In einem Interview sagt er, er habe sich aus dem breiten Spektrum bewusst für eine völkische Gemeinschaft entschieden, weil er hinfahren und mit den Leuten sprechen konnte. Zuvor Literatur, Texte von Aussteigern. Diese genaue Recherche spürt man in meinen Augen in seinen Schilderungen. Auch für mich ist diese Welt fremd, vor allem erstaunt mich, dass Teenager in einer Zeit der breit gefächerten Informationsmöglichkeiten diese Haltung annehmen, Sigrun ist ein ehrgeiziges, aufgewecktes Mädchen und dann diese Bücher.Kommen wir zu den Völkischen. Das ist für mich wie das Eintauchen in eine mir völlig fremde Welt, und ich bin beeindruckt, wie detailliert Bernhard Schlink darüber zu erzählen weiß.
Das habe ich gar nicht so abwegig gefunden und Paula war als Figur endlich mal ein Lichtblick.Wie einfach findet Kaspar bitte Svenja und ihre Tochter? OK, er muss ein bisschen durch die Republik düsen, doch, oh Wunder: Da ist Svenja ja schon!
Ich finde ihn blass gezeichnet und kann seine Handlungen nicht recht nachvollziehen. Leo Weise hätte er den Kopf grade rücken müssen und bei Björn und Svenja - das kann ich seine Haltunggar nicht nachvollziehen. Über die völkischen Kreise weiß ich zuwenig, aber spätestens als Björn vom Testament anfing, hätte ich erwartet das Kaspar sich wehrt. Er legt seine Vermögensverhältnisse offen - warum ?Was haltet ihr eigentlich von der Figur Kaspar? Ich kann ihn nicht so richtig greifen. Einerseits berührt er mich in seiner Naivität und seinen Bemühungen, andererseits fehlt ihm doch die Haltung. Er lässt es zu, dass Leo Birgit als "Flittchen" bezeichnet (S. 149), er singt und johlt mit den Völkischen.
Glaubst Du, er hätte nur eine Information bekommen, wenn er dort angefangen hätte zu diskutieren? Um Vertrauen zu gewinnen, musst Du eine gemeinsame Ebene aufbauen, ansonsten kannst Du aufstehen und gehen.Er lässt es zu, dass Leo Birgit als "Flittchen" bezeichnet (S. 149), er singt und johlt mit den Völkischen.
Wo steht das, das er Sigrun retten will? Sein Hauptziel, und das wird mehrfach wiederholt, ist es, Sigrun nahezukommen. Und das finde ich durchaus nachvollziehbar, denn sie ist neben Svenja das Einzige von seiner Frau, was noch ist. Und Svenja näher findet er sicherlich so aussichtslos wie ichWas treibt Kaspar eigentlich an und warum setzt er so viel darauf, Sigrun zu retten?
Wie würdest Du denn eine völkische Familie nicht klischeehaft darstellen? Es ist einfach so, dass dort ein strenges Patriarchat herrscht und ganz viele einfach nichts bis wenig in der Birne haben. Der Anwalt scheint schlau zu sein, ist aber genauso geldgeil wie Sigruns Vater. Zudem: Wenn der ein besserer Mensch wäre, wäre er wohl nicht bei den Völkischen und so stramm rechts. Und wo ist bei Svenja das Klischee? Sie wirkt nicht so stramm und extrem rechts, ist es aber wohl und dennoch deutlich intelligenter als ihr Mann. Und dass Sigrun ist wie sie ist, ist bei einer 14jährigen wohl nicht verwunderlich.Die Figuren selbst finde ich jedoch zu klischeehaft.
Doch, denn ihre Überzeugungen geben sie für Geld nicht auf, ihre Familie aber schon. Hat man im 3. Reich ja mehr als oft genug sehen können.Sigrun darf kein Hakenkreuz-Piercing haben, aber mal eben ein paar Wochen im Jahr bei einem wildfremden Mann verbringen, mit dem sie nicht einmal verwandt ist? Nee, oder??
Svenja kommt praktisch vom Mond. Du hast doch gelesen was sie für Bücher bisher hatte? Das sind Bücher aus sowas von anderen Zeiten.Ob völkisch oder nicht, die Auswahl der Bücher ab S. 203 wirkt so, als käme sie vom Mond.
