3.Leseabschnitt: Wringmaschine und Katzenauge (Kapitel 21 - 32)

Querleserin

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Die Kapitelüberschrift „Wringmaschine“ ist programmatisch: Elaine wird regelrecht ausgewrungen von den anderen drei Mädchen - unter der Anleitunf Cordelias. Sie wird „erzogen“, weil sie angeblich alles falsch macht. Ein perfides Spiel treiben sie mit ihr - weil sie ihr Bestes wollen, bestrafen sie Elaine, entziehen ihr die Aufmerksamkeit, grenzende aus.
Ihre Reaktion: [zitat]In der endlosen Zeit, in der Cordelia so viel Macht über mich besaß, schälte ich mir die Haut von den Füßen.[/zitat]
Ihre Angst, auch ihren Töchtern könne es so ergehen, ist jedoch unbegründet - die beiden scheinen ganz vernünftig zu sein und gehen mit den depressiven Phasen ihrer Mutter pragmatisch um. Was Cordelia für Elaine in der Kindheit bedeutet, verdeutlicht die Aussage: [zitat]Kleine Mädchen sind nur für Erwachsene klein und niedlich. Füreinander sind sie nicht niedlich. Sie sind lebensgroß.[/zitat]
Dabei gelingt es Elaine, die dazu gehören möchte, nicht, die anderen zu hassen.
[zitat]Hass wäre einfacher gewesen. Bei Hass hätte ich gewusst, was ich tun muss. Hass ist klar, metallisch, einhändig, unerschütterlich; nicht wie Liebe.[/zitat]
Zwar quälen sie auch Carol, aber die ist sensibler und die Gefahr größer, dass sie etwas verrät. Bedrohlich ist, dass Elaine sich nicht mehr traut, den kleinen Brian Finestein weiter mit dem Kinderwagen auszufahren, aus Angst, die anderen könnten ihm was antun. Gruselig.
Auch die Religionsunterschiede spielen weiterhin eine Rolle- Elaine begleitet weiterhin Grace in die Kirche und mit den Finesteins taucht der jüdische Glaube auf, mit dem indischen Studenten der Hinduismus - neue Welten für Elaine?
Das Katzenauge ist Elaines Talismann und scheint sie zu beschützen - in dem Zusammenhang lügt sie Cordelia zum ersten Mal an. Auch ihre Mutter ahnt die Grausamkeit der anderen - im Gegensatz zur heutigen Zeit ist sie jedoch der Meinung, Elaine müsse das selbst regeln - das tut sie, sie verlässt die Realität, indem sie bewusst in Ohnmacht fällt. Eine Flucht...
Die Kapitel führen eindringlich vor Augen, wie grausam Kinder untereinander sein können und werfen auch die Frage auf, ob und wie Erwachsene eingreifen sollten.
 
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Literaturhexle

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Ein perfides Spiel treiben sie mit ihr
Das wird so eindringlich beschrieben, dass es mir fast weh getan hat... Ich hatte Angst um den kleinen Brian, denn in der Tat: Elaine wäre zur Verantwortung gezogen worden. Es hätte mich nicht gewundert, wenn Cordelia anschließend den gut dotierten Job übernommen hätte....

Wie klar die erwachsene Elaine in der Rückschau erkennt, dass sie nur einmal, kurz vor dem Austeilen der Süßigkeiten, bei den anderen begehrt war. Bitter sowas.

Dieses ständige Bespitzeltwerden, diese Perfidie..... Wie gekonnt gemobbt wird (hier ist der Begriff wirklich mal angemessen). Nicht nur die Mutter hat eine Ahnung. Auch die Lehrerin fragt sich, warum das Bild so dunkel ist.... Man hofft auf Hilfe.
Doch in dieser Zeit "redete man nicht viel", und der Tipp der Mutter (mehr Rückgrat) entspricht tatsächlich dem Trend der Zeit.
Ebenso passt das Schweigen über die Fehlgeburt ins Bild. Sowas machte man mit sich selbst aus... Grausam.

Hoffentlich klaut Cordelia nicht noch das Katzenauge. Zu befürchten ist es, allein wegen des Buchtitels.

In diesem Abschnitt ist die Vergangenheit in den Vordergrund getreten. Aber die Sprache wird nicht kindlich, so dass ich keine Schwierigkeiten damit habe ;).
 

