Genau so würde ich es auch interpretieren. Eine Feministin aber vielleicht anders. Da wird das falsche Wort gesucht, das auf die "Misogynie" (das Wort kannte ich bis vor kurzem gar nicht) hinweist. Neue Zeiten, neue Sitten.Doch im Jahr 2022 interpretiere ich das einfach so, dass die beiden Mädchen oder Frauen einfach andere, eigene Berufswünsche und Vorstellungen haben,
Ich denke, Feminismus im Sinne von Forderung nach Gleichstellung in allen Bereichen betrifft zwar eindeutig das Vertuschen der Ärztefehler männlicher Ärzte (Juristen usw.), aber gerade wenn man ein selbstbewusstes Frauenbild anstrebt, ist doch das Verhalten von Laurence hier, als erwachsene Frau, das Gegenteil davon. Sie hätte doch längst Zeit gehabt, sich von diesen Eltern, die ihr nicht guttun, nie wirklich gutgetan haben, zu lösen. Genau dieses "die Eltern ehren usw." stelle ich in Abrede, besonders nach so einer Kindheit. Als Kind hat sie sich in ihre Phantasien geflüchtet, konnte sich aber nicht wirklich wehren bzw. verweigern, doch als erwachsene, erfolgreiche Frau sehr wohl. Gerade deshalb hätte sie dieses Gerücht über ihre Ärztin, von Frau zu Frau, hinterfragen müssen.Vielleicht bin ich zu feministisch in meinen Einstellungen
Da bin ich ganz sicher, dass das auch heute noch genauso passieren könnte. Wenn die Behandlung de lege artis (nach den Regeln der Kunst) ausgeführt wurde, ist fast unmöglich den Arzt zur Verantwortung zu ziehen.Emotional aufgebracht hat mich die ganze Arztfehler-Vertuschungssache.
Die Hebamme hat das Kind doch nicht geboren sondern entbunden.Schwester Catherine, die dich geboren hat, ist schon lange tot.
(S. 164)
Abhängigkeitsstrukturen und starke Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit. Traurig, aber wahr...Obwohl sie einen Teil des ungeheuerlichen Verhaltens ihres Vaters ihr gegenüber erkennt, geht sie brav vierzehn Tage später zu ihren Eltern zum Essen. Ich schüttle nur mehr den Kopf.
Man denkt oft, es wäre für einen Erwachsenen so einfach nicht nur zu begreifen, sondern auch die Konsequenzen zu ziehen. Ich glaube nicht, dass es sol leicht ist. Wir hatten das ja gerade in der anderen LR zu "Liebe ist gewaltig", dass es gerade in dysfunktionalen Familien oft schwer ist, sich zu lösen, während andere in funktionierenden Familien sich locker lösen können - allerdings im Bewusstsein, jederzeit wieder kommen zu können. Persönlich würde ich nie werten, was in solchen Situationen tun oder auch nicht. Im Zweifelsfall sind manche Dinge leichter gesagt, als getan. Meine Meinung.Sie hätte doch längst Zeit gehabt, sich von diesen Eltern, die ihr nicht guttun, nie wirklich gutgetan haben, zu lösen. Genau dieses "die Eltern ehren usw." stelle ich in Abrede, besonders nach so einer Kindheit. Als Kind hat sie sich in ihre Phantasien geflüchtet, konnte sich aber nicht wirklich wehren bzw. verweigern, doch als erwachsene, erfolgreiche Frau sehr wohl.
Ja, ganz genau! Ich meinte nicht, dass mir das Buch gefällt, weil Laurence plötzlich feministisch handelt, sondern weil es sehr sinnvoll hergeleitet und tatsächlich glaubhaft ist, dass sie weiterhin in den Strukturen, die sie verinnerlicht hat, größtenteils hängenbleibt!ist doch das Verhalten von Laurence hier, als erwachsene Frau, das Gegenteil davon.
