4. Leseabschnitt: 1934 (Seite 125- 249)

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.438
49.860
49
Wir diskutieren 4. Leseabschnitt: 1934 (Seite 125 - 249)
 
Zuletzt bearbeitet:

Yolande

Bekanntes Mitglied
13. Februar 2020
1.797
6.587
49
Hei, jetzt wird es aber eine wilde Geschichte.
Everett hat Willow also im Wald gefunden und schlägt sich jetzt mit ihr durch, wohin wird nicht so ganz klar. Er kümmert sich ganz rührend um das Kind, aber es wird deutlich, dass der Autor entweder keine kleinen Kinder hat oder sich nicht um Realität bemüht. So ein Neugeborenes, das nie schreit und keinen Hunger hat, sich mit einem in Brombeermarmeldae (!) getauchten Finger für Stunden zufrieden gibt, ist mir noch nicht untergekommen.
Dann ist die Frage was Euphemia in den Wald getrieben hat. Sie war doch offensichtlich die ganze Zeit ganz zufrieden mit dem Arrangement, warum rennt sie jetzt in den Wald, riskiert dass ihr Kind stirbt, anstatt es in einem reichen Haushalt aufziehen zu lassen. Gut, viele Frauen möchten ihre neugeborenen Kinder dann doch nicht weggeben, wenn sie sie erst einmal im Arm hatten, aber es dann in der Wildnis an einen Baum zu hängen, ist schon krass.
Und Harris ist also homosexuell, auch noch. Ich habe das Gefühl, der Autor will hier alles abdecken, was an Problemfällen möglich ist.
Das Buch liest sich gut, keine Frage und es ist auch einigermaßen spannend, aber dieser 1934er Abschnitt ist mir gerade etwas zuviel des Guten :confused:
 
Zuletzt bearbeitet:

Querleserin

Bekanntes Mitglied
30. Dezember 2015
4.048
11.071
49
50
Wadern
querleserin.blogspot.com
@Yolande: Ich fand es gerade ziemlich spannend. Deine Kritik, es sei zu viel des Guten kann ich nachvollziehen. Es ist schon eine geballte Ladung an Problemen, mit der wir konfrontiert werden. Und auch Zufälle sind am Werk.
Andererseits will ich aber auch nicht ständig lesen, wie Willow schreit ;) Es wird durchaus deutlich, dass Everett mit dem Säugling zu „kämpfen“ hat. Und wer weiß, ob Euphemia nicht eine Seite an Mr Holt kennt, die ihr Angst macht und daher hat sie entschlossen, ihm das Kind nicht zu überlassen. Dass Harris homosexuell ist, finde ich aufgrund der Zeit, in der er lebt, sehr interessant. Er muss es geheimgehalten, trotz seines Reichtums. Mir hat besonders gut gefallen, dass wir abwechselnd von den Brüdern lesen.
 

Yolande

Bekanntes Mitglied
13. Februar 2020
1.797
6.587
49
Und wer weiß, ob Euphemia nicht eine Seite an Mr Holt kennt, die ihr Angst macht und daher hat sie entschlossen, ihm das Kind nicht zu überlassen.
Lomax hat ja über die blauen Flecken berichtet, die Holts "Mädchen" hatten. Holt ist mit Sicherheit ein übler Geselle, aber das wusste sie schon die ganze Zeit, da hätte sie sich vielleicht ja auch noch schwanger davonmachen können und nicht erst im Wochenbett.
 

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.438
49.860
49
Ich habe den Abschnitt nun auch beendet. Ja, es liest sich gut. Aber Warum-Fragen sind kaum erwünscht... Einige Wendungen sind schon sehr kurios und Vater Zufall hat viel zu tun.

Trotzdem bin ich nicht verschreckt, weil der Sprachstil ansprechend ist. Morgen fasse ich meine Gedanken zusammen:).
 

Wandablue

Bekanntes Mitglied
18. September 2019
9.598
21.851
49
Brandenburg
Habe ich schon überbordende Vergleiche gesagt?? "Seine Augen sehen aus als seien sie herausgekratzt, in Schweineschmalz gebraten und wieder in die Höhlen gedrückt worden".

Bestimmt sagt die LR wieder, das sei künstlerische Freiheit und gaaar nicht schlimm.

Noch eins: Er kämpft so lange wie möglich gegen das Ausatmen an, während ihm göttliche Glocken in den Ohren klingen und seine Wirbelsäule in Genugtuung badet."

Bestimmt sagt die LR wieder, das sei künstlerische Freiheit und gaaar nicht schlimm.

