4. Abschnitt. Kap. 11 Blindgänger - einschl. Kap. 13 Jesus

Literaturhexle

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Die Autorin beschreibt ihr eigenes Werk, oder? Wir lesen Kenjis Erzählband ;)
Ja, liebe Querleserin: Sowas siehst du wieder! Wäre an mir vorbei gegangen, aber die Parallelen sind deutlich;)
Die beiden Anhalter fand ich übrigens ziemlich gruselig. Ich glaube, ich hätte sofort gestoppt und sie rausgeschmissen. Nein, ich hätte sie von vornherein gar nicht mitgenommen, weil ich vielmzu viel Panik genau vor solchen Situationen hätte.
Mir sahen sie auch zu abgerissen aus. Als sie dann auch noch anfingen, Grusel zu verbreiten, war ich froh, dass wir als Leser bereits wussten, dass Sarah gut bei ihrer Familie angekommen war...
Keine Geschichte in Kenjis Erzählband zu bekommen zeigt seine Wichtigkeit für Kenji
Hm. Das interpretiert Basil ja falsch. Er hat keine Geschichte bekommen, weil die Wunde noch zu tief war, die Lucy und Basil gerissen hatten. Mit einem Schlag hatte er Freundin und besten Freund verloren. Das schien er ja anfangs nicht verwunden zu haben. Dafür bekommen die beiden in seinem Roman eine Hauptrolle. Ob das eine Freude sein wird, das wird sich allerdings noch zeigen!
Sie äußert hier nicht, nicht kommen zu wollen. Alles eine Erfindung von Polly, ihrer Schwester? Heftig! G
Das verstehe ich zumindest genau so. Die beiden sind sich ja nicht grün. Polly versucht bewusst, die Schwester auszuboten. Am Kranken-/Sterbebett des Vaters ist das natürlich untragbar!!!
Hier fand ich die Betrachtungen über die Alten und die Jungen interessant. Ist das wirklich so? Betrachten die Alten immer die Jungen und die Jungen nie die Alten? Ich würde hier gern noch eine Mittelstufe einfügen wollen, die Mittelalten. ;) Die ganz Jungen denken nicht an den Tod, leben ihr Leben, leben mehr im Jetzt und in der Zukunft, die Vergangenheit wird etwas verdrängt. Wenn man reifer wird und der Tod nicht mehr so ganz weit weg ist, schaut man auf die Alten und auf die Jungen. Und die Alten schauen natürlich mehr auf die Jungen, ja. ...
Diese Sätze habe ich mir auch dick markiert. Da ist soviel Wahres, Menschliches in diesem Buch enthalten! Deine Ergänzungen über das Mittelalter (dem auch ich mich zugehörig fühle) kann ich nur bestätigen.
Sobald man mit der Endlichkeit des Lebens konfrontiert wird, indem Wegbegleiter wie Eltern, Tanten, Onkel etc. wegsterben, bekommt man eine neue Sicht. Schön fand ich auch (Basils? Sauls?) Gedanken, dass, wenn die Eltern sterben, man seinen bedingungslosen Rückhalt verliert (oder so ähnlich). Auch das stimmt. Zu seinen Eltern könnte man bei Schiffbruch jederzeit zurück - bis sie eben nicht mehr da sind.

Die Autorin muss eine sehr gute Beobachterin sein. Wahrscheinlich bekommen ihre Verwandten/Freunde Szenen in diesem Buch, wie @RuLeka schon bemerkte.
 
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Literaturhexle

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Die Figur Basil ist interessant. Er fühlt sich noch nicht angekommen, er hat nach eigener Ansicht "nichts vorzuweisen". Gleichzeitig empfindet er ein unverhofftes Glück, dass ihm die Chance auf einen Neuanfang gibt. Dennoch fährt er relativ früh zurück nach San Francisco - wo er ja das Gefühl hatte, dass er seinen Arbeitsplatz bei Rückkehr nicht mehr vorfinden würde.
Dass Basil einen Freund (Sergio) hat, wird nur kurz von Lucy erwähnt vor seiner Abreise. Kenji muss eine Art unerfüllte Jugendliebe gewesen sein. Die Szene an Kenjis Elternhaus war wunderbar beschrieben: warmherzig, ohne kitschig zu sein.
 

ulrikerabe

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Ich finde, dass die Geschichte Freund der Schlüssel zu dem ganzen Buch bislang ist. In so vielen Geschichten kreuzen wir Kenjis Leben, sein Buch, seine Beziehung zu Lucy und Basil. Hier laufen einige Fäden zusammen.

