Rezension (4/5*) zu Winteraugen von Rebecca Wild

M

Mikka Liest

Gast

Die Autorin hat für dieses Buch eine wunderbare, bis ins feinste Detail durchdachte Märchenwelt erschaffen, die sie in lebendigen Worten vor dem Leser auferstehen lässt. Magier, Feen, verwunschene Wälder... Der Geschichte wohnt der zeitlose Zauber aller Märchen inne, dabei hat sie aber dennoch originelle Ideen zu bieten und liest sich frisch und modern.

Die wichtigsten Charaktere habe ich schnell ins Herz geschlossen. Schon nach wenigen Sätzen erwachten sie für mich zum Leben und wirkten unglaublich echt, als seien sie echte Menschen mit einer komplexen Vergangenheit.

Besonders Rae gefiel mir sehr, sehr gut. Sie ist frech, witzig, pfiffig und einfallsreich, und dabei auch noch mutig und loyal. Ich fand großartig, dass sie loszieht, um ihren Bruder zu retten - und nicht umgekehrt. Allerdings fand ich Rae in der zweiten Hälfte des Buches manchmal ein bisschen kindisch. Sie hört nicht zu, sie denkt nicht nach, sie trotzt und schmollt wie ein kleines Kind, und sie überschreitet mehr als einmal die Grenze zwischen mutig und leichtsinnig. Wenn sie North mal fünf Minuten zuhören würde, würde sich alles schnell und relativ problemlos klären lassen, aber neeeeein...

Dennoch mochte ich sie im Großen und Ganzen gerne, wenn auch in der ersten Hälfte mehr als in der zweiten.

Auch North hat mir sehr gut gefallen. Er ist mysteriös und wortkarg, dabei aber kein stereotypischer Bad Boy. Seine Hintergrundgeschichte fand ich sehr interessant, da würde ich gerne mehr drüber lesen! Auch die Liebesgeschichte zwischen Rae und North ist schön und romantisch geschrieben, auch wenn sie mir an manchen Stellen dann doch etwas schnell ging...

Die Geschichte ist sehr spannend, mit einem guten Tempo, und es gab für mich keine Längen. Allerdings fand ich etwas problematisch, dass Rae eigentlich nur gegen Probleme kämpft, die sie selber verursacht hat...

Manche Ereignisse waren in meinen Augen ein wenig vorhersehbar - aber in einer Art und Weise, die eigentlich gut zum Märchenhaften des Buches passt. In unzähligen Märchen wird dem Helden oder der Heldin gesagt: Du darfst in alle Zimmer, nur nicht in dieses. Du darf alles essen, nur nicht das. Und was passiert dann...? Es passiert genau das, was eigentlich nicht hätte passieren dürfen. Auch Rae tappt das ein oder andere Mal in diese Falle.

Der Schluss hat mich sehr verwirrt. War's das? Wirklich? Eine wichtige Sache bleibt unaufgeklärt, und das Ganze schreit nach einer Fortsetzung... Ich hoffe, es wird auch eine geben!

Der Schreibstil liest sich locker und unterhaltsam runter, mit einer guten Prise Humor. Ich fand ihn angenehm bildreich und lebendig; er ließ mich problemlos in die Welt des Buches eintauchen.

Fazit:
Eine zauberhafte Mischung aus Märchen und moderner Fantasy, mit einer frechen jungen Heldin aus dem Königreich des Sommers und einem widerwilligen Helden aus dem Königsreich des Winters. Die Geschichte ist originell und ansprechend geschrieben, und sie hat mich wunderbar unterhalten. Sie hat viel zu bieten: viel Spannung, viel Atmosphäre und eine schöne Liebesgeschichte.

Mikka Liest

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