3. Teil: Städte + Wasser + Übeltäter

MRO1975

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11. August 2018
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Gestern habe ich gleich noch den dritten Abschnitt gelesen und ich muss sagen, mir gefällt das Buch langsam immer besser. Auch hier gibt es wieder zwei Handlungsstränge, wobei in der Gegenwart nicht so viel passiert. Clay geht zum Vater, die beiden schleichen um einander herum. Langsam wächst ein Plan für eine Brücke. Dafür erfahren wir wieder viel über die Vergangenheit. Dieses Mal steht die Geschichte des Vaters im Vordergrund.

Michael (jetzt heißt er nicht „der Mörder“) wuchs als einziger Sohn einer alleinerziehenden Mutter auf. Sein Vater war Feuerwehrmann, der in den Flammen starb. Die Mutter schrieb immer auf der Schreibmaschine, die Matthrew im Prolog ausgegraben hat. Michael hatte einen Hund namens Moon, der aufgrund eines Bisses einer Schlange starb. Hier schließt sich also erstmals ein Kreis zum Prolog.

Michael wollte Künstler werden und bewunderte Michaelangelo - Der Steinbrecher war sein Lieblingsbuch (dieses Buch ist auch das Lieblingsbuch von Clay und seiner Freundin Carey). Michael war in erster Ehe mit Abbey verheiratet, diese verließ ihn. Dann lief ihm zufällig Penelope über den Weg.

Ich habe den Eindruck, in dem Roman geht mehr darum eine Brücke aus der Vergangenheit in die Gegenwart zu bauen als eine echte Brücke. Das Flussbett ist doch eh ausgetrocknet...
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Ich habe den Eindruck, in dem Roman geht mehr darum eine Brücke aus der Vergangenheit in die Gegenwart zu bauen als eine echte Brücke. Das Flussbett ist doch eh ausgetrocknet...
Zumindest hat die Brücke eine Doppeldeutigkeit. Irgendwo stand "Die Brücke wird Clay sein". Sie hat also eine tragende Bedeutung. Der Mörder erwähnte bei seinem Besuch im Haus der Söhne auch, er wolle sie zum Schutz gegen die Flut bauen (oder Hochwasser). Insofern könnte sie auch einen realen Nutzen haben.
Es scheint, sie wird ein Projekt von Vater und Sohn, bei dem sie sich wieder annähern können.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Ich bin nach wie vor sehr fasziniert vom Schreibstil des Autors, auf den wir schon häufiger eingegangen sind. Es fällt mir schwer, das zu beschreiben, doch wird eine besondere Atmosphäre geschaffen, die mir jede Figur mit ihrem Schicksal sehr nahe bringt.

@MRO1975 hat die wesentlichen Handlungen oben gut zusammengefasst.

Eine wichtige Szene scheint S.218/19 zu sein. Dort ist von der schrecklichen Nacht die Rede, als der Mörder die Kinder verließ.
Michael muss häufiger am Bett von Clay gewacht haben, weiß er doch, dass jener im Schlaf spricht.
Matthew muss eine besondere Rolle in der Familie besetzen: "Geht es um Matthew?"
"Hat Matthew gesagt, du kannst nicht zurückkommen?"

Matthew ist auch derjenige, der Hund, Schlange und Schreibmaschine ausgegraben hat - und gleichzeitig der Chronist der Geschichte, die nach und nach das Familiendrama offenbaren wird.

Da muss man weiterlesen!
 

wal.li

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1. Mai 2014
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Ja, zum Glück gefällt mir das Buch auch langsam besser. Ich frage mich, ob "Der Mörder" wirklich ein Mörder ist oder eher ein Mörder von Beziehungen, durch seinen Weggang. Es heißt schließlich, er habe den Spitznamen "Der Mörder".
Michaels erste Beziehung/Ehe ist relativ schnell in die Brüche gegangen. Das wird gut gesagt, häufig ist es in Beziehungen so, dass einer sich weiterentwickelt und einer stehen bleibt. Und dann wird sich entscheiden, ob daran etwas zu ändern ist oder die Beziehung auseinandergeht. Michael stürzt dann schon irgendwie ab und bleibt quasi unten bis das Klavier falsch ausgeliefert wird. Mal schauen, ob er Penelope dann immer mit Abbey vergleicht. So was ist meist auch nicht sehr zielführend.
 

