4. Leseabschnitt: 2012 - 2015 und 2016 (Seite 147 bis Ende)

Barbara62

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Was nicht gesagt wird, ist Auslegungssache.
Ich mein, es ist der Autorin nur nicht wichtig, darauf einzusteigen.

Naja, sehr geliebt wird das Kind von der Mutter nicht, oder? Ziwon spürt bestimmt die Unzufriedenheit von Jiyoung. Eine schöne Kindheit stelle ich mir anders vor.
 

Wandablue

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18. September 2019
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@Barbara62 : Es wird schon Glücksmomente geben. Angedeutet wird es dadurch, dass die Mama es von der Krippe abholt, obwohl es dort länger bleiben könnte. Diskussionswürdig ist auch, das Abgeben der Kinder noch im Babyalter, ich halte davon gar nichts.
Aber das ist halt nicht das Thema und die Autorin hatte nicht vor, auf Eididei einzugehen, vor allem, da diese sanften Töne ihre Anklage verwässert hätten.

Wissen wir eigentlich, ob das Kind ein Mädchen oder ein Junge ist?
 

Barbara62

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19. März 2020
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@Barbara62 : Es wird schon Glücksmomente geben. Angedeutet wird es dadurch, dass die Mama es von der Krippe abholt, obwohl es dort länger bleiben könnte. Diskussionswürdig ist auch, das Abgeben der Kinder noch im Babyalter, ich halte davon gar nichts.
Aber das ist halt nicht das Thema und die Autorin hatte nicht vor, auf Eididei einzugehen, vor allem, da diese sanften Töne ihre Anklage verwässert hätten.

Wissen wir eigentlich, ob das Kind ein Mädchen oder ein Junge ist?

Das sehe ich anders. Eine so durch und durch unglückliche Mutter ist eine schwere Belastung für ein Kind. Kinder spüren das auch schon ganz klein. Und dass Ziwon der Grund bzw. der Auslöser für die Unzufriedenheit ihrer Mutter ist, macht es doppelt schlimm. Die Tatsache, dass sie mit einem Jahr in die Krippe kommt (nicht als Baby), ist in diesem Fall vermutlich das geringste Problem.

Ihr Verhalten dem Kind gegenüber macht es mir so schwer, das Mitleid mit Jiyoung zu empfinden, das sie eigentlich verdient. Ihre Mutter hatte es schwerer als sie, musste auf viel mehr verzichten, und hat trotzdem alles für ihre Kinder getan. Jiyoung dagegen badet in Selbstmitleid und vergisst das Wohl ihres Kindes. Natürlich wurde ihr viel angetan und die Zustände sind furchtbar, aber was kann das Kind, das sie bewusst bekommen hat, dafür?
 

Literaturhexle

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Natürlich wurde ihr viel angetan und die Zustände sind furchtbar, aber was kann das Kind, das sie bewusst bekommen hat, dafür?
Ja, das sehe ich auch so.
Aber die Autorin hat ein ganz anderes Thema in den Fokus gestellt: es geht um die Rechte der Frau im Laufe ihres Lebens bis hin zur Krankwerdung. Jiyoung ist wie ihr schon bemerkt habt, eine völlig fiktive Figur. In dem Sinne ist das Kind nur Beifang. Mutterschaft manifestiert das Gefangenensein im patriarchalen System.
 

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Das sehe ich anders. Eine so durch und durch unglückliche Mutter ist eine schwere Belastung für ein Kind. Kinder spüren das auch schon ganz klein. Und dass Ziwon der Grund bzw. der Auslöser für die Unzufriedenheit ihrer Mutter ist, macht es doppelt schlimm. Die Tatsache, dass sie mit einem Jahr in die Krippe kommt (nicht als Baby), ist in diesem Fall vermutlich das geringste Problem.

