4. Leseabschnitt: 2014 - Seite 204 bis 265

Naibenak

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Achso… ich war ja anfangs neugierig, was dazu geführt hat, dass sich der Vater so verändert hat. Jetzt habe ich die Antwort:
Es mag überraschen, aber ich glaubte lange, meine Kindheit sei glücklich gewesen. zumindest ganz früher, als ich noch klein war. Ich dachte, Papa hätte uns erst später, als er jede Hemmung verlor, mit in die Hölle gerissen. Das Einzige, was trotz Diddl-Maus-Einband nicht in dieses Bild passen wollte, war das Selbstmordtagebuch, das ich im Alter von 12 Jahren zu führen begann. 217
 
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Naibenak

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Ich hatte diese Postkarte eher so interpretiert, dass Juli das wiedergibt, was der Vater über die Mutter sagt. Müsste das aber nochmal nachlesen, jetzt wo du das so schreibst :think
Und ja - diese Karte war für mich auch ein Schockmoment!
Habe jetzt nochmal geguckt. Stimmt, das ist quasi so gemeint, dass Juli in den Worten des Vaters schreibt. Aber sie tut es dennoch ohne seine Hilfe- sehe ich das richtig? Er diktiert es nicht, er manipuliert sie nur dahingehend…
gruselig alles :oops:
 

luisa_loves-literature

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9. Januar 2022
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Das ist bestimmt häufig, aber nicht immer so. Sanyu, Esma, Anikó hatten überhaupt keine Chance, Juli beizustehen, etwas mitzuteilen, weil sie nicht wussten, was los war.
Das ist ein Aspekt an Julis Figur, den ich sehr nachvollziehbar, aber äußerst anstrengend finde, auch weil er sich immer wiederholt.
Auch ohne Julis Baustellen wäre die Freundschaft höchstwahrscheinlich zu Ende. Wenn die gemeinsamen Interessen wegfallen, gehen die meisten Jugend- / Schul- oder Studien-Freundschaften auseinander. Bei manchen hält dann noch die gute Erinnerung an die gemeinsame Zeit die Freundschaft beisammen, aber die meisten....... (Es hat halt alles seine Zeit! ;) )
Ja, dem stimme ich voll und ganz zu. Es passt dann irgendwann nicht mehr, man lebt sich auseinander. Gerade Schulfreundschaften haben ja auch immer einen Touch von "Schicksalsgemeinschaft" ;)
Hat euch die Geburtstagskarte der 10jährigen Juli an ihre Mutter auch so schockiert?
Ja, da hat mir die Mutter auch tatsächlich richtig leidgetan, weil so deutlich wird, welcher Ton und welche vom Vater dominierte Perspektive in dem Haushalt herrscht.

Ich hatte diese Postkarte eher so interpretiert, dass Juli das wiedergibt, was der Vater über die Mutter sagt.
Ich auch.


Insgesamt bin ich nicht mehr ganz so begeistert von dem Roman wie noch im Teenager-Teil, kann mich aber gar nicht so festlegen, ob dies nur durch das Thema der "Selbstzerstörung" und des desolaten Gesamtzustands bedingt ist oder ob ich den Roman in der Ausgestaltung der Handlung nicht mehr so fesselnd finde. Es ist ein fortgesetzter Bericht einer hilflosen, einsamen Abwärtsspirale, die authentisch und nachvollziehbar ist, aber mir fehlt irgendwie trotz allem etwas Tiefe in der Geschichte selbst. Gerade die Beziehung zu Sanyu finde ich fast oberflächlich gestaltet, auch wenn es natürlich spiegelt, dass Juli niemanden an sich heranlässt. Gleichzeitig begibt Juli sich beständig in Abhängigkeiten.