Literaturhexle

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Ich frage mich, ob "Der Mörder" wirklich ein Mörder ist oder
Ich bin da deiner Meinung. Es wird nur ein Spitzname sein. Wen oder was er gemordet hat, wird bestimmt noch aufgeklärt. Die Kinder, allen voran Matthew, hassen ihn. Was gibt es da für ein abstoßenderes Wort als "Mörder"?
 
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wal.li

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Ich bin da deiner Meinung. Es wird nur ein Spitzname sein. Wen oder was er gemordet hat, wird bestimmt noch aufgeklärt. Die Kinder, allen voran Matthew, hassen ihn. Was gibt es da für ein abstoßenderes Wort als "Mörder"?

Ich frage mich, ob sie ihm die Schuld am Tod ihrer Mutter geben.
 

Renie

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Matthew muss eine besondere Rolle in der Familie besetzen: "G
Matthew scheint nach dem Weggang des Vaters in eine Rolle gerutscht zu sein, die der des Vaters am nächsten kommt. Zumindest genießt er den allerhöchsten Respekt bei den Brüdern. Ist er eigentlich der Älteste? Ich finde die Stelle nicht mehr, wo das beschrieben wird.
 

Mikka Liest

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Gestern habe ich gleich noch den dritten Abschnitt gelesen und ich muss sagen, mir gefällt das Buch langsam immer besser. Auch hier gibt es wieder zwei Handlungsstränge, wobei in der Gegenwart nicht so viel passiert. Clay geht zum Vater, die beiden schleichen um einander herum. Langsam wächst ein Plan für eine Brücke. Dafür erfahren wir wieder viel über die Vergangenheit. Dieses Mal steht die Geschichte des Vaters im Vordergrund.

Ich warte noch darauf, dass wir zu dem Punkt kommen, an dem wir erfahren, warum der Mörder der Mörder ist.. Aber mir gefällt das Buch inzwischen auch richtig gut! Ich finde viele der Metaphern und Formulierungen großartig.

Sein Vater war Feuerwehrmann, der in den Flammen starb. Die Mutter schrieb immer auf der Schreibmaschine, die Matthrew im Prolog ausgegraben hat. Michael hatte einen Hund namens Moon, der aufgrund eines Bisses einer Schlange starb. Hier schließt sich also erstmals ein Kreis zum Prolog.

Ich habe das Gefühl, der Tod ist hier fast so präsent wie in der Bücherdiebin. Der Tod und das, was er in Gang setzt.

Michael wollte Künstler werden und bewunderte Michaelangelo - Der Steinbrecher war sein Lieblingsbuch (dieses Buch ist auch das Lieblingsbuch von Clay und seiner Freundin Carey). Michael war in erster Ehe mit Abbey verheiratet, diese verließ ihn. Dann lief ihm zufällig Penelope über den Weg.

In einem hat Abbey ja irgendwie recht gehabt: er ist eher passiv und lässt andere Menschen sein Leben steuern, und als Abbey weg ist, kommt sein Leben zum Stillstand.

Ich habe den Eindruck, in dem Roman geht mehr darum eine Brücke aus der Vergangenheit in die Gegenwart zu bauen als eine echte Brücke. Das Flussbett ist doch eh ausgetrocknet...

Ja, das ist sicher auch eine Metapher für die Schlucht zwischen Michael und seinen Söhnen. Aber ich bin mir nicht sicher, ob das Flussbett nicht vielleicht doch mal wieder Wasser führen wird, das wäre doch sehr passend – sie bauen die Brücke und dann fließt das Wasser wieder?
 