Basil und Kenji waren als Kinder die besten Freunde. Ob Basil tatsächlich in Kenji auch verliebt war, stellt sich für mich nicht ganz klar heraus. Ob er wegegangen ist, weil er sich verliebt hat oder weil er Sorge hatte sich zu verlieben. Die Sehnsucht nach dem Freund ist jedenfalls geblieben.
Der Verlust einer Freundschaft schmerzt oft ganz genauso wie Liebeskummer.

Und es geht hier nicht nur um Freundschaft, auch ganz stark um Familie, und den Zusammenhalt.
"Wir haben alle Angst....Und wir sind trotzdem hier. Weil das eben auch Familie ist: dass man nicht allein ist mit seiner Angst.
 
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Hm. Das interpretiert Basil ja falsch. Er hat keine Geschichte bekommen, weil die Wunde noch zu tief war, die Lucy und Basil gerissen hatten. Mit einem Schlag hatte er Freundin und besten Freund verloren. Das schien er ja anfangs nicht verwunden zu haben. Dafür bekommen die beiden in seinem Roman eine Hauptrolle. Ob das eine Freude sein wird, das wird sich allerdings noch zeigen!

Das kann man auch so sehen. Ja. Für mich ist Kenji irgendwie eine recht gefühllose Person. Wenn ihn der Weggang der beiden Freunde gestört hat, dann war das in meinen Augen nur das Gehen bzw das Sitzenlassen der eigenen Person. Die von allen anderen Erdenbewohnern gefälligst auf Händen zu tragen ist! Ich finde Kenji zutiefst unsympathisch, wie man sicher unschwer bemerkt. ;)
 
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Literaturhexle

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dann war das in meinen Augen nur das Gehen bzw das Sitzenlassen der eigenen Person.
Nein. Definitiv war es mehr. Auf Seite 344 oben bezeichnet er den Verlust der beiden als "bodenlosen Abgrund, der sich vor ihm aufgetan hatte, als er beides verlor". Das Schreiben scheint seine Therapie zu sein.
 

Wandablue

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Das kenne ich auch. Obwohl ich selbst über 60 bin, werde ich manchmal im Umgang mit meinen Eltern wieder zum Kind. Weniger in dem, was ich tue, da vertauschen sich mittlerweile die Rollen, sondern auf meiner Gefühlsebene. Da kommen manchmal alte Kränkungen oder auch Schuldgefühle wieder hoch.

Nur weise Eltern - und die gibt es! behandeln ihre erwachsenen Kinder als Erwachsene!

Die, die etwas emotionaler sind und egozentrischer (muss man leider sagen), für die bleibt das Kind immer das Kind - selbst wenn es schon Opa ist. Das finde ich immer sehr krass!!
 

Wandablue

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Duschen hilft Gedanken sortieren.
Also will ich doch versuchen, Stellung zu nehmen, warum ich in die allgemeine Zustimmung nicht einstimmen kann. Oder will. Vor allem nicht will.
Resümee vorweg: Mingels ist keine gute Erzählerin. Ihr Buch ist wie eine Etüde. Man bewegt die Finger. Der Klang ist, äh, nebensächlich.

AhaEffekte sind mir zu wenig:
Dass man in jeder Geschichte Leute von anderen Kapiteln wiedertrifft, gibt zwar einen Aha-Effekt, aber einen müden. So what? Man kriegt wieder nur einen Splitter von deren Leben mit.

Keine Charakterentwicklung:
Der Roman krankt daran, dass er keine Charakterisierung zustande kriegt. Basil wäre dafür doch prädestiniert gewesen. Warum ihn nicht ein Leben führen zu lassen, seine Gedanken spiegeln? Dass seine Homosexualität so bisschen aufscheint, ist doch nur Effekthascherei. Keine Auseinandersetzung.