Literaturhexle

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Die Szene in Kapitel 28, als Elaine die Bettlerin aufsammelt, fand ich markant. Sie fühlt sich einem Zwang ausgesetzt zu helfen. Sie weiß, dass sie ausgenutzt wird.
[zitat]ich laß mich von jedem ausnehmen, die große Wehleidige. Mein Herz hat eine Wunde, aus der Geld blutet.[/zitat]

Später dann
[zitat]Ich entferne mich von ihr, Schuld an den Händen, spreche mich frei...[/zitat]

Der letzte Satz:
[zitat]Ich weiß, dass ich rachsüchtig, habgierig, hinterhältig und durchtrieben bin.[/zitat]

Da muss doch noch etwas passiert sein. Was ist die Schuld an den Händen? Das kann nicht nur das schlechte Selbstwertgefühl sein. Wir werden es erfahren.
 

sursulapitschi

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Das wird so eindringlich beschrieben, dass es mir fast weh getan hat... Ich hatte Angst um den kleinen Brian, denn in der Tat: Elaine wäre zur Verantwortung gezogen worden. Es hätte mich nicht gewundert, wenn Cordelia anschließend den gut dotierten Job übernommen hätte....

Wie klar die erwachsene Elaine in der Rückschau erkennt, dass sie nur einmal, kurz vor dem Austeilen der Süßigkeiten, bei den anderen begehrt war. Bitter sowas.

Dieses ständige Bespitzeltwerden, diese Perfidie..... Wie gekonnt gemobbt wird (hier ist der Begriff wirklich mal angemessen). Nicht nur die Mutter hat eine Ahnung. Auch die Lehrerin fragt sich, warum das Bild so dunkel ist.... Man hofft auf Hilfe.
Doch in dieser Zeit "redete man nicht viel", und der Tipp der Mutter (mehr Rückgrat) entspricht tatsächlich dem Trend der Zeit.
Ebenso passt das Schweigen über die Fehlgeburt ins Bild. Sowas machte man mit sich selbst aus... Grausam.

Hoffentlich klaut Cordelia nicht noch das Katzenauge. Zu befürchten ist es, allein wegen des Buchtitels.

In diesem Abschnitt ist die Vergangenheit in den Vordergrund getreten. Aber die Sprache wird nicht kindlich, so dass ich keine Schwierigkeiten damit habe ;).
Das möchte ich voll und ganz unterschreiben. Wüsste ich nicht von der älteren Elaine, würde ich jetzt mit dem Schlimmsten rechnen.

Besonders schrecklich fand ich, dass die Mutter wohl merkt, was passiert, aber meint, nichts tun zu können. Was diese Mädchen da machen ist ja schon mehr als Mobbing, das ist Psychoterror.
 

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In der endlosen Zeit, in der Cordelia so viel Macht über mich besaß, schälte ich mir die Haut von den Füßen.


Ja, jetzt steht es da. Schwarz auf weiß: „In der endlosen Zeit, in der Cornelia so viel Macht über mich besaß, schälte ich mir die Haut von den Füßen.“ (S. 143)
Elaine muss enorm gelitten und unter Druck gestanden haben, denn sie hat sich selbst verletzt: Sie hat sich die Haut von den Füßen geschält (S. 143).
Sie hat sich nicht wohl gefühlt in ihrer Haut. Sie wollte raus aus ihrer Haut.

Die Haut ist unser Grenzorgan. Sie kann auch in psychologisch-psychosomatischen Sinn symbolisch als Grenze verstanden werden. Elaine verletzt Ihre Haut und übersetzt heißt das: Cordelia verletzt ihre Grenze. Ein unbewusster, subtiler und verschlüsselter Hilfeschrei. Aber niemand kann oder will es übersetzen. Nicht die Mutter, nicht die Lehrerin. Stöcke können einen verletzen, aber doch nicht Worte. Rückgrat braucht man. Elaines Haut ist verletzt. Ihre Grenze ist verletzt. Und damit wurde ihr Innerstes verletzt.
Im Gegensatz dazu, haben ihre eigenen beiden Töchter Sarah und Anne eine Schutzhaut. Eine Immunität. (Seite 144).
 