Hilfe, meine Zehennägel kräuseln sich ...
Aber ich bin gaaaanz ruhig: OMMMMMmmmmmm

Es krabbeln "phosphoreszierende Käfer der Erleichterung durch seinen Körper".
Ommmmmm
 

Wandablue

Bekanntes Mitglied
18. September 2019
9.598
21.851
49
Brandenburg
Nein, das nicht, aber ich finde, es hört sich einfach an mit einem Neugeborenen mal eben so auf einem Güterzug mitzufahren, und das ist es definitiv nich

Sie kriegt am Anfang auch wenig zu essen. Die ganzen Szenen mit dem Baby sind hahnebüchen *händeringaugenverdrehverzweifeltschluchz*. Wie sollen wir das bewerten? Nicht einmal Frau Pilcher würde so elendigliche Szenen schreiben. Bitte lasst mich nicht mit solchen Autoren allein in einem Zimmer ;-). Ich würde schreckliche Sachen sagen ....
 
Zuletzt bearbeitet:

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.438
49.860
49
@Wandablue
Du hast in allem Recht, was du aufführst. Über die Metaphern bin ich auch gestolpert. Sie sind übertrieben, aber auch irgendwie kreativ. Die ganze Geschichte hat irreale, manchmal märchenhafte Elemente in sich. Die sterbende Frau, die ihr Kind an einen Baum hängt und dann einen Baum umarmt...Würde sie nicht ihr Kind wärmen und herzen? Wie die Leute alle den Wald und einzelne Bäume erschnuppern können?! Die ganze Flucht- eine Räuberpistole!

Trotzdem bin ich noch dabei. Meine "Abwehr" ist noch nicht geweckt. Insgesamt empfinde ich den Stil keineswegs Pilcher- mäßig. Ich lese das Buch recht gern und bin gespannt, was noch kommt. Wenn es aber so weitergeht, kann es sein, dass der Autor auch mich verliert ( Was ihm völlig egal sein dürfte ;))
 
  • Stimme zu
Reaktionen: Querleserin

Wandablue

Bekanntes Mitglied
18. September 2019
9.598
21.851
49
Brandenburg
Zur Hexe (und allen, die da noch kommen):
Es ist nicht pilchermässig vom Stil her, aber die Konstruktion mit dem Baby ist schon aberwitzig.

Es ist aber tatsächlich so, dass der Autor mir das so unverschämt dreist und "ernst" auftischt und dabei trotdem einen ungeheuren Lesefluss erzeugt, dass ich schon mehr als einen Stern zücken werden. Aber von den fünfen ist auch bei der Unterhaltung/Dystopie einer weg. Soviel ist mal sicher.
Märchenhaft? Na ja, darüber könnte ich mal nachsinnen. Fantasyelemente vllt.
 
  • Stimme zu
  • Like
Reaktionen: SuPro und MRO1975

Yolande

Bekanntes Mitglied
13. Februar 2020
1.797
6.587
49
Zur Hexe (und allen, die da noch kommen):
Es ist nicht pilchermässig vom Stil her, aber die Konstruktion mit dem Baby ist schon aberwitzig.

Es ist aber tatsächlich so, dass der Autor mir das so unverschämt dreist und "ernst" auftischt und dabei trotdem einen ungeheuren Lesefluss erzeugt, dass ich schon mehr als einen Stern zücken werden. Aber von den fünfen ist auch bei der Unterhaltung/Dystopie einer weg. Soviel ist mal sicher.
Märchenhaft? Na ja, darüber könnte ich mal nachsinnen. Fantasyelemente vllt.
Fantasy ist es definitv nicht und ich denke auch nicht dass es märchenhaft gemeint ist. Mit ist schon öfter aufgefallen, dass sich viele Leser mit den selbst aberwitzigsten Zufällen arrangieren können. Ich verdrehe die Augen und die anderen sagen: "Ist doch okay, finde ich nicht so schlimm". Ich kann Dich also gut verstehen, liebe Wanda :). Für mich ist das Buch gerade hart an der Grenze, ich lese es bis jetzt noch gern, bin aber schon in Habachtstellung gegangen o_O.
 

RuLeka

Bekanntes Mitglied
30. Januar 2018
6.523
24.522
49
66
Meine Begeisterung hat auch nachgelassen. Es liest sich zwar gut weg, aber dieser Abschnitt hat schon viel Kolportagehaftes. Die Geschehnisse sind unglaubwürdig und die Figuren leider auch. Schade! Ich lese eigentlich gerne Familiengeschichten über mehrere Generationen und der ökologische Aspekt gefällt mir auch.
Die Situation der Zwischenkriegszeit, die Jahre der Depression werden gut eingefangen. Doch die Story mit dem Baby, die Suche nach dem Tagebuch sind wie aus einem schlechten Krimi.
 