Und so ist es mit den anderen Figuren auch. Splitter und wenn man mag, gefällt es einem, dass man die Beziehungen untereinander allmählich sortiert bekommt, but so what? Es interessiert mich nicht.

Mingels geht ihren Figuren nicht nach, sondern stellt ein paar allgemeine Dinge dar und denkt, der Leser frisst es schon, wenn ich es nett schildere und ihm ein paar aha-Erlebnisse schenke. No. Das ist mir zu wenig.

Füllsel.
Dazu kommt in jedem Kapitel eine Menge Blaba.

Und wie sie die Leute schildert, weicht vom blödsinnigen, er hat dies an und sie hat das an und sie ist blond etc., also von diesem einfachen Schema nicht ab. Das lasse ich einem Abiturienten durchgehen. Aber keiner guten Autorin.

Man bindet die Beschreibungen ein in einen anderen Zweck. Wenn ich mal ein Bsp dafür finde, bei jemand anderem, dann erzähle ich euch davon. Ich kann das nicht nachmachen. Jedenfalls haben Beschreibungen nur dann eine weiteren Wert (ausser seiten zu füllen), wenn sie einen weiteren Mehrwert bringen.

x erfundenen Lebensläufe.
Und sie zeigt nix. Sie behauptet. But. Show it, don t tell it

Geschrieben ist das Ganze ja ganz nett, ich weiß nur nicht, warum ich mich für die geschilderten Leute interessieren sollte. Mir sind sie wurscht, weil die Autorin sie nicht aus der Beliebigkeit holt und sie auch nicht vertieft.

Noch was:
als ich die schöne Zusammenfassung oben gelesen habe, dachte ich: Mehr hätte ich eigentlich nicht gebraucht, denn mehr steht im Roman auch nicht drin.
 
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ulrikerabe

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Noch eine Querverbindung zur ersten Geschichte tut sich auf. Sarah nimmt auf dem Weg nach Hollyhock nimmt sie eine junge Tramperin mit, der Vater Liam Porter ist, jener Mann, mit der Amy (1.Kapitel) eine Affäre gehabt hat und der sich immer mit verheirateten Frauen einlässt, um sie zu verlassen, wenn es ernst wird (Wo stand das nochmal?o_O)
Saul sagt das über Liam in "Blindgänger", als er über seine Familie mütterlicherseits nachdenkt.
 

ulrikerabe

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Geschrieben ist das Ganze ja ganz nett, ich weiß nur nicht, warum ich mich für die geschilderten Leute interessieren sollte. Mir sind sie wurscht, weil die Autorin sie nicht aus der Beliebigkeit holt und sie auch nicht vertieft..

Be der Geschichte Jesus ging es mir so! Hier zerfranst sich das Band wieder, das mittlerweile zu einigen Figuren geknüpft wurde. Sarah, Claire, Chris, die die Tramper, da gab es nichts woran ich mich festhalten konnte.
 
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ulrikerabe

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In diesem Kapitel zeigt sich deutlich, dass eine Ehegeschichte immer zwei Lesarten hat. Sauls Erinnerung wirft einen ganz anderen Blick auf die Ehe. Er wirkte auf mich auch sympathischer als seine Frau.
Frag' Paare, wie sie sich kennengelernt haben und Ex-Paare, warum sie sich getrennt haben. Man wird nie zweimal dieselben Geschichten hören. :)
 

RuLeka

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Keine Charakterentwicklung:
Ja, dafür sind es definitiv zu viel Figuren. Aber das war auch nicht das Thema, ausführliche Charakterentwicklungen. Das war nur bei einigen wenigen etwas aufgezeigt, z.B. bei Nomi. Es ging Mingels in diesem Buch um Beziehungen, unterschiedliche Wahrnehmung. Das ist kein Entwicklungsroman.
Ob einem das gefällt oder nicht ist natürlich Geschmackssache.
 

Literaturhexle

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@Wandablue
Du hast von Anfang an mit den Erzählungen im Roman gehadert. Die anderen von dir aufgeführten Punkte empfinde ich einfach anders.... insofern kann ich deine Kritik nicht nachvollziehen.