Für mich hatte er tatsächlich eine Funktion. Zum einen, dass auch mal dargestellt werden konnte, dass durchaus auch Jungs von ihren Vätern in bestimmte Lebenswege geschoben werden, sie schlecht abgrenzen können usw. Nur dass der Unterschied ist, wenn die Frau an den Herd gedrängt wird (um es mal sehr plakativ zusagen) kann nicht so viel schlimmes passieren. Wenn ein Mann in den Arztberuf gedrängt wird, den er nicht leiden kann und nicht gut darin ist, bekommt er a) automatisch eine gute Reputation und b) sind Fehler hier viel schwerwiegender und sie werden eher vertuscht. Natürlich machen Frauen auch Fehler, aber diese werden seltener vertuscht. Der Arztwechsel als solcher hat für mich die Funktion aufzuzeigen, dass es den Menschen im Roman einfacher fällt zu glauben, dass eine Ärztin nicht so zuverlässig ist, wie sie sein sollte. Laurence ist in einer Zeit aufgewachsen, in der es an der Tagesordnung war, dass schon „nur“ Hausfrauen Valium genommen haben und häufig auf Alkohol, um ihre „Pflichten“ erledigen zu können. Es gibt übrigens auf youtube noch alte Werbespots aus den 70ern (oder die Gegend) zu finden, in welchen sog. „Frauengold“ beworben wurde, grundsätzlich beruhigende Alkoholmischung. Das sollte laut Werbung die Frauen sogar im Bett gefügig machen! Und das kam im Fernsehen!Ich weiß nicht, ob es den Ärztewechsel tatsächlich gebraucht hätte. Welche Funktion hat er für die Geschichte? Zu zeigen, der Mann ist böse und unfähig? Ärztefehler kommen ja immer wieder vor. Ich kenne keine Statistiken würde aber vermuten, dass Frauen da auch auftauchen und es nicht zwingend einen Gender Unterscheid gibt. Ich mag keine überzogenen feministischen Perspektiven...
Jetzt machst du das „Liebe ist gewaltig“ Buch für mich interessant, auch wenn ich vorher noch sagte, dass ich froh bin, die beiden nicht hintereinander lesen zu müssen. Es kommt auf meine gedankliche Wunschliste nach deinem Lob gerade.Tatsächlich lese ich das Buch, ähnlich wie Gaia, aber durchaus auch gerne - auch wenn es nicht vergleichbar ist mit "Liebe ist gewaltig" und von der Klasse jenes Werkes meilenwert entfernt ist.
Ich denke, das hängt davon ab, was man bereit ist zu ertragen und im Sinne der Familie schweigend oder auch streitend hinzunehmen. Wenn es aber einen so starken Eingriff in das eigene Leben bedeutet, wie hier, dann wäre es wohl an der Zeit gewesen, auf Distanz zu gehen.Ich glaube nicht, dass es sol leicht ist.
Ich gehe einen Schritt weiter. Ich habe das Buch zu Ende gelesen und denke noch sehr darüber nach. Es ist für mich ein Versuch, eine persönliche Überlegung, ob es vielleicht einen traditionellen Feminismus gibt, der sich, wie ich, für gleichen Lohn für gleiche Arbeit, gleiche Chancen usw. einsetzt, aber nicht unbedingt in jedem Wort gendern will, weil ich nicht sehe, dass nur dieses * oder : oder der Luftschnapper im TV viel ändern wird, wenn nicht in den wichtigen, sozialen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Punkten endlich entsprechend gehandelt wird. Und heute gibt es den modernen Feminismus, der überall genau auf die Diskriminierung achtet, sie in jeder Wortwahl findet. Ich hielt es nicht für so grußartig, in Wien plötzlich ein Frauenorchester zu haben, aber gejubelt, als es endlich auch Frauen im Orchester der Wiener Symphoniker gab, was nur durch sogenannten Blind Auditions möglich wurde. Das ist allerdings schon Jahre her, inzwischen zum Glück ein Normalzustand, auch wenn das bekannte Orchester inzwischen nicht Wiener Symphoniker:innen heißt, aber, wie gesagt, Taten halte ich für wichtiger, als Worte. Das sehen moderne Feministinnen sicher anders.Genau so würde ich es auch interpretieren. Eine Feministin aber vielleicht anders.
"Liebe ist gewaltig" ist im wahrsten Sinne ein "erschreckend, schönes" Buch.Jetzt machst du das „Liebe ist gewaltig“ Buch für mich interessant, auch wenn ich vorher noch sagte, dass ich froh bin, die beiden nicht hintereinander lesen zu müssen. Es kommt auf meine gedankliche Wunschliste nach deinem Lob gerade.
Ich bin ganz anderer Ansicht. Aber lass uns darüber nicht weiter diskutieren. Sehr heikles Thema...Ich denke, das hängt davon ab, was man bereit ist zu ertragen und im Sinne der Familie schweigend oder auch streitend hinzunehmen. Wenn es aber einen so starken Eingriff in das eigene Leben bedeutet, wie hier, dann wäre es wohl an der Zeit gewesen, auf Distanz zu gehen.
Musst du drüber hinwegsehen. Das ist Absicht. Es geht nicht um eine echte Schilderung eines Lebens, meines Erachtens, sondern um das Konglomerat weiblichen Lebens. Und in diesem Kapitel geht es um Verrat. (Des Vaters. ich hab gestern nacht heimlich geblättert, jetzt muss ich aber noch hinlesen wegs der Details). Aber ich glaube, er ist sich keiner Schuld bewusst. Und darum gehts!Laurence nimmt leider so alles mit, was man abbekommen kann. Diese Überfrachtung ist es, die man am ehesten stört.