3. Leseabschnitt: Teil IV (Seite 108 bis 151)

Literaturhexle

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2. April 2017
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Habt ihr auch über solche Stilrichtungen gesprochen?
Ich habe es angesprochen, weil das ja gerade mein Einwand war. Aber sie blieb dabei: die Regeln sind endlich. Mit ihnen kann man aber unendliche Musik gestalten, wie neue Richtungen immer wieder zeigen.
Es schwingen ja immer wieder unterschiedliche Empfindungen mit.
(Dissonanzen gibt es auch in der Klassik.)
Alles entsteht aus einer begrenzten Anzahl an Tönen.

Ob das jetzt wirklich eine eineindeutige Aussage ist, sei dahingestellt. Mich hat nur die Meinung einer "Expertin" auf die These interessiert.
 
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Irisblatt

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15. April 2022
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In diesem Teil Abschnitt IV erfahren etwas über das Leben in Stella Maris. Alicia nimmt das Stichwort Tischtenni McCarthy nimmt hier Bezug auf das Kekule Problem aus dem Jahr 2017 indem der Autor über die Beziehung zwischen Sprache und Unterbewusstsein nachdenkt.
Musste jetzt gerade mal kurz nachsehen, was das Kekule-Problem ist. Ich wusste nicht, dass McCarthy ein Sachbuch geschrieben hat. Hast du es gelesen?
Über weitere Themen wird am Schluss des LA über die Geige gesprochen. Eine Geige hat keine Vorläufer." Sie erscheint in all ihrer Perfektion einfach aus dem Nichts. (S. 151) Ein kleiner Mann aus dem fünfzehnten Jhd. fällte Ahorn und schnitt sie in dünne Bretter, ließ sie sieben Jahre trocknen (hier wieder die sieben) und machte sich, nach einem Dankgebet an Gott, an die Arbeit. Das geht Alicia sehr nahe.
Darüber musste ich schmunzeln. Es ist ein schönes Märchen, das hier erzählt wird und rückt die Geige als perfektes Instrument in die Nähe des Göttlichen.
Nur weil etwas nicht dokumentiert ist, heißt das aber nicht, dass es nicht viele Versuche gebraucht hätte bis aus Holz eine Geige wurde.
 

Irisblatt

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Johann Sebastian Bach kombinierte gerne. In den Kompositionen Bachs trifft man oft auf die Verwendung einer bestimmten Tonfolge: A-B-H-C aufsteigend, absteigend C-H-B-A, das Kreuszmuster ist dann B A C H und hier fällt der Zusammenhang mit dem Namen Bach auf.

Die Kunst seiner Fuge ist ein Werk, das aus 14 Fugen und vier Kanons besteht.


Die Zahl Sieben erscheint als Septime in der Musik .


Als Septime, auch Septim, Septe oder Sept (von lateinisch septimus: „der siebente“) bezeichnet man in der Musik ein Intervall, das sieben Tonstufen einer diatonischen, heptatonischen Tonleiter umspannt (z. B. C H). (Wikipedia)


Die Zahl Sieben ist natürlich auch in verschieden Symbolen zu finden. Einfach mal googeln. Das führt zu weit, alles hier aufzulisten.


Jeder der sieben Gaben des Heiligen Geistes entsprach eine der sieben freien Künste: Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Geometrie, Musik, Astronomie.
Danke! Ich wusste nicht, dass Bach für diese Zahlen/Notenspielerei bekannt ist.
Dass die 7 eine symbolträchtige Zahl ist, ist mir bewusst. Mir war nur nicht klar, wie du anhand des Textes überhaupt auf diese Zahlen gekommen bist. Da fehlte mir das Hintergrundwissen.
 
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Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Hui, bei den Dialogen muss ich mächtig aufpassen alles zu erfassen. Mir gefällt, dass Dr Cohen versucht mit ihr mitzuhalten was Themen angeht, die ihr wichtig sind. Wahrscheinlich macht er sich vor seinen Sitzungen mit ihr schlau. Und wenn er mal etwas nicht versteht, was bei vielen mathematischen Denkansätzen der Fall ist, steht er geflissentlich darüber. Die Chemie zwischen den beiden scheint zu stimmen, sicher wichtig für so eine Sitzung.
Der Zwerg ist mir immer noch ein Rätsel, auf die Frage ob Cohen ihn sehen könnte, wenn er jetzt anwesend wäre, weicht Alicia aus. Solche Dinge lösen beim lesen viele eigene Überlegungen aus. Kann ein anderer Mensch, der Halluzinationen sehen kann, die der anderen sehen? Ich denke nicht, aber das Buch wirft so viele rasante Thesen und Theorien auf, dass ich mir selbst manchmal nicht mehr traue.
 