Ich finde es aber toll, dass du versuchst, uns deinen Standpunkt zu verdeutlichen. Vielleicht finden sich ja noch Mitstreiter für deine Seite. Die Runde läuft noch ein bisschen ;)
 
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Querleserin

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30. Dezember 2015
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@Wandablue: Ich stimme @RuLeka zu, es ist kein Entwicklungsroman. Meines Erachtens will der Roman nicht darüber hinaus, Splitter zu zeigen, uns Ausschnitte aus dem Leben einiger Figuren zu zeigen, wobei wir einigen mehr von anderen weniger erfahren. Verbindendes Element bleibt für mich die Suche nach dem "entsetzlichen Glück", was genau genommen völlig banal ist, aber uns da abholt, wo wir selbst stehen. Auf der Suche nach dem Glück...
Ich finde der Roman ist gut erzählt und konstruiert, am Ende fallen die einzelnen Teile sogar teilweise zusammen, was mir persönlicher aber wichtiger ist, er hat mich berührt. Mich innehalten lassen, damit ich über einige Situationen nachdenke, z.B. über die subjektive Wahrnehmung. Das ist besonders deutlich geworden.
Auch an deinen Beiträgen ;) - auf dich hat der Roman nicht diese Wirkung gehabt, das ist deine subjektive Wahrheit.
Bei mir wird er gut abschneiden, weil er mir gut gefallen hat...
Gut, dass es unterschiedliche Sichtweisen gibt ;)
 

claudi-1963

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Ich musste ein Weilchen aussetzen, das Buch finde ich einfach anstrengend weil es so trostlose Geschichten gibt. Außer vielleicht die des Romantikers.
Der Blindgänger war jetzt für mich ok gewesen, es zeigt Aikos Vater nachdem er von Nomi verlassen wurde. Irgendwie hatte ich den Eindruck das er seine Ehe so ruhig hat schleifen lassen, wie seine Mutter. Er spricht ja davon das er seinem Vater immer ähnlicher wurde und einfach nichts gesagt hat. (Immer mehr werde ich im Laufe der Jahre wie mein Vater, der ihre Angriffe mit freundlichem Schweigen pariert hat.) Vielleicht war das auch so bei seiner Ehe mit Nomi so, vielleicht hätten sie mehr miteinander reden sollen? Seine elterliche Sicht hat mir gut gefallen, ich denke das er zu Aiko ein gutes Verhältnis hat. Vielleicht ist Aiko ihm sogar ähnlich? Ich an Sauls Stelle würde das Haus verkaufen, zu viele Erinnerungen an Nomi. Jedenfalls ist alles sicher nicht so wie Nomi ihrer Tochter erzählt hat. An der lauwarmen Existenz scheint wohl was dranzusein, wie ihn Kenji beschrieben hat. :)
 
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Renie

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Die Autorin beschreibt ihr eigenes Werk, oder? Wir lesen Kenjis Erzählband ;)
Ja, das nehme ich auch gerne an. Aber glaubt man @ulrikerabe liegen wir hier falsch.
Doch es wäre so schön gewesen ... ;)
Nicht ganz. Hat Aiko nicht erwähnt, dass in jedervon Kenjis Geschichten eine Person stirbt.
Du scheinst ein Gedächtnis wie ein Elefant zu haben ;) Ich kann mich partout nicht daran erinnern. Oder ich wollte es vergessen, weil mir die Idee von @Querleserin so gut gefällt. :D
 

Renie

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Die Anhalter fand ich höchst eigenartig. Was ermächtigt Menschen solche Behauptungen in einem Auto auszustoßen, dessen Fahrerin sie gerade mitgenommen hat? Wozu soll das gut sein? Ist das real? Das finde ich nicht. Denn eigentlich hätte jeder diese Leute nach so etwas wieder rausgeschmissen.
Die Verbindung von Leila zu Liam ist wieder höchst eigenartig, ob hier noch etwas kommt. ...
Ja, die Beiden Anhalter waren wirklich schräg. Und auch hier habe ihc mich gefragt, ob sie uns wiederbegegnen werden.