3. Long Kesh

supportadmin

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29. Oktober 2013
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Die Inhaftierung in Long Kesh
Das ist eine Doku über den ehemaligen US Luftwaffenstützpunkt Long Kesh, der zum Staatsgefängnis Maze Prison umgebaut wurde. Beim Durchklicken bekommt man zumindest einen ersten Eindruck davon.
 
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Sassenach123

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Die Erlebnisse die Millar im Gefängnis gemacht hat sind ziemlich schlimm. Die Wärter scheinen sogar Gefallen an der Folter zu empfinden. Diese ewigen Zellenwechsel, Erniedrigungen jeglicher Art sind an der Tagesordnung . Wie hielten die jungen Erwachsenen das nur aus? Sie hatten ja nichts, außer die Unterhaltungen miteinander. Wobei der eine vom anderen nicht mal das Aussehen kannte.
Wie oft haben sie wohl gehofft, der Streik würde etwas bringen, sie wieder nach Hause können. 8 Jahre sind eine lange Zeit, aber Sam Millar hat sich nicht brechen lassen.
Ich habe diese Passage des Buches als sehr schlimm empfunden. Die Vorstellung, dass die Zustände bekannt waren aber geduldet wurden, hat mich sehr erschreckt.
Wie gefallen euch eigentlich die Zitate von berühmten Persönlichkeiten zu Beginn jedes Kapitels? Ich finde, die Zitate hatten immer einen Bezug zum Inhalt. Das hat mir sehr gut gefallen.
 

Helmut Pöll

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Die Erlebnisse die Millar im Gefängnis gemacht hat sind ziemlich schlimm. Die Wärter scheinen sogar Gefallen an der Folter zu empfinden. ...
Die Vorstellung, dass die Zustände bekannt waren aber geduldet wurden, hat mich sehr erschreckt.
Wie gefallen euch eigentlich die Zitate von berühmten Persönlichkeiten zu Beginn jedes Kapitels
Ja, das erschreckt mich auch immer. Die dunkle Seite scheint immer dann durchzubrechen, wenn Leute sicher sind, dass sie für ihre Taten nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Ob das nun Südstaaten-Polizisten in den 1950er Jahren sind, Schergen irgendeiner Diktatur oder Priester, die Kinder missbrauchen, allen ihnen ist gemeinsam, dass sie ziemlich sicher sind nichts zu befürchten zu haben. Dieses Wissen befördert wohl den Sadismus.

Im Nachhinein betrachtet sind die Zustände immer bekannt, traurigerweise. Großbritanninen war immerhin seit 1973 in der EU. Hat aber niemanden interessiert. Die Zitate sind klasse.
 
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Was ich sehr bemerkenswert finde, ist, dass Sam Millar trotz der grausigen Schlacht von Long Kesh die Menschlichkeit einzelner Personen hervorhebt, wie das Gespräch mit Harper. Das zeugt von menschlicher Größe.

Die Zitate finde ich auch gut und immer passend.
 
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@Sam Millar:
I just read the first year in Long Kesh. The part about the protest. How could you bear this situation? Any books, no visits, this isolation. The purely arbitrary of the security guards? I can´t imagine this (mental) cruelty! How could you keep the mind?

Ich habe gerade das erste Jahr in Long Kesh gelesen. Den Teil über den Protest. Wie konnten Sie diese Situation ertragen. Keine Bücher, keinen Besuch, diese Isolation. Die willkürliche Grausamkeit der Wächter. Ich kann mir diese (mentale) Grausamkeit nicht vorstellen. Wie konnten Sie ihren Verstand behalten?
 
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Helmut Pöll

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Was ich sehr bemerkenswert finde, ist, dass Sam Millar trotz der grausigen Schlacht von Long Kesh die Menschlichkeit einzelner Personen hervorhebt, ... Das zeugt von menschlicher Größe.
Ja, das frage ich mich auch, @Querleserin

Was mich bei solchen ständigen Grausamkeiten am meisten umtreibt ist die Frage, ob später irgendjemand von den Tätern zur Verantwortung gezogen wurde. Angefangen bei den Schützen von Derry, über die misshandelnden Wärter, bis hin zum Richter, der Menschen ohne Beweise ins Gefängnis schickt und ihre Zukunft ruiniert.
 

Sassenach123

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Die Insassen konnten sich ja leider gegen die Demütigungen der Wärter nicht wehren. Sam Millar nennt einen der ganz üblen Wärter Warzenschwein, einen anderen Affengesicht. Das ist die einzige Waffe in Long Kesh die ihm blieb. Um vor sich selbst zu bestehen.
Ich glaube ihr eiserner Wille und das Ziel sich nicht unterkriegen zu lassen, hat die meisten gestärkt, bis zum Ende durchzuhalten.
 

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@Sassenach123: Bin noch nicht ganz durch mit diesem Teil, aber der Wille der Insassen muss unglaublich eisern gewesen sein. Ich kann mir so eine Behandlung nicht vorstellen. Diese unmenschlichen Grausamkeit - und das in der angeblich zivilisierten Welt Westeuropas. Dieses Ausmaß war mir wirklich nicht bewusst. Ich kann Sam Millar für sein Durchhaltevermögen und seine Überzeugungen nur bewundern.
 