Sassenach123

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Das Feuilleton hält den Vorgängerroman für besser als Stella Maris oder jedenfalls ist man der Meinung, dass letzterer zugänglicher wäre, hätte man vorher den Passagier gelesen.
Hatte ihn mir vor der Leserunde besorgt, und habe es bisher leider nicht geschafft ihn zu lesen, was ich nun bereue. Wenn man aber alle Stimmen hier berücksichtigt, wird es kein großes Problem sein, ihn im Anschluss an diese Runde zu lesen. Ich bin auf jeden Fall gespannt
Mathematik, Bach und Musik ist nicht zufällig gewählt. Musik und Mathematik passen hervorragend zusammen. Mc Carthy schreibt nicht nur exelente Dialoge, sondern setzt auch Symbolik ein. Stella Maris im ersten Teil hatte ich schon geschrieben. Hier bei Bach zeigt es sich, wie eng Mathematik und Musik miteinander verknüpft sind. B-A-C-H = 14 (Die Summe der Buchstaben) .
Man denke nur auch an die Rhythmik, die Intervalle, die unterschiedlichen Strukturen in Musikstücken, an den Instrumentenbau oder die verschiedenen Tonstrukturen. In der Musik lassen sich viele mathematische Inhalte aufzeigen. 14 läßt sich auch sehr gut durch zwei teilen: ergibt sieben. Wir haben sieben Sitzungen. Die sieben steht für: "Die Sieben ist die Summe von drei und vier, von Geist und Seele einerseits sowie Körper andererseits, also das Menschliche." Zufall bei Mc Carthy? Ich meine nein.
Wow, diese Kombination hätte Ich ohne deinen Beitrag nicht entschlüsselt, beziehungsweise drüber weg gelesen. Es ist schon interessant was alles eine tiefere Bedeutung zu haben scheint. Dabei frage ich mich, was uns vielleicht alles entgeht……
 

Literaturhexle

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Johann Sebastian Bach kombinierte gerne. In den Kompositionen Bachs trifft man oft auf die Verwendung einer bestimmten Tonfolge: A-B-H-C aufsteigend, absteigend C-H-B-A, das Kreuszmuster ist dann B A C H und hier fällt der Zusammenhang mit dem Namen Bach auf.

Die Kunst seiner Fuge ist ein Werk, das aus 14 Fugen und vier Kanons besteht.


Die Zahl Sieben erscheint als Septime in der Musik .


Als Septime, auch Septim, Septe oder Sept (von lateinisch septimus: „der siebente“) bezeichnet man in der Musik ein Intervall, das sieben Tonstufen einer diatonischen, heptatonischen Tonleiter umspannt (z. B. C H). (Wikipedia)


Die Zahl Sieben ist natürlich auch in verschieden Symbolen zu finden. Einfach mal googeln. Das führt zu weit, alles hier aufzulisten.


Jeder der sieben Gaben des Heiligen Geistes entsprach eine der sieben freien Künste: Grammatik, Rhetorik, Dialektik, Arithmetik, Geometrie, Musik, Astronomie.
Das ist alles nicht uninteressant. Nur wo ist der Bezug zu unserem Buch? Habe ich irgendwas überlesen?
Bachs Musik hat Alicia im Alter von 10 Jahren verzaubert. "Sie hat ihren Körper verlassen" - also eine sehr starke Empfindung.

Bachs Musik ist einzigartig und hat schon viele Menschen berührt.

Aber wo steckt der Zusammenhang zu der Bach-Tonspielerei, der 14 und der 7 (abgesehen davon, dass die Sieben als magische Zahl gilt und hier um Roman tatsächlich immer wieder auftaucht)?

Ich bin den ganzen LA nochmal abmarschiert, finde aber keine Lösung. Hast du vielleicht einfach nur deine Gedanken fließen lassen @petraellen?
Oder wo ist der konkrete Bezug? Hol mich vom Schlauch, auf dem ich stehe :apenosee
 

petraellen

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Aber wo steckt der Zusammenhang zu der Bach-Tonspielerei, der 14 und der 7 (abgesehen davon, dass die Sieben als magische Zahl gilt und hier um Roman tatsächlich immer wieder auftaucht)?
Das ist nur der Bezug zwischen Musik und Mathematik. Sicherlich sehr ausführlich. Es stellt auch eine Symbolik in seinem Roman dar. Mc Carthy hätte ja auch einen anderen Komponisten nehmen können. S.123 "Es gibt keinen Komponisten wie Bach."In meiner Rezi fallen diese Beispiele auch kürzer aus. Hier waren noch Nachfragen, daher ausführlicher. Mathematik, Musik und Bach sind nicht zufällig gewählt. Und die sieben, hast du ja selbst geschrieben, taucht im Roman immer wieder auf.
 