Ihr Verhalten dem Kind gegenüber macht es mir so schwer, das Mitleid mit Jiyoung zu empfinden, das sie eigentlich verdient. Ihre Mutter hatte es schwerer als sie, musste auf viel mehr verzichten, und hat trotzdem alles für ihre Kinder getan. Jiyoung dagegen badet in Selbstmitleid und vergisst das Wohl ihres Kindes. Natürlich wurde ihr viel angetan und die Zustände sind furchtbar, aber was kann das Kind, das sie bewusst bekommen hat, dafür?
Kinder haben da tatsächlich enorme Antennen, dennoch kann ich Jiyoung nicht komplett verurteilen. Was für uns von außen nach Selbstmitleid aussieht, könnte ja zum Teil auch zu ihrem Krankheitsbild gehören. Nach einem Gespräch mit ihrer Mutter räumt Jiyoung gedanklich ja sogar ein, dass diese es schwerer hatte als sie. Was ich eher vermisse ist, dass sie mehr Unterstützung von ihrem Mann bekommt, klar, alles wird teurer, er muss arbeiten, aber eine ausgeglichene Jiyoung bedeutet für alle etwas positives. Das System wird sich so schnell nicht ändern, das dauert viel länger.
 

Sassenach123

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Wieder entdecke ich viele Ähnlichkeiten, wenn auch in Jiyoungs Umfeld alles heftigere Auswirkungen hat. Ich denke da an die Frage, ob Frauen mitarbeiten gehen sollen/müssen. Ist in Deutschland ja auch ein großes Thema. Ob man allerdings im Park wegen eines Kaffees als Schmarotzer bezeichnet wird, wage ich zu bezweifeln. Schade, dass Jiyoung nicht über solchen Dingen stehen kann, ihr Nervenkostüm gibt das leider nicht her.
Am Ende den Psychiater mit dieser nüchternen Feststellung das Buch beenden zu lassen, gab mir das Gefühl, als wenn die Autorin unbedingt noch eins draufstehen wollte. So ziemlich jeder sollte die Aussage mittlerweile verstanden haben, aber das ist sicher Geschmackssache.
 

Literaturhexle

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Schade, dass Jiyoung nicht über solchen Dingen stehen kann, ihr Nervenkostüm gibt das leider nicht her.
Im Grunde ist das wie lebenslanges Mobbing. Immer wenn sie den Kopf etwas hochgestreckt hat, kriegt sie wieder einen drauf. Da wird man dünnhäutig und hypersensibel. Da nimmt man sich jeden dummen Spruch zu Herzen.
 

Renie

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Hier gibt es noch einiges zu bemerken.

Die Autorin hat ihre Schablone Jiyoung mit der Mentalität eines Totalschafs ausgestattet. Sie protestiert entweder nie oder nur halbherzig.

In diesem Abschnitt verliert das Buch einen Stern.
Das ist für mich auch nicht stimmig. Von Kapitel zu Kapitel gewinnt Jiyoung mehr Selbstbewusstsein und am Ende präsentiert sie sich als Schaf und Opfer? Ich hätte der Autorin diese Darstellung noch abgenommen, wenn diese aus der Sicht des Psychodoktors geschildert worden wäre. Dann hätte man noch argumentieren können, dass er Jiyoung sieht, wie er sie sehen will. Und Indem er sich am Ende als "typisch Mann" zeigt, also ebenfalls diskrimierende Verhaltensweisen an den Tag legt, hätte man seine Sichtweise auf Jiyoung nicht ernst nehmen müssen.
Aber der Psychodoktor kommt erst im letzten Kapitel.
Daher ist das Ende ganz nett gemacht, indem der Psychodoktor vom Frauenversteher zum Dümmling wird. Aber auch nicht mehr.
 

Die Häsin

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Wieder entdecke ich viele Ähnlichkeiten, wenn auch in Jiyoungs Umfeld alles heftigere Auswirkungen hat. Ich denke da an die Frage, ob Frauen mitarbeiten gehen sollen/müssen. Ist in Deutschland ja auch ein großes Thema. Ob man allerdings im Park wegen eines Kaffees als Schmarotzer bezeichnet wird, wage ich zu bezweifeln. Schade, dass Jiyoung nicht über solchen Dingen stehen kann, ihr Nervenkostüm gibt das leider nicht her.
Am Ende den Psychiater mit dieser nüchternen Feststellung das Buch beenden zu lassen, gab mir das Gefühl, als wenn die Autorin unbedingt noch eins draufstehen wollte. So ziemlich jeder sollte die Aussage mittlerweile verstanden haben, aber das ist sicher Geschmackssache.