Mikka Liest

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Der Mörder erwähnte bei seinem Besuch im Haus der Söhne auch, er wolle sie zum Schutz gegen die Flut bauen (oder Hochwasser). Insofern könnte sie auch einen realen Nutzen haben.

Da fragt man sich doch, warum das Flussbett so dermaßen ausgetrocknet ist und er dennoch Angst vor Hochwasser hat. Ob das so eine Gegend ist, wo es nur einmal im Jahr eine Regenzeit gibt, und dafür regnet es dann sintflutartig?
 

Mikka Liest

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Eine wichtige Szene scheint S.218/19 zu sein. Dort ist von der schrecklichen Nacht die Rede, als der Mörder die Kinder verließ.
Michael muss häufiger am Bett von Clay gewacht haben, weiß er doch, dass jener im Schlaf spricht.
Matthew muss eine besondere Rolle in der Familie besetzen: "Geht es um Matthew?"
"Hat Matthew gesagt, du kannst nicht zurückkommen?"
Matthew ist auch derjenige, der Hund, Schlange und Schreibmaschine ausgegraben hat - und gleichzeitig der Chronist der Geschichte, die nach und nach das Familiendrama offenbaren wird.

Ich habe den Eindruck, dass Matthew die Vaterrolle eingenommen hat, nachdem der Mörder seine Söhne verließ. Aber warum hat der es getan?
 

Mikka Liest

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14. Februar 2015
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Ich frage mich, ob "Der Mörder" wirklich ein Mörder ist oder eher ein Mörder von Beziehungen, durch seinen Weggang. Es heißt schließlich, er habe den Spitznamen "Der Mörder".

Ich vermute ja immer noch, dass es da um den Tod der Mutter geht, aber dass es dennoch womöglich eher etwas Symbolisches ist.

Michaels erste Beziehung/Ehe ist relativ schnell in die Brüche gegangen. Das wird gut gesagt, häufig ist es in Beziehungen so, dass einer sich weiterentwickelt und einer stehen bleibt. Und dann wird sich entscheiden, ob daran etwas zu ändern ist oder die Beziehung auseinandergeht.

Besonders, wenn beide noch sehr jung waren, als sie zusammenkamen, denn da entwickelt man sich ja noch am schnellsten und stärksten weiter.
 
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parden

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13. April 2014
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Ein kurzer Beitrag von 'unterwegs'. Auf der Fahrt bin ich ein wenig zum Lesen gekommen, endlich!

Michaels Geschichte wird hier näher gebracht, und tatsächlich wird er ein wenig sichtbar. Clay und er ähneln sich in ihrer Sprachlosigkeit.

Die Art, die Figuren zu skizzieren, immer kleine Szenen vor uns auszubreiten, ähnelt irgendwie den 'Sklaven' von Michelangelo, so wie sie im Buch beschrieben werden. Irgendwie unfertig und doch von einer immensen Aussagekraft.

Mir gefällt das Buch weiterhin sehr gut, auch wenn es sich irgendwie 'traumartig' liest... Immer eine Spur neben der Realität.
 

VerdigrisDeep

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13. Februar 2019
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Michaels Geschichte wird hier näher gebracht, und tatsächlich wird er ein wenig sichtbar. Clay und er ähneln sich in ihrer Sprachlosigkeit.

Die Art, die Figuren zu skizzieren, immer kleine Szenen vor uns auszubreiten, ähnelt irgendwie den 'Sklaven' von Michelangelo, so wie sie im Buch beschrieben werden. Irgendwie unfertig und doch von einer immensen Aussagekraft.

Das ist eine tolle Beobachtung!
 

