4. Leseabschnitt: 2012 - 2015 und 2016 (Seite 147 bis Ende)

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Also... Ji trifft es jetzt besonders hart. Die Geburt war eine schwierige und ihr Kind ist ein Schreikind.

Sie versucht alles Mögliche, aber die Gesellschaft ist so konstruiert, dass ihr wenige Möglichkeiten bleiben.

Der Psychiater/Psychologe bei dem sie in Behandlung ist, hat eine Ehefrau, die mit ganz ähnlichen Schwierigkeiten kämpft.

Trotzdem stellt er im entscheidenden Moment die Bedürfnisse der Frauen zurück und entscheidet knallhart nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten als seine Assistentin schwanger wird.
 
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milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Auch in der Ehe, bei der Kinderplanung und nach der Geburt fügt sie sich den Erwartungen der anderen. Auch in diesen Bereichen ist der Druck auf Frauen viel größer als bei Männern. Zwar sind in Deutschland die Betreuungsmöglichkeiten anders, aber auch hier sehe ich grundsätzlich wieder Parallelen. Heiraten, Kinder kriegen, das wird von Frauen viel häufiger erwartet, vor allem wenn es auf die 30 zugeht.
Noch immer stecken außerdem vor allem Frauen zurück, wenn es um Erziehungsauszeiten geht, und auch nach dem Wiedereinstieg im Job reduzieren sie ihre Arbeitszeit - oft weil sie müssen, nicht weil sie wollen. Das ist auch überall in meinem Freundeskreis so.

Nun erfahren wir also, dass der Psychiater der Erzähler ist. Eine schöne Idee. Er fasst zusammen, dass die vielen Ungerechtigkeiten Jiyoung so haben werden lassen. Die letzten Abschnitte mit seiner Assistentin treiben das Ganze dann noch auf die Spitze, was mir persönlich etwas zu viel des Guten war.
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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Nun erfahren wir also, dass der Psychiater der Erzähler ist.

Das hat mich auch ein wenig aus dem Tritt gebracht, weil ich es erst für einen Beitrag der Autorin gehalten habe, bis zu den Worten "meine Frau".

Trotzdem stellt er im entscheidenden Moment die Bedürfnisse der Frauen zurück und entscheidet knallhart nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten als seine Assistentin schwanger wird.

So unter dem Motto, ja, ich habe das Problem erkannt, aber deswegen muss ICH ja nicht anfangen etwas zu ändern.:confused:
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Was ich nicht recht verstanden habe ist, warum Jiyoung das Kind bekommen hat.Klar, sie war von der Arbeit frustriert und fühlte sich degradiert. Aber ein Kind zu diesem Zeitpunkt? Bei all ihren Zweifeln? Vielleicht lag es am "Empfängnistraum" und war so richtig nicht geplant. Wir wissen es nicht.

Das Spießrutenlaufen als Schwangere und als junge Mutter liest sich furchtbar. Zumindest diese Gefühle muss hierzulande keine Frau nachempfinden müssen, denke ich. Auch vor 25 Jahren war Mutterschaft positiv besetzt.

Die Story rund um die in der Damentoilette installierte Kamera empfand ich krass, weil auch in der Situation aus Unrecht Recht gemacht wird: Es sind immer die Frauen, die sich anstellen, die Schuld haben, die der Männlichkeit etwas anhängen wollen... Himmelschreiend. Fast ein bisschen zuviel des Guten.

Jiyoung sieht keine Chance eines vernünftigen beruflichen Wiedereinstiegs. Sie sitzt in der Falle. Leider scheint sie auch ihre kleine Tochter nur als Pflicht zu sehen, die Kleine scheint sie für nichts zu entschädigen - aber das ist hier nicht das Thema. Die Autorin will ganz bewusst polarisieren.
Jiyoung wird psychisch krank. Bitter.

