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Literaturhexle

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Ja, das habe ich gesehen, aber der Schatten hat Brüste und eine Frauenfrisur, meiner verrückten Einbildung nach!
Da siehst du, was ein oberflächlicher Mensch ich wohl bin:)
Dachte, ich könnte dir was Neues zeigen....

Aber ich weiß nicht. Klar, Tilla hält ihrem Hermann den Rücken frei, wuppt die Familie und so. Aber sein Forschen hätte er auch alleine gekonnt, so fokussiert wie er war.
Deshalb passt der Schatten für mich nicht richtig. Außerdem: warum sollte Oberth zweimal auf dem Cover sein?
Mir fehlt die Phantasie. Ich passe:(
 

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Jetzt habe ich mich gerade köstlich amüsiert! Da wollte Hermann bei der Verleihung des Ehrendoktortitels doch wirklich über Parapsychologie und Ufos reden, was dem Rektor gar nicht recht war. Und Tilla gelingt es, schwuppdiwupp, mit Raffinesse und Charme, ihn elegant und unbemerkt zu einem ganz anderen Thema zu bringen. Diese Frau gefällt mir nach wie vor!!!

...oh, jetzt lese ich gerade, dass er es doch erwähnt hat. Aber na ja. Besser nur erwähnen, als gleich ein ganzer Vortrag darüber...


Und wieder so eine schlagfertige und zutreffende Reaktion von ihr, als er über die Kommunikation mit Toten nachdenkt. „ Ach, vielleicht solltest Du erst einmal lernen, mit den Lebenden zu sprechen.“ Wie wahr!!!
 
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RuLeka

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Jetzt habe ich mich gerade köstlich amüsiert! Da wollte Hermann bei der Verleihung des Ehrendoktortitels doch wirklich über Parapsychologie und Ufos reden, was dem Rektor gar nicht recht war. Und Tilla gelingt es, schwuppdiwupp, mit Raffinesse und Charme, ihn elegant und unbemerkt zu einem ganz anderen Thema zu bringen. Diese Frau gefällt mir nach wie vor!!!

...oh, jetzt lese ich gerade, dass er es doch erwähnt hat. Aber na ja. Besser nur erwähnen, als gleich ein ganzer Vortrag darüber...


Und wieder so eine schlagfertige und zutreffende Reaktion von ihr, als er über die Kommunikation mit Toten nachdenkt. „ Ach, vielleicht solltest Du erst einmal lernen, mit den Lebenden zu sprechen.“ Wie wahr!!!
Das macht den Roman für mich so lesenswert, diese kleinen, feinen Nebenbemerkungen. Und auch für mich ist bis zum Schluss Tilla die sympathischere, lebensklügere Figur. Sie bestätigt mal wieder, dass hinter genialen Köpfen immer irgendwelche „ gute Geister“ stehen, die denen den Alltag abnehmen. Deshalb gab ( gibt? ) es weniger Frauen, die es so weit gebracht haben, weil sich wenige Männer finden, die ihnen den Rücken freihalten.
 

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Der Hermann hat ja durchaus auch Medizin studiert. Habe ich das im Buch überlesen (wollen?
...da wurde, meine ich, schon erwähnt, dass er Medizinvorlesungen besucht hat und mir war aus dem weiteren Verlauf auch klar, dass er das Studium der Medizin nie abgeschlossen hat. Aber vllt achtet man da ja mehr drauf, wenn‘s die eig. Fachrichtung ist...
 
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Er hatte durchaus einen Abschluss. Zwar nicht promoviert, aber diplomiert. Das ist sehr wichtig. Habe ich das im Buch überlesen (wollen?). Falls es nicht drin steht, ist das ein echtes Versäumnis!!!
...ich habe mich auch durchweg gefragt, ob er einen Abschluss hatte. Und konnte die Frage auch nur durch Google-Recherche beantworten. Danke Google! Dass er nicht promoviert war, war klar. Es wurde ja ausführlich beschrieben, dass seine Dissertation immer wieder abgelehnt wurde und er sie dann auf eigene Faust herausgebracht hat...
 

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Das habe ich auch gedacht. Zuerst. und dann sagt sie als sie das Auto zu Schrott fährt, dass ihr das auch nicht geholfen hat, zu vergessen, dass sie nicht hier sein will.
Solche Brüche gibt es öfters im Buch; sie irritieren.
Das war doch kein Bruch. Der Leser hat ihr das abgenommen, dass sie glücklich war. Er ist darauf reingefallen wie sie selbst. Hier wird der Prozess der Verdrängung wundervoll beschrieben. Hätte sie es von Vornherein bemerkt und hätten wir es von Vornherein bemerkt (dass Auto und Reisen nur Ablenkung waren), dann wäre es ja kein ubw Prozess gewesen... also: gelungen!
 

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Zeichen der Zerissenheit
Ich denke nicht, dass sie „wirklich“, d. h. auf ein und derselben Ebene „zerrissen“ ist, denn dann gäbe es auf bewusster Ebene oder auf unbewusster Ebene zwei einander widersprechende Tendenzen. Zerrissenheit im psychoanalytischen Sinn bezieht sich immer auf eine Ambivalenz auf ein und derselben Ebene. Oder darauf, dass der Verstand in die eine Richtung will und das Gefühl in die andere.


Ich glaube, dass sie in ihrer Haltung ganz klar ist: Sie will wieder nach Hause. Sie hat es satt. Um diese Gefühle mit der Realität in den USA in Einklang bringen zu können, muss sie sie aus dem Bewusstsein verdrängen. Das ist ihr bis zu dem Unfall gelungen.

