4. Abschnitt - Kapitel 31 - 38

Mikka Liest

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14. Februar 2015
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Hilter am Teutoburger Wald
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@Yolande

Eigentlich würde ich dir normalerweise zustimmen, dass das Buch thematisch überfrachtet ist, aber für mich passt es hier irgendwie... Ich habe immer das Gefühl, dass alles zusammengehört und dass ich nur noch nicht weiß, wie.

@Bibliomarie

Es muss vielen Widerständlern nach jedem Krieg so ergehen, dass sie verbittert mit ansehen müssen, wie manche Leute sich durch alles durchmanövrieren, als hätten sie nie Unrecht begangen...

Mein norwegischer Großonkel, der während der deutschen Besatzung Norwegens im Widerstand war und später nach Schweden flüchten musste, hat sich nach dem Krieg wohl sehr schwer damit getan, diesen Groll hinter sich zu lassen. (Ein Grund, warum ich ihn nie persönlich kennengelernt habe.)

Ich denke, Rosa wurde wahrscheinlich von dem Mann verraten, den Siem die ganze Zeit jagt.

@Sassenach123

Ich kann ihn auch nicht verurteilen, das sind so unzählig viele Graustufen...

Irgendwie würde es mich nicht wundern, wenn zu der Zeit viele angeblich ausgewandert wären, nur um dann stattdessen stillschweigend irgendwo ein neues Leben anzufangen. Obwohl, dazu müssten sie ja Tickets nach Amerika buchen, um das glaubhaft zu machen, und die waren doch schweineteuer!

Mein Großvater hatte Anfang der 60er die Schulden immer noch nicht komplett abbezahlt, die er nach Kriegsende aufgenommen hatte, um die Überfahrt nach Amerika bezahlen zu können. (Aber vielleicht ist er ja auch auf einen Schuldenhai reingefallen, wer weiß. Und dann nahm er neue Schulden für Tickets nach Deutschland auf, weil es ihm in Amerika nicht gefiel...)

@Amena25

Ich glaube auch, Coburg hat es provoziert, als hätte er gehofft, so an mehr Informationen zu kommen.

@kingofmusic

Stimmt, mir fällt es auch schwer, Mitleid mit jemandem zu empfinden, der sich seelenruhig angehört hat, wie Kinder verzweifelt an die Wände hämmern und immer leiser werden...

@Sassenach123

Es gibt Menschen, die nicht laut werden, wenn sie richtig hasserfüllt wütend sind, sondern ganz leise und eiskalt. Ich glaube, Coburg ist so einer.

@claudi-1963

Was der Polizist da machte, war einwandfrei Folter.

Ich glaube, hier läuft einfach alles zusammen und die Vorkommnisse im Heim lassen sich von der Zeitgeschichte gar nicht trennen.

Die Frage, ob Coburg verurteilt gehört oder nicht, finde ich ganz schwierig. Wie weit darf ein Widerständler gehen?

@Barbara62

Siem war ganz klar ein Bauernopfer – Ashoff hat ihn bewusst eingesetzt, um von sich abzulenken.

Ich könnte mir schon vorstellen, dass es in den Gefängnissen der Zeit so zuging. Ehrlich gesagt bin ich mir nicht mal sicher, ob es nicht vielerorts immer noch sehr willkürlich zugeht, wenn keine Kamera aufzeichnet...

Ich hatte das Gefühl, dass Siem am Anfang eher "aus Versehen" im Widerstand gelandet ist, dass aber später auch Überzeugung dazukam. Zum Beispiel glaube ich schon, dass ihm die vergasten Kinder nicht egal sind.
 

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Es ist seltsam, aber mich berührt es viel weniger, als die Themen es erwarten lassen. Durch die enorme Vielzahl geht es nirgends in die Tiefe und kaum lässt man sich auf eine Sache ein, kommt auch schon die nächste. An mir rauscht das Buch somit eher vorbei und das empfinde ich als ausgesprochen schade.
Sehr interessant. Mich lässt das Buch komischerweise auch 2 Tage, nachdem ich es beendet habe, nicht wirklich los. Gerade die Sache mit den Kindern geht (thematisch) ziemlich tief - so empfinde ich es derzeit. Aber Bücher müssen auch nicht bei jedem die gleichen Emotionen etc. auslösen - also alles gut, liebe @Barbara62 :cool:.
 