Die Nachbetrachtung des Psychiaters bestätigt die schwierige Lage junger Frauen in Korea. Seine Gedanken sind zwar nicht feministisch, dafür aber realistisch. Für kleine Betriebe/Praxen sind Schwangerschaften guter Mitarbeiterinnen immer ein Problem. Gerade, wenn man auf der Position nicht leicht einen Ersatz finden kann. Es entsteht eine Lücke, es entstehen Kosten. Das ist so. Wer will schon als Aushilfe eingestellt werden nur für die Zeit eines unbestimmbaren Erziehungsurlaubs, wenn man woanders eine langfristige Stellung bekommen kann?
Das ist ungerecht und kommt auch hierzulande gewiss vor. Den dicken Vorwurf kann man nicht machen, weil eben gerade kleinere Betriebe kein dickes Polster haben.
Trotzdem stellt er im entscheidenden Moment die Bedürfnisse der Frauen zurück und entscheidet knallhart nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten als seine Assistentin schwanger wird.
So ist das. Das ist nicht schön und nicht gerecht. Aber irgendwie kann ich seine Position nachvollziehen, auch wenn ich sie nicht gutheiße.
 

Wandablue

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18. September 2019
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Fast ein bisschen zuviel des Guten.

Im letzten Teil verlässt die Autorin das Konzept eines Romans.Sie haut jetzt ungefiltert alles rein, was in der koreanischen Gesellschaft schief läuft und die Frauen benachteiligt. Das ist definitiv zu viel. Ausgestiegen bin ich als sie auch noch ein Schreikind hat.
Obwohl die Autorin die Schreikindkiste auch wieder abmildern musste, weil sie ja weiterführen wollte, was auch dann noch alles unrund läuft, wenn das Kind in eine Aufbewahrungsstätte kommen kann. Und ein Schreikind kann man nicht in einen Hort geben. (Ich kenne die Leidensgeschichte einer Schreikindmama. Die Probleme wurden laaaangsam besser als das Kind 15 Jahre alt wurde).

Dass die Mutter ihr Kind liebt, kommt nicht extra zur Sprache. Natürlich liebt sie es. Aber die Situation frisst sie auf und nur das ist die Thematik der Autorin.

Also, dass Jiyoung jetzt herhalten muss für alles, als Platzhalterin, und die Autorin damit das Konzept eines Romans mit einer authentischen Figur verläßt, verärgert mich. Es wäre auch dann noch gegangen, wenn sie sich ein bisschen gebremst hätte oder diese Dinge anderen Frauen zugestoßen sein könnten.

Schade, bis zu Beginn des 3. LA habe ich diese Vermischung von Roman und Sachbuch gut haben können. Aber man muss wenigstens ein bisschen die Balance halten.

Kim Jiyoung, geboren 1984 ist trotzdem ein wichtiges Buch.

...
Dieser Psychologenteil ist natürlich nicht echt, der ist ein Kunstgriff der Autorin. Einen Moment lang habe ich fast gedacht, ihr meint, das sei echt. Er zeigt aber, dass selbst verständnisvolle Männer selten willens sind, ein persönliches Opfer zu bringen. Dabei wäre es relativ einfach gewesen in seinem Fall, eine Lösung zu schaffen. Die Praxis erweitern, ein Teil Augenarzt, ein Teil Psychologie - jeder arbeitet die Hälfte der Woche und in der anderen Hälfte bleibt er zu hause. Abwechselnd.

Vllt hilft dieses Buch ein wenig, dass die koreanische Gesellschaft ein wenig aus der Schamkultur herauskommt. (Sagt man ja so, im Westen hätte man eine Schuldkultur und im Osten eine Schamkultur).
 