Renie

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Die Art, die Figuren zu skizzieren, immer kleine Szenen vor uns auszubreiten, ähnelt irgendwie den 'Sklaven' von Michelangelo, so wie sie im Buch beschrieben werden. Irgendwie unfertig und doch von einer immensen Aussagekraft.
Ein interessanter Aspekt. Hat jemand eine Idee, wie dieses Werk von Michelangelo aussieht? Ich finde die Textstelle mit dem Namen des Werkes nicht mehr und weiß daher nicht, wonach ich googlen soll.
 

parden

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13. April 2014
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Ein interessanter Aspekt. Hat jemand eine Idee, wie dieses Werk von Michelangelo aussieht? Ich finde die Textstelle mit dem Namen des Werkes nicht mehr und weiß daher nicht, wonach ich googlen soll.
Auf S. 181 steht das. 'Die Gefangenen, auch Die Sklaven genannt. Diese Figurengruppe faszinierte ihn wegen ihrer Unfertigkeit - die riesigen Gestalten, auf ewig im Marmor gefangen.' Vier Skulpturen sind das, die in der Residenz in den Korridoren der Galleria dell'Accademia in Florenz stehen.

http://2.bp.blogspot.com/-hR0-5KmxU...mia+de+florencia+italia+renacimiento-495.jpeg

http://www.accademia.org/wp-content/uploads/2014/01/slaves.jpg

http://www.florentinermuseen.com/foto/Accademia/images/corridoio1.jpg
 

KrimiElse

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26. Januar 2019
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Die Gegenwart „de ein wenig in meinen Augen, Clay und sein organisieren und arrangieren sich. Die Annäherung ist von beiden Seiten sehr verhalten, mit der großen Gefahr von Missverständnissen, obwohl der Vater Clay sehr gut zu verstehen scheint. Weiß der Junge das?

Die Vergangenheit ist großartig, denn das Leben nimmt Gestalt an, die Figuren formen sich (wie Michelangelos Skulpturen, fällt mir jetzt beim Schreiben gerade ein). Ich hätte nie erwartet, dass „Der Mörder“ ein schlechter Mensch ist, aber dass er von seiner ersten Liebe (eine von drei Frauen in seinem Leben - herrlich) so schmerzhaft in die Realität gesetzt wurde. Er ist als Sohn ohne Vater aufgewachsen, behütet von seiner Mutter, hat offenbar das Kämpfen nicht gelernt, denn er tut es nicht, steht nicht auf und wehrt sich oder beim ersten Schritt braucht er zunächst einen Anlass...

Mit gefällt sehr, wie sich Steinchen wie bei einem komplizierten Mosaik zusammen fügen und ein Bild ergeben. An die Sprache habe ich mich inzwischen gut gewöhnt, aber um ganz ehrlich zu sein, manchmal ist es mir ein bisschen zu dick aufgetragen. Aber das sind ganz persönliche Vorlieben, ich mag sehr gerne klar knappe Worte und weniger Vergleiche und poetische Bilder, wie hier im Überfluss. Okay, ich jammere gerade auf sehr hohem Niveau, denn das Buch hat mich.

Mir ist aufgefallen, dass Michael auch im Gegenwartsstrang nicht immer „Der Mörder“ tituliert wird, was für mich einem Wandel zwischen ihm und Clay gleichkommt. Und ich frage mich, wieso Matthew die Geschichte eigentlich erzählt, wieso er anfangs den alten Klapperkasten ausgrub. Ist Clay etwas passiert? Oder dem Vater? Gab es ein Aussöhnen? Denn auch Clay ist nach seinem Weggang ein Verstoßener...
 

KrimiElse

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26. Januar 2019
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Die Art, die Figuren zu skizzieren, immer kleine Szenen vor uns auszubreiten, ähnelt irgendwie den 'Sklaven' von Michelangelo, so wie sie im Buch beschrieben werden. Irgendwie unfertig und doch von einer immensen Aussagekraft.

Mir gefällt das Buch weiterhin sehr gut, auch wenn es sich irgendwie 'traumartig' liest... Immer eine Spur neben der Realität.

So habe ich es beim Lesen auch empfunden. Die Frage ist, ob die Skulpturen unfertig bleiben...

Traumartig...das trifft es ganz hervorragend.