Tiram

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Ich denke nicht, dass da irgend jemand zur Verantwortung gezogen wurde. Wenn ich @Sam Millar im Filmchen und im Interview richtig verstanden habe, scheint der Konflikt ja heute immer noch aktuell zu sein. Nur dass im Gegensatz von damals nichts zu uns durchdringt.
Mittlerweile bin ich auch nicht mehr erstaunt, was inmitten von Europa alles möglich ist.
 
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@Tiram
Da bin ich ganz Deiner Meinung. Die Vorstellung ist wirklich erschreckend. Habe als Kind oft etwas über die IRA in den Nachrichten verfolgen können, aber da habe ich das meiste noch nicht richtig verstanden. In den letzten Jahren ist nichts mehr gekommen. Daher bin ich froh, dieses Buch gelesen zu haben. Durch dessen Inhalt und Wikipedia konnte ich mir nun ein anderes Bild machen.
 

Sam Millar

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8. Januar 2016
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I am sorry I am not getting too involved in the questions except when Sebastian emails me a question. It is fascinating to read each person's thoughts on certain chapters in the book. Once again, many thanks to each of you, and for giving up your time on this.
Sam

Es tut mir leid, dass ich mich mit den Fragen nicht mehr befasse, ausser wenn Sebastian mir eine Frage zumailt. Es ist faszinierend für mich die Gedanken jedes Einzelnen zu einem Kapitel im Buch zu lesen. Noch einmal vielen Dank an jeden von Euch und für die Zeit, die ihr Euch dafür nehmt.
Sam

@Sam Millar - every time a user tags you (@ + name) you should receive an email with a direct link to the corresponding new post.

Immer wenn ein Benutzer Dich taggt (@ + name) bekommst Du eine Email mit einem Link zum neuen Beitrag.
Helmut
 
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Helmut Pöll

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Diese Grausamkeiten und die Willkür, denen die Häftlinge in den H-Blocks ausgesetzt waren, erinnert an die Behandlungen in Konzentrationslagern. Eigentlich unvorstellbar, dass so etwas vor 30 Jahren in der EU möglich war und dass sich niemand für ein schnelles Ende dieser Zustände eingesetzt hätte. Denn bekannt waren diese Umstände ja, spätestens seit der Bischof, der Long Kesh besuchte, die Zustände publik gemacht hat. Hier haben Politik und auch die Presse vollständig versagt. Und ganz sicher hätte die Kirche auch noch deutlich mehr tun können, um diese menschenunwürdigen Haftbedingungen und die Folter zu beenden.
 

Sebastian

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Ja, das frage ich mich auch, @Querleserin

Was mich bei solchen ständigen Grausamkeiten am meisten umtreibt ist die Frage, ob später irgendjemand von den Tätern zur Verantwortung gezogen wurde. Angefangen bei den Schützen von Derry, über die misshandelnden Wärter, bis hin zum Richter, der Menschen ohne Beweise ins Gefängnis schickt und ihre Zukunft ruiniert.

Die Soldaten von Derry sind bis heute nicht belangt worden. Hier ist ein sehr guter (und wütend machender) Artikel dazu:

Nordirland-Konflikt: Bloody Sunday und kein Ende - Politik - Tagesspiegel Mobil
 
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Bezugnehmend auf Sebastians Artikel über Bloody Sunday.
Wie muss sich Sams Vater gefühlt haben, als er erfuhr, dass in Derry geschossen wird und zwei seiner Söhne dort sind? Im Buch beschreibt Millar ja die Erleichterung des Vaters, als sie endlich heil zu Hause angekommen waren. Auch später muss Sams Vater unheimliche Schuldgefühle gehabt haben, wäre er zu Hause gewesen, wäre Sam nicht abgeführt worden, sondern sein Vater. Millar hält sich aber mit Gefühlen in dieser Richtung nicht weiter auf. Sie finden wenig Raum in True Crime. Generell vermeidet er ja privates, dass wird später noch verstärkter klar.
 
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@Sebastian: Der Artikel macht wirklich wütend.
@Helmut Pöll: Der Vergleich mit den Konzentrationslagern hat sich mir beim Lesen ebenso aufgedrängt. Man kann kaum glauben, dass so etwas überhaupt in Europa möglich war und dass diese Wächter nicht zur Rechenschaft gezogen wurden. Welche Willensstärke gehört dazu, dies zu überstehen. Unglaublich.
 

Helmut Pöll

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Millar hält sich aber mit Gefühlen in dieser Richtung nicht weiter auf. Sie finden wenig Raum in True Crime. Generell vermeidet er ja privates, dass wird später noch verstärkter klar.
Ich glaube es ist beinahe unmöglich das auszuhalten, wenn auch noch die Gefühle ins Spiel kommen und Selbstvorwürfe. Es ist vermutlich ähnlich wie bei einem Arzt, der auch nicht mehr operieren könnte, wenn er das Schicksal eines einzelnen Patienten zu nahe an sich heran liesse.