Xirxe

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19. Februar 2017
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Es sind immer die Frauen, die sich anstellen, die Schuld haben, die der Männlichkeit etwas anhängen wollen... Himmelschreiend. Fast ein bisschen zuviel des Guten.
Glaubst Du wirklich? Ich darf Dir versichern: Ist es nicht. Im Rahmen von Treffen der Gleichstellungsbeauftragten habe ich die Dinge erfahren - da fällst Du vom Glauben ab. Die ganzen männerdominierten Behördenbereiche waren zumindest bis vor 10 Jahren ein ziemlich sexistischer Haufen. Und diese Geschichte mit der Kamera und der umgedrehten Schuldzuweisung finde ich durchaus glaubwürdig.
Ja, die Falle ist zugeschnappt, JiYoung ist gefangen in ihrer Mutterrolle. Ihr Problem, im Gegensatz zu ihrer Schwester, ist vermutlich, dass sie allen an sie gerichteten Erwartungen gerecht werden will und das so gut macht, wie es geht. Das Ergebnis: Sie als eigenständige Person existiert nicht mehr, sondern ist lediglich noch das Produkt der an sie gestellten Wünsche, Forderungen und Erwartungen. Sie besteht aus ihrer Mutter, ihren Kolleginnen, ihrer Schwester undundund. Und weil diese immer mehr Raum in ihr einnehmen, treten sie auch nach aussen hin in Erscheinung.
Mir tut sie leid, denn nicht jeder Mensch ist so tough, sich gegen die Ansprüche Anderer durchzusetzen. Und die koreanische Gesellschaft (wie auch manche andere) ist ja offensichtlich nicht dafür bekannt, dies den Kindern beizubringen. Ach ja, vor noch nicht allzu langer Zeit (wenn nicht sogar heute noch) hiess es für Mädchen immer: Lieb und brav sollst du sein (sowas in der Art stand in meinem Poesiealbum) - für Jungs galt das wohl nie. Bei mir hat's nicht gefruchtet ;) - aber bei vielen Anderen, die kenne :(
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
@Xirxe : Soso. Dann kommst du also überallhin!

Ansonsten pflichte ich dir bei.

Hinweisen möchte ich auch auf das ganz natürliche Verhalten, dass, wer ein Recht oder Privileg besitzt, diese ungern freiwillig fahren läßt.

Auch die Männer haben es schwer. Wirklich. Sie müssen umdenken. Können aber nicht. Auch sie sind gefangen. Sie können sich aber nur ändern, wenn die Frauen in Vorleistung gehen. Sie brauchen den Widerspruch. Sie sind nicht (alle) per se gemein.

Ich möchte mal ein Beispiel bringen. Wer, wenn er mit seinem Kind in den Zoo geht und sich daran freut, wie das Kind sich freut, bedenkt, dass kein Tier hier freiwillig ist und dass die beste Tierhaltung immer noch Freiheitsberaubung ist und vor allem viel viel viel zu wenig Platz da ist? Und fängt an, Zoos zu boykottieren - Zirkusse mit Tieren sowieso? Und hält Kinder davon ab, Enten zu füttern? (Ach, das Kleine hat ja so einen Spaß daran).

Wenige Menschen sehen etwas anderes als sich selbst.
 
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Reaktionen: Barbara62 und Xirxe

Literaturhexle

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2. April 2017
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ganzen männerdominierten Behördenbereiche waren zumindest bis vor 10 Jahren ein ziemlich sexistischer Haufen. Und diese Geschichte mit der Kamera und der umgedrehten Schuldzuweisung finde ich durchaus glaubwürdig.
Schlimm ist das.
Mit zuviel des Guten meinte Ich, dass die Bilder dann auch noch im Internet kursierten und auch diese Weitergabe straffrei blieb...
Einfach ein bisschen too much. Aber wenn du sagst, dass es das hier in abgeschwächter Forrm gibt - nichts ist unmöglich. Außerdem muss die Autorin ja etwas provozieren, sonst kann man nichts bewegen.
 

Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Rhönrand bei Fulda
Als junge Mutter erlebt Jiyoung eine Sitation, wie ich sie schon oft gelesen oder gehört habe: Niemand macht sich vorher so richtig klar, dass ein Neugeborenes die Mutter von morgens bis abends auf Trab halten kann - andererseits wollen die jungen Frauen oft gerade dann in ihrem Hausstand alles picobello haben und arbeiten bis zur Erschöpfung. Hier fehlt bei Jiyoung eindeutig so etwas wie ein Netzwerk - Nachbarschaft, Verschwandtschaft oder Freundinnen, die zur Hand sind. Schon die körperliche Umstellung genügt, eine junge Mutter fix und fertig zu machen, und alles andere ist ja auch anders als vorher.

