3.Leseabschnitt: Wringmaschine und Katzenauge (Kapitel 21 - 32)

SuPro

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Das spürt man und es kommt uns allen hier zugute. Weil manches eben nicht explizit ausgedrückt wird .
...sollte das tatsächlich so sein, würde ich mich sehr freuen... ich kann mich manchmal schwer bremsen, wenn ich am Denken, Formulieren und Schreiben bin ... im Sinne von „Wehe, wenn die losgelassen...“ ... ich finde den Austausch und neue Gedanken sehr bereichernd!!!
 

Querleserin

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@SuPro: Mir haben deine Ausführungen zur Haut auch sehr eingeleuchtet, auch die Erwachsene hat immer noch eine dünne Haut, eine Verletzung, die niemals ganz ausheilt. Ihr wurden die Flügel, die ihre Eltern ihr aufgrund ihrer Erziehung verliehen haben von den Freundinnen gestutzt. Aus dem freien Vogel ist eine Gefangene der Konventionen und Normen der Gesellschaft geworden.
 

MRO1975

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11. August 2018
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Wie fandet ihr eigentlich das weihnachtliche Truthahnessen?
Ich fand es schon wegen der Metapher und dem möglichen Brückenschlag von Elaine zu ihren Freundinnen hochinteressant. Der wilde Truthahn (Elaine?) sei klüger, als der gezähmte (die „Freundinnen“?). (S. 166)
Ist da doch ein Fünkchen Selbstbewusstsein in Elaine?
Oder ist es gar anders herum? Sind die Freundinnen die Wilden und wird Elaine gezähmt?
Beide Sichtweisen haben etwas für sich. Von ihrer Erziehung her könnte man Elaine als wilder im Sinne von natürlicher, weltoffener und freier betrachten. In diesem Sinne sind die Freundinnen nicht wild. Sie stecken ja in einem Korsett aus Normen und Konventionen.
Sie, vor allem Cordelia, sind eher wild im Sinne vom Ausleben ihrer aversiven Gefühle. Was das betrifft, ist Eileen wiederum sehr gehemmt. Sie lässt sich zähmen.
Wow, diese Metapher hatte ich nicht gesehen. Aber du hast recht. Ich glaube, Elaine ist der wilde Truthahn und soll gezähmt und verdummt werden. Danke für diesen Tipp!
 

MRO1975

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... ich liebe es, über Träume zu sprechen und ausgehend von ihnen und den sich aufdrängenden Assoziationen auf bedeutsame Themen im eigenen Leben und ICH zu stoßen. Ein Teil meiner tgl Arbeit, dem ich mit Freude und Leidenschaft nachgehe ;-)
Das merkt man. Du hast die Gefühlswelt von Elaine ganz wunderbar analysiert und beschrieben!
 

SuPro

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Wow, diese Metapher hatte ich nicht gesehen. Aber du hast recht. Ich glaube, Elaine ist der wilde Truthahn und soll gezähmt und verdummt werden. Danke für diesen Tipp!

...das ist doch das Schöne: sich gegenseitig auf interessante Details aufmerksam zu machen, die man selbst vllt überlesen hat, weil man müde war oder nicht ganz konzentriert...
 
G

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Dieser Abschnitt ist sehr dunkel und bedrückend!

Cordelia spielt wirklich ein übles Spiel. Ich finde, dies geht in meinen Augen deutlich über Mobbing hinaus. Ich fand die Stelle mit ihrem Vater und einer Angst vor ihm bedeutsam (S. 205) Diese Angst, man merkt sie eigentlich nicht, man merkt nur ein irgendwie psychopathisches Verhalten von Cordelia. Sie schafft Ängste und Abhängigkeiten, um sich groß zu fühlen. Das ist krank und geht meines Erachtens deutlich über Mobbing heraus. Ich denke über den Vater kommt noch etwas!

