Rezension (4/5*) zu About a boy von Nick Hornby

P

parden

Gast

Glücklicherweise wurde der englische Titel "About A Boy" für die deutsche Ausgabe nicht übersetzt. Das hätte nur nach hinten losgehen können und man muss dem Verlag dankbar sein, dass dieses Fettnäpfchen vermieden wurde.

Geprägt wird das Ganze von einem tiefen Verständnis für skurill-liebenswürdige Außenseiter und Lebenskünstler. In vorliegendem Buch ist eine der Hauptpersonen der Mittdreißiger "Will", der eigentlich ohne jegliches Talent auskommt, dafür aber mit gutem Geschmack hinsichtlich Zeitgeist, Mode und Musik ausgestattet ist. Gerade die Musik ist dabei ein recht wichtiges Thema.
Die zweite Hauptperson "Marcus" zeugt hingegen vom Einfühlungs- und Erinnerungsvermögen des Autors an den Übergang von der Kindheit zur Jugend. Offenbar ist Nick Hornby ein Mann, der sich gut an die Prägungen dieses Alters erinnern kann - oder zumindest eine Fantasie besitzt, die ihm eine derart faszinierende Beschreibung der Zustände seiner Figuren ermöglicht. Es ist erstaunlich, wie gut ihm das gelingt.

Die Handlung selbst kann wohl am ehesten als Selbstfindungstrip zweier Menschen, die langsam erwachsen werden (müssen) bezeichnet werden. Dass einer davon mit 36 zumindest körperlich seit geraumer Zeit die Teenager-Jahre hinter sich hat, macht den besonderen Reiz der Geschichte aus. Der Autor schafft es mit viel Witz, aber auch der nötigen Portion Ernsthaftigkeit und Dramatik, vom ersten Moment an, den Leser (Hörer) in seinen Bann zu ziehen.
Die Sprache ist leicht verständlich und spiegelt den Zeitgeist sehr gut wieder, ohne dabei aufgesetzt zu wirken. Der Stil von Hornby ist sehr locker und gut lesbar (hörbar) - es ist einfach eine Beschreibung des Besonderen, das auch in scheinbar alltäglichen Szenen zu finden ist.

Der Grundgedanken des Buches ist, dass ein körperlich Erwachsener durch äußere Umstände (vorerst gegen seinen Willen) gezwungen wird, auch geistig nachzuziehen. Hier kommt aber noch eine zweite Person und damit eine weitere Sichtweise hinzu, was für interessante Perspektivenwechsel und wirklich kurzweiliges Lese-(Hör-)vergnügen sorgt.

Gesprochen wird das (gekürzte) Hörbuch von Udo Wachtveitl und Nicola Fritzen. Wachtveitl, u.a. bekannt vom "Tatort", spricht die Szenen aus der Sicht des erwachsenen Will, und dies sehr gekonnt, gut betont und natürlich. Fritzen spricht die Szenen aus der Sicht des 12jährigen Marcus, hat aber meiner Meinung nach kein besonderes Talent zum Vorlesen, was das Hörerlebnis etwas schmälert.
Wegen der gekürzten Fassung und der teilweise eben etwas unglücklich besetzten Erzählerrolle gibt es von mir einen Stern Abzug. Insgesamt aber ein Hörvergnügen, das man sich gönnen sollte!

© Parden

parden

Zum Buch... (evtl. mit weiteren Rezensionen)
 
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