(4/5*) zu Der Bund der freien Völker (Die Balior Chroniken 2) von Gian-Franco Messina

S

Sebastian

Gast

Schon beim ersten Band der Chroniken, „Fengrin der Zwerg“ war ich insgesamt positiv angetan. Mit dem Wissen, dass die Buchreihe von Autor Gian-Franco Messina auf eine Trilogie plus Prequel ausgelegt ist, war es natürlich keine Frage, dass ich mir also auch den zweiten Teil, „Der Bund der freien Völker“, zu Gemüte führen würde. Und eines sei vorab gesagt: es ist vieles anders in den Weiten Baliors als noch beim Vorgänger.

Seit den Abenteuern Fengrins ist eine ganze Weile vergangen und natürlich hat sich die Welt in dieser Zeit auch weiter entwickelt, ohne dabei jedoch jenen klassischen Krieg von Gut gegen Böse gänzlich aus dem Auge zu verlieren. Vielmehr hat sich die Situation zugespitzt und so steuert man nun auf einen neuen, einen großen Krieg zwischen den freien Völkern und jenen des Namses, Messinas „göttlichem Bösen“, zu. Anders als der Vorgänger wird hier also kein Abenteuer einer einzelnen Heldengruppe erzählt, sondern „Der Bund der freien Völker“ ist tatsächlich mehr als ein Bestandteil einer Chronik zu sehen. Keine Sorge, Spannung sucht man deswegen noch lange nicht vergeblich, bekommt jedoch zusätzlich einen sehr viel umfassenderen Überblick über das Geschehen in Balior. Dieser Fokus auf das große Ganze hat leider aber auch den Nebeneffekt, dass ganz intensive, packende Zweikampfszenen (sorry, bei Fantasy stehe ich auf sowas) nur recht selten zu finden sind und dabei dann mitunter auch sehr kurz ausfallen. Nun kann man aber sagen, dass das meckern auf hohem Niveau ist, denn die Grundstimmung und der Spannungsbogen des Buches passen alles in allem gut und somit kann ich unter dem Strich hier nur sagen, dass ich mich wieder gut unterhalten gefühlt habe.

Auf der Figurenseite finden sich an vielen Stellen die typischen Fantasy-Klischees wieder, welche bei einem Roman wie diesem aber nicht ausbleiben. Bodenständige Zwerge, scheinbar arrogante Elben, fiese Orks… alles schon einmal da gewesen. Wie auch im letzten Band reichert Messina diese aber mit Zentauren und den von mir besonders geschätzten Mazeranen (auch wenn diese hier eine eher kleine Rolle spielen) an. Auch muss man sagen, dass das Bild, welches er von den Orks zeichnet sich durchaus vom gängigen Fantasy-Einheitsgetue unterscheidet, sie werden hier, ähnlich wie bei Stan Nicholls, mit durchaus glaubwürdigen und nachvollziehbaren Motiven und Denkweisen ausgestattet in die Schlacht gegen den Bund geschickt. Weiß zu gefallen, da somit nicht alles nur schwarz/ weiß ist. Eine echte Hauptfigur gibt es nicht zu betiteln, dafür ist der Blickwinkel dann zu sehr auf das große Ganze gerichtet. Mag nachteilhaft klingen, bringt aber den unbestreitbaren Vorteil, dass jeder Leser sich nach eigenen Vorlieben seinen Favoritencharakter aus der langen Liste tragender Figuren heraus picken kann. Was nun wiederum ein unbestrittener Vorteil ist.

Stilistisch kann man nicht meckern. Die Erzählsprache ist die klassische High Fantasy-Sprache, die hier und da natürlich zwangsläufig blumiger ausfällt als es bei einem Thriller der Fall wäre. Daran darf man sich bei einem solchen Werk allerdings nicht stören. Nach meinem persönlichen Empfinden hat Gian-Franco Messina sich gegenüber dem Vorgänger verbessern können. Während mir dort noch die eine oder andere Stilblüte aufgefallen und die Schreibweise mitunter etwas ungeschliffen ist, wirkt „Der Bund der freien Völker“ auf jeden Fall runder.

Fazit:

„Der Bund der freien Völker“ setzt die Geschichte um den Kontinent Balior fort, ändert aber den Blickwinkel weg von der klassischen Heldenqueste hin zu einem sehr viel umfassenderen Bild. Man sollte sich auf jeden Fall noch einmal mit „Fengrin“ auseinander setzen, bevor man den Zweitling in die Hand nimmt – anderenfalls entgeht dem geneigten Leser so manche Querverbindung zum Vorgänger, auch für das Verständnis ist es sicherlich einfacher, beide Bände in kurzem Zeitabstand gelesen zu haben. Für Fantasy-Freunde auf jeden Fall einen Blick wert.

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