Elaine wird wirklich übel mitgespielt! Es ist gut zu wissen, dass es irgendetwas gegeben hat, was eine Änderung bewirkt hat. Ich bin mir nur nicht mehr so sicher, ob ich die Änderung wissen möchte. … Das Elaine ihren Schmerz kanalisiert und sich selbst verletzt/sich die Haut von den Füssen löst, um sich besser zu fühlen, zeigt wie tief das Wirken von Cordelia sie bereits verletzt/geschädigt hat. Hier finde ich ihr Alter sehr bedeutsam und auch schrecklich und mir wird klar, dass dies Folgen für Elaine haben wird. Eine Seele, die im Entstehen begriffen ist, die so etwas Entsetzliches/so ein Trauma erleben muss, braucht viel Glück und gute Therapeuten im weiteren Verlauf. Es grenzt an ein Wunder in meinen Augen, dass sie Beziehungen aufbauen konnte!

Ich kann mir nicht helfen, aber ich gehöre zu denjenigen, die die Handlung um die erwachsene Elaine mehr fesselt, mehr anzieht. Man der kindlichen Elaine bin ich tief berührt/schier entsetzt über dieses Grauen, aber trotzdem lässt mich die Figur etwas kalt zurück. Ich empfinde wenig Nähe.

Ihr schreibt, dass ihr diese Sichtweise, Elaine müsse als Kind stark sein, auf die alte Zeit projiziert. Heute wäre die Sicht eine andere. Dies finde ich aus meiner Perspektive nicht so, viele Patienten kommen zu uns, weil sie dem Druck nicht mehr standhalten, es aber lange Zeit getan haben, zu ihrem Schaden. Und ebenso finde ich, dass die Deutschen gerade durch viele ihrer früher so gerühmten Ideale, prädestiniert sind für ein depressives Erleben. Die Zahlen, der immer mehr ansteigenden psychisch Erkrankten, sprechen da deutliche Bilder. In südlichen Ländern ist dies nicht so und ich glaube nicht, dass dies nur am Klima liegt.

Und ich denke auch nicht, dass es Außenstehenden (Familie & Lehrer) immer gelingt zu traumatisierten Kindern durchzudringen. Ihr Erleben ist für sie selbst eine Schmach und sie werden versuchen zu verstecken/zu bagatellisieren. Ein Durchdringen von errichteten Mauern ist schwer/sehr schwer, auch für beruflich involvierte (@SuPro wird mich sicher verstehen).

Ich habe immer mehr das Gefühl, dass hier etwas Entsetzliches wartet.
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Die erwachsene Elaine:
Elaine kümmert sich nicht gut um sich. Sie vergisst, zu essen, sie legt wenig Wert auf Genuss. Der Verdacht auf eine Selbstwertproblematik drängt sich erneut auf. Sie legt keinen großen Wert auf sich.
Das Thema Altern spielt für sie eine große Rolle; es taucht immer wieder auf. „Ich würde alles nehmen,…, alles, was es gibt, ..., um das fortwährendeTröpfeln der Zeit aufzuhalten, um mehr oder weniger so zu bleiben wie ich bin.“ (S. 142).
Und obwohl sie schlimme Erfahrungen gemacht hat, verherrlicht sie so einiges von früher (man legte z. B. Wert auf Qualität (S. 140) und hatte einen guten Geschmach (S. 141)).
Dann begleiten wir Elaine beim einkaufen und auf den Straßen Torontos. Sie läuft an der Doppelmuschel des Rathauses von Toronto vorbei. Das musste ich gleich googeln. Wow total beeindruckend!

Und dann: Wie genial!
Seite 191: „Mein Herz hat eine Wunde, aus der Geld blutet.“
Ja, ihr Herz hat eine Wunde. Größtenteils verursacht durch schlimme Erfahrungen in der Kindheit. Und das hat sie u. a. einfühlsam und hilfsbereit gemacht. Sie weiß, wie sich Not anfühlt. Deshalb kümmert sie sich um die Obdachlose und gibt ihr Geld. Aber sie meint zu wissen, dass sie (auch) rachsüchtig, habgierig, hinterhältig und durchtrieben ist. Ob das stimmt?! Es ist ja ein Unterschied, ob sie tatsächlich so IST, oder ob sie nur hin und wieder diese Gedanken und Gefühle (Rache, Habgier, ...) hat. Sie in einem gesunden Maß zu haben, ist ja erstmal überhaupt nicht schlimm, sondern menschlich. Und je nach Erfahrung ist es ja vollständignachvollziehbar, wenn man/jemand so fühlt.
Aber was meint sie damit? Was wird hier angedeutet? Was wissen wir noch nicht? Was werden wir noch erfahren?

