Rezension (4/5*) zu Die Stadt von Hermann Hesse

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Gast
Die Stadt, die anfänglich nur eine Gründung gewesen war, begann eine Heimat zu werden. Es gab hier eine Art, sich zu grüßen, eine Art, sich im begegnen zurückzunicken, die sich von den Arten in anderen Städten leicht und zart unterschied.

Meine Ausgabe des Märchens 'Die Stadt' von 1977 wurde anlässlich des 100. Geburtstages von Hermann Hesse herausgebeben, liebevoll illustriert von Walter Schmögner.

In atemberaubender erzählerischer Raffung gibt diese bereits 1910 entstandene Fabel einen kompletten kultur- und entwicklungsgeschichtlichen Abriss unserer Zivilisation. Wie aus der Perspektive eines Historikers oder Naturwissenschaftlers, dem erst seine Unbefangenheit und innere Distanz vom Untersuchungsobjekt die größtmögliche Objektivität erlaubt, wird hier in ebenso charakteristischer wie tragikomischer Reihenfolge der Aufstieg und Verfall eines menschlichen Siedlungsgebietes dargestellt.
Walter Schmögner hat, Seite für Seite, dieses große Thema in farbigen Bildern dargestellt. Sensibel und intelligent hat er die Themen 'Aufstieg und Fall der Zivilisation', 'Überheblichkeit und Bescheidenheit' und 'Fortschrittsglaube und Natur' gekonnt in Szene gesetzt.

Ob nun Märchen, Fabel oder Parabel - jedenfalls ein Buch, das zu denken gibt. Ein eher unbekanntes Werk Hesses - aber dennoch von frappierender Aktualität. Beeindruckend.

© Parden

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von: Bernhard Stäber
von: David Foenkinos
von: Sarah Raich
 
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