GAIA

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[Ich muss mich kurz fassen für diesen und den nächsten LA, da ich meinen linken Arm gerade nicvht nutzen kann und nur mit rechts tippe. Habe keine Kraft mich jetzt mit Stimmerkennung zu beschäftigen. außerdem lasse ich ab jetzt großbuchstaben weg.]

ich versuche das gespräch ausschließlich als ein gespräch zwischen unbekannten zu lesen und meinen drang zu unterdrücken, mich über den psychiater aufzuregen. das macht es einfacher, erklärt mir aber noch nicht, warum mccarthy will, dass ich diesen roman von ihm lese. der übergeordnete sinn und zweck wird mir noch nicht klar. ich habe also konzentriert weitergelesen. [das habe ich extra geschrieben, denn ihr sollt nicht denken, dass ich derzeit krankheitsbedingt nicht aufmerksam lesen kann und deshalb vielleicht den roman wie oben hinterfrage. nur das kommentieren ist derzeit nur schwer umsetzbar...]
 

GAIA

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Ob das tatsächlich so ist, ist für mich inzwischen eine der spannendsten Fragen. Vor der Lektüre von Stella Maris hätte ich dem zugestimmt. Jetzt bin ich mir da nicht mehr sicher und ich sehe den Passagier in einem völlig neuen Licht.
Kurz: Meine Wahrnehmung hat sich verändert ;) Was sagt das über die Realität aus???? :think
Ich finde zwar deine Spoilertext nicht wieder, aber könnte es genau mit diesem Schnipsel siehe oben zu tun haben?
Könnte es sein, dass du vermutest, dass Bobby nie aus dem Koma erwacht ist und vielleicht alles, was in "Der Passagier" passiert nur in seinem Kopf passiert? So würde es auch erklären, warum er Angst for der Tiefe hat und dann Tiefseetaucher geworden ist "nach" seinem Rennsportunfall! Liege ich richtig mit meiner Vermutung?
 

Irisblatt

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Ich finde zwar deine Spoilertext nicht wieder, aber könnte es genau mit diesem Schnipsel siehe oben zu tun haben?
Könnte es sein, dass du vermutest, dass Bobby nie aus dem Koma erwacht ist und vielleicht alles, was in "Der Passagier" passiert nur in seinem Kopf passiert? So würde es auch erklären, warum er Angst for der Tiefe hat und dann Tiefseetaucher geworden ist "nach" seinem Rennsportunfall! Liege ich richtig mit meiner Vermutung?
Genau - und das lässt viele Dialoge und Handlungen in neuem Licht erscheinen. Auf diese Idee kam ich aber tatsächlich erst während der Lektüre von Stella Maris.
 

luisa_loves-literature

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Wobei ich nicht sicher bin, ob der ältere Schüler mit der Liebe ihres Lebens identisch ist.
Da habe ich auch meine Zweifel. Ich glaube nicht.
Nur weil etwas nicht dokumentiert ist, heißt das aber nicht, dass es nicht viele Versuche gebraucht hätte bis aus Holz eine Geige wurde.
So ist es - aber so wird die Geige etwas ganz Besonderes. Ich finde es eher faszinierend, dass sich an ihrem Aufbau nichts Wesentliches mehr geändert hat. Das ist ja fast Perfektion in Vollendung.
 

luisa_loves-literature

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Ja, die Geigengeschichte - die hat mich tatsächlich auch einmal zum Googeln getrieben - ansonsten gestehe ich, dass ich die vielen mathematischen Theorien auch ohne Google an mir vorbeilaufen lasse. Es mag sein, dass mir etwas entgeht, aber ich bin auch immer der Ansicht, dass ein Roman für sich ohne Google verständlich sein sollte und ich habe eine tiefsitzende Matheallergie, die mich bei allem, was über Prozent- und Bruchrechnung hinausgeht, abschalten lässt :smileeye Da stehe ich auch gern dazu.

Ansonsten gefällt mir der Therapeut immer weniger. Ich halte ihn für grenzenlos überfordert und frage mich immer mehr, worauf seine Art der Gesprächsführung denn abzielt. Wenn ein Lehrer so Unterricht machen würde, würde wohl nicht viel dabei rumkommen. Allein der letzte Satz, den Alicia in diesem LA äußert: "Die Zeit ist um." Na denn. Schade, Dr. Cohen, das war's für heute - wir sehen uns morgen. Diese vertauschten Rollen befremden mich zunehmend.

Was ich allerdings richtig spannend fand, waren die Überlegungen zum Unbewussten, diese Idee des zweigleisigen Fahrens des Gehirns, dass es im Hintergrund immer aktiv ist und manchmal etwas an die Bewusstseinsoberfläche dringt. Man sollte sich selbst nicht zu genau beobachten, aber es ist doch recht faszinierend, zu welchen Zeiten und mit welchen Antworten (manchmal auch Fragen) sich das Unbewusste ins Bewusste schiebt. Also, für den Denkanstoß bin ich sehr zu haben - der hat mir gefallen.
 

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