Ich fand es sehr gelungen, wie die erwachsene Elaine hier dargestellt wird. Und ich bin wie du sehr neugierig auf das was kommt! Einerseits! … Andererseits habe ich auch etwas Angst!
 
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Gelöschtes Mitglied 2403

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... Jetzt fällt mir noch etwas ein zum Thema zunehmender Druck.
Dass Elaine immer mehr unter Druck gerät (,„Ich werde nach innen platzen.“ (Seite 179)), zeigt sich auch an ihrem Wunsch, wieder mit ihrer Familie zu verreisen. Auch eine Fluchtmöglichkeit (neben Ausflüchten, psychosomatischen Symptomen, Ohnmacht und Depersonalisation).

Durch die Reise fühlt sie sich erleichtert. „Meine Kehle ist jetzt nicht mehr zusammengeschnürt, ich beiß nicht mehr die Zähne zusammen, die Haut an meinen Füßen heilt, meine Finger sind schon weniger zu wissen…“ (Seite 181).

Kaum zu ertragen, dass das Kind so leidet und allein damit ist!

Stimmt!!!!

Sehr bezeichnend ist hier auch der einfache Satz:
"Von Cordelia träumte ich nie." S. 184
 
G

Gelöschtes Mitglied 2403

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Wie fandet ihr eigentlich das weihnachtliche Truthahnessen?
Ich fand es schon wegen der Metapher und dem möglichen Brückenschlag von Elaine zu ihren Freundinnen hochinteressant. Der wilde Truthahn (Elaine?) sei klüger, als der gezähmte (die „Freundinnen“?). (S. 166)
Ist da doch ein Fünkchen Selbstbewusstsein in Elaine?
Oder ist es gar anders herum? Sind die Freundinnen die Wilden und wird Elaine gezähmt?
Beide Sichtweisen haben etwas für sich. Von ihrer Erziehung her könnte man Elaine als wilder im Sinne von natürlicher, weltoffener und freier betrachten. In diesem Sinne sind die Freundinnen nicht wild. Sie stecken ja in einem Korsett aus Normen und Konventionen.
Sie, vor allem Cordelia, sind eher wild im Sinne vom Ausleben ihrer aversiven Gefühle. Was das betrifft, ist Eileen wiederum sehr gehemmt. Sie lässt sich zähmen.

Ich denke hier spricht mehr der Wunsch. Elaine wäre in meinen Augen wild, wenn sie Cordelia die Augen auskratzen würde.
 

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Tja, da ich der Letzte hier in der Runde und mittlerweile sogar schon im nächsten Leseabschnitt bin (habe ich gar nicht mitgekriegt, weil ich mittlerweile ziemlich fasziniert bin von dem Buch und nicht mehr aufhören kann zu lesen :D), kann ich hier gar nichts mehr ergänzen, außer, dass ich mich in all euren Beiträgen wiederfinde und euch beipflichte. Hört sich nach "keine eigene Meinung" an, ist es aber nicht :D.
 

SuPro

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Tja, da ich der Letzte hier in der Runde und mittlerweile sogar schon im nächsten Leseabschnitt bin (habe ich gar nicht mitgekriegt, weil ich mittlerweile ziemlich fasziniert bin von dem Buch und nicht mehr aufhören kann zu lesen :D), kann ich hier gar nichts mehr ergänzen, außer, dass ich mich in all euren Beiträgen wiederfinde und euch beipflichte. Hört sich nach "keine eigene Meinung" an, ist es aber nicht :D.
...für mich hört sich das nicht so an. Es gibt ja nicht unendlich viele Sichtweisen und Meinungen...