3. Leseabschnitt: Zweites Buch - Alt und Jung (S. 169 - 307)

SuPro

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Die verschiedenen Fäden, die bei der Entscheidung an ihm ziehen, werden wirklich gut dargestellt. Am Ende ist wohl offen, wer der bessere Kaplan ist, evtl. sogar Tyke, der offenbar auch mehr Zeit hat. Trotzdem verbleibt das unangenehmes Gefühl, dass Lydgate sich für T entschieden hat, weil B es erwartet hat.

... ich habe nicht das Gefühl, dass er sich für T. entschieden hat, weil B. es erwartet hat, sondern weil er nur durch diese Entscheidung sein Amt als gesichert ansehen kann.
Und dieses Amt braucht er, um forschen und die Medizin voranbringen zu können, was seine Ziele sind.
Die Grundlage seiner Entscheidung war sein eigenes Interesse. Aber nicht unbedingt oder überwiegend das persönliche Interesse, im Sinne von Wertschätzung und Anerkennung, sondern eher das berufliche Interesse, das ja letztlich einem höheren und größeren Ziel dient. So hat das Ganze auf mich gewirkt…
 

ElisabethBulitta

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8. November 2018
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Und dieses Amt braucht er, um forschen und die Medizin voranbringen zu können, was seine Ziele sind.
Die Grundlage seiner Entscheidung war sein eigenes Interesse. Aber nicht unbedingt oder überwiegend das persönliche Interesse, im Sinne von Wertschätzung und Anerkennung, sondern eher das berufliche Interesse, das ja letztlich einem höheren und größeren Ziel dient. So hat das Ganze auf mich gewirkt…

Auf mich hat's auch so gewirkt, und nachvollziehen kann ich es selbstverständlich auch. Allerdings bin ich mir noch nicht so ganz sicher, ob es ihm wirklich was nützt. Es wirft auf jeden Fall - zumindest bei mir - kein wirklich gutes Licht auf ihn.
 

SuPro

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Auf mich hat's auch so gewirkt, und nachvollziehen kann ich es selbstverständlich auch. Allerdings bin ich mir noch nicht so ganz sicher, ob es ihm wirklich was nützt. Es wirft auf jeden Fall - zumindest bei mir - kein wirklich gutes Licht auf ihn.
...echt? Warum? Mir, als Medizinerin, gefällt sein Wunsch, die Medizin voranzutreiben und das auch trotz zu erwartendem inneren und äußeren Gegenwind. Und sein innerer Konflikt, der glaubhaft dargestellt wurde, war enorm... der äußere wird wohl noch kommen...
 

ElisabethBulitta

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...echt? Warum? Mir, als Medizinerin, gefällt sein Wunsch, die Medizin voranzutreiben und das auch trotz zu erwartendem inneren und äußeren Gegenwind. Und sein innerer Konflikt, der glaubhaft dargestellt wurde, war enorm... der äußere wird wohl noch kommen...

Nein, es geht nicht um seinen Wunsch, die Medizin voranzutreiben. Es ist nur immer die Frage, wie weit ich meine Überzeugungen zurückstellen kann/darf/soll, um ein Ziel zu erreichen (hier eben die Wahl des Geistlichen). Meine persönliche Erfahrung sagt: Es ist egal, ob wie weit du anderen nachgibst. Wenn sie wollen, lassen sie dich fallen wie eine heiße Kartoffel.
 

Literaturhexle

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...echt? Warum? Mir, als Medizinerin, gefällt sein Wunsch, die Medizin voranzutreiben und das auch trotz zu erwartendem inneren und äußeren Gegenwind. Und sein innerer Konflikt, der glaubhaft dargestellt wurde, war enorm... der äußere wird wohl noch kommen...
Du hast mir den Widerspruch vorweg genommen. Die gesamte Darstellung dieses Teils war tatsächlich etwas lang, aber man bekam dadurch sämtliche Interessenlagen der beteiligten Personen mit. Lydgate hat sich seine Entscheidung nicht leicht gemacht. Bezeichnenderweise kommt er zu spät und seine Stimme gibt den Ausschlag....
Toll, dass der bisherige Pfarrer das vorausgesehen und vergeben hat.

