerweile hat sie eine eigene Auslegungsweise des Glaubens, der auch die "alte" Religion ihrer Schäfchen berücksichtigt. Ich meine auch irgendwo gelesen zu haben, dass sie Gott bei der körperlichen Liebe sehr nah ist (oder so ähnlich). Aber warum Gregory ganz ohne jegliche Gewissensbisse den fleischlichen Verlockungen nachgibt und seine religiösen Prinzipien völlig über Bord wirft, ist mir ein Rätsel. Männer!Ich finde das Buch wird immer verrückter.
Diese sich bekriegenden Clans sind schon recht absurd, die Autogeschichte haarsträubend.
Dann bekommen wir endlich einen näheren Blick auf Agnes Befindlichkeiten. Man fragt sich, wie viel von ihrer kuriosen Situation sie wohl wahrnimmt. Sie hat ihre klavierspielende Vergangenheit komplett vergessen. Weiß sie überhaupt, dass sie nur vorgibt, ein Mann zu sein? Manchmal scheint sie das zu vergessen.
Komplett unverständlich war die Episode mit dem Geisterhund in der Suppe. Ich kann damit nichts anfangen, möchte noch nicht einmal darüber nachdenken.
Und dann die Liebesgeschichte mit dem Pater Gregory: Sie sind dermaßen voneinander angezogen, dass sie nicht anders können, als übereinander herzufallen, haben über Monate eine Bettbeziehung und reden nicht darüber, warum sie sich als Mann ausgibt? Sie haben den heiligen Geist gelästert, aber sonst ist alles fein? Dann will sie ihn nicht heiraten, weil sie Priester aus Berufung ist und ihre Gemeinde sie braucht, schießt sich aber aus Liebeskummer mit Drogen außer Gefecht. Und will sich dann umbringen. Das ist alles sehr lächerlich! Natürlich kann man da wunders was hineininterpretieren, aber, es tut mir leid, ich habe keine Lust dazu, ein reichlich überdrehtes Buch so zu sezieren, bis es Sinn macht.