Die Episode mit dem Kaffee hat mich auch irritiert. Vielleicht kann jemand von den mehr urban lebenden Teilnehmerinnen hier etwas dazu sagen, ob es Ähnliches auch bei uns gibt? Ich meine nicht speziell auf junge Mütter bezogen, sondern allgemein. Gibt es so eine Konvention, wonach man das Recht hat, über einen Menschen, den man nicht kennt und nur ein einziges Mal in einer bestimmten Situation sieht, ein Urteil zu fällen?
Aus eigener Anschauung kenne ich das nur von sehr alten Leuten. Meine Schwiegermutter hat, als sie noch das Haus verlassen konnte, manchmal gebrummt, wenn sie werktags junge Leute in einem Café sitzen sah. Dass die dafür Zeit haben .... arbeiten die nix?? Früher hat's das nicht gegeben ... und so weiter.
Dass Jiyoung das so schwer nimmt, wundert mich andererseits überhaupt nicht. Ich habe Ähnliches selbst erlebt. Wenn man verunsichert und aus dem Gleichgewicht ist, kann einen sogar ein Blick, der wahrscheinlich gar nichts bedeutet, irritieren. (Ich war zum Beispiel nach dem Tod meines Vaters 2007 eine Zeitlang sehr durcheinander. Da habe ich in die Blicke fremder Leute, etwa beim Einkaufen, die abgedrehtesten Dinge hineingedeutet und zuhause dann darüber gegrübelt.)
 
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milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Aus eigener Anschauung kenne ich das nur von sehr alten Leuten. Meine Schwiegermutter hat, als sie noch das Haus verlassen konnte, manchmal gebrummt, wenn sie werktags junge Leute in einem Café sitzen sah. Dass die dafür Zeit haben .... arbeiten die nix?? Früher hat's das nicht gegeben ... und so weiter.

Ich habe auch schon mal einen abfälligen Kommentar über eine kleine Gruppe von Müttern gehört, die sich mit den Kindern zum Frühstück im Café getroffen haben. So von wegen „Die haben es gut. Gehen als Hausfrau unter der Woche ins Café usw.“. Kam von einem älteren Herrn. Als ob man als Mutter tagaus, tagein immer in der eigenen Bude hocken müsste und ein Cafébesuch eine ungeheuerliche Dekadenz wäre... :mad:
 

Literaturhexle

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Ich habe auch schon mal einen abfälligen Kommentar über eine kleine Gruppe von Müttern gehört, die sich mit den Kindern zum Frühstück im Café getroffen haben. So von wegen „Die haben es gut. Gehen als Hausfrau unter der Woche ins Café usw.“. Kam von einem älteren Herrn. Als ob man als Mutter tagaus, tagein immer in der eigenen Bude hocken müsste und ein Cafébesuch eine ungeheuerliche Dekadenz wäre... :mad:
Im Normalfall lacht man über sowas, weil es Einzelfälle sind. Erst, wenn es zuviel wird, man immer und überall diskriminiert wird, dann platzt man entweder oder frisst alles in sich hinein und wird seelisch krank:(
 

parden

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In den letzten Abschnitt hat die Autorin mal eben noch alles an Diskriminierung, Unterdrückung und Ausweglosigkeit hineingestopft, was davor noch nicht zur Sprache kam. Auch mir wurde das ein wenig viel. Irgendjemand schrieb in einem der vorherigen Abschnitte: kein schönes Buch aber ein wichtiges. Und so sehe ich das auch.
 

ulrikerabe

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Das Buch ist bei mir jetzt ein bisschen gelegen, nachdem ich mich anfangs aus der Diskussion wieder ausgeklinkt habe. Jetzt habe ich es mehr oder weniger in einem Rutsch gelesen.

Zwei Dinge, die ich zum Schluss sagen will: Ich bin froh, dass ich bei diesem Buch einmal nicht auf Klappentext oder Kurzbeschreibung geschaut habe. Daher war eine Überraschung, dass es die Niederschrift des Psychiaters war. Die Botschaft am Schluss ist so zynisch wie wahr. Wir (Männer) wissen um alles, was Frauen an Ungleichbehandlung und Ungerechtigkeit erfahren. Aber welchen Grund sollte Mann haben, etwas an der Situation ändern zu wollen.

Und ganz nebenbei: Jiyoung kränkt sich, weil sie als Sch-mama-rotzerin bezeichnet wird.

[zitat]Und dann bin ich plötzlich Ungeziefer. [/zitat]
und gleich darauf im nächsten Absatz beginnt ihre "Verwandlung"