Herrlich finde ich nach wie vor die Formulierungen. Da sind so viele schöne Sätze drin!
[zitat]Mein Vater sagt, ein fauler Mann sollte nicht auf der Welt sein, und schon gar nicht verheiratet (193)[/zitat]
Mary ist so herrlich bodenständig und klug. Sie lässt sich nichts vormachen. Bin gespannt, was die Geschichte für sie noch bereithält.
 

nineLE

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Lydgate muss sich hier das erste Mal beugen und gegen seine Überzeugung handeln. Die Zwänge in der Provinz sind offenbar nicht zu unterschätzen.
Es war von vornherein klar und abzusehen, dass L. sich dem Wunsch des widerlichen Bankers beugen wird, da er neu in Middlemarch ist und dort in der Provinz zu Rang und Namen kommen möchte, er hat bewußt die Provinz gewählt und nicht London, wo er nur einer unter vielen gleich guten/schlechten Ärzten wäre. Er weiß, dass er nur mit Bulstrode in Middlemarch vorankommen wird, deshalb war klar, dass er so stimmen wird. Fies ist natürlich, dass dies offen geschieht, da L. der einzige war, der noch nicht gestimmt hatte und nun ALLE WISSEN, wie er entschieden hat...
 

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Hat irgendwer verstanden, was genau C eigentlich erforscht? Mir scheint das entgangen zu sein oder ich hab es nicht verstanden.
Das wird im Folgenden nur angerissen. Der Urelemente aus denen alle Mysterien abstammen. Vielleicht können die religiös Bewanderten hier helfen ;)
Scheint sehr theoretisch zu sein und viel Quellenarbeit zu erfordern, da er wohl unterschiedliche Mysterien und Mythen vergleicht.
 

nineLE

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Mein Vater sagt, ein fauler Mann sollte nicht auf der Welt sein, und schon gar nicht verheiratet (193)
Mary ist so herrlich bodenständig und klug. Sie lässt sich nichts vormachen. Bin gespannt, was die Geschichte für sie noch bereithält.
Ja genau denselben Satz hatte ich oben auch schon gebracht, als ich sagte, Mary finde ich am symphatischsten von allen Frauencharakteren hier, findest du nicht auch/ ihr?
 

nineLE

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Das wird im Folgenden nur angerissen. Der Urelemente aus denen alle Mysterien abstammen. Vielleicht können die religiös Bewanderten hier helfen ;)
Scheint sehr theoretisch zu sein und viel Quellenarbeit zu erfordern, da er wohl unterschiedliche Mysterien und Mythen vergleicht.
Und irgendwie scheint es so, als ob ein nicht beträchtlicher Teil seiner Forschung wohl auch schon aniquiert und angestaubt ist, zumindest so kann man Will verstehen, der nicht nur durch die Blume zu Doro sagt, dass es bereits deutsche Gelehrte auf diesem Gebiet gibt, die es auch ins Deutsche übersetzt hätten und C. sich dennoch mit der lateinischen Version abgemüht hätte, was viel langwieriger sei... Doro war darüber nicht erfreut, zeigt es doch- sofern dies stimmte, was Will behauptet- dass sie teilweise vollkommen umsonst ihren Mann all die ganze Zeit an seine Studien entbehrt, satt sich ihrer zuzuwenden und selbst etwas zu erlernen...
 

Wandablue

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Die Abschnitte fand ich auch interessant. Rom hat D offenbar gezeigt, was ihr bevorsteht. C verbringt einen Großteil seiner Zeit mit seinen Forschungen, an denen D nicht teil hat und sie ahnt, dass sie davon auch nichts verstehen wird. Hat irgendwer verstanden, was genau C eigentlich erforscht? Mir scheint das entgangen zu sein oder ich hab es nicht verstanden.

Soweit ich es mitkriegte, will er eine Lehre aller Mythen entwickeln, die aufzeigt, dass alle vorherigen Autoren sich irrten
 
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Wandablue

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echt? Warum? Mir, als Medizinerin, gefällt sein Wunsch, die Medizin voranzutreiben und das auch trotz zu erwartendem inneren und äußeren Gegenwind. Und sein innerer Konflikt, der glaubhaft dargestellt wurde, war enorm... der äußere wird wohl noch kommen...

Das glaube ich nicht so richtig. Diese Darstellung des inneren Konflikts kam mir eher so vor, wie das, was er sich selber zu seiner Entlastung sagt bzw. vormacht. Mir war von Anfang an klar, dass er so stimmt, dass es für ihn von Vorteil ist.

Irgendwer sagte "er muss sich zum ersten Mal beugen", - ja, muss er? Nein, er muss sich entscheiden, was ihm wirklich wichtig ist. Integrität und Authentizität oder sein Beruf. Und er hat sich entschieden. Eigentlich hat er sich immer schon dafür entschieden gehabt, nur war er vorher noch nie dazu gezwungen, zuzugeben (sich selber gegenü), dass er für seine Ziele bereit ist, über Leichen zu gehen.

Immerhin scheint er ein fähiger Mediziner zu sein. Die Welt braucht solche Leute, muss sie aber nicht lieben.
 
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ElisabethBulitta

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dass er für seine Ziele bereit ist, über Leichen zu gehen.