Weil es ihm zu persönlich und wichtig war, so etwas am Telefon zu besprechen. Vielleicht auf für Raul, der das nicht wollte.Wobei ich mich gefragt habe, warum er zumindest mit Raul nicht einfach alles gleich telefonisch geklärt hat, anstatt mal eben nach Bonn für ein paar halbgare Informationen zu reisen.
Paula war eine sehr sehr gute Freundin von Birgit und wurde als sehr mitfühlend und warmherzig beschrieben. Zudem: die Freunde von sehr guten Freunden sind auch meine Freunde - zumindest kenne ich das so.Ohnehin finde ich die Reaktionen der Befragten erstaunlich. Jede/r gibt mehr oder weniger bereitwillig Auskunft, Paula nimmt ihn gar gleich in den Arm.
Und dann? Hätte Björn ihn rausgeworfen und das wäre es gewesen mit der Kontaktaufnahme zu Birgits Tochter und Enkelin. Er hat ihn mit dem geködert, wonach er am meisten giert. Und glücklicherweise hat Björn das gleich zu Beginn deutlich gezeigt.Über die völkischen Kreise weiß ich zuwenig, aber spätestens als Björn vom Testament anfing, hätte ich erwartet das Kaspar sich wehrt. Er legt seine Vermögensverhältnisse offen - warum ?
Diese vorsichtige Annäherung finde ich sehr schön beschrieben. Er weckt Interessen in ihr, ohne sie zu bevormunden oder in eine Richtung zu lenken. Ich hatte sie anfangs als schlicht bezeichnet, aber ich denke, das ist falsch.Natürlich ist die Zeit, in der sie Kaspar besucht, kurz, aber ich bin sehr gespannt, wie es mit Sigrun weitergeht. Bisher mein Lieblings-Leseabschnitt.
Total! Das ist wirklich sehr detailliert.Diese genaue Recherche spürt man in meinen Augen in seinen Schilderungen.
Ich glaube, ich hätte mich dann fürs Aufstehen entschieden, als so etwas unwidersprochen stehen zu lassen. Zu Kaspar passt die Haltung aber durchaus.Um Vertrauen zu gewinnen, musst Du eine gemeinsame Ebene aufbauen, ansonsten kannst Du aufstehen und gehen.
Das habe ich zwischen den Zeilen deutlich herausgelesen.Wo steht das, das er Sigrun retten will?
Sigrun, oder? Nö. Sie geht auf eine öffentliche Schule, ein Gymnasium. Sie haben halt keinen Fernseher. Aber sie ist jetzt auch keine Amish. Sie bekommt also durchaus altersgemäßes Zeug mit.Svenja kommt praktisch vom Mond.
Schon beim Lesen hatte ich diesen Reflex, aber es ist richtig, zu Kaspar passt es. Das zieht sich ja durch alle seine Handlungen.Ich glaube, ich hätte mich dann fürs Aufstehen entschieden, als so etwas unwidersprochen stehen zu lassen. Zu Kaspar passt die Haltung aber durchaus.
Um seine verstorbene Frau zu verteidigen, muss man nicht diskutieren. Er hätte einfach sagen müssen, dass er nicht möchte, dass so über seine Frau geredet wird.Glaubst Du, er hätte nur eine Information bekommen, wenn er dort angefangen hätte zu diskutieren?
von denen habe ich auch schon gelesen.Das Künstlerehepaar, die jedes Jahr ein Musikfest feiern, gibt es wirklich und ihre Scheune wurde tatsächlich abgebrannt. Aber sie geben nicht auf.
Das hat etwas von Wiedergutmachung; aber nicht für seine Fehler, sondern für seine Frau macht er es.Was treibt Kaspar eigentlich an und warum setzt er so viel darauf, Sigrun zu retten? Will er sich nicht eher selbst retten, sein Versagen in der Ehe wiedergutmachen?