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Cordelia ist hinterlistig, unberechenbar und heuchlerisch. Sie will Elaine erziehen, sie kontrolliert sie mit Hilfe ihrer Spioninnen Grace und Carol, wertet sie ab, aber vordergründig gibt sie vor, es gut mit ihr zu meinen.
Elaine vertraut und glaubt ihr, empfindet sich selbst als unnormal, unvollkommen und minderwertig. Kein Wunder, dass sie Spaß daran hat, „all diese unvollkommenen Frauen (aus dem Katalog) auszuschneiden…“ Es beruhigt und erleichtert sie, zu sehen, dass auch andere nicht perfekt sind.
Elaine lässt alles mit sich machen weil sie Verlustangst hat. Angst, bei Ungehorsam von den dreien ausgestoßen zu werden. Sie will gefallen, um dazuzugehören. Durch Ihre Bedürftigkeit gibt sie Cordelia Macht. Elaine ist verblendet und hörig.
Sie hält die drei für Freundinnen. Freundinnen, die es gut mit ihr meinen.
Nicht Feindinnen. Feindinnen könnte und würde man hassen.

Mit der Zeit wird Elaine misstrauisch und vorsichtig. Sie ist total eingeschüchtert und hat Angst. „Zu wissen, dass sie da ist, aber nicht zu wissen, wo, ist das Schlimmste. Sie könnte überall sein.“ (S. 161).
Elaine fühlt sich von der „bösartigen, harten und unbarmherzigen“ Cordelia in eine Ecke gedrängt, wie an den Rand einer Klippe: „Ein Schritt zurück, und ich werde abstürzen.“

Sie beginnt, nach Fluchtmöglichkeiten zu suchen.
Erst sind es Ausreden/Alibis (der Mutter helfen). Dann psychosomatische Symptome, dann Ohnmachtsanfälle und schließlich Depersonalisation. Sie fühlt sich taub, erlebt ihren Körper anders und hat das Gefühl, neben sich zu stehen. Die Umwelt nimmt sie währenddessen nur entfernt wahr. Diese Entwicklung ist besorgniserregend!
 
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Die erwachsene Elaine:
Elaine kümmert sich nicht gut um sich. Sie vergisst, zu essen, sie legt wenig Wert auf Genuss. Der Verdacht auf eine Selbstwertproblematik drängt sich erneut auf. Sie legt keinen großen Wert auf sich.
Das Thema Altern spielt für sie eine große Rolle; es taucht immer wieder auf. „Ich würde alles nehmen,…, alles, was es gibt, ..., um das fortwährendeTröpfeln der Zeit aufzuhalten, um mehr oder weniger so zu bleiben wie ich bin.“ (S. 142).
Und obwohl sie schlimme Erfahrungen gemacht hat, verherrlicht sie so einiges von früher (man legte z. B. Wert auf Qualität (S. 140) und hatte einen guten Geschmach (S. 141)).
Dann begleiten wir Elaine beim einkaufen und auf den Straßen Torontos. Sie läuft an der Doppelmuschel des Rathauses von Toronto vorbei. Das musste ich gleich googeln. Wow total beeindruckend!

Und dann: Wie genial!
Seite 191: „Mein Herz hat eine Wunde, aus der Geld blutet.“
Ja, ihr Herz hat eine Wunde. Größtenteils verursacht durch schlimme Erfahrungen in der Kindheit. Und das hat sie u. a. einfühlsam und hilfsbereit gemacht. Sie weiß, wie sich Not anfühlt. Deshalb kümmert sie sich um die Obdachlose und gibt ihr Geld. Aber sie meint zu wissen, dass sie (auch) rachsüchtig, habgierig, hinterhältig und durchtrieben ist. Ob das stimmt?! Es ist ja ein Unterschied, ob sie tatsächlich so IST, oder ob sie nur hin und wieder diese Gedanken und Gefühle (Rache, Habgier, ...) hat. Sie in einem gesunden Maß zu haben, ist ja erstmal überhaupt nicht schlimm, sondern menschlich. Und je nach Erfahrung ist es ja vollständignachvollziehbar, wenn man/jemand so fühlt.
Aber was meint sie damit? Was wird hier angedeutet? Was wissen wir noch nicht? Was werden wir noch erfahren?
 
