Die Tatsache, dass Laurance wieder in eine kindliche Unselbstständigkeit gerutscht ist, wird durch den erneuten Perspektivwechsel hin zur Perspektive des Anfangs bis sie drei Jahre alt war. D
Der Wechsel ist mir auch sofort ins Auge gestochen. Deine Interpretation gefällt mir.
Gerade deshalb hätte sie dieses Gerücht über ihre Ärztin, von Frau zu Frau, hinterfragen müssen.
Ich kann es auch nicht verstehen, dass sie die gewachsene Beziehung zur Ärztin so schnell hat fahren lassen. Man sieht, wie stark sie ihrem Vater, der dazu vom Fach ist, vertraut. Die Lüge war natürlich schändlich! Sehr interessant, wie die Unfähigkeit des Gynakologen langsam durch dessen Beobachtung und seine eigenen Gedanken offengelegt wird. Es hat mich richtig gegruselt, zudem wuchs die Angst um F. und ihr Kind... Gut gemacht!
Im Zweifelsfall sind manche Dinge leichter gesagt, als getan
Das befürchte ich eben auch. Die Verstrickungen zum dominanten Vater sind komplex. Man bedenke auch immer wieder die Zeit: auch Mädchen in weniger patriarchischen Elternhäusern wurden noch zu Anpassung und Gehorsam erzogen. Diese Prägung streift man nicht eben mal ab. Die Tatsache, dass sie die Ohrfeige ihres Mannes akzeptiert hat, beweist doch, dass F. grundsätzlich das Männliche für übergeordnet hält. Sie kann nicht anders. Ihr wurden die Flügel in dieser Hinsicht gestutzt.
Zu zeigen, der Mann ist böse und unfähig?
Ja. Aber das wurde aus meiner Sicht sehr gut gemacht. War richtig thrillig.
dass durchaus auch Jungs von ihren Vätern in bestimmte Lebenswege geschoben werden, sie schlecht abgrenzen können usw.
Richtig. Das rechtfertigt zwar nicht sein Versagen im Kreißsaal, bereichert den Roman aber hier und da um die männliche Perspektive. Die Väter waren Patriarchen, denen sich nicht nur die Töchter zu beugen hatten. Die Konflikte zwischen Vätern und Söhnen konnten extrem aus dem Ruder laufen. Doch Charles hat ja getan, was von ihm verlangt wurde. Ich sehe das nicht als Gleichsetzung Männer/Frauenproblematik, sondern nur als einen Versuch, fair zu sein.
dass es den Menschen im Roman einfacher fällt zu glauben, dass eine Ärztin nicht so zuverlässig ist, wie sie sein sollte.
Weibliche Ärzte dürften damals weit seltener gewesen sein als heute. Gute Ergänzung. Entsprechend kann man ihre Kompetenz schnell bezweifeln.
Wenn es aber einen so starken Eingriff in das eigene Leben bedeutet, wie hier, dann wäre es wohl an der Zeit gewesen, auf Distanz zu gehen.
Völlig richtig. Aber leichter gesagt als getan
Sie liebt ihren Vater, sie buhlt um Anerkennung, spürt schon seinen Stolz auf den männlichen Nachkommen und möchte nichts anbrennen lassen. Sie möchte alles tun, um den künftigen Enkel nicht zu gefährden.... Blinder Gehorsam - ihrem eigenen Bauchgefühl versagt sie die Gefolgschaft.
Taten halte ich für wichtiger, als Worte. Das sehen moderne Feministinnen sicher anders.
Ich halte die Wortklauberei auch für völlig überflüssig. Wohl auch eine Generationenfrage. Es kommt auf Taten an.