Aber das war jetzt vllt Wortklauberei und Fachsimpelei... das passiert, wenn man im Toskana-Urlaub geistig nicht ausgelastet ist:D:D:D
 

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Die FAKTEN belegen ja, dass Oberth ein fähiger Wissenschaftler war. Die FIKTION zeigt ihn mir aber als gescheitertes, abgehängtes Genie. Diesen Bruch kann ich nicht recht nachvollziehen.
...auch das sehe ich nicht als Bruch. In den Fakten wird ja nur auf die objektiven Leistungen, Errungenschaften und Erfolge eingegangen. Im Roman aber auch auf den Menschen dahinter. Auf seine defizitäre zwischenmenschliche Kompetenz, emotionale Intelligenz und Alltagsuntauglichkeit... vllt meinst Du mit „Bruch“ Widerspruch. Ja, er ist ein ausgeprägt widersprüchlicher Mensch. Hochbegabte eben. Aber welcher Mensch ist ohne Widersprüche?
 

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Also, ich bitte dich. Ein wenig Humor muss man schon abkönnen. Als Autor steht man mindestens mit einem Bein in der Öffentlichkeit.
...es ist doch aus Geschriebenem noch viel schwieriger als aus Gesagtem, Humor herauszuhören. Und wer weiß schon, ob der Adressat den gleichen Humor hat? Schwierige und heikle Sache...und hinter Ironie steckt ja schon die eigene Meinung, mit der man andere konsternieren kann, was in so einer Leserunde nicht passieren sollte.
 
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Da haben Sie eine dramaturgische Verdichtung aufgetan. Der historische Hermann Oberth ging laut Biograph im Herbst 1913 für ein Medizinstudium nach München (nicht wie bei Wikipedia schon 1912), bevor dann im folgenden Sommer der Erste Weltkrieg ausbrach. Die Romanfigur Hermann verlässt Siebenbürgen erst, nachdem Sie sich vom Vater emanzipiert hat, und bricht dann in eine neue Welt auf.


Oberth ging nach der Enttäuschung in Deutschland zurück nach Siebenbürgen/Rumänien und schloss dort an der Universität Klausenburg sein Studium ab. Als Diplomarbeit reichte er die abgelehnte Dissertation ein. Andere Prüfungsfächer waren Mathematik, Pädagogik, Rumänisch und Deutsch. Es war der Start für seine Lehrerlaufbahn und nach den "verschenkten" Jahren in Deutschland vermutlich auch eine Vernunftsentscheidung.





Ich habe seit Erscheinen des Romans sehr unterschiedliche Lesarten dieser Figur wahrgenommen, was ich unheimlich spannend finde. Vor allem im zweiten Teil des Romans sind bestimmte Szenen auch bewusst nicht psychologisiert, sondern werden nur ausgestellt. Dabei bleiben Widersprüche natürlich offen stehen.

Ich persönlich empfinde Oberth vor allem als eine tragische Figur, das Scheitern ist zentral in seinem Leben. Auch wenn er die Grundlagen für die Raketenwissenschaft mit gelegt hat (was sich dann in den Auszeichnungen im Alter auch widerspiegelt), ist ihm das, was er sich eigentlich immer gewünscht hat, nicht gelungen: Die Rakete zu bauen. Erst wurde er nicht ernst genommen, später sind andere (von Braun) an ihm vorbeigezogen. Dazu ist auch sehr fraglich, ob Oberth mit seinem Naturell überhaupt in der Lage gewesen wäre, eine solche Unternehmung zu stemmen. Dass er aber trotz aller Enttäuschungen und Rückschläge so beharrlich an seiner Idee festhält, damit auch Verwerfungen auslöst privat wie gesellschaftlich, zeigt wie getrieben dieser Utopist war. Er ist ein Mensch, der nach etwas greift, das er nicht erreichen kann.


Ein Zeitgenosse hat ihn 1924 auf einem Naturforscherkongress in Innsbruck erlebt und später u.a. geschrieben: Oberth "war der schüchternste Mensch, den man sich nur denken konnte."
Danke für die Erläuterungen!
 

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Schade, dass man das so im Buch nicht schreiben konnte; es hätte natürlich nichts ins Konzept gepasst.
Danke für diese Ausführungen, sie erhellen in der Tat Vieles.
...genau das konnte man doch aus dem Buch herauslesen. Wäre es in dieser Form drin gestanden, hätte Daniel Mellem den Eindruck erweckt, er traut uns keine Interpretationsfähigkeit zu.
 
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vllt meinst Du mit „Bruch“ Widerspruch. Ja, er ist ein ausgeprägt widersprüchlicher Mensch.
Ja. Das meine ich einerseits schon. Mir ist auch die Hochbegabung einleuchtend. Jedoch erscheint mir die Tölpelhaftigkeit, Lebensuntauglich- und Empathielosigkeit im Vergleich zu seinen geistigen Errungenschaften zu drastisch. Ich kriege diese zwei Seiten nicht unter eine Haube. Das fängt mit der Hochzeitsnacht an und hört beim Kinderdrachen auf. Diese Kleinigkeiten finde ich einfach nicht stimmig und übertrieben.
Und ihr kennt mich: ich kann über so etwas nicht lachen. Falls es dem Witz förderlich sein sollte, kam es nicht bei mir als Leserin an ;)