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Ich hatte Angst um den kleinen Brian, denn in der Tat: Elaine wäre zur Verantwortung gezogen worden. Es hätte mich nicht gewundert, wenn Cordelia anschließend den gut dotierten Job übernommen hätte....
... dieser Abschnitt über das Babysitten war so herzergreifend. Ich habe so eine Wut und so einen Hass auf Cordelia verspürt. Wut und Hass, die Elaine hätte verspüren „sollen“.
Dass die Autorin es schafft, im Leser solch intensive Gefühle auszulösen, ist, finde ich, eine Kunst.
 

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Und wieder fällt mir auf, wie wunderbar Atwood Atmosphäre schafft. Der Reim, den die Mädchen beim Seilspringen sprechen symbolisiert das Bedrohliche, das Elaine in ihrem Leben empfindet (S. 177) und der tote Rabe, den sie im Wald findet, deutet wieder das Düstere und Morbide an (Seite 182).

Spannend ist, dass nun auch Träume ihren Raum bekommen. Träume, in denen es um Ängste, Gefühle, nicht zu passen, Kälte, Zusammenbruch und Tod geht.
Elaine meint; „Von Cordelia träume ich nie“. Aber sie irrt sich: hinter diesen Träumen steckt Cordelia! (Seite 184)
 

sursulapitschi

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... dieser Abschnitt über das Babysitten war so herzergreifend. Ich habe so eine Wut und so einen Hass auf Cordelia verspürt. Wut und Hass, die Elaine hätte verspüren „sollen“.
Dass die Autorin es schafft, im Leser solch intensive Gefühle auszulösen, ist, finde ich, eine Kunst.
Ich muss das Buch auch ganz oft weglegen und eine Pause einlegen, weil es so furchtbar bedrückend ist.
 

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... Jetzt fällt mir noch etwas ein zum Thema zunehmender Druck.
Dass Elaine immer mehr unter Druck gerät (,„Ich werde nach innen platzen.“ (Seite 179)), zeigt sich auch an ihrem Wunsch, wieder mit ihrer Familie zu verreisen. Auch eine Fluchtmöglichkeit (neben Ausflüchten, psychosomatischen Symptomen, Ohnmacht und Depersonalisation).

Durch die Reise fühlt sie sich erleichtert. „Meine Kehle ist jetzt nicht mehr zusammengeschnürt, ich beiß nicht mehr die Zähne zusammen, die Haut an meinen Füßen heilt, meine Finger sind schon weniger zu wissen…“ (Seite 181).

Kaum zu ertragen, dass das Kind so leidet und allein damit ist!
 

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Die Kapitel führen eindringlich vor Augen, wie grausam Kinder untereinander sein können und werfen auch die Frage auf, ob und wie Erwachsene eingreifen sollten.

...ABSOLUT!!! Mobbing gehört zu den prägendsten Einflüssen in einer Biografie. Das stelle ich in meinem Berufsalltag immer wieder fest.
Und es ist für Eltern häufig einerseits sehr schwierig, es zu bemerken, andererseits ist es meist auch sehr schwierig, „richtig“ zu reagieren. Oft schämen sich die Kinder dafür, ausgegrenzt und gehänselt zu werden. Sie schämen sich, weil sie meinen, einen Makel zu haben, den sie verheimlichen und verschweigen müssen. Auch vor den Eltern. Außerdem ist da da dann die Angst, dass das Mobbing noch schlimmer wird, wenn die Eltern eingreifen. Das befürchtet Elaine ja auch. Die beste Möglichkeit wäre natürlich, schon im Vorfeld das Kind zu wappnen und falls es dann schlimmstenfalls soweit kommt, es durch Gespräche, Aufmerksamkeit und Zuwendung zu stärken.
 

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Wie fandet ihr eigentlich das weihnachtliche Truthahnessen?
Ich fand es schon wegen der Metapher und dem möglichen Brückenschlag von Elaine zu ihren Freundinnen hochinteressant. Der wilde Truthahn (Elaine?) sei klüger, als der gezähmte (die „Freundinnen“?). (S. 166)
Ist da doch ein Fünkchen Selbstbewusstsein in Elaine?
Oder ist es gar anders herum? Sind die Freundinnen die Wilden und wird Elaine gezähmt?
Beide Sichtweisen haben etwas für sich. Von ihrer Erziehung her könnte man Elaine als wilder im Sinne von natürlicher, weltoffener und freier betrachten. In diesem Sinne sind die Freundinnen nicht wild. Sie stecken ja in einem Korsett aus Normen und Konventionen.
Sie, vor allem Cordelia, sind eher wild im Sinne vom Ausleben ihrer aversiven Gefühle. Was das betrifft, ist Eileen wiederum sehr gehemmt. Sie lässt sich zähmen.
 

