Rezension (4/5*) zu Ein Kuss in den Highlands: Roman von Emily Bold

W

wal.li

Gast

Charlotte Finnegan hat eigentlich alles, sie lebt seit sechs Jahren in einer festen Beziehung mit dem wohlhabenden Francis, ihre Arbeit in einer Galerie ist fast wie erträumt und London ist der Place to be. Dennoch kommt ihr das Leben manchmal so vor, als ob sie es durch eine Glasscheibe betrachtet. So kann sie sich auch nicht von Herzen über die Verlobung mit Francis freuen, in die sie allerdings auch etwas hineingedrängt wird. Als plötzlich Charlottes einzige noch lebende Verwandte stirbt, ist dies die wenn auch sehr traurige Gelegenheit für Charlotte, darüber nachzudenken, ob sie dieses Leben wirklich so führen will. Zur Beisetzung ihrer Tante macht sich Charlotte auf in die Highlands zum Anwesen ihrer Tante, wo Matt Donelly, der Sohn des altes Gutsverwalters, die Arbeit seines Vaters übernommen hat. Matt, den sie schon als Mädchen kannte und der sie in den kalten Fluss gestoßen hat.

Charlotte ist nach dem Unfalltod ihrer Eltern, den sie auch nach sechs Jahren noch nicht völlig überwunden hat, sehr dankbar, dass ihr Verlobter sie unter seine Fittiche genommen hat. Auch wenn er sie manchmal bevormundet, glaubt sie, dass er der Richtige ist, weil er sie in ihren schwersten Tagen unterstützt und sich um sie gekümmert hat. Mit dem frischen Wind, den Matt in ihr Leben bringt, hat Charlotte nicht gerechnet. Gerade jetzt wo sie durch den Tod ihrer Tante emotional angeschlagen ist, kommt dieser fast Fremde in ihr Leben und sie beginnt sich zu fragen, ob die Dankbarkeit Francis gegenüber wirklich das Maß der Dinge ist.

Mitfühlend schildert die Autorin das Gefühlschaos, in das sie ihre sympathische Heldin stürzt. Beinahe kann man spüren wie sich die anfängliche Ängstlichkeit Charlottes, sich etwas anderes wünschen zu dürfen, zu der Überzeugung wandelt, dass gerade das andere das Richtige ist. Dabei fällt Francis die Rolle eines gönnerhaften aber auch Dankbarkeit einfordernden Antagonisten zu, dem man keine Träne nachweinen wird. Wesentlich vielschichtiger und damit authentischer sind Charlotte und Matt, die die Chance bekommen, sich einander zu öffnen, wenn sie es schaffen, die emotionalen Wunden, die die Vergangenheit und das Schicksal ihnen beigebracht haben, zu heilen. Eine schöne gefühlvolle Geschichte, die zum Träumen einlädt.

wal.li

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