Nun ja, "über Leichen" im übertragenen Sinn (wobei mir der Begriff "über Leichen gehen" auch auf der Zunge lag/in den Fingern kribbelte). Letztlich ist es allerdings eine Frage, die sich die Menschen schon zu allen Zeiten gestellt haben und auch heute noch stellen: Welche Kompromisse bin ich bereit einzugehen, um meine Ziele zu erreichen?

Der Urelemente aus denen alle Mysterien abstammen. Vielleicht können die religiös Bewanderten hier helfen

Ich habe mir einfach gedacht, dass er auf den Ursprung aller Mysterien zurückgehen will und habe auch den Eindruck, dass ...

ein nicht beträchtlicher Teil seiner Forschung wohl auch schon aniquiert und angestaubt ist
.

An sich ist auch keine dumme Idee, denn jede Religion/Glaubensrichtung/Philosophie/Mythen ..., die sich ausbreitet (warum auch immer) grenzt sich einerseits von schon Bestehendem ab oder interpretiert es neu, saugt aber andererseits schon Bestehendes in sich auf. Es gibt auch Symbole (am einfachsten z.B. Sonner und Wasser, Licht, das Ei), die aus nachvollziehbaren Gründen in allen Religionen eine wichtige Rolle spielen, sodass es gar nicht so sinnlos wäre, nach ihrem Urspung zu fragen. So stelle ich es mir jedenfalls zu. Und ich muss gestehen: Interessant finde ich's schon sehr, aber eben auch sehr ausufernd und sogar endlos. Dass man da mit seinen Forschungen nicht vorankommt und diese entsprechend auch schnell wieder überholt sind, kann ich durchaus nachvollziehen.
 

MRO1975

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... ich habe nicht das Gefühl, dass er sich für T. entschieden hat, weil B. es erwartet hat, sondern weil er nur durch diese Entscheidung sein Amt als gesichert ansehen kann.
Und dieses Amt braucht er, um forschen und die Medizin voranbringen zu können, was seine Ziele sind.
Die Grundlage seiner Entscheidung war sein eigenes Interesse. Aber nicht unbedingt oder überwiegend das persönliche Interesse, im Sinne von Wertschätzung und Anerkennung, sondern eher das berufliche Interesse, das ja letztlich einem höheren und größeren Ziel dient. So hat das Ganze auf mich gewirkt…
Ist das nicht dasselbe? Es verbleibt der Eindruck, dass er Bs Erwartungen erfüllt, um seine berufliche Forschungen zu sichern. Bleibt die Frage, ob es moralisch einwandfrei ist, zur Erreichung höherer Ziele seine Prinzipien zu verkaufen. Darüber kann man sich trefflich streiten und ich möchte hier keinen Stock über L brechen, da ich seine Entscheidung gut verstehen kann.
 

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Auf mich hat's auch so gewirkt, und nachvollziehen kann ich es selbstverständlich auch. Allerdings bin ich mir noch nicht so ganz sicher, ob es ihm wirklich was nützt. Es wirft auf jeden Fall - zumindest bei mir - kein wirklich gutes Licht auf ihn.
Da stimme ich dir zu. Die Entscheidung ist nachvollziehbar, aber es verbleibt ein schaler Nachgeschmack. Ich vermute, dass dieses erste kleine Zugeständnis Lydgates nur der Anfang ist. B wird ja als ein Mann geschildert, der es vortrefflich versteht, durch wohltätige Gesten Macht über andere zu erlangen. Hier hat es das erste Mal bei L geklappt.
 

MRO1975

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...echt? Warum? Mir, als Medizinerin, gefällt sein Wunsch, die Medizin voranzutreiben und das auch trotz zu erwartendem inneren und äußeren Gegenwind. Und sein innerer Konflikt, der glaubhaft dargestellt wurde, war enorm... der äußere wird wohl noch kommen...
Er gibt dafür einen Teil seiner Unabhängigkeit auf. Bei der Wahl Ts mag das noch nicht so schlimm sein. Aber was wird L tun, wenn B ihn vor die Wahl stellt, den Patienten seine eigene Medizin verkaufen oder das KH zu verlassen? Gibt man dem Teufel den kleinen Finger, will er bald die ganze Hand...
 

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Ist das nicht dasselbe?
... Nein, das ist meines Erachtens nicht das selbe. Also nicht nach dem Blick hinter die Kulissen. Es ist sogar ein großer Unterschied. Unterwerfung ist das Offensichtliche, aber die Motivation für die Unterwerfung ist in beiden Fällen eine ganz unterschiedliche.
L. unterwirft sich nicht, um B. zu gefallen (das würde einer vermeintlichen Schwäche entspringen), sondern um ein für ihn wichtiges Ziel zu erreichen. Das ist Klarheit und Zielorientiertheit. Und da es hier ein für viele Menschen nützliches Ziel ist, ist seine Unterwerfung hier keine Schwäche und auch nicht nur eigennützig...
 
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