Literaturhexle

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Elaines Haut ist verletzt. Ihre Grenze ist verletzt. Und damit wurde ihr Innerstes verletzt.
Im Gegensatz dazu, haben ihre eigenen beiden Töchter Sarah und Anne eine Schutzhaut. Eine Immunität. (Seite 144).
Toll, wie du das herausgearbeitet hast. Absolut schlüssig. Ich bin ja schon weiter, da träumt Elaine, sie sei in einer eisernen Lunge mit eiserner Haut eingeschlossen.... Ich musste sofort an deine Deutung hier denken. Bestimmt sind die Extreme kein Zufall in diesem Buch.
Ja, ihr Herz hat eine Wunde. Größtenteils verursacht durch schlimme Erfahrungen in der Kindheit. Und das hat sie u. a. einfühlsam und hilfsbereit gemacht.
So könnte man das interpretieren. Ich bin aber wie gesagt im 5. Abschnitt... Ihr werdet staunen! Atwood ist eine Meisterin. Sie dreht die Konstellationen noch einmal völlig.... Ein grandioses Buch ;)!
Aber was meint sie damit? Was wird hier angedeutet? Was wissen wir noch nicht? Was werden wir noch erfahren?
Genau das meine ich!
Spannend ist, dass nun auch Träume ihren Raum bekommen. Träume, in denen es um Ängste, Gefühle, nicht zu passen, Kälte, Zusammenbruch und Tod geht.
Elaine meint; „Von Cordelia träume ich nie“. Aber sie irrt sich: hinter diesen Träumen steckt Cordelia! (Seite 184)
Mit Traumdeutungen Tat ich mich schon immer schwer, stehe Träumen daher eher ablehnend in Büchern gegenüber. Insofern bin ich dankbar für die Erläuterung sie ist schlüssig.
 

Literaturhexle

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Ich fand es schon wegen der Metapher und dem möglichen Brückenschlag von Elaine zu ihren Freundinnen hochinteressant. Der wilde Truthahn (Elaine?) sei klüger, als der gezähmte (die „Freundinnen“?). (S. 166)
Eine sehr metaphorische Szene!
Ich weiß nicht, zu diesem Zeitpunkt wird sich Elaine noch nicht zu den klugen Wilden zählen. Dazu ist sie zu sehr angeschlagen. "Cordelia ist wild, klar und deutlich."

[zitat]der Truthahn hat seine Verkleidung als Mahlzeit abgelegt und sich mir als das offenbart, was er wirklich ist, ein großer toter Vogel.[/zitat]
Mit dem Flügel isst Elaine "verlorenen Flug". Ich erinnere mich auch an den Toten Raben, der sie so sehr fasziniert hat.

Aus meiner Sicht hält sich Elaine an dieser Stelle eher für eine Zahme, eine Domestizierte, sich Unterordnende. Sie identifiziert sich mit dem Truthahn.
 

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Toll, wie du das herausgearbeitet hast. Absolut schlüssig. Ich bin ja schon weiter, da träumt Elaine, sie sei in einer eisernen Lunge mit eiserner Haut eingeschlossen.... Ich musste sofort an deine Deutung hier denken. Bestimmt sind die Extreme kein Zufall in diesem Buch.

So könnte man das interpretieren. Ich bin aber wie gesagt im 5. Abschnitt... Ihr werdet staunen! Atwood ist eine Meisterin. Sie dreht die Konstellationen noch einmal völlig.... Ein grandioses Buch ;)!

Genau das meine ich!

Mit Traumdeutungen Tat ich mich schon immer schwer, stehe Träumen daher eher ablehnend in Büchern gegenüber. Insofern bin ich dankbar für die Erläuterung sie ist schlüssig.
... ich liebe es, über Träume zu sprechen und ausgehend von ihnen und den sich aufdrängenden Assoziationen auf bedeutsame Themen im eigenen Leben und ICH zu stoßen. Ein Teil meiner tgl Arbeit, dem ich mit Freude und Leidenschaft nachgehe ;-)