Der zweite Teil beginnt mit dem Hochzeitstag von Archer und May. Alles wurde, den Traditionen gemäß aufs Beste organisiert. Archer wartet gelangweilt auf seine Braut in der Kirche. Als er Medora sieht, in deren Gefolgschaft er Ellen vermutet, wird er ganz konfus und sieht einen "gähnenden schwarzen Abgrund vor sich". Bereits auf der anschließenden Zugfahrt in den Honeymoon analysiert er die Schwächen seiner Frau.
In London müssen sie einen Pflichtbesuch bei Mrs. Carfry absolvieren. Auch hier zeigt sich, dass May abseits ihres gewohnten Umfeldes große Schwierigkeiten hat, sich anzupassen und Konversation zu machen. Archer lernt den Hauslehrer Riviere kennen, mit dem er sich lebhaft über Literatur austauschen kann. Auf dem Heimweg wird May sich sehr abfällig über den Lehrer und die ganze Einladung auslassen. Archer wird klar, was für ein Snob sie ist.
May hat ein großes Interesse an Kleidern- etwas dass Archer wohl zurecht als Oberflächlichkeit und Schutzrüstung deutet. Das Reisen interessiert sie kaum.
[zitat]Es hat keinen Sinn, eine Frau emanzipieren zu wollen, die nicht einmal ahnte, dass sie nicht frei war... (197)[/zitat]
May wird für Archer zur "Schutzgöttin von Tradition und Respekt". Er beißt sich zunehmend an den Dingen fest, die ihm an ihr nicht gefallen. Gleichzeitig spürt er, dass sie versucht, ihn zu verändern...
May setzt durch, dass das junge Paar seine Ferien gemeinsam mit ihren Eltern in Newport verbringt. Erneut wird seine Liebe (beim Bogenschießen) von Beaufort in Zweifel gezogen und fällt auf fruchtbaren Boden:[zitat]Was, wenn eine derart hochentwickelte Anständigkeit nur eine Art von Nichts war, ein Vorhang vor einer Leere? (213)[/zitat]
In verschiedenen Episoden wird deutlich, dass Archer sich noch immer nach Ellen sehnt, ihr jedoch auch ausweicht. Die Familie möchte den Schandfleck indessen loswerden, indem Ellen zu ihrem Mann zurückgeht.
Nach einer Feier hält es Archer nicht mehr aus. Er hat erfahren, dass Ellen sich in Boston aufhält und fährt zu ihr. Beide fühlen dieselbe Anziehung, bleiben aber standhaft. Ellen hat erneut ein Angebot ihres Mannes bekommen, das der Hauslehrer Riviere überbracht hat. Ellen schlägt es aus und macht mit Archer einen Ausflug.
Ellen hält es nicht im konservativen NY. Sie plant nach Washington zu gehen. Die Kritik an der Traditionstreue ihrer Freunde und dem "Abklatsch eines anderen Landes" hat mir gefallen (241)
Provokativ fragt auch Archer, warum sie nicht zurückginge. "Ich glaube, ihretwegen." sagt sie.
Beide sind in einer Sackgasse gelandet. Archer empfindet sein Leben als ein Scheinleben. Er ärgert sich, dass sie aufeinander verzichtet haben, um andere vor Verletzung zu schützen. Sie verspricht ihm, so lange nicht zum Grafen zurückzugehen, solange ihre Liebe platonisch bleibt und sie ihrer Gefühle füreinander sicher sind.
Am nächsten Tag wird Archer vom Hauslehrer Riviere besucht. Er, der die Gräfin zur Rückkehr bewegen sollte, wechselt aus Überzeugung die Fronten und bittet Archer, eine Rückkehr nicht zuzulassen. Sybellinisch sagt er: "Dabei ist dieser Wunsch (des Grafen) alles andere als harmlos. (255)" Diese Bemerkung klingt nach Rache und verletzter Eitelkeit. Vom Grafen, einer Figur im Hintergrund, scheint Gefahr auszugehen...
Archer muss wiederholt feststellen, dass er aus den familiären Beratungen bezüglich Ellen ausgeschlossen wurde. Ahnen die anderen etwas von seiner Passion? Halten Sie ihn für illoyal?
Jules Beaufort soll sich mit illegalen Spekulationen an den Rand des Abgrunds manövriert haben. Das kann, sehr zu Archers Überraschung, unangenehme Folgen für Ellen haben. Die Gesellschaft geht nämlich davon aus, dass die Beauforts für deren Unterhalt aufkommen. Spitze Bemerkungen unterstellen ihr auch mehr Gegenleistung...
Archer ist erbost, sieht aber die Gefahr, dass Ellen nun weich werden könnte. Er reagiert ungehalten. Später vermehren sich die Hinweise, dass seine "unschuldige" Ehefrau doch mehr über sein Gefühlsleben weiß, als er dachte.
Archer schürzt eine dienstliche Reise vor und will Ellen einen dringenden Besuch in Washington abstatten.
Im Grunde drehen sich dieselben Fakten immer im Kreis. Trotzdem liest sich das ganze enorm spannend. Man kann sich diese spießige Gesellschaft einfach zu gut vorstellen, die Dialoge sind meisterlich getroffen. Irgendwie schwingt eine unterschwellige Dramatik mit. Was wird Ellen bei ihrem Mann erwarten? Was hat er vor? Für mich ist klar, dass das Ganze nicht glücklich ausgeht. Die Grundstimmung ist zu melancholisch
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