Ich vermute, unsere Gesellschaftsform bringt es zunehmend mit sich, dass junge Mütter mit dieser Situation völlig allein dasitzen und sich dann noch fragen, was mit ihnen nicht stimmt.



Ich weiß noch nicht recht, was ich von dem Schlusskapitel halten soll. Einerseits fand ich die Vorstellung der hochqualifizierten Mutter, die zu Hause Grundschulrechnungen ihrer Kinder als eigenes Hobby betreibt, sehr erschütternd - ich habe das als sehr starkes Bild empfunden. Andererseits diese Überlegungen, dass der Berichterstatter in Zukunft keine Frauen mehr beschäftigen will, die schwanger werden könnten -, nach dem Vorhergehenden kippt das für mich eher in Richtung Satire.

In meinem alten Wohnort gab es mal einen Arzt, der sehr heftig gegen die Legalisierung der Abtreibung wetterte (das war in den Achtzigern). Er hatte aber keine Bedenken, als er eine neue Mitarbeiterin suchte, ausdrücklich in die Stellenanzeige reinzuschreiben "Bewerberinnen mit abgeschlossener Familienplanung". Daran musste ich an dieser Stelle denken. Die Überlegungen des Arztes sind sicher nicht gerade unrealistisch, aber an dieser Stelle sehr überspitzt. Sowas wie Realsatire?
 

Barbara62

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19. März 2020
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Baden-Württemberg
mit-büchern-um-die-welt.de
Was ich nicht recht verstanden habe ist, warum Jiyoung das Kind bekommen hat.Klar, sie war von der Arbeit frustriert und fühlte sich degradiert. Aber ein Kind zu diesem Zeitpunkt?

Auf S. 171 heißt es: "Die Tätigkeit hatte keine enormen Summen eingebracht, kein großes Echo in der Welt bewirkt und auch nichts Greifbares hervorgebracht, aber Jiyoung hatten ihre Aufgaben Freude bereitet. Sie hatte sie erfolgreich abgeschlossen, war befördert worden und dadurch selbstbewusster geworden. Es hatte sie mit großer Zufriedenheit erfüllt, dass sie genügend Geld zum Leben verdient hatte."

Ich war überrascht, als ich diese Sätze gelesen habe. Vorher klang es in meinen Ohren anders.

Wir wissen es nicht.

Immer noch bei Barnes? ;)

Ausgestiegen bin ich als sie auch noch ein Schreikind hat.

Vielleicht hat sich die Unzufriedenheit und das Unglück der Mutter ja auf das Kind übertragen? Was natürlich absolut nicht heißt, dass alle Schreikinder so zu erklären sind!
 
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Barbara62

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19. März 2020
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Baden-Württemberg
mit-büchern-um-die-welt.de
Es geht mir wie euch, auch mir wurde es zuletzt von allem ein wenig zuviel. Und auch ich habe nicht verstanden, warum Jiyoung sich zu einem Kind hat überreden/drängen lassen. Auch wenn man sich Mutterschaft sich vorher kaum genau vorstellen kann, die Konsequenzen müsste sie abgesehen haben. Was ich mir aber kaum vorstellen kann: dass es kein positives Wort über die Tochter gibt, keinen Ausdruck der Freude über das eigene Kind. Ich empfinde das als armselig. Ich bin letzte Woche zum ersten Mal Oma geworden und welche Freude sehe ich bei den jungen Eltern!

Trotz allen Mitgefühls für die Frauen in Südkorea fehlt mir bei Jiyoung der Pepp ihrer Mutter.

Es wundert mich, dass ein so technisiertes Land wie Südkorea so leicht auf seine gut ausgebildeten Frauen verzichten kann. Bei uns würden ganze Bereiche zusammenbrechen, wenn man die jungen Mütter alle aus dem Beruf drängen würde, beispielsweise das Gesundheitswesen. Und in diesen Bereichen klappt es dann auch - oh Wunder - mit der Kinderbetreuung, denn die Kliniken verfügen aus Selbsterhaltungstrieb über eigene Kitas...
 

Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Rhönrand bei Fulda
Es geht mir wie euch, auch mir wurde es zuletzt von allem ein wenig zuviel. Und auch ich habe nicht verstanden, warum Jiyoung sich zu einem Kind hat überreden/drängen lassen. Auch wenn man sich Mutterschaft sich vorher kaum genau vorstellen kann, die Konsequenzen müsste sie abgesehen haben. Was ich mir aber kaum vorstellen kann: dass es kein positives Wort über die Tochter gibt, keinen Ausdruck der Freude über das eigene Kind. Ich empfinde das als armselig. Ich bin letzte Woche zum ersten Mal Oma geworden und welche Freude sehe ich bei den jungen Eltern!

Genau diese Gedanken habe ich mir auch gemacht. Was die kleine Tochter betrifft, fehlt mir hier etwas in der Schilderung. Es wurde sehr wenig darüber gesagt, warum Jiyoung sich für ein Kind entschließt und wie sie emotional zu dem Baby steht - irgendwie hat sich der Eindruck in mir festgesetzt, sie ist völlig unreflektiert da reingerutscht, weil es halt "irgendwie dazugehört".


"Wir wissen es nicht" hat es noch nicht in meinen Allerweltsfloskelschatz geschafft, aber ich sollte das vielleicht mal überdenken. Immerhin bringe ich bei jeder Gelegenheit Kommissar Wallanders Allerweltsfloskel "Dann wissen wir das". :D
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Andererseits diese Überlegungen, dass der Berichterstatter in Zukunft keine Frauen mehr beschäftigen will, die schwanger werden könnten -, nach dem Vorhergehenden kippt das für mich eher in Richtung Satire.

Ja, so habe ich auch empfunden. Das war mir zu viel.

Niemand macht sich vorher so richtig klar, dass ein Neugeborenes die Mutter von morgens bis abends auf Trab halten kann - andererseits wollen die jungen Frauen oft gerade dann in ihrem Hausstand alles picobello haben und arbeiten bis zur Erschöpfung. Hier fehlt bei Jiyoung eindeutig so etwas wie ein Netzwerk - Nachbarschaft, Verschwandtschaft oder Freundinnen, die zur Hand sind. Schon die körperliche Umstellung genügt, eine junge Mutter fix und fertig zu machen, und alles andere ist ja auch anders als vorher.

Viele meinen, sie müssen trotz Kind auch in Job und Haushalt usw. perfekt sein. Das stimmt. So wird es in den sozialen Medien vermittelt...

Das mit dem Netzwerk ist schön und gut. Höre ich als Neu-Mama auch ständig. Aber wenn man berufsbedingt nicht in der Nähe der Verwandtschaft wohnen kann und einige Freunde auch weiter weg leben, hat man außer professioneller Betreuung so gut wie keine Unterstützung. So geht es vielen. Den Luxus, das Kind mal bei den Großeltern abzugeben, hat inzwischen längst nicht mehr jeder.
 

milkysilvermoon

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13. Oktober 2017
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Und auch ich habe nicht verstanden, warum Jiyoung sich zu einem Kind hat überreden/drängen lassen.

Es wurde sehr wenig darüber gesagt, warum Jiyoung sich für ein Kind entschließt und wie sie emotional zu dem Baby steht - irgendwie hat sich der Eindruck in mir festgesetzt, sie ist völlig unreflektiert da reingerutscht, weil es halt "irgendwie dazugehört".

Ich habe es so verstanden, dass sie dem Erwartungsdruck nachgegeben hat. Die Familie und ihr Mann fanden, es wäre jetzt an der Zeit, also hat sie sich dem gefügt.
 

Barbara62

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Genau diese Gedanken habe ich mir auch gemacht. Was die kleine Tochter betrifft, fehlt mir hier etwas in der Schilderung. Es wurde sehr wenig darüber gesagt, warum Jiyoung sich für ein Kind entschließt und wie sie emotional zu dem Baby steht - irgendwie hat sich der Eindruck in mir festgesetzt, sie ist völlig unreflektiert da reingerutscht, weil es halt "irgendwie dazugehört".

Was die Tochter betrifft, so braucht sie vielleicht einmal keinen Psychiater wegen der Arbeitsbedingungen mehr, aber vermutlich einen wegen eines Kindheitstraumas...