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ulrikerabe

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Coburg hat mit seiner Entdeckung das Franko alias Damianus angeblich nach NewYork gereist ist, ein wichtiges Detail herhausgefunden. Nur wie passt das zusammen? Warum ist er nie in den Staaten angekommen, sondern ins Kloster gegangen? Oder ist jemand anders für ihn ausgewandert, während dessen er nun ein neues Leben als Mönch führt?
oder jemand namens Gradus Franko ist tatsächlich ausgewandert und Damianus hat sich diesen Namen angeeignet.... Jedenfalls hat der Mönch mächtig viel zu verbergen.
 

ulrikerabe

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14. August 2017
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Es ist seltsam, aber mich berührt es viel weniger, als die Themen es erwarten lassen. Durch die enorme Vielzahl geht es nirgends in die Tiefe und kaum lässt man sich auf eine Sache ein, kommt auch schon die nächste. An mir rauscht das Buch somit eher vorbei und das empfinde ich als ausgesprochen schade.
Ich habe mich jetzt schon mal damit arrangiert, dass es kein Kriminalroman ist. Aber du hast recht und ich sehe es ebenso, dass zu viele Themen angerissen werden aber keines tief geht. Ich habe ein bisschen das Gefühle, dass hier kein Kunststück probiert wurde und das Buch einfach den Durchschnittsgeschmack treffen soll, daher auch die Publizierung als Krimi.
Deswegen vielleicht auch das Pseudonym des Autors, damit er sich von seinen üblichen Thrillern abhebt, der ja zumindest in den Niederlanden bekannt und preisgekrönt sein soll. (Auf deutsch finde ich keine Ausgaben..)

Dann stelle ich mir auch die Metafrage, warum ein Pseudonym dann sofort aufgedeckt wird.

und dann noch Felix... Mönche nehmen nach ihrem Eintritt ins Kloster doch auch einen neuen Namen an. Also gleich zweimal Felix! In einem Buch, in dem so gar niemand glücklich ist.

Ich seh' schon, ich beschäftige mich wieder mit viel drumherum :D
 
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Barbara62

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Dann stelle ich mir auch die Metafrage, warum ein Pseudonym dann sofort aufgedeckt wird.
Manche Verlage verlangen von ihren Autoren, dass sie zusätzlich Bücher unter Pseudonym schreiben und lüften dieses zugleich. Ich kenne Beispiele bei Piper und bei Random House. Ich habe keine Ahnung, warum, und eine Vertreterin von Random House, die ich vor kurzem danach gefragt habe, hatte auch keine Antwort darauf.
 

parden

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Ich habe mich jetzt schon mal damit arrangiert, dass es kein Kriminalroman ist. Aber du hast recht und ich sehe es ebenso, dass zu viele Themen angerissen werden aber keines tief geht. Ich habe ein bisschen das Gefühle, dass hier kein Kunststück probiert wurde und das Buch einfach den Durchschnittsgeschmack treffen soll, daher auch die Publizierung als Krimi.
So ähnlich sind meine Gedanken zum Buch auch. Einmal akzeptiert, dass es sich hier nicht um einen Krimi handelt, rege ich mich beim Lesen schon viel weniger auf. Auch glaube ich, dass die Geschehnisse im Kloster nicht losgelöst gesehen werden können von der Zeitgeschichte, die der Autor hier in epischen Schreckensbildern vor uns ausbreitet. Die Vielzahl der angerissenen Themen allerdings lässt auch bei mir kaum Betroffenheit aufkommen, und zu Coburg bleibt eine unüberbrückbare Distanz. Deshalb nimmt mich der Roman nicht sonderlich mit, auch wenn der Autor intensiv in der Kloake menschlicher Abgründe herumrührt. Das Geschehen langweilt mich nicht direkt, aber ich bleibe hier die ganze Zeit außen vor, auch wenn ich weiß, dass Gleichgültigkeit solchen Themen gegenüber nicht angebracht ist.