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.438
49.860
49
Ich möchte trotzdem noch die mir wichtigen Inhalte zusammenfassen:

Everett und Harris wurden uns als Brüder vorgestellt. Sind sie wirklich leibliche Brüder? Als Kinder und Jugendliche stromerten sie zusammen durch den Wald. Irgendwann entschloss sich Harris, diesen zu vernichten. Aus beiden Perspektiven wird von einem großen Verrat gesprochen, den der eine am anderen begangen haben soll. Dazu sollten wir noch genaueres erfahren. Auf Seite 249 nun Harris dazu "... beginnt er damit, wie sie Brüder wurden und wie sie als Holzfäller begannen, und spinnt die Erzählung von dort aus fort."
Also sind sie keine leiblichen Brüder, sondern Blutsbrüder oder Ähnliches?! Dafür sprechen würde auch, dass Harris offensichtlich gebildet ist und Bücher liest, während Everett nicht einmal einfache Dinge lesen KANN (!). Auf S. 230 der Hinweis, dass sie Waisen waren und deshalb gehänselt wurden (auch Anlehnung aus einem Märchen;))

Dieser Mr. Holt ist ein Schurke, wie er im Buche steht: rücksichtslos, gewalttätig, menschenverachtend, erpresserisch,... Familienvater Lomax spielt mehr und mehr in dieser Liga mit. Dieses seltsame Rückenleiden..., Opiumrausch... Dass er in seiner prekären Lage erste Klasse fährt und das teure Hotelzimmer mietet - sehr unglaubwürdig (wie so vieles).

Aufklärung bezüglich der Blindheit Harris´: Mit 16 Jahren ließ das Augenlicht allmählich nach. Demnach kein Unfall (S. 166)

Mit märchenhaft (@Yolande) meine ich nur vereinzelte Motive. Der Tod der jungen Frau erinnerte mich spontan an das Mädchen mit den Schwefelhölzern. Bei diesem Gnom, dem Everett das Baby zunächst überlassen hat, an Rumpelstilzchen. Dann diese übersinnlichen Fähigkeiten in Bezug auf den Wald - den Harris gewaltsam vernichtet (man denke an das Feuer!). Das kinderlose Ehepaar, das Mann und Kind zunächst offen aufnimmt,...

Auf S. 185 wurde mir wieder die Wahrheit vor Augen geführt: "Die Yankees haben kein gutes Holz mehr...". Das, was wir heute einem Land wie Brasilien vorwerfen, haben wir selber vor 100 und mehr Jahren aggressiv betrieben: Uns die Wälder zum Untertan gemacht und abgeholzt für verschiedene Zwecke.

Seite 201: Harris erkennt in Feys Stimme den Klang eines Cellos. Autsch! Hier wird eine Verbindung zu Liams Mutter, der Bratschistin, geschaffen - sehr weit hergeholt! (Vielleicht aber auch nicht gewollt, mich sprang es an)

Die ganzen Unwahrscheinlichkeiten möchte ich nicht aufzählen. Da ist vieles an den Haaren herbei erzählt.
 

RuLeka

Bekanntes Mitglied
30. Januar 2018
6.523
24.522
49
66
Was kommt da noch? Es gab nie einen Everett Greenwood beim Militär? Doch das Photo eines Soldaten zeigt Everett. Ist dieser stellvertretend für Harris in den Krieg gezogen?
 

RuLeka

Bekanntes Mitglied
30. Januar 2018
6.523
24.522
49
66
Ich vermute mal, Willow ist weder die Tochter von Harris, noch die von Everett, sondern das Baby aus dem Wald, die Tochter von dem Ekel Holt. Da Everett im Gefängnis landet ( warum weiß ich noch nicht, das bisher dürfte nicht für eine so lange Strafe gesorgt haben), zieht Harris das Mädchen auf.
 

Querleserin

Bekanntes Mitglied
30. Dezember 2015
4.048
11.071
49
50
Wadern
querleserin.blogspot.com
Mit den Zufällen habt ihr Recht, das ist manches zu viel und konstruiert.
Die Zeit der Weltwirtschaftskrise erscheint dagegen real und es gibt einige Parallelen zu der Welt, wie sie 2038 erscheint - die Verzweiflung, der Staub, die Zerstörung.
Für mich entscheidend ist, dass ich trotz der Unwahrscheinlichkeiten gerne weiterlese, weil ich wissen möchte, wie alle diese Fäden letztlich zusammenlaufen. Kreative Metaphern, auch das stimmt, doch auch sie hindern meinen Lesefluss nicht.
Die Vergleiche mit dem Wald, die Verbundenheit einzelner Personen mit den Bäumen gefallen mir nach wie vor sehr gut.