Ach Leute, ich bin altbacken, dabei bin ich rund 20 Jahre jünger als der Protagonist. Abgesehen von dem "allerliebst" benutze ich all die hübschen Worte, die auf eurer Liste stehen, fast täglich. Ich bin´s zufrieden
Ansonsten lache ich mich fast schlapp bei eurer Diskussion! Wie könnt ihr das ernst nehmen? Schlink hat ein Weihnachtsmärchen geschrieben! Deshalb ist das auch so schön kurzfristig vor dem Fest erschienen
Ich stelle mich zu 100% an die Seite von Christian, Barbara und in Teilen RuLeka. Super, wie die liebe Xirxe gegenhält - nein, ich kann die Geschichte nicht als realistisch betrachten. Nun will ich es etwas begründen, auch wenn ich mich wohl wiederhole.
Eine 14-jährige, die auf ein öffentliches Gymnasium geht, KANN nicht so hinterwäldlerisch sein. Oder sie würde schrecklich gemobbt und ausgeschlossen, wäre verdruckst und unglücklich. Mit 14 opponiert man gewöhnlich gegen das Elternhaus. Dieses Mädchen übernimmt Papas Meinung 1 zu 1. Strange.
Die Suche verläuft märchenhaft, das habt ihr schon erläutert.
Wie kommt Kaspar darauf, sein Vermögen dermaßen zu verpfänden? Hätte er massig Geld auf dem Konto - okay. Aber er muss schon für die erste "Rate" einen Kredit bemühen.... Schlechtes Gewissen hin oder her: Dieses Geld kommt in keiner Weise Sigrun zu Gute, noch nicht einmal Svenja, sondern dem bekloppten Vater! Warum 25.000 Euro? 5.000 hätten ihren Zweck in diesen Verhältnissen auch erfüllt. Märchenhaft!
Die Auskunftsfreude, die unterdrückte Svenja, die ihren Poltergeist zu nehmen weiß und ihm beruhigend den Arm auflegt, sich aber ihr Geld vorenthalten lässt und die Tochter zu einem fremden Mann schickt...
Eine völkische Mutter, die nicht kochen kann - gibt es das?
Die lange Fahrt nach Bonn. Hanebüchen! Raul hat längst innere Distanz zu Svenja und hätte telefonisch Auskunft gegeben. (Allerdings hätten wir dann auf die tiefschürfenden Gedanken während der Reise verzichten müssen: Die Tropfen, die sich sammeln und so).
Die Bekehrungsversuche sind niedlich. Erstaunlich, wie schnell Sigrun Vertrauen zu ihrem "Opa" fasst, wie schnell sie den Haushalt erkundet, wie wiss- und kulturbegierig sie ist (nicht jede 14-jährige liebt die Oper). Eine musterhafte Märchen-Enkelin (auch wenn sie das N-Wort benutzt
)!
Ich freue mich für jeden, den die omnipräsenten Klischees nicht stören. Mir stoßen sie allüberall auf. Leo ist das sozialistische Vatermonster. Die böse Svenja, die sich von der Erziehungsanstalt nicht brechen lässt, zu den Rechten stößt (sie vermöbelte aktiv mit!) und nun ihrem Gatten als stilles Hascherl hörig ist. Die Gemeindeschwester, die besser als ein Arzt praktiziert. Sowas wird es geben, aber hier sind die wundersamen Figuren geballt abgebildet, viele wurden von euch schon genannt. Märchenhaft eben.
Auch die Geschichte um das Erbe: Svenja wurde adoptiert. Demnach hat sie m.E. gar keine Ansprüche auf Birgits Hinterlassenschaft. Die Forderungen Björns sind zunächst also haltlos (erst das erfundene Testament begründet Ansprüche), er wird unglaublich dummdreist dargestellt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine aufgeweckte 14-jährige Gymnasiastin einem solchen Vater aus der Hand frisst.
Ich lese es ab jetzt als Weihnachtsmärchen
Schade eigentlich. Der erste Teil hat mich noch deutlich mehr überzeugt. Da konnte ich mich noch in die Protas einfinden, ihre Handlung nachvollziehen. Hier wird mir jetzt die Intention des Autors allzu deutlich.
Ein interessantes Thema - doch etwas zu konventionell (trivial mag ich noch nicht sagen) aufbereitet.