Die ganze Szene erscheint mir unglaubwürdig. Wenn man bedenkt, dass Svenja bisher davon ausgegangen ist, dass die Weises ihre Eltern waren, ist ihre Reaktion auf den Besuch Kaspars verwunderlich. Da sagt man doch nicht, wir trinken erst mal Kaffee. Das muss einem doch in seinen Grundfesten erschüttern.Die Figuren selbst finde ich jedoch zu klischeehaft. Der wirklich durch und durch blöde Nazi-Vater, die gebrochene, aber nicht unsympathische Nazi-Braut, die irgendwann mal vom rechten (oh!) Weg abgekommen ist, die gelehrige, aber liebenswerte Sigrun, völlig verblendet von der Ideologie ihrer Eltern. Aber Kaspar wird sie schon wieder hinbekommen.
Das frage ich mich auch. Ob völkisch oder nicht. Sigrun wirkt wie ein Kleinkind mit ihren Fragen und ihrem ganzen Benehmen. „ Sie sah allerliebst aus.“ Wann habt ihr zuletzt mal von einem „ allerliebst“ aussehenden Mädchen gelesen?Dann würde mich interessieren, wann Bernhard Schlink zum letzten Mal eine 14-Jährige getroffen hat
Zu gut für diese Welt.Was haltet ihr eigentlich von der Figur Kaspar? I
Paulas Entgegenkommen ist glaubwürdig und nachvollziehbar. Sie war eine wahre Freundin für Birgit und hat sich trotzdem nicht an deren Wunsch gehalten, das Baby einfach abzulegen. Das war mutig und aus ihrer Sicht das Richtige. Dass sich Svenja später so entwickelt, kann man ihr nicht zum Vorwurf machen. Zugegeben, Leo erwies sich als strenger Vater, aber seine Frau schien es gut zu meinen mit Svenja. Das Leben in einem Heim wäre sicherlich schlimmer gewesen.Paula war eine sehr sehr gute Freundin von Birgit und wurde als sehr mitfühlend und warmherzig beschrieben
Du meinst hier sicher Sigrun.Svenja scheint intelligent zu sein und mit seiner zurückhaltenden Art scheint Kaspar genau der Richtige zu sein, Svenjas eigene Gedanken zu wecken. In der Schule wird das nicht gelingen, weil sie dort meist nicht zum eigenen Denken angeregt werden, sondern die Beurteilung bereits vorgesetzt bekommen. So ist es recht leicht für die Eltern zu sagen: Die erzählen euch Lügen, das stimmt alles nicht, die wollen nur, dass ihr so denkt wie sie. Ich bin gespannt, ob Kaspars Zeit mit Svenja ausreicht, ihre Einstellungen zu überdenken.
Ja, Sigrun hat sehr wohl Kontakt mit Gleichaltrigen. Deshalb ist für mich diese Figur bisher wenig glaubwürdig.Sigrun, oder? Nö. Sie geht auf eine öffentliche Schule, ein Gymnasium. Sie haben halt keinen Fernseher. Aber sie ist jetzt auch keine Amish. Sie bekommt also durchaus altersgemäßes Zeug mit.
Ich finde Paula fast als einzige Figur in diesem Buch, die ich mir aus Fleisch und Blut vorstellen kann.Paulas Entgegenkommen ist glaubwürdig und nachvollziehbar. Sie war eine wahre Freundin für Birgit und hat sich trotzdem nicht an deren Wunsch gehalten, das Baby einfach abzulegen.
Da stimme ich dir zu. Auch Kaspar finde ich in dieser Szene höchst unsensibel. So etwas Gravierendes mal einfach so rauszuhauen.Da sagt man doch nicht, wir trinken erst mal Kaffee. Das muss einem doch in seinen Grundfesten erschüttern.
Ich hätte es vermutlich auch nicht können, aber Kaspar hat seine Prioritäten und die sind ganz klar: den Kontakt zu Svenja und Sigrun bekommen. Dafür nimmt er Alles hin.Ich glaube, ich hätte mich dann fürs Aufstehen entschieden, als so etwas unwidersprochen stehen zu lassen. Zu Kaspar passt die Haltung aber durchaus
Im nächsten Abschnitt habe ich das dann auch - ich brauche wohl etwas längerDas habe ich zwischen den Zeilen deutlich herausgelesen.
Ja klar, natürlich Sigrun. Wieso müssen die alle mit S anfangen ? Sie bekommt es mit, aber es ist klar, dass das mehr oder weniger alles Teufelszeug ist. Sie lebt in einer Blase, in die nur das Einlass bekommt, was durch die nationalistischen oder nationalsozialistischen Filter gelassen wird. Der Rest schwirrt vorbei bzw. wird als irrelevant oder krank betrachtet. Sie lebt auf einem nationalsozialistischen Mond.Sigrun, oder? Nö. Sie geht auf eine öffentliche Schule, ein Gymnasium. Sie haben halt keinen Fernseher. Aber sie ist jetzt auch keine Amish. Sie bekommt also durchaus altersgemäßes Zeug mit.
Und dann? Glaubst Du wirklich, dieser Leo hätte das so einfach akzeptiert? Vermutlich wäre das Gespräch komplett verstummt, vielleicht wäre Kaspar sogar rausgeflogen - und erreicht hätte er nichts.Um seine verstorbene Frau zu verteidigen, muss man nicht diskutieren. Er hätte einfach sagen müssen, dass er nicht möchte, dass so über seine Frau geredet wird.
Du gehst von Dir aus. DU wärst erschüttert. Sie ist eine nationalsozialistische Frau, für die Gefühle Gedöns sind und die hart wie Kruppstahl zu sein hat, um das deutsche Volk zu retten. Glaubst Du tatsächlich, dass die vor einem fremden Mann, der dazu noch zu DENEN gehört, Schwäche in Form von Gefühlen zeigt?Da sagt man doch nicht, wir trinken erst mal Kaffee. Das muss einem doch in seinen Grundfesten erschüttern.
Der Mann ist 71, ich glaube in seinem Jahrgang gehörte allerliebst durchaus noch zum normalen WortschatzSigrun wirkt wie ein Kleinkind mit ihren Fragen und ihrem ganzen Benehmen. „ Sie sah allerliebst aus.“ Wann habt ihr zuletzt mal von einem „ allerliebst“ aussehenden Mädchen gelesen?
Natürlich - es sind einfach zuviele SDu meinst hier sicher Sigrun.
Svenja war schon so auf Ablehnung, dass die Wahrscheinlichkeit groß war, dass die Tür wieder zugefallen wäre. Ich glaube, wenn er nicht so damit rausgerückt wäre, hätte er keine Chance bekommen, mit ihr ein richtiges (mehr oder weniger) Gespräch zu führen.Auch Kaspar finde ich in dieser Szene höchst unsensibel. So etwas Gravierendes mal einfach so rauszuhauen.
Ich bin gerade mal 7 Jahre jünger und gebrauche das Wort auch nicht.Der Mann ist 71, ich glaube in seinem Jahrgang gehörte allerliebst durchaus noch zum normalen Wortschatz
Naja Duuu .... Das biologische Alter hat doch nichts mit dem geistigen zu tun Aber Kaspar liebt das Alte - stand nicht irgendwo was von seiner Liebe zu den alten Denkern? Sprache ist ihm wichtig und es gibt Wörter, die mag man und nutzt sie auch, obwohl sie altbacken sind. Ich hab da auch so einige ... (von denen ich letztlich erst gelesen habe, dass es Leute gibt, die sie hassen. Lecker beispielsweise.)Ich bin gerade mal 7 Jahre jünger und gebrauche das Wort auch nicht.
Also gut…Naja Duuu .... Das biologische Alter hat doch nichts mit dem geistigen zu tun Aber Kaspar liebt das Alte - stand nicht irgendwo was von seiner Liebe zu den alten Denkern? Sprache ist ihm wichtig und es gibt Wörter, die mag man und nutzt sie auch, obwohl sie altbacken sind. Ich hab da auch so einige ... (von denen ich letztlich erst gelesen habe, dass es Leute gibt, die sie hassen. Lecker beispielsweise.)
Oh ja, das ist auch schön Oder Habseligkeiten, nichtsdestotrotz, heimleuchten, Kuddelmuddel ...Also gut…
Ich mag ebenfalls altmodische Wörter wie z. B. hanebüchen
Da sind wir uns völlig einig…Oh ja, das ist auch schön Oder Habseligkeiten, nichtsdestotrotz, heimleuchten, Kuddelmuddel ...
Gibt es da nicht auch einen von Katharina Hacker (oder so ähnlich heißt die Autorin, glaube ich). Haben die miteinander zu tun?Da sind wir uns völlig einig…
„ Habseligkeiten“ - so heißt auch ein schöner Roman von Richard Wagner ( nicht der Komponist)